Der Ruf „Helau“ ist in vielen Karnevalshochburgen verbreitet. Oft wird er auch mit „ll“ geschrieben. Über seine Entstehung gibt es zahlreiche Erklärungsversuche: Am Niederrhein soll das „Helau“ einmal ein Hirtenruf gewesen sein. Eine weitere Deutung leitet „Helau“ von Halleluja ab. Manche behaupten, dass „Helau“ auch „Hölle auf“ oder „hel auf“ (Hel = germanische Göttin der Unterwelt, hieraus hat sich Hölle entwickelt) bedeuten kann; denn Karneval wird schon seit sehr langer Zeit gefeiert, um den Winter und die bösen Geister, die bei der Öffnung der Hölle auf die Erde kamen, zu vertreiben. Mit Kostümen wurde sich über sie lustig gemacht (siehe alemannische Fastnacht).
Ahoi
Im Norddeutschen und teilweise in der Pfalz/Kurpfalz, vereinzelt im Badischen und Bayerischen, ruft man „Ahoi“. Der Ursprung liegt in der Schifffahrt: Die Mannschaft des Narrenschiffs im Karnevalsumzug begrüßt das närrische Volk am Straßenrand mit „Ahoi“ und wird mit demselben Ruf zurückgegrüßt.
In Wasungen wird der Stadtname auf Plattdeutsch („Woesinge“) mit einem nachfolgenden „Ahoi“ gerufen. Hier liegt der Ursprung in der Flößerei auf der Werra, was früher eine der großen Ertragsquellen war.[1]
„Schlachtruf“ der Lustigen „Allgäuer & Gschnaidtweible“ des Faschingskomitee Kimratshofen.[19]
Prozele – Hom Hom!
Die „Dabbefänger“ des Carneval Club Dorfprozelten e. V. (CCD) am bayerischen Untermain beantworten den Ruf „Prozele“ (Dorfprozelten) mit dem Gegenruf „Hom Hom“ (= heim heim). Erklärung: Die Gemeinde Dorfprozelten am Untermain war eines der größten Schifferdörfer in Deutschland. Also gab es viele Schiffer im Ort, die öfter in der Fremde waren als zu Hause. Als sie dort gefragt wurden: Wo fahrt ihr denn hin?, da antworteten sie: Hom! (Heim!)
Halli – Sassi!
Narrenruf der Faschingsgilde Hauzenberg. Er beruht darauf, dass der Bürgermeister nach einer Feier den Namen des Kaisers Haile Selassie von Äthiopien nicht mehr fehlerfrei aussprechen konnte.
Radi-Radi
Narrenruf der Regensburger und ihrer Faschingsgesellschaft Narragonia.[20] Möglicher Ursprung: die Rettiche, die im Vorort Weichs angebaut werden (bairisch: Radi), oder der keltische Name der Stadt, Ratisbona.
Narrenruf in der Marktgemeinde Regenstauf. Ursprung: Bei der Gründung der örtlichen Faschingsgesellschaft Lari-Fari Diesenbach war der Lautstärkenpegel so groß, dass der Vorsitzende sagte: „Seit’s stad, sonst könn’ ma uns glei’ Lari-Fari nennen!“[21]
Nandalla
Narrenruf der Narrhalla Nandlstadt e. V. (Lkr. Freising)
Rhinland leitet sich von der Region Rhinland, dem Fluss Rhin ab; Alaaf! aus der Rheinländischen Tradition der Gründerin des örtlichen Karnevalsvereins FKK Fehrbelliner Karneval Klub e. V.[23]
Französische Wurzeln – „Allez Messieurs“- Der Begriff Allamoschee existierte in Effeltrich schon vor der Gründung des Fosanochtsvereins 1978.
Erwähnt wurde der Name beim über die Grenzen hinaus bekannten Effeltricher Winteraustreiben.
Die „Strohbären“ wurden hier unter anderem vom in Frankreich lebenden Schorsch mit den Worten „Allez Messieurs“ durch das Dorf getrieben, woraus der Begriff „Allamoschee“ entstand.
„Schlachtruf“ der Kroniche Fousanaocht,[25] übernommen von den Flößern, die bis ins 20. Jahrhundert das Holz vom Frankenwald aus bis an die Nordsee flößten.
Im Butzbacher Ortsteil Griedel (Gräile im örtlichen Dialekt), einer der Fastnachtshochburgen in der Wetterau, wird in der Fassenacht „Gräilau“ gerufen, einer Mischung aus Griedel und Helau. Neben den Fremdensitzungen und diversen anderen Veranstaltungen schlängelt sich am Faschingssonntag auch noch ein närrischer Lindwurm durch den Ort, in dem Lokales auf die Schippe genommen wird und die Narren mit lautem dreifachen „Gräilau“ begrüßt werden.
In Ober-Mörlen gilt bei Narren die Symbiose des Helau mit dem Umgangssprachlichen Namen der Gemeinde „Mörle“. Der verdreifachte Schlachtruf unterscheidet sich bei den beiden Karnevalsvereinen jedoch. So heißt es bei der 1. Karnevalsgesellschaft „Mörlau“: „Ein dreifach kräftiges Mörlau …“, bei dem Mörlauer Carneval Club: „Mirle-Mörlau, …“
In Offenbach am Main rufen die Narren „Offebach – Hallau“. Zu beachten ist, dass „Hallau“ mit zwei „l“ geschrieben wird, im Gegensatz „Helau“. Ein Offenbacher Prinz soll einmal zu später Stunde den Ruf nicht mehr so deutlich hinbekommen haben, und so haben die Gäste dieses „Hallau“ übernommen und beibehalten. Auch im Stadtteil Bieber wird der Ruf verwendet, hier rufen die Narren „Bieber-Hallau“.
Eine dem Kölle Alaaf ähnliche Formulierung ist zum ersten Mal in einer Bittschrift des zu Köln geborenen geheimen Rats Metternich zur Gracht an seinen Kurfürsten für das Jahr 1635 schriftlich belegt.[29] Ursprünge des Wortes „all af“ („alles ab“ / „alles weg“) auch in Trinksprüchen legen Inschriften auf Bartmännern nahe. Einige solcherart beschriftete Krüge aus der Zeit um 1550 werden im Kölnischen Stadtmuseum aufbewahrt.[30] Seit der Erneuerung des Karnevals ab 1823 ist „Kölle Alaaf“ auch ein Ruf der kölschen Jecken.
Als weitere Erklärung bietet sich an, dass es immer schon Sprachverbindungen entlang der Rheinschifffahrtsroute nach Süden gab. Im alemannischen und heute weit verbreitet im österreichischen Sprachgebrauch heißt „eine Maske“ „a Laaf’n“. Da die Sprachähnlichkeiten aufgrund der Handelsbeziehungen entlang des Rheins in frühen Zeiten zwischen Vorarlberg und den Rheinsiedlungsgebieten ähnlicher war als die mit dem direkten Hinterland, kann dieser Ausdruck also auch aus dem Alemannischen mitgebracht worden sein, als Schlachtruf also für die Zeit der Masken: „Kölle Alaaf“ = „Ganz Köln eine Maske“. Dagegen spricht, dass „Alaaf“ erst seit etwa 1880 in nennenswertem Umfang Einzug in den Karneval gefunden hat,[29] aber bereits 1748 in Kölner Universitätsakten in der Fassung „Allaff Cöllen“ als „antiquum illud commune adagium“ – jener alte, allgemein verbreitete Spruch – bezeichnet wurde.[29]
In Köln und in der weiteren linksrheinischen Umgebung von Köln (im weiteren Sinne bis in die niederländischen Regionen Noord-Brabant und Limburg) heißt der Karnevalsruf „Alaaf“, so z. B. „Oche Alaaf“, rechts des Rheins heißt es dagegen meist „Helau“. Im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis, im rechtsrheinischen Bonn sowie im Rheinisch-Bergischen, in Leverkusen und im Oberbergischen rufen die Jecken jedoch auch alle Alaaf. Im Rhein-Kreis Neuss liegt die Stadt Dormagen, bei der in allen Stadtteilen „Alaaf“ gerufen wird, außer im nördlichsten Ortsteil Stürzelberg, in dem seit jeher „Helau“-Rufe der Standard sind. Auch im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis wird im Dorf Dünstekoven in der Gemeinde Swisttal seit vielen Jahren „Helau“ gerufen, um sich von den umliegenden Orten abzugrenzen. In den „Alaaf“-Gebieten, die in etwa mit dem Verbreitungsgebiet ripuarischerPlattsprachen zusammenfällt, gilt es als unschicklich, „Helau“ zu benutzen. Entsprechendes gilt für „Helau“-Gebiete.
Schwule und Lesben veranstalteten von 1994 bis circa 2006 die Rosa Sitzung. Bei dieser Kölner Veranstaltung wurde statt Alaaf „Aloha“ gerufen. Dieser Ruf entstand während des Cologne Pride in Köln. Im Gegensatz zum „donnernden“ Alaaf-Ruf wird er sanft gedehnt ausgerufen. Der Arm wird dabei nicht wie beim „Alaaf“ gerade gestreckt nach oben gerissen, sondern eher langsam nach oben geführt und die Hand oben nach vorne abgeknickt (sieht dann aus wie der Ausgießer bei einer Teekanne, die sog. „Fallhand“).
Eine im Rheinland verbreitete Legende besagt, dass die Karnevalsrufe Alaaf und Helau im Mittelalter aus einem bewaffneten Konflikt der Bewohner Kölns mit Mainzer Kaufleuten entstanden sind. Köln hatte im Mittelalter das sogenannte „Stapelrecht“. Jedes Handelsschiff, das ab 1259 Köln passierte, musste drei Tage lang die geladene Ware zu einem festgelegten Preis zum Verkauf anbieten. Der Ruf Alaaf bedeutete dabei so viel wie „Alles abladen!“. Ein Mainzer Kaufmann widersetzte sich der Legende nach diesem Privileg mit Waffengewalt und dem Ausruf „Ik will he lau fahrn!“. Den Mainzer Kaufleuten gelang es schließlich, die Blockade mit ihrem Schiff zu durchbrechen, wobei ihr Anführer tödlich verwundet wurde. Beerdigt wurde der Händler bei Kaiserswerth, sodass heutzutage der Karnevalsruf der Kölner Alaaf ist und die Antwort der Mainzer und Düsseldorfer Narren „Helau“ lautet.[32]
Narrenruf der „Effelder Kaffeemänn“ aus der Zeit, in der über die nahe Grenze zu den Niederlanden Kaffee und Zigaretten geschmuggelt wurden. „De Bahn is kloar“ war der Ruf, wenn kein Zöllner zu sehen war – Der Weg ist frei.
Da Uersfeld (im Dialekt: „Escheld“) fast genau zwischen den Hochburgen Mainz mit „Helau“ und Köln mit „Alaaf“ liegt, wurden die beiden rheinischen Schlachtrufe zu „Helaaf“ zusammengefügt.
westfälisch/niederdeutsches Diminutiv zu „Rums“ im Sinne eines kleinen Unfalls. Wurde ursprünglich mit den Worten „dao schitt de Katt in't Häcksel“ (mundartlich für: Da hat die Katze in's Häcksel geschissen) entgegnet. Gemeint ist wohl, dass das Leben allem Unglück zum Trotz weiter geht. Rumskedi ist heute der Name der Symbolfigur des Beckumer Karnevals, des Katers Rumskedi.
Adaption des Rufes „Helau“ Gab es nur für eine kurze Zeit Ursprung aus der Gründung des (Kinder)Karnevalsumzug 1976 Drilau Drilau für Kuchen und Kakao. – in Bad Driburg Driburg Helau
Bei der Eroberung der in der Nähe gelegenen Burg Bilstein wurde von den belagernden Attendornern versehentlich eine Katze mit der Armbrust erschossen – „Katt“ wie „Katze“, „Filler“ von „Pfeil“.
Holau als Abwandlung von Helau, abgeleitet von Holthausen, dem Ortsteil in dem traditionell der Rosenmontagsumzug stattfindet. Der Holti ist das Maskottchen des Hattingen-Holthauser Karnevals.
„Buäh“ ist ein Ausspruch der Verwunderung, welcher fast nur in Ochtrup verwendet wird. Auf selbstironische Weise hat sich „Ochtrup Buäh“ in den letzten Jahren zum Narrenruf entwickelt.
Während die Narrenrufe der nördlichen Teile von Rheinland-Pfalz unter Nordrhein-Westfalen und nördliches Rheinland-Pfalz und Eifel eingeordnet sind, sind in der nachfolgenden Tabelle die Rufe im restlichen, d. h. südlichen, östlichen und westlichen Rheinland-Pfalz (Pfalz, Rheinhessen, Hunsrück) aufgeführt. Der bekannteste Ruf ist Helau aus Mainz, welches auch im dortigen Umkreis gerufen wird. Dennoch gibt es Orte, die ihre eigenen Rufe haben.
Im Saarland und vereinzelt in anderen Regionen ist der Ausruf „Alleh hopp!“ verbreitet. Er ist abgeleitet vom französischen Begriff „allez hop!“, der in etwa „los geht’s!“ bedeutet. Allerdings betont man das verballhornte „alleh“ nach saarländischer Art auf der ersten Silbe.
In Hohenstein-Ernstthal, ruft man: „traat veeder“!
Leila – Helau
ist der übergreifende Ruf aller Faschingsvereine der Stadt Leipzig, in Anlehnung an das Maskottchen des Leipziger Karnevals der Löwe.
Rabu
Der „Schlachtruf“ wurde zum ersten Mal am 16. Februar 1958, beim ersten Karnevalsumzug der sächsischen HochburgRadeburg gerufen. Er ist ein „einfach zweigeteilter Ruf“. Die Vorlage ist „Ra!“ und das närrische Volk antwortet mit „Bu!“ Die höchste Steigerungsform besteht aus drei einzelnen Vorlagen und drei einzelnen Antworten. Das närrische Volk wird aufgefordert zum „dreifach donnernden“ „Ra! – Bu! Ra! – Bu! Ra! – Bu!“
Leipzig ist für seine aktive Studentenclub- und Studentenelferratsszene Leipziger Studentenfasching bekannt.[37] Bei den einzelnen Vereinen gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Rufen, die meist studienspezifisch sind:
Ruf
Verein
Erklärung/Beschreibung
traat veeder
Carnevals Club RoWeHe
wird dreimal gerufen
Saxonia – Helau
Dresdner e. V.
wird dreimal gerufen, am Ende des dritten Mals: Helau, Helau, Helau
bestehend aus den Ortsteilen KEsselsdorf, GRUmbach und BRAUnsdorf
Sachsen-Anhalt
Auch in Sachsen-Anhalt genießt der Karneval (hier allerdings mehr als Fasching bezeichnet) eine lange Tradition.
Allerdings wurde zu DDR-Zeiten weniger Wert darauf gelegt, und so verfiel der Karneval zu dieser Zeit in einen lang anhaltenden Dornröschenschlaf, der bis zu Wendezeit anhielt.
Beim LNT ruft man „Technika – Fass die Sau, Hussassa – Küss die Sau“. Der erste Teil kam erst in den 1980er Jahren hinzu. Der Ausruf „Technika“ geht dabei auf den Ursprung des Vereins, der früheren Sektion Technologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, zurück.
Oberkappel: Ranna Ranna – bå bå, verwendet beim Oberkappler Narrenkastl in Anlehnung an den Fluss Ranna und das Wort „Bach“ (im Dialekt bå ausgesprochen)
Im deutschsprachigen Teil Belgiens (Ostbelgien) feiert man rheinischen Karneval. Klassische Narrenrufe sind Alaaf, vor allem in Kelmis und Eupen nahe bei Aachen, auch in Emmels bei Sankt Vith, und Helau im südlichen Teil Ostbelgiens. In Sankt Vith ruft man „Fahr’m dar“, das so viel bedeutet wie „Lange ordentlich hin!“
Südliche Niederlande
Im katholischen Süden der Niederlande wird in den Regionen Noord-Brabant und Limburg Karneval gefeiert. Insbesondere in Kerkrade, Heerlen, Maastricht und weiteren Städtchen in Süd-Limburg wird Alaaf gerufen, so dass man von Köln, Aachen oder Ostbelgien kommend beim Narrenruf keine Grenze spürt.
↑Martin Droschke: Fränggisch für Exberdn. In: Franken 2024. Franken-Wissen für das ganze Jahr. Emons Verlag, Köln 2023, ISBN 978-3-7408-1797-8, Blatt 6. Februar und Blatt 7. Februar.
↑Ingeborg Unger: Kölner und Frechener Steinzeug der Renaissance. Die Bestände des Kölnischen Stadtmuseums. (= Publikationen des Kölnischen Stadtmuseums. Band 8). Hrsg. von Werner Schäfke. Verlag Kölnisches Stadtmuseum, Köln 2007, ISBN 978-3-940042-01-9.