Fulda
Fulda ist eine Stadt am gleichnamigen Fluss und das Oberzentrum der Region Osthessen. Sie ist Kreisstadt des Landkreises Fulda und als neuntgrößte Stadt Hessens eine von sieben Sonderstatusstädten des Landes. Fulda ist die größte Stadt in der Region Osthessen und deren politisches und kulturelles Zentrum. Die Stadt gehört trotz Zugehörigkeit zum nordhessischen Regierungsbezirk Kassel zum Rhein-Main-Gebiet, einer der elf europäischen Metropolregionen in Deutschland. Fulda war Sitz des Klosters Fulda und ist eine Hochschul-, Barock- und Bischofsstadt mit Bischofssitz des gleichnamigen Bistums. Wahrzeichen der Stadt ist der Dom St. Salvator. GeographieLageDie Stadt Fulda liegt nahe der Mitte Deutschlands in Hessen; die Landesgrenzen zu Bayern und Thüringen liegen 15 km südsüdöstlich und 25 km östlich. Am Oberlauf des Flusses Fulda ist sie eingebettet in die Fuldaer Senke zwischen dem Fulda-Haune-Tafelland im Norden sowie den Mittelgebirgen Rhön im Osten und Vogelsberg im Westen. Das Stadtzentrum liegt auf 261,5 m[2] Höhe. Fulda gehört zum östlichen Teil des Rhein-Main-Gebietes. Die nächste Großstadt ist das circa 71 km entfernte Hanau. Weitere Großstädte in der Umgebung sind im Südwesten Frankfurt am Main und Offenbach am Main, im Südosten Würzburg, im Nordosten Erfurt sowie im Norden Kassel. Außerdem befinden sich Bad Hersfeld, Gelnhausen, Gießen und Marburg in der Nähe. NachbargemeindenFulda ist umgeben von den Umlandgemeinden Petersberg, Künzell und Eichenzell und bildet mit diesen drei Gemeinden eine Agglomeration von etwa 112.000 Bewohnern (Stand 2020). Weitere Nachbargemeinden sind: Großenlüder, die Stadt Hünfeld, Neuhof, die alle im Landkreis Fulda liegen und die Stadt Schlitz im Vogelsbergkreis. StadtgliederungFulda umfasst neben der Kernstadt 24 Stadtteile:
Die Kernstadt von Fulda selbst mit 43.000 Einwohnern ist in elf statistische Bezirke bzw. innerstädtische Viertel unterteilt, die jedoch keine eigenen Stadtteile bilden:
EingemeindungenDie Stadt Fulda wurde durch die hessische Gebietsreform am 1. August 1972 um die oben genannten 24 Umlandgemeinden vergrößert, verlor aber am 1. Juli 1974 ihre Kreisfreiheit.[3] Dafür wurde sie wie sechs weitere hessische Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern zur Sonderstatusstadt. Das bedeutet, dass die Stadt mehr Aufgaben und Rechte hat als sonstige kreisangehörige Städte, aber weniger als kreisfreie Städte. Entwicklung des StadtgebietsAnfang der 1970er Jahre entstand auf dem Aschenberg ein neuer Stadtteil, dessen Bebauung durch Wohnblocks und Hochhäuser geprägt ist. Die heutige Stadtentwicklung wird am westlichen Rand der Innenstadt fortgeführt. Außerdem entstand im Westen der neue Stadtteil Fulda-Galerie. Im Jahre 2005 wurde das neue Kultur- und Kongresszentrum Esperanto fertiggestellt und eingeweiht. Darin befindet sich ein neues Schwimmbad, das das alte Zentralbad ersetzt. Weitere größere Bauprojekte in der Innenstadt waren die Neugestaltung des Gemüsemarkts, die Umgestaltung des Universitätsplatzes sowie die Umgestaltung und Neubebauung von innerstädtischen Industriebrachen wie dem ehemaligen Emaillierwerk und den stillgelegten Milchwerken. KlimaDurch seine Lage in Mitteleuropa befindet sich Fulda in der kühlgemäßigten Klimazone. Die Winter sind kalt mit einem Durchschnitt von 0,6 °C im Januar, die Sommer sind kühl mit einem Durchschnitt von 17,7 °C im Juli. Dennoch kann es im Sommer über 30 °C warm werden. Am 17. Januar 1963 wurde in Fulda mit −27,5 °C die niedrigste bestätigte Temperatur an einem bewohnten Ort in Hessen gemessen.[4]
GeschichteNamensherkunftDie Herkunft des Namens Fulda ist ungeklärt. Urkundlich sind folgende Namen überliefert: aus dem Jahr 750 Uulta und Uulthaha, von 751 Fulda, von 752 Uuldaha, vor dem Jahr 769 Fulde, und im 16. Jahrhundert Fuld, Fult und Fuldt. Die wahrscheinlichste Herkunft ist eine sogenannte Hydronymie (Gewässernamengebung) aus altsächsisch folda „Erde, Boden“ und dem Grundwort -aha, das mit dem lat. aqua „Wasser“ verwandt ist und in vielen deutschen Flussnamen auftritt (vgl. Ache, -a); die zugrundeliegenden rekonstruierten urgermanischen Wörter lauten *fuldō „Erde, Erdboden; Feld; Welt“ und *ahwō „Fluss“. Aufgrund der Tatsache, dass es im Indogermanischen eine große Zahl von Wörtern mit der Wurzel *pel-/ pol- gibt, besteht auch die Möglichkeit, dass Fulda eine Variante des indogermanischen polota wäre. Für den Namen Fulda lassen sich demzufolge auch gewisse Verwandtschaftsbeziehungen im östlichen Mitteleuropa finden: Neben dem allgemein Slawischen pole (tschechisch wie polnisch, vgl. russisch поле), „Feld“, gibt es im Lettischen palts, palte „Pfütze, Lache“, aber auch den Fluss Pelta oder Peltew. Fuldaer Raum bis zur StadtgründungNach der wechselvollen Erdgeschichte des Fuldaer Raumes sind auch hier steinzeitliche Zeugnisse zu finden. Erste Besiedlungen sind in der Zeit um 5000 v. Chr. nachweisbar (siehe Zeitleiste). Kulturen entwickelten sich, die Völkerwanderung brachte neue Siedler in die Region. Eine keltische Stadt entstand an der Milseburg. Das Fränkische Reich entwickelte sich nach dem Zerfall des Römischen Reichs zum Machtzentrum in Mitteleuropa. Der Frankenkönig Chlodwig I. sicherte sich mit seiner Taufe die Unterstützung Roms, eine breitangelegte Christianisierung setzte ein. Bonifatius wurde vom Papst beauftragt, die germanischen Stämme in diesem Raum zu missionieren und der römisch-katholischen Kirche zu unterstellen. Mit der Gründung des Klosters Fulda durch Sturmius im Auftrag von Bonifatius begann 744 die Entwicklung des Ortes. Im Jahre 754 wurde Bonifatius in diesem Kloster beigesetzt. Durch Karl den Großen erhielt das Kloster 774 die Immunität und wurde somit zu einem Reichskloster. Zwischen 791 und 819 wurde die Ratgar-Basilika (benannt nach dem Abt Ratgar) erbaut, zu dieser Zeit der größte Kirchenbau nördlich der Alpen. Gleichzeitig siedelten sich erste Bauern und Handwerker um das Kloster an. Abt, Bürger und Bauern (11.–16. Jahrhundert)Die Abtei und die Siedlung erhielt 1019 durch Heinrich II. das Münz-, Markt- und Zollrecht. 1020 besuchte Papst Benedikt VIII. Fulda: ein Ausweis der Bedeutung des Klosters.[5] 1114 wurde Fulda das erste Mal als Stadt (civitas) erwähnt. Unter Abt Markward I. (1150–1165) erlebte die Stadt einen Aufschwung, viele entfremdete Güter wurden restituiert. Dabei half dem Abt einer der bekanntesten Urkundenfälscher des Mittelalters, der Fuldaer Mönch Eberhard. Abt Markward musste Raubritter vertreiben, er legte Burgen an und befestigte die Stadt 1162 mit einer Stadtmauer, etwa zwölf Türmen und fünf Stadttoren (Heertor, Peterstor, Florentor, Kohlhäusertor und Frauentörlein). Von König Friedrich II. wurden die Äbte des Klosters in den Reichsfürstenstand erhoben. Fürstabt Heinrich von Weilnau ließ zwischen 1294 und 1312 eine Abtsburg bauen, in der er außerhalb des Klosters residierte. Diese Burg wurde im 17. Jahrhundert durch Fürstabt Johann Friedrich von Schwalbach in ein Renaissanceschloss umgebaut. Aufstand der Bürger1208 wurde Fulda zur Stadt erhoben und wachte über ihre Rechte gegen die Ansprüche der Äbte, die schon eine Burg neben dem Kloster besaßen. Als Fürstabt Heinrich VI. von Hohenberg 1319/20 eine zweite Burg innerhalb der Stadt errichtete, erstürmten die Bürger mit Hilfe des Klostervogts, Graf Johann I. von Ziegenhain, beide Burgen des Abtes und zerstörten die neue Burg samt Turm und Ringmauern. Auf Klage des geflüchteten Abtes beim Kaiser wurden über die Stadt und den Grafen die Reichsacht verhängt. 1326 nutzte Heinrich von Hohenberg seine gestärkte Macht als Stadtherr dazu, die jährliche Steuer der Stadt für sieben Jahre von 100 auf 800 Pfund Heller zu erhöhen. Als er 1330 die Steuern ein weiteres Mal erhöhen wollte, formierte sich in der Stadt erneuter Widerstand. Als er daraufhin einige reiche Bürger einkerkern ließ und zur Freilassung eine Kaution von 9.500 Pfund Heller forderte, erhoben sich die Bürger 1331 gegen ihn. Sie verbündeten sich wiederum mit Graf Johann von Ziegenhain, stürmten die Abtsburg, das Kloster, den Frauenberg und den Petersberg. Wieder wurde die Stadt mit Reichsacht bestraft. Die Ministerialen des Abts schlugen den Aufstand nieder. Erzbischof Balduin von Trier vermittelte eine Sühne, gemäß der die Bürger den Turm und die Ringmauern der neuen Burg wiederherzustellen hatten und bedeutende Entschädigungen zahlen mussten. Die Stadt Fulda erhielt einen Rat und Bürgermeister unter Aufsicht eines fürstlichen Schultheißen. Bauernkriege im Fuldaer LandDie Situation der Städtebürger und der Bauern im Umland war durch die hohen Abgaben und Frondienste sehr kläglich. Das Stift plünderte das Landvolk aus und errichtete immer prunkvollere Bauten. So erhoben sich auch die Bauern im Fuldaer Land gemeinsam mit den Bürgern der Stadt gegen die Obrigkeit und beteiligten sich im Frühjahr 1525 am Deutschen Bauernkrieg. In den Bauernkriegen in Fulda und im Fuldaer Land war der nicht namentlich bekannte Pfaff von Dipperz und der Uhrmacher Hans Dahlhopf bedeutsam, die 10.000 Bauern um sich scharten. Landgraf Philipp von Hessen kam jedoch dem Stift mit einem starken Heer zur Hilfe und schlug den Aufstand in der Schlacht am Frauenberg nieder. Frühe NeuzeitHexenverfolgung in FuldaVon 1603 bis 1605 ließ Fürstabt Balthasar von Dernbach Hexenprozesse abhalten und beauftragte Balthasar Nuss als Malefizmeister mit der Durchführung.[6] Den Hexenverfolgungen im Hochstift Fulda von 1603 bis 1606 fielen rund 270 Menschen zum Opfer, überwiegend Frauen, aber auch einige Männer.[7] Besonders bekannt wurde der Hexenprozess gegen Merga Bien. Näheres zu den Hexenprozessen siehe bei Balthasar Nuss. Dreißigjähriger KriegIm Dreißigjährigen Krieg wurde Fulda mehrmals angegriffen. 1622 plünderten und brandschatzten Truppen des Herzogs Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel das Hochstift. Vom November 1631 bis zum Oktober 1633 war die Stadt von Hessen-Kassel besetzt.[8] Am 20. Juni 1640 brachen 300 herumstreifende schwedische Reiter ein Stadttor auf und plünderten am folgenden Tag.[9] Unter Fürstabt Joachim von Gravenegg (1644–1671) wurden die meisten Kriegsschäden behoben. Fulda als BarockstadtFürstabt Placidus von Droste hat in seiner Amtszeit (1678–1700) als Abt die Finanzen der Abtei Fulda grundlegend saniert. Sein Nachfolger Fürstabt Adalbert von Schleifras konnte somit im Jahr 1700 Johann Dientzenhofer zum Stiftsbaumeister in Fulda ernennen und ihn beauftragen, an der Stelle der romanischen Ratgar-Basilika den heutigen Fuldaer Dom und ein Stadtschloss im Stile des Barock zu errichten.[10] 1752 wurden die Fürstäbte in den Stand von Fürstbischöfen erhoben. Im Siebenjährigen Krieg wurde Fulda 1762 von einem hannöverschen Korps unter Luckner genommen. Die Straße zwischen Frankfurt und Fulda wurde 1764 auf Anweisung des Fuldaer Fürstbischofs Heinrich von Bibra als eine der ersten Straßen in Hessen zu einer Chaussee ausgebaut. Während der Amtszeit von Fürstabt Adolf von Dalberg wurde Fulda Universitätsstadt.[11] Von 1734 bis 1805 existierte die katholische Universität Fulda. Die Einrichtung besaß vier Fakultäten: Theologie, Philosophie, Medizin und Jura. Das barocke Gebäude des fuldisch-fürstäbtlichen Hofarchitekten Andreas Gallasini entstand von 1731 bis 1734.[12] Heute beherbergt es die Adolf-von-Dalberg-Grundschule. 19. JahrhundertDie Säkularisation 1802 entmachtete die Fürstbischöfe. Die fuldischen Besitzungen der geistlichen Fürstentümer gingen als „Fürstentum Nassau-Oranien-Fulda“ an Friedrich Wilhelm von Oranien-Nassau, bis 1806 Napoleon die Provinz Fulda annektierte. Die Ausstattung der Schlösser und zahlreicher barocker Bürgerhäuser wurde geplündert oder beschlagnahmt und versteigert.[13] 1810 wurde Fulda Teil des Großherzogtums Frankfurt und Hauptstadt des Departement Fulda. Aufgrund des am 2. November 1813 unterzeichneten Vertrages von Fulda trat Württemberg in das österreichische Bündnis gegen Napoleon ein. Auf dem Wiener Kongress 1815 wurde die Provinz aufgelöst und nach einjähriger preußischer Verwaltung an Kurhessen abgegeben. Am 2. November 1850 wurde Fulda von preußischen Truppen besetzt, aber nach dem Zusammenstoß ihrer Vorposten mit Österreichern bei Bronnzell am 9. November geräumt und anschließend für kurze Zeit von den Bayern besetzt. Im Deutschen Krieg von 1866 besetzten es die Preußen am 6. Juli abermals. Anschließend wurden Fulda und Kurhessen annektiert und Teil des Königreichs Preußen (Regierungsbezirk Kassel, Provinz Hessen-Nassau). Die Stadt Fulda war im Kulturkampf ein Hauptbollwerk des Ultramontanismus im Deutschen Reich. Die Zahl der Einwohner betrug 1885 mit der Garnison (eine reitende Abteilung Feldartillerie Nr. 11) 12.226 (darunter 1880: 3347 Evangelische und 602 Juden). Fulda war u. a. der Sitz eines Bischofs, eines Domkapitels, eines Amtsgerichts und eines Steueramtes. Fuldaer Auswanderer gründeten in Amerika u. a. den Fuldaer Kranken-Unterstützungs-Verein. Weimarer Republik und NationalsozialismusIm Jahre 1927 wurde Fulda kreisfreie Stadt. In Fulda konnte die NSDAP bei der Reichstagswahl März 1933 nicht mehr als ein Viertel der Stimmen erringen, auch im Stadtrat spielte sie eine untergeordnete Rolle. Im Zuge der Gleichschaltung wurde 1933 die Fuldaer Actiendruckerei zerstört, in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 der historische Judenfriedhof und die Synagoge in der ehemaligen Judengasse. Der frühere Bürgermeister von Fulda, Karl Ehser, sagte später, dass die Gaupropagandaleitung in Kassel ihn aufgefordert habe, dafür zu sorgen, dass es auch in Fulda zu Übergriffen komme. Er hatte den Befehl erhalten, die Synagoge zerstören zu lassen. 1940 wurden die Franziskaner aus dem Kloster Frauenberg vertrieben. Eine Briefmarke der Deutschen Reichspost mit der Aufschrift 1200 Jahre Fulda erschien am 11. März 1944. Im Zweiten Weltkrieg war Fulda mehrfach Ziel von Luftangriffen. Der erste größere Angriff, bei dem auch der Dom beschädigt wurde, erfolgte am 20. Juli 1944 und forderte 80 Tote, am 5. August wurde Fulda bei einem kleineren Angriff von 30 Brandbomben getroffen. Am 11. und 12. September gab es zahlreiche Opfer. Katastrophe im KrätzbachbunkerAm 27. Dezember 1944 kam es bei einem amerikanischen Luftangriff zur schlimmsten Katastrophe in einem einzelnen Luftschutzbunker während des Zweiten Weltkriegs. Ein kanalisierter Bachlauf verlief als Tunnel unter den Bahngleisen und dem Verschiebebahnhof. Das örtliche Unternehmen Mehler, ein Textilhersteller, hatte bei Kriegsbeginn für den Luftschutz der Belegschaft die Auflage erhalten geeignete Anlagen zu erstellen. Im Jahr 1941 wurde der Tunnel behelfsmäßig zu einem Luftkriegsstollen mit zwei Ausgängen ausgebaut, dem Krätzbachbunker. Beim Luftangriff am 27. Dezember 1944 suchten etwa 1000 Menschen in diesem Bunker Zuflucht. Ein Volltreffer verschüttete einen Tunneleingang und zwei weitere Bomben brachten den Tunnel etwa 160 m hinter diesem Eingang zum Einsturz. Von den Verschütteten verloren 707 Menschen ihr Leben, darunter 451 Mitarbeiter der Firma Mehler, etwa 250 davon Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter aus Osteuropa. Nur etwa 150 Menschen wurden aus diesem Bunker gerettet. Die alliierten Streitkräfte zielten darauf, den noch intakten Bahnhof als Verkehrsknotenpunkt im Dritten Reich und Nachschubweg für die Ardennenoffensive zu zerstören.[14][15][16] Ein 1981 eingeweihter Gedenkstein an der Mehlerstraße erinnert an die Opfer, ebenso ein Kanaldeckel im Bürgersteig an der Heidelsteinstraße. Insgesamt wurden 1595 Kriegstote in Fulda gezählt; hinzu kamen noch eine ganze Anzahl von Verwundeten und Vermissten. Die Stadt wurde zu etwa einem Drittel zerstört, Verkehrswesen und Industrie waren schwer getroffen. Auch die historischen Bauten in der Altstadt, insbesondere rund um den Gemüsemarkt sowie im Barockviertel, trugen Schäden davon. Nachkriegszeit und GegenwartFulda gehörte nach dem Zweiten Weltkrieg zur amerikanischen Besatzungszone und war somit Teil des späteren Bundeslandes Hessen, allerdings nicht mehr in der Mitte Deutschlands gelegen, sondern geografisch und auch wirtschaftlich in einer Randlage der BRD. Die innerdeutsche Grenze zur DDR verlief nur etwa 35 km vom Stadtzentrum entfernt. Dadurch war Fulda bis 1989 von seinem östlichen Hinterland abgeschnitten, da insbesondere die traditionellen Verkehrs- und Wirtschaftsbeziehungen zu Thüringen unterbrochen waren. Fulda zählte während der deutschen Teilung zum sogenannten Zonenrandgebiet. In der Zeit des Kalten Krieges hatte Fulda eine besondere strategische Bedeutung, die im Begriff Fulda Gap verdeutlicht wird. Der von der NATO geprägte Begriff rührte von der Vorstellung her, dass im Falle eines Angriffs des Warschauer Pakts dieser versuchen würde, durch das Tal der Fulda über das etwa 100 km entfernte Frankfurt am Main nach Südwestdeutschland einzudringen. Bei diesem Szenario wäre Fulda vermutlich einer der ersten Kriegsschauplätze in einem möglichen Dritten Weltkrieg geworden. In Fulda gab es daher auch eine große US-Garnison in den Downs Barracks mit dem 14th Armored Cavalry Regiment, das 1972 zum 11th Armored Cavalry Regiment („Blackhorse-Regiment“) umgeflaggt wurde. 1994 endete die Stationierung von US-Streitkräften in Fulda. Auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne siedelten sich verschiedene Behörden und Firmen an und auf der Fläche des zu dieser Einheit gehörenden Flugplatzes im Stadtteil Sickels entstanden der neue Stadtteil Fulda-Galerie und ein Messegelände. Fulda entwickelte sich nach 1945 trotz seiner Randlage zu einem modernen Industriestandort. Im Jahre 1972 erfolgte im Zuge der Gebietsreform in Hessen zum 1. August durch Landesgesetz die Eingemeindung von 24 Stadtumlandgemeinden.[17] Sie bilden heute neben der Kernstadt die 24 Stadtteile von Fulda. 1974 verlor die Stadt die Kreisfreiheit, die sie seit 1927 besessen hatte, jedoch gilt seit 1980 ein Funktionaler Sonderstatus, womit verschiedene Aufgaben der Kreisstufe verbunden sind. Am 17. und 18. November 1980 wurde Papst Johannes Paul II. von mehr als 100.000 Gläubigen[18] begeistert in der Innenstadt und bei einem Gottesdienst unter freiem Himmel auf dem Domplatz empfangen. Am 29. September 1984 kam es zu einer Großdemonstration in Fulda. Etwa 30.000 Anhänger der Friedensbewegung demonstrierten gegen die Militärpolitik in Ost und West. Mit dem Fall der Berliner Mauer und Öffnung der innerdeutschen Grenze am 9. November 1989 nach der Wende besuchten täglich mehrere tausend Bürger der DDR die Barockstadt. 1990 wurde in Fulda der 30. Hessentag veranstaltet. 1994 feierte die Stadt ihr 1250-jähriges Bestehen und war Veranstaltungsort der ersten hessischen Landesgartenschau. Im Jahre 2002 wurde das Jubiläum „250 Jahre Bistum Fulda“ gefeiert. Im Jahre 2004 wurde des 1250. Todestages des Heiligen Bischofs Bonifatius gedacht. Aus diesem Anlass wurde das Bonifatius-Musical im Schlosstheater Fulda welturaufgeführt. Im Februar 2019 wurde Fulda von der International Dark-Sky Association der Titel „Sternenstadt“ verliehen.[19] Fuldas 1275-Jahr-Feier Gleich vier Jubiläen waren im Jahr 2019 Anlass zum Feiern: Am 12. März 744 gründete Sturmius mit sieben Gefährten das Kloster Fulda und legte damit die Keimzelle für 1275 Jahre Besiedlung der ganzen Region Osthessen. Die Errichtung der vor 1200 Jahren erbauten Ratgar-Basilika und der am 1. November 819 durch den Mainzer Erzbischof Haistulf erfolgten Konsekration der Ratgar-Basilika, die Bestattung König Konrads I. im Dom zu Fulda vor 1100 Jahren und die Verleihung der Markt- und Münzrechte durch Kaiser Heinrich II. vor 1000 Jahren am 1. Juli 1019 waren weitere Meilensteine in der Geschichte der Stadt Fulda, die es im Jahr 2019 zu feiern galt. Während des Stadtjubiläums erfolgten sieben Neuinszenierungen des „Bonifatius“-Musicals auf einer vor dem Dom errichteten Bühne. Bei sommerlich-mediterraner Atmosphäre besuchten 35.000 Leute das Stück und die Begleitangebote. PolitikDas katholisch geprägte Fulda war im zweiten Kaiserreich und der Weimarer Republik traditionell eine Hochburg des Zentrums. Nach dem Krieg etablierte sich die Stadt als Hochburg der CDU im Land Hessen. Bekanntester Fuldaer Politiker der Nachkriegszeit war Alfred Dregger, der 14 Jahre lang Oberbürgermeister von Fulda und 26 Jahre lang Bundestagsabgeordneter (zeitweise CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender) des Wahlkreises Fulda war. Fulda ist dem Bundestagswahlkreis Fulda und dem hessischen Landtagswahlkreis Fulda I zugeordnet. Seit der Kommunalwahl 2016 regierte in Fulda eine Koalition aus CDU und CWE. Nach den Kommunalwahlen im Jahr 2021 vereinbarten CDU, FDP und CWE eine Koalition. StadtverordnetenversammlungDie Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[20] in Vergleich gesetzt zu den früheren Kommunalwahlen ab 2001:[21][22][23]
Ergebnisse der Kommunalwahlen in Fulda ab 1946 bis zur Wahlperiode 1997–2001.[24]
Oberbürgermeister und MagistratNach der hessischen Kommunalverfassung wird in den Sonderstatusstädten der Oberbürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Magistrats, dem in der Stadt Fulda neben dem Oberbürgermeister als weitere hauptamtliche Mitglieder ein Bürgermeister als sein Vertreter und ein Stadtbaurat angehören sowie als ehrenamtliche Mitglieder zwölf weitere Stadträte.[27] Oberbürgermeister ist seit dem 15. August 2015 Heiko Wingenfeld (CDU).[28] Er wurde als Nachfolger von Gerhard Möller (CDU), der nach zwei Amtszeiten nicht wieder kandidiert hatte,[29] am 15. März 2015 im ersten Wahlgang bei 33,29 Prozent Wahlbeteiligung mit 62,60 Prozent der Stimmen gewählt.[30] Es folgte eine Wiederwahl im März 2021.[31] Amtszeiten der Oberbürgermeister
Quelle für diese Auflistung: [33] MagistratDer Magistrat ist als Kollegialorgan die Verwaltungsbehörde der Stadt. Er besteht aus dem Oberbürgermeister als Vorsitzenden, dem Bürgermeister und den Stadträten. In der Praxis besteht die weit überwiegende Mehrheit des Magistrats aus ehrenamtlichen Mitgliedern. Die Zahl der hauptamtlichen Beigeordneten (Stadträte und der Bürgermeister) darf die der ehrenamtlichen jedenfalls nicht übersteigen.[34] Der Magistrat besorgt die laufende Verwaltung und wird von den Bediensteten der Stadt unterstützt. Diese stellt er ein, befördert und entlässt sie.[35] Er trifft die Entscheidungen zu laufenden Verwaltungsangelegenheiten, bereitet gemeinsam mit der Verwaltung die Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung vor und führt diese aus. Er wirkt mit bei der Ausführung der Gesetze und Verordnungen innerhalb der Stadt, bei der Verwaltung des Vermögens, bei der Erstellung des Haushaltsplanes sowie bei der Überwachung des Kassen- und Rechnungswesens. Auch die Wahrung der Bürgerinteressen ist seine Aufgabe. Er vertritt die Gemeinde nach außen, führt den Schriftwechsel und vollzieht die Gemeindeurkunden. Er tagt unter Vorsitz des Oberbürgermeisters in nicht-öffentlichen Sitzungen. An den Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung nimmt der Magistrat ohne Stimmrecht teil.[36] Die ehrenamtlichen Stadträte werden von der Stadtverordnetenversammlung in oder bald nach der konstituierenden Sitzung für die fünfjährige Wahlperiode bis zur nächsten Kommunalwahl in den Magistrat gewählt. Für die Dauer ihrer Wahlzeit werden sie zu Ehrenbeamten ernannt und können zwar zurücktreten, aber im Gegensatz zu hauptamtlichen Magistratsmitgliedern nicht abgewählt werden. Die Stärke der in der Stadtverordnetenversammlung vertretenen Fraktionen spiegelt sich grundsätzlich in der Zusammensetzung des ehrenamtlichen Magistrats wider.[27] Ihre Wahlzeit endet erst mit der Wahl eines neuen Magistrats nach der nächsten Kommunalwahl. Der hauptamtliche Bürgermeister und die hauptamtlichen Stadträte werden von der Stadtverordnetenversammlung auf die Dauer von sechs Jahren als Wahlbeamte gewählt. Nach dem Geschäftsverteilungsplan des Oberbürgermeisters sind die drei hauptamtlichen Magistratsmitglieder als Dezernenten jeweils für einen Teil der Ämter und Fachbereiche der Stadtverwaltung zuständig.
AusländerbeiratDer Ausländerbeirat darf die Politik in Fulda nicht direkt mitbestimmen, kann allerdings die Stadtverordnetenversammlung beraten. Die Mitglieder des Ausländerbeirats können die ausländischen und staatenlosen Menschen vertreten, die nicht an der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung teilnehmen dürfen. Stimmberechtigt sind alle volljährigen Bewohner Fuldas, die keine deutsche oder EU-Staatsangehörigkeit besitzen.[39] Die letzte Wahl fand am 14. März 2021 statt. Die aktuellen und vergangenen Ergebnisse der Ausländerbeiratswahlen sind wie folgt:
Wappen
StädtepartnerschaftenFulda unterhält mit folgenden Städten eine Städtepartnerschaft:
Außerdem unterhält Fulda mit folgenden Städten eine Städtefreundschaft:
PatenschaftenDie Stadt Fulda hat Patenschaften[41] übernommen für
ReligionenKonfessionsstatistikLaut der Volkszählung 2011 waren 20,7 % der Einwohner evangelisch, 50,6 % römisch-katholisch und 28,7 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Religionsgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[43] Die Zahl der Protestanten und Katholiken ist seitdem gesunken. Mit Stand 31. Dezember 2017 waren 44,6 % der Einwohner der Mitglied der katholischen Kirche und 18,7 % der evangelischen Kirche an. 36,6 % der Einwohner bekannten sich zu einer anderen Konfession oder waren konfessionslos.[44] ChristentumRömisch-Katholische KircheAls katholischer Bischofssitz des Bistums Fulda und regelmäßiger Tagungsort der Deutschen Bischofskonferenz ist Fulda traditionell katholisch geprägt. Die Klostergründung im Jahr 744 gilt auch als Gründungsjahr der Stadt Fulda. Aus dem Kloster und seinem Herrschaftsbereich entwickelte sich bis 1752 das Bistum. Einer der bekanntesten Bischöfe war Erzbischof Johannes Dyba (1929–2000), der aufgrund seiner konservativen Positionen gleichermaßen populär und umstritten war. Nach der Reformation fand katholischer Gottesdienst nur noch in der Kirche am Severiberg statt. Die Gegenreformation mit intensivem Einsatz der Jesuiten in Schule, Predigt und Katechese eroberte Fulda wieder für den Katholizismus zurück. Evangelische KirchenSeit 1896 haben die Fuldaer Evangelischen eine repräsentative Kirche in der Innenstadt, die Christuskirche. Erbprinz Wilhelm Friedrich von Oranien-Nassau (1772–1843), ab 1814 als Wilhelm I. König der Niederlande und Großherzog von Luxemburg, gründete als neuer Landesherr 1802 in Fulda eine evangelisch-reformierte Gemeinde. Am 3. April, dem Palmsonntag des Jahres 1803, fand im Collegium Marianum der Universität in Fulda der erste Gottesdienst der neu gegründeten evangelisch-reformierten Gemeinde statt. Dieser Raum stand der evangelischen Gemeinde bis zur Einweihung der Christuskirche am 1. Juli 1896 für Gottesdienste zur Verfügung. Nachdem die Christuskirche im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war, fanden von Ostern 1946 bis zur Wiedereinweihung am 25. September 1949 erneut evangelische Gottesdienste im Collegium Marianum statt. Aus anfangs 343 Evangelischen und einem Pfarrer wurden im Laufe von 200 Jahren in Fulda und näherer Umgebung acht evangelische Gemeinden mit zwölf Pfarrern und fast 20.000 Gemeindegliedern, die den reformatorischen Glauben in dieser Region repräsentieren.[45] Fulda ist seit 1949 Sitz des Büros des Deutschen Evangelischen Kirchentages. Die Ehefrau des Gründers Reinold von Thadden-Trieglaff (1891–1976), Freiin Elisabeth von Thüngen (1893–1988), stammte aus der nahen Rhön. Eine Evangelische Gemeinschaft (früher Landeskirchliche Gemeinschaft) – zum Evangelischen Gemeinschaftsverband Hessen-Nassau e. V. gehörend – gibt es seit 1899 in Fulda. Im selben Haus ist auch die örtliche EC-Jugendarbeit beheimatet. Seit 1948 gibt es eine aktive christliche Pfadfinderarbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Christuskirchengemeinde. Der ansässige Fuldaer VCP-Stamm Graf Folke Bernadotte zählt heute über 100 Mitglieder. Auf dem ehemaligen Hubschrauberstützpunkt (Sickels Army Airfield) in Sickels entstand nach dem Abzug der US-Armee unweit der Kreuzkirche ab dem Jahr 2000 ein neuer Stadtteil Fulda-Galerie dessen Gebiet u. a. auch zur Ev. Kreuzkirche zählt. FreikirchenIn Fulda gibt es mehrere freikirchliche Gemeinden, wie die Baptisten (Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde), die Jesus-Haus-Gemeinde (Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden), die Freie evangelische Gemeinde, die Bibelgemeinde Oase und zwei große Christliche Brüdergemeinden mit russlanddeutscher Prägung. Seit 2002 gibt es zudem eine Gruppe der Jesus Freaks. Russisch-orthodoxe KircheSeit Februar 2006 gibt es in Fulda eine Gemeinde der Russisch-Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats. Sie wurde zu „Ehren des Festes Begegnung des Herrn“ benannt. Die Gottesdienste werden regelmäßig gehalten.[46] JudentumIn Fulda gibt es heute eine jüdische Gemeinde. Sie setzt damit die jahrhundertelange Tradition jüdischen Lebens in Fulda fort. IslamIn Fulda bestehen einige islamische Moscheegemeinden, die hauptsächlich für Menschen türkischer, bosnisch-herzegowinischer, arabischer, nordafrikanischer, iranischer und pakistanischer Herkunft von großer Bedeutung sind. Zu den größeren Gemeinden gehört der Türkisch-Islamische Verein und die Ahmadiyya Muslim Jamaat, die eine Sendung zur Aufklärung über den Islam („Stunde des Islam“) im Offenen Kanal von Fulda produziert. Seit Juni 2007 gibt es in Fulda auch einen muslimischen Friedhof auf dem Gelände des Westfriedhofs.[47] KulturMedienIn Fulda erscheint seit dem 1. Januar 1874 im alteingesessenen Parzeller Verlag die Fuldaer Zeitung. Derselbe Verlag gibt zahlreiche heimatgeschichtliche Publikationen heraus. Eine konkurrierende Tageszeitung, die Fuldaer Volkszeitung, musste 1974 das Erscheinen einstellen. Bereits seit 2. Januar 1869 war in Fulda das Kreisblatt, seit 1. Januar 1885 als Fuldaer Kreisblatt und seit 30. April 1920 als Fuldaer Tageblatt erschienen, das aber am 1. September 1922 sein Erscheinen einstellte. Weitere Konkurrenzblätter zur Fuldaer Zeitung konnten sich später nicht etablieren. Die Anzeigenzeitung Fulda Aktuell erschien bis April 2022[48] für die Stadt Fulda, den Landkreis Fulda sowie Teile des Vogelsbergkreises und des Wartburgkreises. Die wöchentliche Auflage lag bei über 118.000 Exemplaren. Die Zeitung gehörte zum Verlagskonzern von Dirk Ippen. In der Fuldaer Rabanusstraße betreibt der Hessische Rundfunk ein Regionalstudio, aus dem Berichte aus Osthessen gesendet werden. In der Frankfurter Straße unterhält der Privatsender Hit Radio FFH im Parzeller-Haus ebenfalls ein Regionalstudio. Über Kabelfernsehen ist der Offene Kanal Fulda zu empfangen, der von Laien produzierte Sendungen publiziert. Ebenso befindet sich in Fulda der Hauptsitz des Medienkontors Fulda, das seit 2001 im Internet das regionale Nachrichtenportal Osthessen News betreibt. Fulda im FilmDie historische Altstadt sowie das nach dem Zweiten Weltkrieg immer noch gut erhaltene Barockviertel der Stadt dienten gelegentlich als Kulissen für bekannte deutsche Spiel- und Fernsehfilme. Die bekanntesten Produktionen sind:
Weitere Produktionen, für die Fulda Drehort war, sind der Science-Fiction-Film Die Hamburger Krankheit (1979), der Katastrophenfilm Die Wolke (2006) und der Krimi Tatort: Schwindelfrei (2013) mit Ulrich Tukur.[49] MusikMusikschulenDie Musikschule der Stadt Fulda[50] wurde 1968 gegründet. Neben Elementar-, Instrumental- und Vokalunterricht, Ensemblespiel und Theorieunterricht gibt es eine studienvorbereitende Ausbildung. Es werden 1.300 Schüler von ca. 40 Lehrkräften unterrichtet. Das Musikschulgebäude ist ein klassizistischer Bau von Clemens Wenzeslaus Coudray aus dem Jahr 1810, der 1985 unter Denkmalschutzgesichtspunkten für die Bedürfnisse der Musikschule saniert wurde. Chöre und Orchester
Rock und Jazz
Theater
Kinos
Museen
Bauwerke und SehenswürdigkeitenSakralbautenKirchen
MoscheenDie Bait-ul-Hamid-Moschee wurde im Jahr 2019 in der Edelzeller Straße feierlich eröffnet.[56] Auf dem 2900 Quadratmeter großen Gelände wurde das 976 Quadratmeter große Gebäude eröffnet, das über zwei Stockwerke verfügt. Auf beiden Stockwerken besitzt die Moschee je einen 130 Quadratmeter großen Gebetsraum sowie weitere Räumlichkeiten. Die Moschee hat zwei nicht begehbare Minarette und eine Kuppel. SynagogeDie Jüdische Gemeinde Fulda besitzt ein Kulturzentrum in der Von-Schildeck-Straße, in dessen ersten Stock eine Synagoge untergebracht ist. Zudem gibt es in diesem Gebäude eine Bibliothek, ein Museum und Gemeinderäume. Schlösser
Gebäude aus der Barockzeit
Sonstige Bauwerke
Denkmäler
Parks und NaherholungsgebieteIn Fulda gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Parks und Naherholungsgebiete und andere Grün- bzw. Freizeitanlagen, u. a.:
Von 27. April bis 8. Oktober 2023 richtete Fulda erneut die Landesgartenschau aus. In der Umgebung gibt es weitere Parkanlagen:
Regelmäßige VeranstaltungenFulda ist Hessens Karnevalshochburg. Die bis ins 15. Jahrhundert zurückgehende Foaset besteht aus insgesamt 13 Karnevalsvereinen, an deren Spitze die Fuldaer Karnevalsgesellschaft steht. Die um den Stadtkern herum „regierenden“ Vereine werden Randstaaten genannt. Am Rosenmontag marschieren diese und zahlreiche regionale Karnevalsvereine im traditionell größten Rosenmontagszug Hessens durch Fuldas Innenstadt.
Kulinarische Spezialitäten
Wirtschaft und InfrastrukturHistorischer ÜberblickVor 1802Fulda hatte zur Zeit des Heiligen Römischen Reichs eine Mittelpunktfunktion für das kleine überschaubare Territorium des Hochstifts. Das Wirtschaftsleben war zu der Zeit geprägt von der starren Zunftverfassung.[63] Fulda war Oberzentrum der umgebenden ländlichen Gebiete mit der Verwaltung der fürstbischöflichen Liegenschaften; die Stadt war geprägt durch das Handwerk, wie zum Beispiel die Gerber in der Löherstraße, Kammgarnspinnereien, Baumwollwebereien, Damast- und Sackleinwandfabrikation (Fuldaer Leinwand), Plüsch-, Filztuch-, Wachslichtfabrikation, Wollfärbereien, Wachsbleichereien, Salpetersiedereien und die Fertigung von Blasinstrumenten. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor war die Lage an der alten Handelsstraße Frankfurt–Leipzig.[64] Vor 1850Mit den Napoleonischen Kriegen und der damit einhergehenden Säkularisation begann ab 1802 eine neue Epoche. Die beginnende Demokratisierung und Liberalisierung war anfangs geprägt durch den Verlust der Residenzfunktion und wechselnden politischen Zugehörigkeiten. Die Stellung als Provinzhauptstadt mit dem Zuzug höherer Beamter konnte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die wirtschaftlichen Probleme nach dem Verlust der Residenz nicht beheben. Die Wirtschaft der Stadt produzierte praktisch nur für den lokalen Bedarf mit einem Überangebot an Waren und Dienstleistungen. Für die sich von ungefähr 7.000 im Jahre 1802 nur mäßig auf 8.900 fünfzig Jahre später erhöhende Einwohnerzahl produzierten 1847 130 Schuhmacher- und 53 Schneidermeister.[63] 1850 bis zum Ersten Weltkrieg
Die räumliche Begrenzung auf den lokalen Markt führte zu einer nur langsamen Umstellung vom handwerklichen Kleingewerbe zur industriellen Produktion. Die erste verlässliche Gewerbestatistik aus dem Jahre 1852 zählte für Fulda rund 600 Handwerksmeister mit ungefähr ebenso vielen Gesellen und insgesamt 234 Handelsleute mit 51 weiteren Beschäftigten. Insgesamt 214 Personen, davon die Hälfte weiblich, werden als selbständige Handarbeiter gezählt. Dabei handelt es sich um Näherinnen, Holzhauer und sonstige Tagelöhner. Unter der Rubrik Gesinde werden 636 Knechte, Mägde und Hausangestellte gezählt, davon 527 Frauen.[64] Von den Handwerksbetrieben wurden in der Aufstellung zwölf als Fabrik bezeichnet. Darunter die 1822 gegründete Leinenweberei von Johann Heinrich Schmitt als damals größter Arbeitgeber mit insgesamt 456 Beschäftigten, wovon 60 noch keine 14 Jahre alt waren, an 284 Webstühlen. Eine weitere Weberei beschäftigte 155 Arbeitnehmer, darunter ebenfalls 60 Kinder unter 14 Jahren, an 85 Webstühlen. Einer der größten Arbeitgeber war die „Armenbeschäftigungsanstalt“ am Heilig-Geist-Spital, an der ebenfalls Näh- und Webarbeiten ausgeführt wurden, mit 350 Beschäftigten. Nur noch ein Unternehmen hatte 135 und eines 50 Arbeitnehmer. Die anderen acht Fabriken blieben unter 20 Beschäftigten. Von den insgesamt 900 Fabrikarbeitern arbeiteten 800 in der Textilbranche.[64] Der Anschluss an die Frankfurt-Bebraer Eisenbahn 1866 veränderte durch die Anbindung an die industriellen Zentren Frankfurt und Kassel die einseitige Struktur der Fuldaer Wirtschaft. Die Anbindung von Fulda war ursprünglich nicht geplant und kam erst zustande, nachdem der Stadtrat beim hessischen Kurfürsten eindringlich auf die Notwendigkeit hingewiesen hatte, um die zunehmende Verarmung der Stadt und ihrer Bevölkerung zu stoppen. In der Folge begann ein rasanter wirtschaftlicher Aufschwung.[64] Die Stadt dehnte sich über das mittelalterliche durch die Stadtmauern begrenzte Gebiet aus. Die erste Erweiterung mit Industrieansiedlungen erfolgte zwischen dem Universitätsplatz und dem Bahnhofsgebäude und eine weitere rund um die Kaserne (heute Standort der Hochschule).[66] Die Unternehmensgründer waren zunächst Einheimische, die ihre handwerklichen Betriebe weiterentwickelten. Hauptsächlich waren sie zu Anfang weiter im Textilbereich tätig. Valentin Mehler gründete die spätere Mehler AG, die ihre Produkte bald auch exportierte. Die heutige Filzfabrik war 1888 als Plüschfabrik gegründet worden. Daneben bestanden rund ein Dutzend weitere Textilbetriebe mit teils dreistelliger Mitarbeiterzahl. Johann Heinrich Schmitt, dem größten Arbeitgeber 1852 gelang dagegen die Umstellung auf die mechanische Weberei nicht und der Betrieb wurde 1885 verkauft.[66] In anderen Bereichen gelang es nur wenigen Betrieben, industrielle Produktionsgrößen zu erreichen. Besonders zu nennen ist hier die 1867 gegründete Firma Bellinger, die hauptsächlich Stanz- und Emaillierwaren herstellte und in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts der größte Arbeitgeber Fuldas war. 1863 wurde aus den Reihen einer Zinngießerfamilie die heute noch bestehende Metallwarenfabrik Weißensee gegründet.[66] Ein weiterer Schwerpunkt der Fuldaer Produktion waren Wachswaren. Eika, Gies Kerzen, Berta und Rübsam (1886 gegründet und 1900 60 Beschäftigte). Johann Ferdinand Müller war der Sohn eines Hofschlossers und gründete 1864 Fuldas die ersten Maschinenfabrik und Eisengießerei, die 1886 geschlossen wurde. Früh gegründet von einem einheimischen Schmied war die Maschinenfabrik Paul Keil.[67] Ab dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts begann auch die Gründung von Firmen in Bereichen, in denen die Gründer vorher nicht tätig waren, teilweise durch Zuzug auswärtiger Unternehmer. Die aus einer Fuldaer Händlerfamilie stammenden Brüder Max (1857–1926) und Emanuel Stern (1856–1930) gründeten 1892 eine Lackfabrik, die später über Rhodius zur Teknos-Gruppe kam. Ab 1874 waren Webereien von Unternehmern aus Arnstadt, Salzhausen bzw. Frankfurt gegründet worden. Noch vor der Jahrhundertwende gab es Fabriken für Maschinenbau, zur Zigarrenherstellung und auch ein Vorgängergebäude der heute noch bestehenden Kugelfabrik.[67] Um die Jahrhundertwende begann eine weitere Phase von Unternehmensgründungen, bei denen von Anfang betriebswirtschaftliches Kalkül in Verbindung mit anspruchsvollem technischen Sachverständnis maßgeblich waren. Beispielhaft dafür kann Fulda Reifen genannt werden, wo der Techniker Gustav Becker aus Gelnhausen mit dem Kapitalgeber Moritz Hasenclever aus Remscheid den Standort der neuen Firma in Fulda wählten wegen der guten Bahnanbindung und der niedrigen ortsüblichen Löhne.[67] Die Anzahl der Beschäftigten in den Gummiwerken stieg von 15 im Jahre 1901 auf über 300 noch vor dem Ersten Weltkrieg. Auch die Firma Klein & Stiefel, ein Maschinenbauer mit Spezialisierung auf Holzbearbeitungsmaschinen, wurde in dieser Zeit, zusätzlich zu den schon vor Ort fertigenden fünf weiteren Maschinenbauern, gegründet.[68] Gefördert wurde die Entwicklung von Fulda auch durch das Ausbesserungswerk (ab 1866), das Gaswerk (ab 1863) und das Elektrizitätswerk (ab 1912). Der Bau der öffentlichen Wasserversorgung war ab 1892 und der Kanalisation ab 1903. 1904 fand die Erste Gewerbeausstellung statt.[68] Zusammenfassend war die Entwicklung vor dem Ersten Weltkrieg so,
Insgesamt gab es rund 4.000 Beschäftigte in den Fabriken. Rapide an Bedeutung verlor die Textilherstellung. Von den 300 Betrieben im Jahr 1880 gab es 1914 nur noch zwölf.[68] 1914 bis 1945Im Ersten Weltkrieg änderten sich die Rahmenbedingungen fundamental. Einige Firmen wie beispielsweise die Filzfabrik mussten zeitweilig schließen, während die meisten insbesondere größeren Fabriken (zum Beispiel Bellinger, Mehler, Gummiwerke) auf „Kriegsproduktion“ von Granaten, Uniformen etc. umstellen mussten. Dabei wurde anfangs die Anzahl der insgesamt in Fulda Beschäftigten sogar noch erhöht. Nach einem kurzen Aufschwung zu Beginn der 1920er Jahre war auch die Fuldaer Industrie nachhaltig von den Folgen der Hyperinflation 1923 und der Weltwirtschaftskrise am Ende des Jahrzehnts negativ betroffen. Zwischen 1927 und 1932 ging die Anzahl der Arbeitnehmer um 26 % zurück von 9355 auf 6960. Die Anzahl der Bezieher von Wohlfahrtsunterstützung erhöhte sich von 513 am 1. Januar 1929 auf 855 am 1. Januar 1930, weiter auf 1694 am 31. Dezember 1932, was sechs Prozent der Bevölkerung entsprach.[68] Insgesamt war die Lage jedoch stabiler als in den meisten anderen Städten und Industriegebieten. Neben einigen kleineren Betrieben mussten nur zwei Betriebe aus dem Textilgewerbe schließen, während insbesondere die größeren Fabriken trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten nicht zusammenbrachen.[68] Nach der Machtergreifung, die aufgrund der gewachsenen katholischen Strukturen und der Stärke der Zentrumspartei in Fulda langsamer als an anderen Orten zu Veränderungen führte, kam es insbesondere zur Verfolgung jüdischer Geschäftsleute.[68] Bekanntestes Beispiel ist Arthur Kayser, Mehrheitsaktionär und Geschäftsführer der Firma Mehler, der 1938 bei der Flucht aus Deutschland starb. Er hatte schon 1933, gemeinsam mit Sally Klebe von den Hutstoffwerken und Emil Kahn von Schwab’s Schuhwarenhandel, sein Amt in der Industrie- und Handelskammer Fulda aufgeben müssen. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs waren fast alle der 200 Betriebe im Kammerbezirk, die 1933 von jüdischstämmigen Besitzern geführt wurden, arisiert.[69] Der scheinbare Aufschwung in den 1930er Jahren mit einer spürbaren Senkung der Arbeitslosenzahlen, im Raum Fulda auch bedingt durch den Rhönplan, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, das die Maßnahmen in erster Linie der Vorbereitung eines Krieges diente.[69] Im Zweiten Weltkrieg mussten viele Unternehmen wieder auf Kriegswirtschaft umstellen. Es herrschte ein allgemeiner Mangel an Rohstoffen und Arbeitskräften, da viele Arbeiter in die Wehrmacht verpflichtet wurden. Zum Ausgleich wurden mehrere tausend Zwangsarbeiter hauptsächlich aus Russland und Polen in der Industrie, dem Handwerk und Gewerbe, in öffentlichen Einrichtungen und auch in der Landwirtschaft eingesetzt.[69] Vom Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg war Fulda lange weniger betroffen, da seine Industrieproduktion als nicht kriegswichtig eingeschätzt wurde. Zwischen dem 20. Juli 1944 und dem 25. März 1945 wurden dann bei vier größeren und mehreren kleineren Angriffen unter anderem Fulda Reifen, Bellinger, Berta, das Bahnausbesserungswerk und die Maschinenbauer Rübsam und Weißensee weitestgehend zerstört. Tragisch war ein Angriff auf die Firma Mehler, bei dem vom als Schutzraum für dort Beschäftigte ausgebauten Krätzbachtunnel sämtliche Eingänge getroffen wurden. Dabei starben 700 der insgesamt 1.600 Luftkriegstoten in Fulda, darunter 350 Zwangsarbeiter.[69] Kriegsende bis WiedervereinigungNach der Befreiung vom Nationalsozialismus, in Fulda in den ersten Apriltagen 1945 mit dem Einmarsch der United States Army, musste zuerst die Infrastruktur wieder instand gesetzt werden. Neben 200.000 Kubikmetern zu entfernenden Trümmern war die Reparatur der Gas- und Elektroversorgung vorrangig. Zur Integration der Vertriebenen und Flüchtlingen war der Wohnungs- und Schulbau bis in die 1950er Jahre vorrangig.[69] 1946 waren im Fuldaer Handelsregister 70 Industrieunternehmer bei insgesamt 331 Betrieben eingetragen. 1947 waren 16.000 Arbeitnehmer beschäftigt in den 1442 gemeldeten Betrieben. In 324 davon war nur der Inhaber selbst beschäftigt und in weiteren 780 nur ein bis fünf weitere Arbeitnehmer. Von 33 Großbetrieben mit mehr als 50 Beschäftigten war die Firma Mehler mit knapp 1.200 führend. Die Firma Bellinger hatte nur noch 480 während die im Krieg komplett zerstörten Gummiwerke schon wieder soweit aufgebaut waren, dass dort 630 Personen arbeiteten.[69] Die nächsten Jahrzehnte wurden mitgeprägt durch die Lage von Fulda im Zonenrandgebiet, durch die sich die Verkehrslage entscheidend verschlechterte während auf der anderen Seite sich Firmen wegen der Zonenrandförderung neu ansiedelnden. Einige aus der sowjetischen Besatzungszone vertriebene Unternehmer gründeten in Fulda Nachfolgeunternehmen, darunter die Firmen Juchheim, Wagner & Co Fahrzeugteile, Reform Maschinenfabrik und Rabenseifner. 1948 verlegte die Magdeburger Feuerversicherungs-Gesellschaft ihren Sitz nach Fulda.[69] Der steigende Wirtschaftswachstum im Nachkriegs-Deutschland führte auch in Fulda zu einigen Unternehmensgründungen. Zu nennen wären die Dura Tufting GmbH 1955, bei der 1967 861 Menschen arbeiteten und die Papierfabrik Adolf Jass, die ab 1970 hier an einem zweiten Standort produzierte. Ebenso in Fulda entwickelt und teilweise produziert wurde der Kleinstwagen Fuldamobil. Zahlreiche Unternehmen gründeten Niederlassungen in Fulda, unter ihnen, im Jahr 1950, das Tief- und Ingenieurbau-Unternehmen Strassing Bau-GmbH, die ihren Hauptsitz in Bad Orb hatte. Die Auswirkungen der Wachstumsphase auf den Arbeitsmarkt waren die einer praktischen Vollbeschäftigung. 1968 gab es in der Stadt einschließlich des Landkreises Fulda 427 Arbeitslose bei 928 gemeldeten offenen Stellen.[69] Die Ölpreiskrise 1973 mit der damit einhergehendem Wirtschaftskrise führte in Fulda zur Produktionseinstellung vieler traditionsreicher Betriebe besonders im Textilbereich. Die Umstellung auf neue Produktionsverfahren oder die Veränderung auf neue Produkte führte während der 1970er und auch der 1980er Jahre zur Schließung vieler mittelständischer meist eigenkapitalschwacher Betriebe, die dem sich ständig beschleunigten Anpassungsdruck nicht folgen konnten.[69] Nach der WiedervereinigungNach der Wiedervereinigung liegt Fulda wieder in der Mitte von Deutschland mit hervorragender Verkehrsanbindung. Dies bot die Chance neuer Märkte und die Risiken größerer Konkurrenz insbesondere aus den vergleichsweise nahen osteuropäischen Ländern. Der Strukturwandel für das verarbeitende Gewerbe zeigt sich in der Abnahme der Beschäftigten darin von 21.700 im Jahr 1971 auf nur noch 19.044 (2003), obwohl die Anzahl der Betriebe von 166 auf 171 im selben Zeitraum anstieg.[69] Im gleichen Zeitraum waren in der Textilindustrie zuletzt nur noch 1.900 anstelle der vorher über 9.000 Personen beschäftigt.[70] Zugenommen haben die Beschäftigten im Bereich Maschinenbau, Ernährungsindustrie (z. B. Milupa), Chemische Industrie, Fahrzeugbau (z. B. Edag) und Elektrotechnik (z. B. R+S solutions Holding). Zu erwähnen ist auch die zunehmende Bedeutung sowohl des Dienstleistungssektors als auch insbesondere der von Fulda als Tagungsort.[70] Die Nähe zum Rhein-Main-Gebiet begünstigt dabei Fulda. Der Anschluss durch die ICE-Züge sowie Regionalzüge zeigt die Bedeutung des Rhein-Main-Gebietes für Fulda. Fuldaer Pendler arbeiten in nennenswerter Zahl im Rhein-Main-Gebiet, aber auch im fränkischen Würzburg, wobei es weniger Orientierung Richtung Kassel gibt. Ansässige UnternehmenIn Fulda sind verschiedene Betriebe der Textilindustrie ansässig, darunter die Firmen Mehler AG und die Wirth Gruppe, zu der unter anderem die Filzfabrik Fulda als Filzhersteller und die Dura Tufting als Teppichbodenhersteller gehören. Als weiterer wichtiger Arbeitgeber der Region und überregional bekanntes produzierendes Unternehmen ist Fulda Reifen (vormals Gummiwerke Fulda) zu nennen. Weiterhin ist Fulda der Hauptsitz des Lebensmittelhandelsunternehmens Tegut und der Papierfabrik Adolf Jass GmbH & Co. KG; in der Mess- und Regelungstechnik ist die Firma JUMO GmbH & Co. KG tätig, die Edag GmbH & Co. KGaA entwickelt Automobilkarosserien und Produktionsstraßen (z. B. Entwicklung des smart). In der Gesundheitsbranche war die zur Fresenius SE & Co. KGaA gehörende Helios Kliniken GmbH vertreten. Sie hatte ihren Konzernsitz in Fulda, verlegte diesen allerdings Anfang 2007 nach Berlin. Auch die Deutschlandzentrale des Personaldienstleisters Adecco wurde im Dezember 2006 von Fulda nach Düsseldorf verlegt. Größter Energieversorger und regionaler Verkehrsbetrieb ist die RhönEnergie Fulda, ehemals Überlandwerk Fulda AG (ÜWAG) und Gas- und Wasserversorgung Fulda GmbH (GWV). KrankenhäuserDas Klinikum Fulda wurde in seiner gegenwärtigen Form am 23. Februar 1976 in Betrieb genommen, wenngleich 1805 der erste weltliche Herrscher von Fulda, Friedrich Wilhelm von Oranien-Nassau, mit Unterzeichnung der Stiftungsurkunde den Startschuss für den Bau eines modernen Krankenhauses gab. Es ist eines der Akademischen Lehrkrankenhäuser der Philipps-Universität Marburg und der Hochschule Fulda. Das Klinikum umfasst heute 28 Institute und Kliniken bei einem Einzugsgebiet mit etwa 500.000 Menschen und 2.500 Mitarbeitern. Seit Januar 2004 wird das Klinikum Fulda als gemeinnützige Aktiengesellschaft (gAG) der Stadt Fulda geführt. Darüber hinaus nahm im Jahr 1984 der Hubschrauber „Christoph 28“ der ADAC-Luftrettung in Fulda seinen Dienst auf.
Schwimmbäder
VerkehrDurch seine zentrale Lage in Deutschland ist Fulda sowohl im Straßen- als auch im Bahnverkehr günstig an mehreren großen, deutschlandweiten Verbindungsstrecken gelegen. Die Stadt hat einen unmittelbaren Anschluss an die Nord-Süd-Autobahn Bundesautobahn 7 (Würzburg–Kassel) mit insgesamt drei Ausfahrten Richtung Innenstadt. Zudem verfügt sie südlich von Fulda über einen Autobahnanschluss an die Bundesautobahn 66 mit dem Tunnel Neuhof nach Frankfurt am Main und dem Rhein-Main-Gebiet. Im Bahnverkehr gehört der Bahnhof Fulda als zentraler deutscher Bahnknotenpunkt und ICE-Bahnhof in die zweithöchste deutsche Bahnhofskategorie. Nahverkehr Die Stadt Fulda ist Ausgangspunkt von Buslinien in das Umland, u. a. in die Rhön und in Richtung Vogelsberg. Der Zentrale Omnibus-Bahnhof (ZOB) am Bahnhof Fulda ist zentraler Umsteigebusbahnhof für lokale und regionale Buslinien. Zudem besteht hier eine Umsteigemöglichkeit zum Stadtbusverkehr. Der Stadtbusverkehr hat seinen Ausgangspunkt am Busbahnhof „Stadtschloss“, der auf dem Heertorplatz am namensgebenden Fuldaer Stadtschloss liegt. Dort verkehrt auch die regionale Buslinie 591, die Fulda mit der Nachbarstadt Schlitz im Vogelsbergkreis verbindet. Die Stadtbuslinien wurden seit Jahrzehnten von der ÜWAG betrieben, die im Jahr 2013 mit der GWV zur RhönEnergie Fulda verschmolzen ist. Seitdem führt die RhönEnergie Fulda den Stadtbusverkehr aus. Die Stadtbuslinien führen auch in Ortsteile von Nachbargemeinden, die nicht zur Stadt Fulda gehören. Dies sind u. a. einige Künzeller und Petersberger Ortsteile, aber auch der Ortsteil Bimbach der Gemeinde Großenlüder und der Ortsteil Giesel der Gemeinde Neuhof. Fulda liegt im Tarifgebiet des Rhein-Main-Verkehrsverbunds. EisenbahnDer Bahnhof Fulda ist ein ICE-Bahnhof und wichtiger Verkehrsknotenpunkt an der Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg und der Bahnstrecke Frankfurt–Göttingen zwischen Frankfurt am Main, Kassel, Erfurt und Würzburg. Die Strecken Gießen–Fulda und Fulda–Gersfeld führen über den Vogelsberg nach Gießen und nach Gersfeld in der Rhön. Mit der geplanten Neubaustrecke Gelnhausen–Kalbach soll die Fahrtzeit zwischen Frankfurt und Fulda auf 39 Minuten gesenkt werden.[71] StraßenDie Länge des Straßennetzes in der Stadt Fulda umfasst: 330,700 km:
Historische Straßen: Fulda liegt an der Wegkreuzung folgender historischer Straßen:
In Fulda befindet sich heute die drittgrößte Fußgängerzone Hessens. 2008 entstand die 23 Millionen Euro teure Westumfahrung, die die Innenstadt und vor allem die Frankfurter Straße entlasten soll und direkt in diese einmündet. RadwanderwegeDurch die Stadt führen eine Reihe von Radwanderwegen:
GerichtsbarkeitFulda ist Sitz eines Amtsgerichts, auch Sitz eines Landgerichtsbezirks mit Staatsanwaltschaft. TelekommunikationAuf dem Hummelskopf, einem Ausläufer des etwa 435 m hohen Mühlbergs beim nördlichen Fuldaer Ortsteil Dietershan, steht der 133 m hohe Fernmeldeturm Hummelskopf (Sendeanlage Fulda/Hummelskopf) der Deutschen Telekom. Bildung
Fulda hat seit der Klostergründung eine lange Tradition als Schul- und Universitätsstadt. Zu erwähnen sind hier insbesondere Rabanus Maurus (Aufbau der Klosterbibliothek, Klosterschule, Enzyklopädie De universo) und Heinrich von Bibra mit der Schulreform im Hochstift Fulda. 1734 wurde von Adolph von Dalberg die Universität Fulda gegründet, die bis 1805 bestand. An Unterrichtsanstalten bestanden 1880: ein Gymnasium, ein Realprogymnasium, eine katholische und eine evangelische höhere Töchterschule, ein katholisches Schullehrerseminar und die hessische Landesbibliothek mit etwa 50.000 Bänden (1778 gegründet). Heute gibt es in Fulda, dem Schuloberzentrum der Region, mehrere Gymnasien: die Freiherr-vom-Stein-Schule, die Winfriedschule, das Domgymnasium, die Marienschule und das Oberstufengymnasium Marianum (Fulda). Zudem gibt es an den Berufsschulzentren der Eduard-Stieler-Schule, der Ferdinand-Braun-Schule und der Richard-Müller-Schule neben weiteren Schulformen jeweils ein Berufliches Gymnasium. Dazu sind vier weitere Realschulen, zahlreiche Grund- und Hauptschulen, Hoch- und Fachoberschulen und Sonderschulen angesiedelt. Die nächstgelegenen Gesamtschulen befinden sich in Neuhof (Kooperative Gesamtschule) und in Schlitz (Integrierte Gesamtschule). Die nächste Waldorfschule befindet sich in der Gemeinde Künzell. An der Hochschule Fulda sind mehr als 8.600 Studierende eingeschrieben. Außerdem gibt es die Theologische Fakultät Fulda und das daran angeschlossene Priesterseminar Fulda. Seit 2001 ist die Hochschul- und Landesbibliothek Fulda, der im Oktober 2011 zusätzlich die Aufgaben einer Stadtbibliothek übertrugen wurden, an zwei Standorten vertreten: am Heinrich-von-Bibra-Platz und auf dem Campus der Hochschule. Zusammen verfügen sie über einen Bestand von rund 752.000 gedruckten Medien. Das Stadtarchiv Fulda hat am Bonifatiusplatz seinen Standort. Ein kirchliches Archiv befindet sich im Bischöflichen Priesterseminar am Eduard-Schick-Platz. Das Bonifatiushaus[73] (Haus der Weiterbildung der Diözese Fulda) ist als katholische Akademie ein Träger der außerschulischen Bildung. Das Diözesanbildungswerk mit Sitz im Bonifatiushaus ist Mitglied der Katholischen Erwachsenenbildung – Landesarbeitsgemeinschaft Hessen. SportDer Fußballverein SC Borussia Fulda spielte in der Saison 2017/18 in der Lotto-Hessenliga, einer der zehn deutschen Oberligen, die die fünfthöchste Spielklasse im Fußball-Ligasystem in Deutschland bilden. Der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte war die Meisterschaft von Nordhessen/Hannover 1932. In den Meisterschafts-Entscheidungsspielen gegen Göttingen 05 siegte der Sport-Club damals mit 3:0 und 4:1 und zog anschließend in das westdeutsche Endspiel gegen Schalke 04 ein. In der Saison 1997/98 gelang beinahe der Aufstieg in die 2. Bundesliga mit Platz 3 in der Regionalliga-Süd. Seit der Saison 2022/23 spielt die SG Barockstadt Fulda-Lehnerz in der viertklassigen Regionalliga Südwest. Das Stadion der Stadt Fulda, der Sportpark Johannisau, verfügt über 20.000 Zuschauerplätze; 742 der insgesamt 1978 Sitzplätze sind überdacht. Das Stadion wurde im Jahre 1957 noch ohne die heutige Sitztribüne eingeweiht. Zuschauerrekord war 1963 in der Regionalliga Süd das Spiel zwischen Fulda und Hessen Kassel vor 26.000 Besuchern. Die Besucherzahl wurde aus Sicherheitsgründen Anfang der 1970er Jahre auf 25.000, Anfang der 1980er Jahre auf 22.000 reduziert. Bei einem Freundschaftsspiel zwischen Fulda und dem FC Bayern München waren 1997 20.000 Besucher zugegen. Der Fußball-Alltag des Borussia Fulda findet vor deutlich weniger Zuschauern statt. Die bekanntesten ehemaligen Spieler von Borussia Fulda sind der deutsche Fußballnationalspieler Sebastian Kehl, ehemals in Diensten von Borussia Dortmund, Altin Lala, ehemaliger Kapitän von Hannover 96, César Thier, aktueller Torwarttrainer von TSG 1899 Hoffenheim und Olivier Djappa. Fulda ist Heimat des größten Hessischen Kastenlaufs (fand 2006 zum fünften Mal statt mit circa 300 Teilnehmern). Der Pool-Billard-Club Fulda (PBC) ist 2006 Championsleague Sieger geworden. Im Team ist der mehrfache Weltmeister Thorsten Hohmann. Der TTC Rhön-Sprudel Fulda-Maberzell spielt in der 1. Tischtennis-Bundesliga. 2014, 2015 und 2017 wurde der Verein Vizemeister, 2013 bis 2016 Vizepokalsieger. In der Saison 1954/55 und 1955/56 trat FT 48 Fulda in der Herrenoberliga, der damals höchsten deutschen Klasse im Tischtennis, an. Bekannt ist auch der Kanu-Club-Fulda, der bei vielen nationalen und internationalen Wettkämpfen vertreten ist. Im Ortsteil Fulda-Johannesberg haben die Fulda Saints ihr Zuhause. Die American-Football-Mannschaft existiert seit 2005. Im Jahr 2014 gewannen die Saints den Meistertitel in der Football Verbandsliga Mitte, in der Saison 2019 feierte man die Meisterschaft in der Landesliga Mitte. 2020 treten die Fulda Saints in der Oberliga an[74]. Der ehemalige DTM-Pilot Markus Oestreich betreibt in Fulda seit 1996 eine Indoorkartbahn. Der Porsche-Werksrennfahrer Dirk Werner verbrachte seine Kindheit in Fulda und absolvierte seine ersten Kartrennen im Nolimit-Racingteam von Markus Oestreich. 2021 hatte sich die Stadt als Host Town für die Gestaltung eines viertägigen Programms für eine internationale Delegation der Special Olympics World Summer Games 2023 in Berlin beworben. 2022 war sie als Gastgeberin für Special Olympics Argentinien ausgewählt worden.[75] Damit wurde Fulda Teil des größten kommunalen Inklusionsprojekts in der Geschichte der Bundesrepublik mit mehr als 200 Host Towns.[75] Die Delegation bestand aus 18 Personen.[76][77] PersönlichkeitenBerühmte Persönlichkeiten aus Fulda sind unter anderem der evangelische Theologe Justus Menius, der Physiker und Nobelpreisträger Ferdinand Braun, der Offizier Wilhelm Heye und der Bundesminister für Arbeit Anton Storch, sowie der Jesuit und Philosoph Godehard Brüntrup. Auch der deutsch-nigerianische Rapper und Songwriter Kelvyn Colt stammt aus Fulda.[78] Literatur(chronologisch geordnet)
WeblinksCommons: Fulda – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Fulda – Reiseführer
Einzelnachweise
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