Hünfeld grenzt im Norden an die Gemeinde Eiterfeld, im Osten an die Gemeinden Rasdorf und Nüsttal, im Südosten an die Gemeinde Hofbieber, im Süden an die Gemeinde Petersberg und die Stadt Fulda (alle im Landkreis Fulda) sowie im Westen an die Stadt Schlitz (Vogelsbergkreis) und die Gemeinde Burghaun (Landkreis Fulda).
Soweit bekannt, enthält eine Urkunde aus dem Jahr 781 die älteste erhaltene Erwähnung von Hünfeld, als Campus Unofelt (Bedeutung: Feld an der Hunaha – gemeint ist der Fluss Haune). Darin wurde das Gebiet des mittleren Hauneeinzugsgebietes durch den späteren Kaiser Karl den Großen der Abtei Fulda übereignet. Die Abtei Fulda gründete spätestens zu Beginn des 9. Jahrhunderts eine cella in Huniofelt, die am 27. März 815 zum ersten Mal erwähnt wurde. In dieser Urkunde erhielt die Abtei Fulda das Zehntrecht an der Zelle und einigen weiteren Orten der näheren Umgebung.
Hier überquerte die Heer- und Handelsstraße Antsanvia, vermutlich an einer Furt, die Haune. Die Zelle entstand an dieser Furt, an der sich früher vermutlich schon ein fränkischerKönigshof befunden hatte. Sie entwickelte sich schnell zu einem Kloster; bereits am 20. Februar 825 wird Hünfeld als monasterium schriftlich erwähnt. Die erste Siedlung entwickelte sich um das Kloster. Das Kloster hatte um 883 einen Konvent von 33 Mönchen und 13 Schülern. Vermutlich wurde das Kloster bei einem Einfall der Ungarn im Jahre 915 zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte durch Kanoniker als Kollegiatstift. In der evangelischen Pfarrkirche in Hünfeld sind noch Reste aus der damals neu errichteten gotischen Stiftskirche erhalten (Chorabschluss, in der Nordwand und am Turm). Der erste Propst ist im Jahr 1128 beurkundet.
Unter anderem durch die verkehrsgünstige Lage bekam Hünfeld 1244 das Marktrecht. Am 27. Juli 1310 verlieh König Heinrich VII. Hünfeld das Stadtrecht und das Recht der Reichsstadt Gelnhausen.[3] Das Gericht der Stadt nutzte so den Oberhof Gelnhausen, um Rechtsfragen zu klären.[4] Die Heerstraße brachte nicht nur Segen für die Stadt: Durch Kriege wurde sie oft in Mitleidenschaft gezogen; Napoleon zog zum Beispiel neunmal durch die Stadt an der Haune.
Auch der Dichter Goethe besuchte die Stadt und schrieb 1814 über seine Eindrücke das Gedicht Jahrmarkt zu Hünfeld.
Am 29. Oktober 1888 fiel der gesamte Stadtkern einem verheerenden Großbrand zum Opfer. In der Folgezeit entstanden zahlreiche Bauten, wie das Rathaus oder das Bonifatiuskloster der 1895 auf Bitten der Bürger nach Hünfeld gekommenen Oblatenmissionare.
ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Fulda
Eingemeindungen
Am 1. Februar 1971 wurden im Zuge der Gebietsreform in Hessen die bisher selbstständigen Gemeinden Mackenzell, Malges, Michelsrombach, Molzbach, Oberfeld, Oberrombach, Roßbach, Rudolphshan, Rückers und Sargenzell auf freiwilliger Basis eingemeindet.[9] Am 31. Dezember 1971 kamen Dammersbach, Großenbach, Kirchhasel und Nüst ebenfalls freiwillig hinzu.[10][11]
Die Einwohnerzahl wuchs von damals 7.500 auf heute 16.000 Einwohner. Durch diese Gebiets- und Verwaltungsreform wurde Hünfeld auch eine der größten Flächenstädte in Hessen. Die Gemarkungsfläche stieg von 12 auf fast 120 Quadratkilometer. Für die nach Hünfeld eingegliederten Gemeinden wurde je ein Ortsbezirk gebildet.[12]
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Hünfeld 15850 Einwohner. Darunter waren 456 (2,9 %) Ausländer, von denen 171 aus dem EU-Ausland, 133 aus anderen Europäischen Ländern und 152 aus anderen Staaten kamen.[13] Von den deutschen Einwohnern hatten 11,5 % einen Migrationshintergrund.[14] (Bis zum Jahr 2020 erhöhte sich die Ausländerquote auf 8,8 %.[15]) Nach dem Lebensalter waren 2935 Einwohner unter 18 Jahren, 6645 zwischen 18 und 49, 3228 zwischen 50 und 64 und 3144 Einwohner waren älter.[16] Die Einwohner lebten in 6515 Haushalten. Davon waren 1994 Singlehaushalte, 1729 Paare ohne Kinder und 2122 Paare mit Kindern, sowie 565 Alleinerziehende und 105 Wohngemeinschaften.[17] In 1443 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 4393 Haushaltungen lebten keine Senioren.[18]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[5]; Hessisches Statistisches Informationssystem[15]; Zensus 2011[13] Die Zahlen nach 1970 enthalten die im Zuge der Gebietsreform in Hessen eingegliederten Orte.
Religion
Im Jahr 781 schenkte Kaiser Karl der Große dem Kloster Fulda den „campus, qui dicitur unofeld“, („das Feld, welches man Hünfeld nennt“).
Zur wirtschaftlichen Nutzung und Verwaltung und zur religiösen Betreuung dieser Schenkung entstand alsbald eine kleine benediktinische Mönchsniederlassung, die sich zu einem Kloster und im 10. Jahrhundert zu einem Chorherrenstift entwickelte. Um dieses Kloster herum siedelten sich Menschen an, die im Dienste des Klosters standen. Aus dieser Klostergründung entwickelte sich die spätere Stadt Hünfeld.
Nach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Magistrats, dem in der Stadt Hünfeld neben dem Bürgermeister ein hauptamtlicher Erster Stadtrat und sechs ehrenamtliche Stadträte angehören.[24] Bürgermeister ist seit dem 1. April 2020 Benjamin Tschesnok (CDU).[25] Er wurde als Nachfolger von Stefan Schwenk (CDU), der nach einer Amtszeit nicht wieder kandidiert hatte,[26] am 3. November 2019 im ersten Wahlgang ohne Gegenkandidaten bei 40,00 Prozent Wahlbeteiligung mit 86,32 Prozent der Stimmen gewählt.[27]
Für die Stadtteile Dammersbach, Großenbach, Kirchhasel, Mackenzell, Malges, Michelsrombach, Molzbach, Nüst, Oberfeld, Oberrombach, Roßbach, Rudolphshan, Rückers und Sargenzell bestehen Ortsbezirke nach Maßgabe der §§ 81 und 82 HGOk und des Kommunalwahlgesetzes in der jeweils gültigen Fassung. Der Ortsbeirat des Ortsbezirks wird im Rahmen der Kommunalwahlen gewählt und bestimmt aus seiner Mitte den/die Ortsvorsteher/in.[12] Die Ortsbezirksgrenzen entsprechen den Gemarkungen der eingegliederten ehemaligen Gemeinden. Abweichend der Ortsbezirk Rückers, er umfasst das Gebiet der Gemarkung Rückers mit Ausnahme der Fluren 12, 13, 14 und 15 (ehemalige Gemarkung Praforst).
Wappen und Banner
Blasonierung: „In Blau ein durchgehendes silbernes (weißes) Kreuz.“[31]
Wappenbegründung: Das Wappen besteht aus einem mäßig barockisierten Schild auf blauem Grund mit weißer Umrandung. Auf dem blau-weißen Grund des Schildes befindet sich ein weißes durchgehendes Kreuz, das in schwarzen Linien doppelt gefasst ist. Dieses Kreuz geht abgewandelt auf das schwarze Fuldaer Stiftskreuz zurück.
Das Banner der Stadt ist blau-weiß längsgestreift mit dem aufgelegten Wappen oberhalb der Mitte.
Siegel
00Siegel: „Das Dienstsiegel der Stadt Hünfeld zeigt das Wappen mit der Umschrift ‚Stadt Hünfeld‘ in Tannenberg-Schrift.“
Hünfeld besitzt ein Freibad und ein Hallenbad.[33] Das Freibad ist im Frühling und im Sommer geöffnet. Das Hallenbad ist im Herbst und Winter geöffnet.
Am Kirchplatz in Hünfeld gibt es das Stadt- und Kreisgeschichtliche Museum Hünfeld. Es wurde im Jahr 2007 auf eine Ausstellungsfläche vom 1200 m² erweitert und in Konrad-Zuse-Museum Hünfeld mit Stadt- und Kreisgeschichte umbenannt.
Auf dem Gelände eines ehemaligen Gaswerkes befindet sich das Museum Modern Art Hünfeld. Es wird vom Künstler Gerhard Jürgen Blum-Kwiatkowski geleitet und stellt internationale Werke der Konkreten und Intelligiblen Kunst aus. Das ebenfalls von Blum-Kwiatkowski initiierte Projekt Das offene Buch, bei dem Texte der Konkreten Poesie an Hauswänden angebracht werden, gehört mit seinen inzwischen über 120 Werken zum Stadtbild Hünfelds. Die Stiftung Museum Modern Art errichtete 22 Tafeln mit typischen Redewendungen in Rhöner Mundart entlang des Kegelspielradweges, wobei drei Tafeln auf Hünfelder Strecke angebracht sind. Ferner gestalten zahlreiche Skulpturen den öffentlichen Raum der Stadt.
Sport
Der örtliche Sportverein ist der Hünfelder SV. Der derzeitige Trainer der 1. Herren-Fußballmannschaft (Hessenliga) ist Johannes Helmke. Der Verein spielt im heimischen Stadion „Rhönkampfbahn“. Der Trainer der 2. Mannschaft (Gruppenliga) ist Niklas Rehm.
Im Hünfelder Bürgerpark befinden sich acht Tennisplätze des 1950 gegründeten Tennisclub Blau-Weiß Hünfeld. Seit 1995 findet alljährlich ein nationales Jugend- und Erwachsenenturnier statt.
Regelmäßige Veranstaltungen
Frühlingsmarkt (…)
Reitturnier, Freilandturnier, zweite Wochenende im August
Nationales Tennisturnier am vorletzten Wochenende der Hessischen Sommerferien
Hünfelds wirtschaftlicher Aufschwung begann nach dem Zweiten Weltkrieg. Hier siedelten sich Maschinenbau- und metallverarbeitende Betriebe an. Der größte Arbeitgeber war die weltbekannte Haarkosmetikfirma Wella, die in ihrer Produktionsstätte mehr als 1000 Mitarbeiter beschäftigte. Wella wurde 2015 vom US-amerikanischen Konzern Coty Inc. übernommen. Mitte 2018 schloss Coty das Werk.[34]
Weitere Arbeitsplätze gibt es im Verwaltungsbereich. In den letzten Jahren wurden zentrale hessische Verwaltungsstellen nach Hünfeld verlagert.
Verkehr
Durch die Stadt führen die Bundesstraßen 27 und 84. Die Bundesautobahn 7 führt ebenfalls durch das Stadtgebiet; die Stadt ist über die Anschlussstelle 90, Hünfeld/Schlitz, zu erreichen.
In Hünfeld verkehrt eine Citybus-Linie, die die Wohngebiete am Rand Hünfelds mit der Kernstadt verbindet.
Öffentliche Einrichtungen
Die im Dezember 2005 fertiggestellte Justizvollzugsanstalt Hünfeld ist die erste teilprivatisierte Justizvollzugsanstalt (JVA) Deutschlands. Im Zuge damit wurde auch an der Konrad-Zuse-Schule die Möglichkeit geschaffen, Justizvollzugsbeamte auszubilden.
Hünfeld hat insgesamt vier Grundschulen, zwei im Stadtkern und zwei weitere in den Ortschaften Mackenzell und Michelsrombach. Dazu kommt eine Sonderschule für Lernbehinderte und eine Schule für Praktisch Bildbare. Die zwei Grundschulen im Stadtkern sowie die Sonderschulen sind:
Paul-Gerhardt-Schule (Grundschule)
Johann-Adam-Förster-Schule (Grundschule)
Christian-Andersen-Schule (Schule für Lernhilfe)
Vinzenz-von-Paul-Schule (Schule für Geistige Entwicklung)
Bei den weiterführenden Schulen gibt es ein Gymnasium und eine Haupt- und Realschule sowie eine Berufliche Schule.
Franz Eichhorn (1906–1993), deutscher Autohändler, Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime und nach der Errichtung der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald Führer von Besuchergruppen
Raymund Biedenbach (1910–1944), Bankbeamter, Märtyrer der katholischen Kirche
Ernst Bräuning (1921–1983), deutscher Maler und Kaufmann
Gerhard Fieberg (* 1946), Präsident des Bundesamtes für Justiz
Joachim S. Hohmann (1953–1999), deutscher Schriftsteller und Sexualwissenschaftler
Henriette Herwig (* 1956), deutsche Germanistin und Hochschullehrerin
August Weber: Die Geschichte des Kreises Hünfeld. Parzeller, Fulda 1960.
Armin Sieburg (Hrsg.): Stadtarchiv Hünfeld: ältere Akten und Amtsbücher. Hessisches Staatsarchiv Marburg, Marburg 1996, ISBN 3-88964-172-5.
Johannes Burkardt: Hünfeld. In: Friedhelm Jürgensmeier u. a.: Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Hessen (= Germania Benedictina 7 Hessen). Eos, St. Ottilien 2004, ISBN 3-8306-7199-7, S. 653–657.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑
Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S.155f. (online bei Google Books).
↑Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 75.
↑Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.6, S.248, Abs. 25 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2MB]).
↑Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.01, S.5, Punkt 8; Abs. 28. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9MB]).
↑ abHauptsatzung. (PDF; 128 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Hünfeld, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Oktober 2020; abgerufen im Oktober 2020.