Die Gemeinde liegt im Vorland der Rhön. Nach Nordwesten hin geht die Bebauung nahtlos in die Stadt Fulda und die Gemeinde Petersberg über. Der östliche Teil der Gemeinde ist von den Bergen der vorderen Rhön geprägt, höchster Punkt im Gemeindegebiet ist der Giebelrain. Dort entspringt die Haune.
Ausdehnung des Gemeindegebietes
Während die Gemeindeteile Künzell und Bachrain das typische Ortsbild einer Stadtrandgemeinde zeigen, sind die übrigen Ortsteile als geschlossene Dörfer, eingebettet in die Landschaft, erkennbar.
Nachbargemeinden
Künzell grenzt im Norden an die Gemeinde Petersberg, im Osten an die Gemeinde Dipperz, im Südosten an die Gemeinde Poppenhausen, im Süden an die Gemeinden Ebersburg und Eichenzell, sowie im Westen an die Stadt Fulda (alle im Landkreis Fulda).
Der Ursprung von Künzell geht in die Zeit der Gründung des Klosters Fulda zurück. Damals soll sich ein Mönch namens Chindolf im Talkessel des Oberlaufes des Grenzbaches angesiedelt haben. Zu damaliger Zeit wurde solch eine Mönchszelle als Cella bezeichnet. In der folgenden Zeit bildete sich um seine Behausung eine Ansiedlung, die nach ihm Chindecella oder Kindecella genannt wurde. In den folgenden Jahrhunderten wechselte der Name mehrfach, bis er schließlich zum heutigen Namen Künzell führte. Diese Siedlung muss bereits im 9. Jahrhundert entstanden sein. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Künzell im Jahre 1165 im Codex Eberhardi. Das Gebiet war Fuldaer Klosterbesitz. Um das Jahr 1250 waren vier selbstständige Bauerngüter verzeichnet, 1510 waren es bereits sieben.
Der Ortsteil Dietershausen wird erstmals 810 als Theotrichesus erwähnt. Pilgerzell wird 830 in Urkunden Biligrimcella genannt, 1510 besaß Pilgerzell zehn Viehhalter. Engelhelms wurde 1276 urkundlich erwähnt, Dirlos 1318 als Villa Tyerolfes.
Kirchliches Zentrum war über Jahrhunderte der Florenberg. Die erste nachgewiesene Kirche wurde dort von Abt Huoggi (891–915) um das Jahr 900 errichtet. Die erhaltene Wehrmauer stammt wohl aus dem 10. Jahrhundert und diente zum Schutz vor den einfallenden Ungarn. Der heutige Turm wird einem romanischen Neubau zugeschrieben, der Kirchenraum stammt vom vierten Neubau 1511/1515.
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 / Zensus 2022 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 / 15. Mai 2022 in Künzell 16.063 / 16.975 Einwohner. Darunter waren 613 / 1560 (3,3 / 9,2 %) Ausländer, von denen 192 / 472 aus dem EU-Ausland, 273 / 615 aus anderen europäischen Ländern und 148 / 479 aus anderen Staaten kamen.[8]/[9] Von den deutschen Einwohnern hatten 9,7 / ? % einen Migrationshintergrund.[10]/[11] Nach dem Lebensalter waren 2883 / 2880 Einwohner unter 18 Jahren, 6589 / 6254 zwischen 18 und 49, 3246 / 3845 zwischen 50 und 64 und 3324 / 3996 Einwohner waren älter.[12]/[13] Die Einwohner lebten in 7210 / ? Haushalten. Davon waren 2376 / ? Singlehaushalte, 2145 / 2222 Paare ohne Kindern und 1939 / 1933 Paare mit Kinder, sowie 602 / 593 Alleinerziehende und 146 / ? Wohngemeinschaften.[14]/[15] In 1640 / 888 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 4934 / 3131 Haushaltungen lebten keine Senioren.[16]/[17]
Bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts war Künzell eine landwirtschaftlich geprägte Gemeinde. 1939 waren lediglich 1930 Einwohner gemeldet. Das wirtschaftliche Aufblühen der Region und die Eingemeindungen 1971/72 ließen die Gemeinde stark anwachsen. Im Jahre 2019 waren 16.809 Einwohner gemeldet.
Künzell: Einwohnerzahlen von 1812 bis 2022
Jahr
Einwohner
1812
380
1834
336
1840
329
1846
361
1852
357
1858
353
1864
365
1871
407
1875
416
1885
520
1895
635
1905
903
1910
1.092
1925
1.414
1939
1.930
1946
2.356
1950
2.479
1956
2.889
1961
3.501
1967
4.234
1970
5.093
1980
?
1987
13.765
2000
?
2011
16.063
2015
16.322
2020
16.828
2022
16.975
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[5]; Statistische Berichte[18], Zensus 2011[8], Zensus 2022[9] Nach 1970 einschließlich der im Zuge der Gebietsreform in Hessen eingegliederten Orte.
Nach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Gemeindevorstands, dem in der Gemeinde Künzell neben dem Bürgermeister ehrenamtlich ein Erster Beigeordneter und acht weitere Beigeordnete angehören.[25] Bürgermeister ist seit dem 1. Juli 2015 der parteiunabhängige Timo Zentgraf.[26] Er wurde als Nachfolger von Peter Meinecke (CDU), der nach zwei Amtszeiten nicht wieder kandidiert hatte,[27] am 1. März 2015 im ersten Wahlgang bei 48,6 Prozent Wahlbeteiligung mit 57,8 Prozent der Stimmen gewählt. Es folgte eine Wiederwahl ohne Gegenkandidaten im März 2021.[28]
Für alle Ortsteile und die Kerngemeinde bestehen Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher, nach Maßgabe der §§ 81 und 82 HGO und des Kommunalwahlgesetzes in der jeweils gültigen Fassung. Die Ortsbezirke entsprechen den Gebieten der ehemaligen Gemeinden.
Die Ortsbeiräte bestehen aus drei bis neun Mitgliedern Die Ortsbeiräte werden im Rahmen der Kommunalwahlen gewählt. Der Ortsbeirat wählt eines seiner Mitglieder zum Ortsvorsteher bzw. zur Ortsvorsteherin.[4] Für die Wahlergebnisse siehe die entsprechenden Ortsteile.
Ortsbezirk Künzell-Bachrain (Kerngemeinde)
Der Ortsbezirk umfasst das Gebiet der ehemaligen Gemeinde Künzell mit dem Wohnplatz Bachrain.
Der Ortsbeirat für den Ortsbezirk Künzell-Bachrain besteht aus neun Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 20,51 %.[31] Dabei wurden gewählt: fünf Mitglieder der CDU, und je zwei Mitglieder der SPD und des CWE. Der Ortsbeirat wählte Eugen Heidelmeier (CDU) zum Ortsvorsteher.[32]
Wappen
Das Wappen wurde am 5. September 1973 durch das Hessische Innenministerium genehmigt.
Blasonierung: „Der von Grün und Silber durch ein silber-schwarz quadriertes Kreuz gevierte Schild zeigt im 1. und 4. Feld in Grün eine silberne Lilie, im 2. und 3. Feld in Silber eine grüne Tanne.“
Das Wappen wurde vom Heraldiker Heinz Ritt aus Bad Nauheim gestaltet.
Der Florenberg (382 m) ist eine markante Erhebung mit einer weithin sichtbaren Kirche aus dem Jahre 1362.
Die WehrkircheSt. Bartholomäus in Dietershausen mit spätgotischen Fresken.
Dicker Turm ist die Bezeichnung eines mittelalterlichen Wart- und Signalturmes. Seine Plattform auf 382,78 Meter über NN bietet einen Ausblick über die Rhön, den Vogelsberg und die Stadt Fulda.
Die Renovierung des Rathauses im Rahmen des Konjunkturprogramms 2009 hat die Gemeinde Künzell statt der veranschlagten Summe von 1,66 Millionen Euro den Betrag von 3,37 Millionen Euro gekostet, was im Jahre 2012 zu einer kritischen Diskussion in der Gemeindevertretung führte. Im Jahr 2013 griff der Bund der Steuerzahler den Fall auf und publizierte seine Kritik an dem Bauprojekt in seinem jährlich erscheinenden Schwarzbuch.[33]
Die „Neue Mitte“ von Künzell wurde bis Herbst 2014 größtenteils fertiggestellt und am 13. September 2014 feierlich eingeweiht.
Künzell liegt an der Ausfahrt 92 Fulda-Mitte der A 7 Würzburg–Kassel und der Ausfahrt Fulda-Künzeller Straße der B 27, über die auch die Ausfahrt Fulda-Süd der A 66 Frankfurt–Fulda erreichbar ist.
Der Bahnhof Fulda, ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt mit ICE-Bahnhof zwischen Frankfurt am Main, Kassel, Erfurt und Würzburg, ist wenige Kilometer entfernt und mit Bussen des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) gut erreichbar.
Öffentliche Einrichtungen
Die Deutsche Rentenversicherung Hessen hat in Künzell seit dem Jahr 2000 eine Dienststelle (Auskunfts- und Beratungsstelle, Servicestelle für Rehabilitation, Ärztliche Untersuchungsstelle sowie Prüfbezirksstelle) für Osthessen mit 300 Mitarbeitern angesiedelt.
In Künzell befinden sich zwei, als frei stehende Stahlfachwerkkonstruktionen ausgeführte Sendetürme, der 68 Meter hohe Sendeturm Künzell des Hessischen Rundfunks und der 43 Meter hohe Fernmeldeturm Künzell der Deutschen Telekom AG. Daneben existiert noch ein Funkturm für die Feuerwehr.
Auf einer Freifläche bei 50.535942 N 9.720422 O dürfte sich einst der Mittelwellensender des AFN Fulda befunden haben.
Sendeturm Künzell des Hessischen Rundfunks
Fernmeldeturm Künzell
Funkturm der Feuerwehr in Künzell
Ehm. Standort des AFN-Mittelwellensenders
Söhne und Töchter der Gemeinde
Hubert Heil (1931–2019), Hessischer Landtagsabgeordneter (CDU) und Gewerkschaftsvorsitzender
850 Jahre Künzell – Von der Mönchszelle zur sympathischen Gemeinde – Entwicklung eines Dorfes von 1165 bis 2015, Herausgeber: Gemeinde Künzell, 750 Exemplare
↑Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.3, S.84, Punkt 93 Abs. 47 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0MB]).
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 75.