Oberbergischer Kreis
Der Oberbergische Kreis ist ein Kreis im Süden Nordrhein-Westfalens und gehört zum Regierungsbezirk Köln. Geographisch macht der Kreis etwa die Hälfte des Oberbergischen Landes aus. Das Gebiet ist reich an Wäldern, Gewässern und Naturschutzgebieten und bedingt durch seine Nähe zu den Großstädten des Rheinlandes, Ruhrgebiets und des Bergischen Städtedreiecks ein beliebtes Ausflugsziel.[2] Historisch und soziokulturell wird der Kreis der Kulturregion Bergisches Land zugerechnet.[3] Der Oberbergische Kreis weist die neuntkleinste Einwohnerzahl der 31 Kreise in Nordrhein-Westfalen auf.[4] Einwohnerstärkster Ort ist die Kreisstadt Gummersbach, die geringste Einwohnerzahl hat die Gemeinde Morsbach. Der Kreis existiert in seiner heutigen Form seit der kommunalen Gebietsreform von 1975 und wurde aus dem alten Oberbergischen Kreis sowie Teilen des Rheinisch-Bergischen Kreises und des aufgelösten Rhein-Wupper-Kreises gebildet. Geographie, Topographie und NaturDer Oberbergische Kreis liegt im Osten des Naturparks Bergisches Land zwischen Rhein- und Sauerland. Er liegt 99,2 bis 518,2 Meter über dem Meeresspiegel; die Mittelgebirgslandschaft ist waldreich, geprägt von kleinteiliger Landwirtschaft und hat über 1400 Dörfer und Weiler.[5] Der angrenzenden Metropolregion Rhein-Ruhr dient Oberberg als Naherholungsgebiet.
Die höchste natürliche Erhebung des Kreises ist die Homert mit 518 Metern NN auf dem Gebiet der Stadt Gummersbach am östlichen Rand des Kreisgebietes, nahe der A 45; der tiefste Punkt liegt mit knapp 100 Metern NN am Stausee Ehreshoven.[6] Der Oberbergische Kreis hat zahlreiche Naturschutzgebiete ausgewiesen, deren größtes die Wiehltalsperre mit über 950 ha ist. Neben den Naturschutzgebieten existiert zudem eine Reihe von Naturdenkmälern und Landschaftsschutzgebieten. Die sehr wasserreiche Region verfügt über 10 Talsperren,[7] die nicht nur aus den größten Fließgewässern Agger, Wiehl und Wupper, sondern vor allem aus den unzähligen Bächen gespeist werden, die das Land durchziehen. Die Biologische Station Oberberg hat im September 2016 das Projekt „Modellregion Landwirtschaft und Naturschutz – Bergisches Land“ gestartet.[8] Nachbarkreise und -städteDer Kreis grenzt, im Norden beginnend im Uhrzeigersinn, an die Kreise Ennepe-Ruhr-Kreis (somit auch an den Regionalverband Ruhr), Märkischer Kreis und Olpe (alle in Nordrhein-Westfalen), an den Landkreis Altenkirchen (Westerwald) (in Rheinland-Pfalz) sowie an den Rhein-Sieg-Kreis, an den Rheinisch-Bergischen Kreis sowie an die kreisfreien Städte Remscheid und Wuppertal.
GeschichteOberberg ist Teil des Rheinischen Schiefergebirges und liegt im Westen seines rechtsrheinischen Anteils. Seine älteste Geschichte beginnt vor knapp 400 Millionen Jahren als tropisches Flachmeer. Mehr als 50 Millionen Jahre bedeckte es das Gebiet des späteren Oberbergischen Landes. Das Oberbergische gilt im Vergleich zur Rhein-Niederung nicht als „Altsiedlungsgebiet“. Nach Deutung der Gewässernamen wurden seit der älteren Latènezeit, der späten mitteleuropäischen Eisenzeit der Nord- und Mittelbereich des Kreisgebietes von germanischen Einwanderern aus dem Norden besiedelt. Davon zeugen germanische Bachnamen in den Einzugsgebieten der Wupper/Wipper, Agger und Wiehl. Der Hauptstrom der Siedler, welche die innerbergischen Gebiete zwischen Ruhr und Sieg nach Jahrhunderten weitgehender Siedlungsleere erschlossen, kam vom Rhein her. Die Existenz eines Königshofes ist für das Oberbergische schriftlich dokumentiert. Nach einer im Düsseldorfer Hauptstaatsarchiv aufbewahrten Urkunde übertrug Kaiser Friedrich I. (HRR) im Jahre 1167 die „Curtis von Eckenhagen“ mit den Silbergruben und weiterem „Zubehör“ dem Kölner Erzbischof. Seit der Kommunalreform von 1969 – die Gemeinden Denklingen und Eckenhagen wurden zusammengelegt – lebt die Erinnerung an die frühere Zugehörigkeit zum Reichs- beziehungsweise Königsgut in dem neuen Gemeindenamen Reichshof fort. Abgrenzung des Bergischen Landes gegenüber dem Oberbergischen LandDas Oberbergische Land liegt im Südosten des ehemaligen, bis 1614 eigenständigen Herzogtums Berg und ehemals angrenzender Gebiete und ist heute Teil der touristischen Region Bergisches Land. Bereits 1740 trennte eine Beschreibung des Herzogtums Berg unter der Herrschaft des Hauses Pfalz-Neuburg mit seinen 17 Ämtern das „Niederbergische“ nordwärts der Wupper vom „Oberbergischen“ südlich davon. Als das Herzogtum und die benachbarten Territorien durch Napoleon I. 1806 und durch den Wiener Kongress 1815 neu geordnet wurden, fielen auch die bis dahin selbstständigen Reichsherrschaften Gimborn-Neustadt, zu der Gummersbach gehörte, und Homburg sowie Teile der Grafschaft Mark an das Großherzogtum Berg und nach 1815 an Preußen. Der Oberbergische Kreis von 1932 bis 1974Der ursprüngliche Oberbergische Kreis entstand 1932 aus der Vereinigung der Kreise Gummersbach und Waldbröl (ohne das Amt Dattenfeld), mit dem Sitz der Kreisverwaltung in Gummersbach. Der im Gesetz bestimmte Name Agger-Wiehl-Kreis nach den Flüssen im Kreisgebiet wurde noch vor Inkrafttreten in Oberbergischer Kreis geändert. Der Name nimmt Bezug auf die ehemaligen Landesherren, die Grafen von Berg. Der Kreis umfasste die beiden Städte Bergneustadt und Gummersbach sowie die Gemeinden Denklingen, Drabenderhöhe, Eckenhagen, Gimborn, Lieberhausen, Marienberghausen, Marienheide, Morsbach, Nümbrecht, Ründeroth, Waldbröl und Wiehl. 1957 wurde Waldbröl als dritter Gemeinde im Oberbergischen das Stadtrecht verliehen. Vor der (ersten) Neugliederung der Gemeinden zum 1. Juli 1969 bestand der Kreis aus drei amtsfreien Städten und elf amtsfreien Gemeinden:[9]
Das Gesetz zur Neugliederung des Oberbergischen Kreises reduzierte zum 1. Juli 1969 die Zahl der Gemeinden des Kreises. Neben zahlreichen Grenzverschiebungen zwischen den bestehenden Gemeinden ergaben sich dabei folgende Änderungen im Gemeindebestand:
Zuletzt umfasste der Oberbergische Kreis damit folgende Gemeinden:[10]
Danach gehörten die vier Städte Bergneustadt, Gummersbach, Waldbröl und Wiehl sowie die Gemeinden Gimborn, Marienheide, Morsbach, Nümbrecht, Reichshof und Ründeroth bis 1974 zum Kreis. Der alte Oberbergische Kreis umfasste zuletzt eine Fläche von 565,77 km².[11] Der Oberbergische Kreis seit 1975Durch das Köln-Gesetz wurde am 1. Januar 1975 ein rechtlich neuer Oberbergischer Kreis in seiner heutigen Form gebildet, in dem die Gemeinden des bisherigen Oberbergischen Kreises aufgingen.
Zum Oberbergischen Kreis gehören nun die Städte Bergneustadt, Gummersbach, Hückeswagen, Radevormwald, Waldbröl, Wiehl und Wipperfürth sowie die Gemeinden Engelskirchen, Lindlar, Marienheide, Morsbach, Nümbrecht und Reichshof. Einwohnerstatistik
KonfessionsstatistikGemäß der Volkszählung 2011 waren von den Einwohnern 37,8 % evangelisch, 30,6 % römisch-katholisch, und 31,6 % waren konfessionslos oder gehörten einer anderen Religionsgemeinschaft an.[20] Der Anteil der Protestanten und Katholiken an der Gesamtbevölkerung ist seitdem jährlich um 1 % gesunken. Gemäß dem Zensus 2022 waren (2022) 31,2 % der Einwohner evangelisch, 26,2 % katholisch, und 42,6 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[21] Laut kirchliche Statistik waren am 31. Dezember 2019 35,3 % der Einwohner evangelisch[22] und 28,7 % römisch-katholisch[23], am 31. Dezember 2022 waren von den Einwohnern 33,4 % evangelisch[24] und 26,5 % (72.900) römisch-katholisch.[25] PolitikKreistagWahl des Oberbergischen Kreistages 2020
Wahlbeteiligung: 52,3 % (2014: 52,4 %)
% 40 30 20 10 0 39,4 % 21,4 % 17,3 % 7,0 % 5,9 % 4,5 % 3,0 % 1,5 %
Gewinne und Verluste
Die Diagramme zeigen die Stimmenanteile und Sitzverteilung nach der Kommunalwahl 2020.[26] Landräte
Seit dem 1. Oktober 1999 gibt es – wie vor 1945 – nur noch einen hauptamtlichen Landrat, der gleichzeitig damit Verwaltungschef ist.
Oberkreisdirektoren
Wappen, Flagge, Banner und Siegel
Hissflagge: „Der Kreis führt eine Flagge im Verhältnis 11:4 mit den Grundfarben rot-weiß und dem Kreiswappen etwas zur Stange hin verschoben.“ Banner: „Der Kreis führt ein Banner im Verhältnis 37:15 mit den Grundfarben rot-weiß und dem Kreiswappen etwas oberhalb der Mitte.“ Siegel: „Das Dienstsiegel enthält das Wappen und die Umschrift ‚OBERBERGISCHER KREIS‘. Das Wappen im Siegel hat im Original die Farben Weiß, Schwarz und zwar Weiß für Silber und Gold, Schwarz für Rot und Blau.“ WirtschaftIm Kreisgebiet ist die Wirtschaft vornehmlich von Klein- und Mittelständischer Industrie geprägt. Es gibt viele Unternehmen im Bereich Kunststoffverarbeitung, Autozulieferindustrie, Metallverarbeitung und Dienstleistungen. Bis ins 20. Jahrhundert wurden Bodenschätze abgebaut. Zahlreiche stillgelegte kleine Aufschlüsse und Stollen finden sich im gesamten Kreisgebiet und sind zum Teil als Naturschutzgebiete ausgewiesen, und es gibt noch einige große produzierende Steinbruchbetriebe im Grauwacke. Land- und Forstwirtschaft prägen das Bild der Landschaft und deren Nutzung. Der Kunststoff-Cluster Oberbergischer Kreis besteht seit 2005. Im Jahr 2014 belief sich das Bruttoinlandsprodukt auf 8,816 Mrd. Euro. (Eurostat)[29] Im Vergleich mit dem BIP der EU, ausgedrückt in Kaufkraftstandards, erreichte der Oberbergische Kreis im Jahr 2014 einen Index von 113,0 (EU 28: 100 Deutschland: 125,0 NRW: 125,0).[30] Die Arbeitslosenquote stand im Mai 2020 bei 6,1 %.[31] Im Zukunftsatlas 2019 belegte der Kreis Platz 151 von 401 Landkreisen, Kommunalverbänden und kreisfreien Städten in Deutschland und zählt damit zu den Regionen mit „ausgeglichenem Chancen-Risiko Mix“.[32] Bindungen und BeteiligungenDer Oberbergische Kreis
Kultur und SehenswürdigkeitenÜberregional bekannt sind die so genannten Bunte Kerken, die Kirchen mit mittelalterlichen Wand- und Deckengemälden. Das Oberbergische Land ist auch bekannt für seine Mühlen sowie die zahlreichen Talsperren. Weitere Sehenswürdigkeiten sind:
Jüdische FriedhöfeFür den Oberbergischen Kreis ist ein Jüdischer Friedhof dokumentiert, nämlich in Nümbrecht.[33] Er ist ein geschütztes Kulturdenkmal – steinernes Zeugnis für eine ehemals existierende Jüdische Gemeinde und eines regen jüdischen Gemeindelebens bis in die 1930er Jahre. Regelmäßige VeranstaltungenJährlich
Häufiger
WeitereDarüber hinaus finden im ganzen Kreisgebiet jährliche Schützen- und Feuerwehrfeste sowie zahlreiche Trödel- und Weihnachtsmärkte statt. VerkehrStraßenverkehrIm Kreis sind 643 Kraftfahrzeuge je 1.000 Einwohner zugelassen (Stand: 1. Januar 2009). Dies ist die dritthöchste Fahrzeugdichte in Nordrhein-Westfalen. Zum Vergleich: Deutschland insgesamt hat 603 Pkw/1.000 Einwohner.[34] Im südlichen Teil des Oberbergischen Kreises durchquert die Autobahn A 4 mit Anschlussstellen in Engelskirchen, Bielstein, Gummersbach, Reichshof/Bergneustadt und Reichshof-Eckenhagen das Kreisgebiet von Westen nach Osten. Zeitweilig war eine Bundesautobahn 451 geplant, die den gesamten Kreis von Waldbröl über Bergneustadt und Marienheide bis Radevormwald durchlaufen sollte.[35] Das Teilstück von Denklingen bis Bergneustadt wurde als B 256 weitgehend vierstreifig fertiggestellt, eine zweistreifige Verlängerung bis Marienheide zu späterem Zeitpunkt ist immer noch vorgesehen. Die restliche Planung wurde verworfen. Ferner sollten eine A 54 im Norden und eine A 56 im Süden den Kreis tangieren, letztere mit Anschluss an die A 451. Beide Planungen wurden verworfen. ÖPNVVon dem einst umfangreichen Eisenbahnnetz im Oberbergischen Land sind heute nur noch ein Teilstück der Aggertalbahn und die Volmetalbahn in regelmäßigem Betrieb. Dort verkehrt die Oberbergische Bahn (RB 25) der DB Regio NRW. Sie verbindet Engelskirchen, Ründeroth, Dieringhausen, Gummersbach und Marienheide mit Köln in westlicher und Lüdenscheid in nordöstlicher Richtung. In Lüdenscheid-Brügge besteht direkter Anschluss nach Hagen und Dortmund. Die Züge verkehren Montag bis Freitag halbstündlich zwischen Köln und Gummersbach, am Wochenende und an Feiertagen halbstündlich zwischen Köln und Engelskirchen. Alle anderen Streckenabschnitte werden täglich mindestens stündlich befahren. Die kommunale Oberbergische Verkehrsgesellschaft (OVAG) betreibt das Busnetz im Landkreis. Herausragender Knotenpunkt ist der Busbahnhof Gummersbach in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bahnhof Gummersbach. Der Oberbergische Kreis gehört zum Tarifgebiet des Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS). Somit gilt der einheitliche VRS-Tarif für Bahn und Bus. FlugverkehrIm Oberbergischen Kreis gibt es zwei Flugplätze für die allgemeine Luftfahrt. Beide sind heute als Sonderlandeplatz zugelassen. Außerdem befindet sich der Flugplatz Meinerzhagen auf der Kreisgrenze bei Marienheide. Er verfügt über die nächstgelegene befestigte Start- und Landebahn. Darüber hinaus gibt es:
Der nächstgelegene internationale Verkehrsflughafen ist der Flughafen Köln/Bonn, rund 20 km von der südwestlichen Kreisgrenze entfernt. Die Flughäfen Düsseldorf und Dortmund befinden sich ebenfalls in der näheren Umgebung des Kreises. Wetterbeobachtung im OberbergischenEs gibt neun Niederschlags- und Klimastationen des Deutschen Wetterdienstes im Kreis, und zwar an der Bevertalsperre bei Wipperfürth, in Lindlar-Oberlichtinghagen, Marienheide-Kläranlage Nord, Morsbach, Radevormwald, Waldbröl und Wipperfürth-Gardeweg. Seit dem 4. Januar 2007 befindet sich eine Wetterstation Auf dem Lindchen in Nümbrecht. Sie wird von Leif Kliesch betrieben und liefert die Wetterdaten zu dem Messnetz von Jörg Kachelmann. In Eckenhagen befindet sich die einzige Online-Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes im Kreis. Dort werden alle zehn Minuten Lufttemperatur und Luftfeuchte, Sonnenscheindauer und Temperatur im Erdboden gemessen. Seit dem Januar 2006 zeichnet die private Wetterstation Bergneustadt die aktuellen Wettervorkommnisse auf. Die stündlich gespeicherten Daten sind frei zugänglich aus einem Wetterarchiv abrufbar. Hinzu kommt ein Webcamarchiv mit Webcams aus Bergneustadt und Umgebung. Gemeinden
(Einwohnerzahlen vom 31. Dezember 2023[36]) Kfz-KennzeichenAm 1. Juli 1956 wurde dem Oberbergischen Kreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen GM, das für die Kreisstadt Gummersbach steht, zugewiesen. Es wird durchgängig bis heute ausgegeben. Die kreisangehörigen Städte Hückeswagen und Radevormwald führten bis 1975 das Kfz-Kennzeichen OP des aufgelösten Rhein-Wupper-Kreises mit Sitz in Opladen. Siehe auch
Literatur
WeblinksCommons: Oberbergischer Kreis – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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