Bad Hall liegt etwa 30 km südlich der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz und knapp 20 Straßenkilometer westlich von Steyr. Es liegt an der Voralpen Straße (B 122) und nahe der Kremstal Straße (B 139).
Die Ausdehnung beträgt von Nord nach Süd 6,4 km, von West nach Ost 4 km. 6,8 % der Fläche sind bewaldet, 74,4 % sind landwirtschaftlich genutzt.
Gemeindegliederung
Die Stadtgemeinde umfasst die Katastralgemeinden Bad Hall, Großmengersdorf und Hehenberg. Ortschaften (neben Bad Hall) sind (jeweils Dorf): Furtberg, Haid, Hehenberg sowie Kleinmengersdorf.[1]
Schon die Kelten kannten die Salzquelle im Sulzbachtal. Später wurde aus dem Wasser Salz für den Verzehr gewonnen. In der Stiftungsurkunde des Klosters Kremsmünster aus dem Jahre 777 wird von 3 Salzsiedern gesprochen: salinam, que ad Sulzibach est, et tres homines ibi habitantes salem coquentes (‚die Saline, die am Sulzbach liegt, und drei Männer leben dort, die Salz kochen‘).[2] Aus der kleinen mittelalterlichen Handwerkersiedlung hat sich mit der Zeit ein regionales Zentrum entwickelt. Während am Westhang des Sulzbachtales und der Herrschaft des Klosters Kremsmünster ein Pfarrdorf – heute Pfarrkirchen – entstand, bildete sich am Osthang unter den Herzögen von Österreich ein Handels- und Verwaltungsort, der lange den Namen Herzogenhall führte, ein typischer Hall-Name der Salzgewinnung. Dieser Ort erhielt um 1287 das Marktrecht, was ihn zu einem der ältesten Märkte Österreichs macht.
Um 1600 war Hall die bedeutendste Hellebardenschmiede Mitteleuropas. Viele Waffen aus der Produktion von Schmiedemeister Pankraz Taller
und Peter Schreckseisen finden sich im Grazer Zeughaus.[3]
Während der Napoleonischen Kriege war der Ort mehrfach besetzt. Den Heilwert des Wassers aus der Salzquelle am Sulzbach erkannte man erst mit dem Aufblühen des Heilbäderwesens am Beginn des 19. Jahrhunderts. 1826 wurde die erste kleine Badeanstalt gegründet. 1827 wurde erstmals das Wasser analysiert und ein hoher Jodgehalt festgestellt. 1837 erwirkte der Arzt Josef Starzengruber bei der Landesregierung die erste Badeordnung. Doch erst mit Übernahme der Heilquelle durch das Land Oberösterreich 1855 konnte ein umfangreicher Kurbetrieb aufgebaut werden. Seit 1876 trägt der Ort das Prädikat „Bad“.
Ende des 19. Jahrhunderts erlebte Bad Hall wie viele Kurorte auch einen starken Aufschwung. Dies wurde durch die Eröffnung der Kremstalbahn 1882 noch verstärkt. Bad Hall galt nun als „Weltkurort“. Berühmte Personen kamen hierher. Gustav Mahler gab 1880 im Kurpark sein Debüt als Dirigent.[Anm. 1] Nach Rückschlägen durch Kriege und Weltwirtschaftskrise entstand ab 1948 ein moderner Kurbetrieb.
Bad Hall wurde am 20. August 2001 von der Oberösterreichischen Landesregierung zur Stadt erhoben.[4]
Tassiloquelle: Die älteste Jod-Sole-Quelle Bad Halls. Erste Erwähnung in der Gründungsurkunde des Klosters Kremsmünster (777). Vom Vorhof des Quelltempels wird auch heute noch die heilkräftige Tassiloquelle[5] zum Gesundheitszentrum geleitet. Der Quelltempel befindet sich auf dem Gemeindegebiet von Pfarrkirchen bei Bad Hall.
Stifterpark: Zwischen 1900 und 1902 geschaffene Erweiterung des Kurparks (inklusive des 9.000 m² großen Gartens der Villa Rabl)[9]
Stadttheater Bad Hall: Das Theater hat seinen Schwerpunkt auf Oper, Operetten- und Musicalaufführungen gelegt.[Anm. 6]
Forum Hall: Im Forum Hall befinden sich drei Museen: das Heimatmuseum, die Haustürensammlung und das Handwerkermuseum. Das Heimatmuseum zeigt die Entwicklung von Bad Hall von der Handwerkersiedlung zum Kurort. Die Haustürensammlung zeigt alte Handwerkskunst anhand von mehr als 100 Türen.[11] Das Handwerkermuseum zeigt 23 Landhandwerke, weiters eine Dokumentation des Strukturwandels des Handwerks
Musik
Kurkonzerte: In Bad Hall finden regelmäßig Kurkonzerte mit dem Kurorchester Bad Hall statt. Das Orchester geht auf die im Jahr 1855 gegründete Cur-Musikkapelle zurück. Der berühmteste Dirigent des Kurorchesters war Gustav Mahler.[Anm. 1]
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Bahn: Bad Hall war früher mit Zweigstrecken der Pyhrnbahn und der Steyrtalbahn an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Heute sind diese Strecken abgetragen, und Bad Hall ist mit der Eisenbahn nicht mehr erreichbar. Der nächstgelegene Bahnhof Rohr-Bad Hall der Pyhrnbahn liegt rund 5 Kilometer vom Ortszentrum Bad Halls entfernt. Regelmäßige Verbindungen mit dem Postbus bestehen unter anderem nach Linz, Steyr und Kirchdorf an der Krems. Der ehemalige Bahnhof, der im Jugendstil erbaut wurde, steht unter Denkmalschutz und wurde 2009 innen umgebaut. Er beherbergt jetzt ein Café sowie zwei kleine Gewerbebetriebe und ist nun zentraler Bestandteil des Einkaufszentrums „am Bahnhof“, das nach der Abtragung der verbliebenen Abstellgleise und des ehemaligen Lagerhauses 2011 fertiggestellt wurde.
Straße: Durch Bad Hall führt die Voralpen Straße B 122 von Amstetten nach Sattledt. Die nächstgelegene Autobahn ist die West Autobahn A 1. Die Anschlussstelle in Sattledt liegt rund 15 Kilometer vom Ortszentrum Bad Halls entfernt.
Öffentliche Einrichtungen
Eurotherme Bad Hall: Das stark jodhaltige Heilwasser (Jodidgehalt 30 bis 50 mg pro Liter) von Bad Hall stammt heute nicht nur aus der aus Urzeiten bekannten Quelle am Sulzbach, sondern aus mehreren Bohrsonden. Sie wurden in den 1950er Jahren im Zuge der Suche nach Erdöl niedergebracht und führten bis in 2247 m Tiefe. Öl wurde nicht gefunden, jedoch jenes Depot angebohrt, aus dem die alte Heilquelle am Sulzbach ihr Wasser erhält. Die Herkunft der Heilwässer von Bad Hall steht in unmittelbaren Zusammenhang mit den weiter westlich anzutreffenden Erdölvorkommen.
Das Heilwasser von Bad Hall wirkt therapeutisch vor allem bei Erkrankungen der Gefäße (Herz, Arterien und Venen, Bluthochdruck) sowie der Augen, Atemwege und Gelenke.
Wasserversorgung: Die Wasserversorgung der Stadt gewährleistet der Wasserverband Bad Hall. Die Quellen liegen in der Gemeinde Kremsmünster. Über ein Leitungsnetz von 43 Kilometer werden jährlich etwa 450.000 Kubikmeter Wasser verteilt (Stand 2018).[12]
Blasonierung: In Gold auf grünem Schildfuß eine silberne Kapelle mit teilweise eingebautem Flankenturm und Dachreiter, schwarzen Dächern und Fensteröffnungen, beiderseits flankiert von je einem schwarzstämmigen Lindenbaum mit grünen Blättern. Die Gemeindefarben sind Blau-Weiß.
Das Wappenbild zeigt die bereits 1298 urkundlich bekannte, zuletzt 1977–1981 generalrenovierte Margarethenkapelle „am Anger unter den Sieben Linden“, die für das bürgerliche Leben im landesfürstlich privilegierten Ort eine bedeutende Rolle spielte (z. B. Abhaltung der Kirch- und Gerichtstage, Wahlort des Bürgermeisters und der Räte).[20]
Josef Diethör (1919–2006), Bildhauer, verstorben in Bad Hall
Gottfried Melzer (1932–2013), katholischer Priester und antisemitischer Aktivist
Sonstiges
Bad Hall ist seit 2002 Mitglied im Ring der Europäischen Schmiedestädte, der sich zum Ziel gesetzt hat, die regionale Vielfalt des Schmiedehandwerks und der Metallgestaltung in der globalen Einheit Europas auf allen Ebenen zu fördern.
Im Jahr 2005 fand in Bad Hall die Landesgartenschau von Oberösterreich statt.
Im Gemeindegebiet befinden sich 70 Bauernhöfe, 62 davon werden landwirtschaftlich genutzt.
Nachdem in den 1950er-Jahren die Suche nach Erdöl erfolglos blieb, aber zur Erschließung von Heilwasservorkommen führte, konnte im Jahr 2000 unmittelbar am nördlichen Stadtrand ein kleines und 2008/9 nordwestlich von Bad Hall ein größeres Erdölvorkommen erschlossen werden.
Kurmittelhaus, abgebrochen 2009.[Anm. 7] (Im Vordergrund: Kontrollpunkt für den zernierten Bereich Landesgartenschau 2005.) (48.03394414.207057).
Landesvilla, Parkstraße 1, erbaut 1912–1914 nach Plänen von Mauriz Balzarek
Villa Rabl, Hauptfront, Kurpromenade 2, erbaut 1866 nach Plänen von Theophil Hansen
Villa Rabl, Hauptfront, Ansichtskarte, 1905. (Turmanbau heute nicht mehr vorhanden.)
Villa Rabl, Gartenanlage Villengarten, Ausstellungskonzept: Rupert Halbartschlager, Landesgartenschau 2005.[Anm. 8]
Stadttheater, Steyrer Straße 7, Ansichtskarte, 1904[Anm. 6]
Sonnenheim, Parkstraße 5, 1929 errichtet vom Verband der Pensionsversicherung[23][Anm. 9]
Ehemaliges BVA-Kurheim Justus, Haupteingang Verwaltungstrakt, Linzer Straße 11[Anm. 10]
Tourist Information im Alten Badehaus
Literatur
Kurfonds Bad Hall (Hrsg.): Bad Hall. Das Jod-Solebad Oberösterreichs. Heilanzeigen, Behandlungsformen, Heilwerte, Forschungsarbeit, Geschichte, Kultur, Bauten, Freizeit, Ausflüge. Braumüller, Wien 1980, ISBN 3-7003-0255-X.
Kurt Walzel: Bad Hall in alten Ansichten. Europäische Bibliothek, Zaltbommel 1985, ISBN 90-288-3174-6.
Katharina Ulbrich (Mitarb.), Gemeinde Bad Hall (Hrsg.): Heimatbuch Bad Hall. Gemeinde Bad Hall, Bad Hall 1996, ISBN 3-9500514-0-6.
Raimund Ločičnik: Bad Hall anno dazumal. Illustrierte Geschichte eines Weltkurortes. Ennsthaler, Steyr 2005, ISBN 3-85068-667-1 (PDF; 8 kB Inhaltsverzeichnis online auf obvsg.at).
Land Oberösterreich: Naturraumkartierung Oberösterreich. Landschaftserhebung Gemeinde Bad Hall. Endbericht. Kirchdorf an der Krems 2008, S. 1–82 (zobodat.at [PDF]).
Monika Gaigg: Die Geschichte des Bades vom Mittelalter bis zur Neuzeit mit Schwerpunkt auf die Kurarchitektur des 19. und 20. Jahrhunderts, anhand der oberösterreichischen Kurorte Bad Ischl und Bad Hall. Magisterarbeit. Universität Salzburg, Salzburg 2011 (OBV).
↑4. Teil: Gemeinden – Oberösterreich – 37. Bad Hall. In: Österreichischer Amtskalender online. Jusline (Verlag Österreich), Wien 2002, ZDB-ID 2126440-5.
↑Erich Trinks (Bearb.): Urkunden-Buch des Landes ob der Enns. Band2. Wien 1856, II, S.2 (archive.org – Saline am Sulzbach in der vorletzten Zeile): „777. Kremsmünster. — Thassilo, Herzog von Baiern, stiftet das Kloster Kremsmünster.“ Zitiert in I. Hausner (Bearb.): Altdeutsches Namenbuch. Die Überlieferung der Ortsnamen in Österreich und Südtirol von den Anfängen bis 1200. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Kommission für Mundartforschung, Wien, 1989 ff., S. 486.
↑Katharina Ulbrich: Die Waffenschmiede zu Hall. Hellebarden und Spieße aus dem Raum Bad Hall in die ganze Welt. In: EuroJournal Pyhrn-Eisenwurzen. Nr. 1/2 aus Jahrgang 1999/00. Schiffkorn, Puchenau 2000, ZDB-ID 2307456-5, S. 26 ff (ooegeschichte.at [PDF; 135 KB]).
↑ abJosef Seegen: Handbuch der allgemeinen und speciellen Heilquellenlehre. 2., neu bearbeitete Auflage. Braumüller, Wien 1862, OBV, S. 491–494 (Volltext online auf Google Books).
↑Ferdinand Krackowizer, Franz Berger: Biographisches Lexikon des Landes Österreich ob der Enns. Gelehrte, Schriftsteller und Künstler Oberösterreichs seit 1800. Institut für Ostbairische Heimatforschung, Passau/Linz an der Donau 1931, S. 290 (landesbibliothek.at).
↑ abKatharina Ulbrich: 150 Jahre Kurpark Bad Hall. In: EuroJournal Linz – Mühlviertel – Böhmerwald. Heft 2/2005, XI. Jahrgang. Kultur Plus (Hrsg.), Linz 2005, S. 13 (ooegeschichte.at [PDF; 230 KB]).
↑Katharina Ulbrich: Josef Runkel (1817–1899), der Planer des Landschaftsgartens in Bad Hall. In: EuroJournal Linz – Mühlviertel – Böhmerwald. Heft 2/2005, XI. Jahrgang. Kultur Plus (Hrsg.), Linz 2005, S. 14 (ooegeschichte.at [PDF; 300 KB]).
↑Elke Dannhäuser (Red.), Peter Elgaß (Hrsg.): Tür und Tor. Der Katalog zur internationalen Ausstellung der Stadtgemeinde Bad Hall und des Forum Hall. Internationale Ausstellung „Tür und Tor“, Handwerk und Kunst in Metall. 10. Mai bis 26. Okt. 2003, Bad Hall Oberösterreich. Hephaistos, Immenstadt-Werdenstein 2003, ISBN 3-931951-20-0.
↑ abMahler (1860–1911) verbrachte die gesamte Saison 1880 als Kapellmeister in Bad Hall. Zu seinen Aufgaben soll es gehört haben, vor jeder Vorstellung die Noten auf die Pulte zu legen, das Klavier abzustauben und während der Pause das Baby Mitzi Zwerenz (Tochter des Theaterdirektors) in ihrem Kinderwagen rund um das Theater zu fahren. – Siehe: Pertlwieser: Frühgeschichte. S. 113.
↑Die auf der Gedenktafel angebrachte Darstellung der Wirkungsstätte Mahlers bezieht sich auf das als Sommertheater zwischen 1. Juni 1870 und dem Ende der Kursaison 1884 genutzte einstöckige, ca. 600 Zuschauer fassende Interimstheater, das in Holz ausgeführt war, ungeeignet zur Beleuchtung durch offenes Licht und daher nur an Nachmittagen bespielt wurde. – Siehe: Pertlwieser: Frühgeschichte. S. 103, 107, 116, sowie:70 Jahre Kuranstalt Bad Hall. (…) Das Kurtheater in Bad Hall. In: Linzer Volksblatt, Festnummer des „Heimatland“, Nr. 24 vom 14. Juni 1925. Illustrierte Beilage zum „Linzer Volksblatt“, 14. Juni 1925, S. 30 (unpaginiert). (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/lvb
↑Erbaut 1855. – Eva Bakos, Thomas P. Widmann, Elke Schäle-Schmitt (Red.): Oberösterreich. Seen und Berge. 2., aktualisierte Auflage. HB-Bildatlas, Band 218. HB-Verlag, Ostfildern 2007, ISBN 978-3-616-06119-1, S. 95.
↑1912–1914 nach den Plänen von Mauriz Balzarek (1872–1945) errichtet. Gilt als der bedeutendste Jugendstilbau Oberösterreichs. – Aus: Siegfried Haider: Geschichte Oberösterreichs. Geschichte der österreichischen Bundesländer. Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1987, ISBN 3-486-54081-5, S. 369.
↑ abIm Hintergrund der Baumgruppe rechts das Kurmittelhaus, das Oktober/November 2009 zugunsten eines Parkplatzes geschleift wurde. – Bad Haller Kurier. Informationen für den Kurbezirk Bad Hall. Heft 11.2009 (Jahrgang CLXVIII), ZDB-ID 2303259-5, OBV, S. 27.
↑Der ursprüngliche Villengarten wurde 1866 von Stiftsgärtner Josef Runkel entworfen. – Siehe: Kurpark in Kultur und Sehenswürdigkeiten.
↑Während des Zweiten Weltkriegs Reservelazarett Sonnenheim (unter anderem im Dezember 1942 besucht von Sophie Scholl), dann Amerikanisches Lazarett für entwaffnete Soldaten. Später bis 2009: Sonnenpark – Zentrum für psychosoziale Gesundheit.