St. Nikolaus, Rathausplatz 4, 2Winterhausen, Turm am Mauritiusplatz
Das Ensemble umfasst zwei am Main einander gegenüberliegende ummauerte Kirchdörfer, die bereits seit dem frühen Mittelalter zusammengehören und ursprünglich den gemeinsamen Namen Ahusen trugen. Aus Reichsgut gelangten sie nach mehrfachem Besitzerwechsel in der ersten Hälfte des 15. Jh. an die Schenken von Limpurg, in deren, bzw. ihrer Rechtsnachfolger, der Grafen Rechteren-Limpurg-Speckfeld Besitz die Herrschaft über die beiden Dörfer blieb, bis sie 1803 mit dem kuriosen Sommerhäuser Krieg an Bayern fiel und mediatisiert wurde.
In ihrer baulichen Gestalt sind beide Dörfer aufeinander abgestimmt, wobei das Schwergewicht auf Sommerhausen liegt, das infolge seiner Südhänge über die besseren Weinlagen verfügt. Dort entwickelte sich das gräfliche Schloss, dessen bauliche Erscheinung im Wesentlichen dem 15./16. Jh. angehört. Beide Orte besaßen bereits um 1300 je zwei Kirchen, davon je eine mit einer kleinen Befestigung einander gegenüberliegend am Main, Maria und Mauritius gewidmet, je eine weitere bergseitig der mainparallelen Hauptstraße, den Heiligen Bartholomäus und Nikolaus gewidmet. Beide mainseitigen Kirchen befinden sich an den Rändern der im 15. Jh. entstehenden Ortsbefestigungen. Während aber in Sommerhausen die Kirche der Ortsbefestigung eingegliedert wurde, blieb sie in Winterhausen außerhalb, wurde profaniert und ist heute Wohnhaus.
Beide Dörfer zeigen die charakteristische Struktur der mittelalterlichen Mainorte: meist herrschaftliche Weingüter bergseitig der mainparallelen Hauptstraße, mit locker bebauten, großen Grundstücken, stattlichen Gebäuden im Erscheinungsbild des 16.–18. Jh., in ortsbeherrschender Lage. Flussseitig dagegen eng aneinandergerückt, in einem System schmaler Gässchen ackerbürgerliche Schiffer- und Fischeranwesen mit kleinteiligen Nebengebäuden. An der Hauptstraße größere Gasthöfe, Häcker- und Handwerkerhäuser und jeweils das Rathaus. Beide Rathäuser wurden um die Mitte oder in der zweiten Hälfte des 16. Jh. errichtet, das Winterhäuser jedoch im 18. Jh. völlig umgeformt. Beide Orte erhielten im 15./16. Jh. Befestigungen mit Mauerring, Mauertürmen, Graben und je drei Toren. Diese Befestigung ist zwar in Sommerhausen besser erhalten, in Winterhausen aber auch klar erkennbar. Beide Orte verfügen schließlich über Mainverlandungen mit Gasthäusern beim Maintor, kleine Flusshäfen und Stationen für die Mainschifffahrt. Die Verbindung zwischen den Dörfern geschah durch eine Fähre für Lasten und einen kleinen, immer bereit stehenden Kahn für Personen. Erst 1897 wurde eine steinerne Brücke mit Zollhäuschen auf der Winterhäuser Seite errichtet, die im Zweiten Weltkrieg wieder zerstört wurde und teilweise als Ruine noch jetzt steht. Wie bereits diese ältere Brücke dient auch die 1969/70 weiter flussabwärts errichtete neue Brücke vor allem auch dem Regionalverkehr Giebelstadt-Kitzingen. Sie begrenzt das Ensemble nach Nordwesten. Die bis auf unauffällige Regulierungsbauten an beiden Mainufern unberührte Ufersituation mit den flussparallelen ehemaligen Treidelwegen und den Maingasthäusern, den weidenbewachsenen toten Mainarmen, wurde durch die Umgehungsstraße auf der Sommerhäuser Seite gestört, wodurch auch die Zusammengehörigkeit der beiden Orte eine schwere Beeinträchtigung erfuhr. Zum Ensemble gehört auch das Sommerhausen unmittelbar gegenüberliegende, weitgehend unbebaut gebliebene Landstück. Aktennummer: E-6-79-187-1.
Ortsbefestigung Winterhausen
Die ehemalige Marktbefestigung aus dem 15. Jahrhundert ist etwa im Quadrat das Ortsgebiet einfassend, mit sieben erhaltenen Schalentürmen, unter Einbeziehung des Kirchhofs. Sie ist heute teilweise abgetragen oder verbaut, in ihrer Gesamtführung jedoch noch gut erkennbar. Aufrechtstehende Teile mit Schalentürmen gibt es noch entlang dem Dözel und dem Kirchberg. Nach Süden (Alte Brückenstraße) und Osten (Fährweg) ist der Ortsmauer ein Hochwasserwall vorgelagert, mit einem verschließbaren Zugang zur Maingasse. Zwischen Hochwasserwall und den Resten der Ortsmauer ist der ehemalige Grabenbereich der Ortsbefestigung mit Gärten besetzt. Aktennummer: D-6-79-206-1.
Dözel, Alte Brückenstraße 5, 7 (Lage): Mauerzug der Ortsbefestigung
Dözel, Alte Brückenstraße 11 (Lage): Mauerzug der Ortsbefestigung mit Hablschalenturm
Dözel, Alte Brückenstraße 13, 15 (Lage): Mauerzug der Ortsbefestigung mit Hablschalenturm
Dözel, Fährweg (Lage): Mauerzug der Ortsbefestigung
Lange Gasse 20 (Lage): Mauerzug der Ortsbefestigung
Hintere Gasse 12 (Lage): in Haus verbauter Mauerzug der Ortsbefestigung
Hintere Gasse 13 (Lage): in Haus verbauter Mauerzug der Ortsbefestigung mit Halbschalenturm
Hintere Gasse 1 (Lage): Mauerzug der Ortsbefestigung mit Halbschalenturm
Kirchberg (Lage): Mauerzug der Ortsbefestigung mit Halbschalenturm, entlang der Gasse
Bucksweg (Lage): Mauerzug der Ortsbefestigung mit Halbschalenturm, entlang der Gasse
Zweigeschossiger, verputzter Satteldachbau mit Fachwerkoberstock sowie zweigeschossigem, östlichen Anbau mit Rundbogenpforte und Fachwerkobergeschoss, 17./18. Jahrhundert
Ehemaliges Wohnwirtschaftsgebäude, zweigeschossiger, verputzter Satteldachbau, im Kern um 1700, Fassade mit stichbogigen Fenstern um 1870, mit westlichen Teil als bruchsteinsichtiger Scheune mit Satteldach, um 1800
Zweigeschossiger Eckbau mit verputztem Fachwerkobergeschoss, westliche Traufseite mit Mansarddach, 18. Jahrhundert, leicht modernisiert, 20. Jahrhundert
Saalbau mit eingezogenem Chor und Chorturm mit Glockendach, Turmunterbau romanisch, 1. Hälfte 13. Jahrhundert, Aufbau von 1573, Langhaus spätgotisch, 1497; mit Ausstattung
zweigeschossiger, verputzter Walmdachbau mit Fachwerkobergeschoss, geohrten Fensterrahmungen sowie Westseite mit Mansarddachabschluss des 19. Jh. und südlichem, zweigeschossigen Anbau mit Satteldach und Fachwerkobergeschoss, wohl 17./18. Jahrhundert
Zweigeschossiger, verputzter Satteldachbau mit Treppengiebel und westlichem, zweigeschossigem Anbau mit Satteldach und Fachwerkgiebel wohl des 19. Jahrhunderts, Hauptgebäude im Kern von 1493, später mehrfach verändert
Profaniert, ehemalige Chorturmkirche, bzw. Saalbau mit eingezogenem Chor, 2. Hälfte 13. Jahrhundert, das ehemalige Langhaus zu eingeschossigem, verputztem Wohnhaus mit Mansardkrüppelwalmdach umgebaut, 19./20. Jahrhundert
Zweigeschossiger Bruchsteinmauerwerksbau mit nördlichem, eingeschossigen Vorbau, im Kern 1544, später verändert und nach Norden erweitert, 19. Jahrhundert
Zweigeschossiger Bruchsteinmauerwerksbau mit Walmdach, Hausteingliederung sowie westlichem zweigeschossigem Anbau mit Satteldach, spätklassizistisch, um 1880/90
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Literatur
Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern. III. Regierungsbezirk Unterfranken und Aschaffenburg, Band 1: Bezirksamt Ochsenfurt. Bearbeitet von Hans Karlinger, 1911. Nachdruck ISBN 3-486-50455-X und vollständig bei:
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