Die Stolpersteine liegen im Regelfall vor dem letzten selbstgewählten Wohnort des Opfers. Die erste Verlegung in der Provinz Piacenza fand am 20. Januar 2019 in Castel San Giovanni statt.
HIER WURDE VERHAFTET LUIGI RAZZA GEBOREN 1925 DEPORTIERT MAUTHAUSEN-GUSEN ERMORDET 21.4.1945
nahe Piazza Garibaldi Borgonovo Val Tidone
Luigi Razza wurde 1925 geboren. Seine Eltern waren Giuseppe Razza und dessen Frau Delfina. Er hatte zumindest eine ältere Schwester. Razza wurde Partisan und gehörte zur Brigade „Busconi“, Teil der Division „Piacenza“, kommandiert von Fausto Cossu. Am 23. November 1944 war er zusammen mit Luigi Carella aufgebrochen, um die Truppenbewegungen der Deutschen zu beobachten, dabei wurden sie von den Deutschen überrascht. Carella gelang es mit einem Beinschuss zu fliehen und sich zu verstecken, Razza wurde verhaftet. Er wurde zuerst in Piacenza inhaftiert, dann in Parma und schließlich in Verona. Von dort wurde er in das Durchgangslager Bozen überstellt, dann erfolgte seine Deportation in das KZ Mauthausen und letztendlich in das KZ Gusen. Luigi Razza wurde dort am 23. April 1945 ermordet. Seine Leiche wurde nie gefunden, seine Familie, die ebenfalls Schikanen durch die Nazis ausgesetzt war, erfuhr telegrafisch vom Roten Kreuz von seinem Tod.[1][2]
HIER WOHNTE DINA NICHTBERGER GEBOREN 1923 VERHAFTET 30.11.1943 DEPORTIERT 1944 AUSCHWITZ GESTORBEN 16.3.1945
Via Cesare Battisti 10 Carpaneto Piacentino
Dina Nichtberger (1923–1945)
HIER WOHNTE MARCUS NICHTBERGER GEBOREN 1885 VERHAFTET 1943 INTERNIERT FOSSOLI DEPORTIERT 1944 AUSCHWITZ ERMORDET BIRKENAU
Via Cesare Battisti 10 Carpaneto Piacentino
Marcus Nichtberger wurde am 9. März 1895 im damals noch preußischen Georgenberg, heute in Polen gelegen, geboren. Seine Eltern waren David Nichtberger und Sara, geborene Kornagert. Er heiratete die aus Berlin stammende Susanna Wormann. Das Paar hatte zwei Kinder: Ingeborg, genannt Dina (geboren am 22. April 1923 in Berlin) und Bobi (geboren am 6. Juli 1926 in Weisswasser). Die Familie lebte in Berlin. Aufgrund der zunehmenden Repressionen des NS-Regimes gegen die jüdische Bevölkerung entschloss sich Markus Nichtberger zur Emigration. Die Familie kam bis Abbazia im damals italienischen Istrien. Geplant war die Einschiffung, wohin ist nicht bekannt. Markus Nichtberger wurde 1940 von Gendarmen des faschistischen Regimes verhaftet und im Internierungslager Ferramonti di Tarsia interniert, einem der 43 italienischen Konzentrationslager, die vom faschistischen Regime in Mittel- und Süditalien errichtet worden waren. Mitte Oktober 1941 wurde Markus Nichtberger und seiner Familie die „freie Internierung“ in Carpaneto Piacentino angeboten. Er, seine Frau und die Kinder durften nicht arbeiten, durften die Stadt nicht verlassen. Sie waren ständiger Überwachung ausgesetzt. Die ganze Familie wurde am 30. November 1943 verhaftet und im Gefängnis von Piacenza interniert, später dann im Durchgangslager Fossoli. Am 5. April 1944 wurden Markus Nichtberger und seine Tochter Dina mit dem Transport Nr. 9 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo der Transport am 10. April 1944 einlangte. Seine Tochter überstand die Selektion und bekam die Nummer 76826. Wann und wo Markus Nichtberger ermordet wurde, ist nicht bekannt.[4]
Auch Markus Nichtbergers Frau und seine Kinder überlebten die Shoah nicht. Seine Ehefrau und sein Sohn wurden am 16. Mai 1944 mit Transport Nr. 10 von Fossoli nach Auschwitz deportiert. Ort und Zeitpunkt ihrer Ermordung sind nicht bekannt. Seine Tochter Dina wurde am 16. März 1945 in Auschwitz vom NS-Regime ermordet.[5][6][7][8]
IN CASTEL SAN GIOVANNI WOHNTE TINA PESARO GEBOREN 1913 VERHAFTET 1.12.1943 DEPORTIERT 1944 AUSCHWITZ ERMORDET 31.12.1944 LANDSBERG
Castel San Giovanni, Via Nazario Sauro (vor der Grundschule)
Ida Benedetta Pesaro, genannt Tina[9], wurde am 13. Oktober 1913 in Castel San Giovanni geboren. Sie stammte aus einer Industriellen-Familie. Ihre Eltern waren Ferdinando Pesaro und Bice Calabresi. Sie hatte zumindest einen Bruder, Franco. Pesaro wurde am 1. Dezember 1943 in ihrem Heimatort verhaftet. Es wurde ursprünglich ihre Mutter verhaftet, doch Ida Pesaro bot sich im Austausch an. Sie wurde zuerst im Gefängnis von Piacenza inhaftiert und kam dann in das Durchgangslager Fossoli. Von dort wurde sie am 2. August 1944 mit Transport Nr. 14 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo der Transport am 6. August 1944 einlangte. Tina Pesaro wurde am 31. Dezember 1944 im bayerischen Landsberg vom NS-Regime ermordet.[10][11]
Eine Schule in Castel San Giovanni trägt ihren Namen, dort erinnert auch eine Stele an Tina Pesaro.[12] Zur Einweihung der Stele im Januar 2020 war ihr Bruder Franco Pesaro anwesend, er starb im August 2020.[13] In Piacenza wurde eine Straße nach ihr benannt.
Piacenza
In Piacenza wurden zwei Stolpersteine an zwei Stellen verlegt.
Stolperstein
Übersetzung
Verlegeort
Name, Leben
HIER WOHNTE FRANCESCO DAVERI GEBOREN 1903 VERHAFTET 18.11.1944 DEPORTIERT MAUTHAUSEN-GUSEN ERMORDET 13.4.1945