Liste der Stolpersteine im Královéhradecký kraj

Stolpersteine für die fünf ermordeten Schwestern der Familie Goldschmid in Náchod

Die Liste der Stolpersteine im Královéhradecký kraj enthält die Stolpersteine, die im Královéhradecký kraj (die ehemalige Königgrätzer Region) verlegt wurden. Sie erinnern an das Schicksal der Menschen, welche von den Nationalsozialisten in Tschechien ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Der Stolperstein von Kostelec nad Orlicí wurde am 29. Oktober 2012 und die Stolpersteine in Náchod am 2. August 2016 von Gunter Demnig verlegt. Die Stolpersteine werden auf Tschechisch stolpersteine genannt, alternativ auch kameny zmizelých (Steine der Verschwundenen).

Das tschechische Stolpersteinprojekt Stolpersteine.cz wurde 2008 durch die Česká unie židovské mládeže (Tschechische Union jüdischer Jugend) ins Leben gerufen und stand unter der Schirmherrschaft des Prager Bürgermeisters. Die Stolpersteine liegen meist vor dem letzten selbstgewählten Wohnort des jeweiligen Opfers.[1][2]

Verlegte Stolpersteine

Hradec Králové

In Hradec Králové wurden zumindest fünf Stolpersteine verlegt.

Stolperstein Übersetzung Verlegeort Name, Leben
HIER LEBTE
DR. MED. EMIL HERMAN
GEB. 1899
VERSTECKT
IN DER SLOWAKEI
INTERNIERT 1944
IN BUDAPEST, SÁRVÁR
BEFREIT 1945
IN BUDAPEST
Ulrichově námestí čp. 762
Hradec Králové
Emil Herman
(1899–)
HIER LEBTE
MARGIT HERMAN
GEB. BURGER
GEB. 1902
VERSTECKT
IN DER SLOWAKEI
INTERNIERT 1944
IN BUDAPEST,
KISTARCSA, SÁRVÁR
BEFREIT 1945
IN BUDAPEST
Ulrichově námestí čp. 762
Hradec Králové
Margit Herman
(1902–)
HIER LEBTE
VĚRA HERMAN
GEB. 1930
VERSTECKT
IN DER SLOWAKEI
INTERNIERT 1944
IN BUDAPEST, KISTARCSA
BEFREIT 1945
IN BUDAPEST
Ulrichově námestí čp. 762
Hradec Králové
Věra Herman
(1930–)
HIER LEBTE
DR. JUR. JOSEF TAUSIK
GEB. 1857
DEPORTIERT 1942
NACH THERESIENSTADT
ERMORDET 11.1.1943
Velké náměstí čp. 151
Hradec Králové
Josef Tausik
(1857–1943)
HIER LEBTE
KLÁRA TAUSIKOVÁ
GEB. WEINEROVÁ
GEB. 1869
DEPORTIERT 1942
NACH THERESIENSTADT
1944 NACH AUSCHWITZ
ERMORDET
Velké náměstí čp. 151
Hradec Králové
Klára Tausiková geb. Weinerová
(1869–1944/45)

Kostelec nad Orlicí

In Kostelec nad Orlicí wurde ein Stolperstein verlegt.

Stolperstein Übersetzung Verlegeort Name, Leben
HIER LEBTE
RUDOLF HOFFMANN
GEB. 1880
DEPORTIERT
NACH THERESIENSTADT-KLEINE FESTUNG
ERMORDET 1944
EBENDORT
Komenského 465
Kostelec nad Orlicí
Rudolf Hoffmann wurde am 17. Februar 1880 in Pardubice geboren. Er war Vorarbeiter und wohnte in Kostelec nad Orlicí. Er war mit Marie, geb. Záleská, verheiratet. Er wurde ins KZ Theresienstadt deportiert und dort am 31. August 1944 vom NS-Regime ermordet.[3]

Náchod

1846 gründete Samuel Goldschmid in Náchod eine Textilfabrik. Die Firma wurde danach von seinem Sohn Max Michael Goldschmid und anschließend von seinem Enkel Hanuš Goldschmid geführt. Heute existiert das Gebäude nicht mehr. Hanuš Goldschmid hatte fünf Schwestern, alle in Náchod geboren, alle vom Nazi-Regime in Konzentrationslagern ermordet.[4]

Stolperstein Übersetzung Verlegeort Name, Leben
HIER LEBTE
LILLY HAASOVÁ
GEB. GOLDSCHMIDOVÁ
GEB. 1884
DEPORTIERT 1942
NACH THERESIENSTADT
ERMORDET 8.3.1944
IN AUSCHWITZ
Masarykovo nam. 57
Lilly Haasová geb. Goldschmidová wurde am 17. Juni 1884 geboren. Ihr Mann, Rudolf Haas, stammte aus Mladá Boleslav, lebte aber in Prag. Nachdem sie Witwe geworden war, kehrte sie nach Náchod zurück, wo sie zuerst mit ihrem Bruder Hanuš im Haus der Eltern lebte und später, als Juden nicht mehr auf dem Hauptplatz wohnen durften, im Haus der Familie Schur in der Tyršova ulice bei ihrer Schwester Jenny. Beide Schwestern wurden am 17. Dezember 1942 von Hradec Králové ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Am 6. September 1943 wurde Lilly Haasová mit einem Transport ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau überstellt, wo sie im sogenannten Theresienstädter Familienlager untergebracht wurde.[5] Ihr Leben endete am 8. März 1944 in einer Gaskammer. Ihr Sohn Max, geboren 1912, wurde 1941 von Prag ins Ghetto Litzmannstadt in Polen deportiert. Er überlebte die Shoah, wurde in Mühldorf befreit, beendete jedoch danach sein Leben.
HIER LEBTE
LOTTE KRAUSOVÁ
GEB. GOLDSCHMIDOVÁ
GEB. 1898
DEPORTIERT 1942
NACH THERESIENSTADT
ERMORDET 8.1.1945
STUTTHOF
Masarykovo nam. 57
Lotte Krausová geb. Goldschmidová wurde am 26. März 1898 in Náchod geboren. Sie war die jüngste Tochter von Max Michael Goldschmid. Sie blieb im väterlichen Haushalt bis 1928 und heiratete dann den Náchoder Arzt Karl Kraus. Das Paar hatte einen Sohn, Míša, geboren 1930. Die Familie wurde am 17. Dezember 1942 von Hradec Králové ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Am 15. Dezember 1943 wurde sie ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau transportiert und in das sogenannte Familienlager verbracht. Ihr Mann wurde in einer Gaskammer getötet. Lotte Krausová wurde später ins KZ Stutthof deportiert und starb dort in Folge von Zwangsarbeit und Krankheit am 8. Januar 1945.[6][7] Ihr Sohn Míša genannt, überlebte die Shoah und kehrte nach Náchod zurück. Er wanderte später aus und beschrieb in einem Tagebuch sein Leben und Überleben im Konzentrationslager.
HIER LEBTE
JENNY SCHUROVÁ
GEB. GOLDSCHMIDOVÁ
GEB. 1878
DEPORTIERT 1942
NACH THERESIENSTADT
ERMORDET 8.3.1944
IN AUSCHWITZ
Masarykovo nam. 57
Jenny Schurová geb. Goldschmidová, geboren 1878, war die älteste der fünf Schwestern. 1900 heiratete sie den Witwer Gustav Schur. Schurs Familie lebte in der Tyršova ulice 200. Ihr älterer Sohn Franz, geboren 1901 in Náchod, wurde später Besitzer der Fabrik in Hlinsko. Er konnte nach der Zerschlagung der Rest-Tschechei durch das NS-Regime flüchten, nicht aber seine Frau und die beiden kleinen Kinder, die alle in Auschwitz ermordet wurden. Ihr zweiter Sohn Bedřich, geboren am 6. Juli 1906 in Náchod, arbeitete in der Fabrik des Vaters. 1939 konnten sich er, seine Frau Edith Heller (geboren am 7. Dezember 1914 in Náchod) und der gemeinsame Sohn Peter (geboren am 6. Dezember 1938 in Úpice) retten, indem sie nach Konstantinopel auswanderten. Später ließ sich die Familie in Brasilien nieder. Im Dezember 1942 wurde Jenny Schurová im Alter von 64 Jahren in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Dort verbrachte sie ein Jahr, bevor sie im Dezember 1943 ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert wurde. In der Nacht vom 7. bis 8. März 1944 wurde sie in einer Gaskammer ermordet.
HIER LEBTE
ALICE
SCHWABACHEROVÁ
GEB. GOLDSCHMIDOVÁ
GEB. 1881
DEPORTIERT 1942
NACH THERESIENSTADT
ERMORDET 8.3.1944
IN AUSCHWITZ
Masarykovo nam. 57
Alice Schwabacherová geb. Goldschmidová wurde am 28. April 1881 in Náchod geboren. Sie war die zweite Tochter von Max Michael Goldschmid. Nach ihrer Heirat zog sie nach Prag. Am 24. April 1942 wurden sie und ihr Mann von dort ins Ghetto Theresienstadt deportiert, wo ihr Mann getötet wurde. Am 6. September 1943 wurde sie ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert.[8][9] In der Nacht vom 7. bis 8. März 1944 wurde sie in einer Gaskammer ermordet.
HIER LEBTE
MARIANA
STEINEROVÁ
GEB. GOLDSCHMIDOVÁ
GEB. 1886
DEPORTIERT 1942
NACH THERESIENSTADT
ERMORDET 8.3.1944
IN AUSCHWITZ
Masarykovo nam. 57
Mariana Steinerová geb. Goldschmidová wurde am 21. Mai 1886 geboren. Sie war die vierte Tochter von Max Michael Goldschmid. Sie verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Náchod. Nach ihrer Heirat mit Arthur oder Artur Steiner zog sie nach Pardubice. Von dort wurde sie am 9. Dezember 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert und am 6. September 1943 ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau geschickt.[10] Dort wurde sie in einer Gaskammer ermordet. Ihre Tochter Liselotte, später verheiratet unter dem Namen Horáčková, wurde ebenfalls nach Theresienstadt deportiert, konnte aber überleben.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Zdeňka Kuchyňová: Praha má na chodnících své první pamětní kameny holocaustu, Bericht des tschechischen Rundfunksenders Radio Praha vom 19. Oktober 2008, online auf: www.radio.cz/...
  2. Bericht der Vereinigung Stolpersteine.cz, online auf: Stolpersteine in der Tschechischen Republik (Memento vom 15. Oktober 2015 im Webarchiv archive.today)
  3. Rudolf Hoffmann in der Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer der Gedenkstätte Yad Vashem
  4. mestonachod: Kameny zmizelých (Stolpersteine) pro pět sester Goldschmidových z Náchoda, abgerufen am 14. März 2017 (tschechisch)
  5. Lilly Haasova in der Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer der Gedenkstätte Yad Vashem
  6. Lotte Kraus in der Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer der Gedenkstätte Yad Vashem
  7. Lotte Krausova in der Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer der Gedenkstätte Yad Vashem
  8. Alice Schwabacher in der Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer der Gedenkstätte Yad Vashem
  9. Alice Schwabacherova in der Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer der Gedenkstätte Yad Vashem
  10. Mariana Steinerova in der Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer der Gedenkstätte Yad Vashem