Das Ensemble umfasst die ummauerte mittelalterliche Stadt mit ihren Befestigungswerken, dem teilweise bebauten, teilweise mit Gärten besetzten Wall an der Südflanke, den mit steinernen Mauern gefütterten, jetzt trocken liegenden ehemaligen Befestigungsweihern an der Nord- und Ostseite, und an der Westseite einen Teil der spätmittelalterlichen Oberen Vorstadt, des Hafenmarktes und den Oberen Torweiher.
Der ursprünglich eichstättischeFlecken mit Kirchenbefestigung wohl des späteren 11. Jahrhunderts gelangte im späten 12. Jahrhundert als Lehen an die Grafen von Wertheim-Rieneck, deren Ministerialen die Herren von Eschenbach waren, zu denen auch der Dichter Wolfram von Eschenbach gehörte, der hier geboren und bestattet wurde. 1210 wurden die Pfarrei und Güter dem Deutschen Orden überlassen, der sich im 13./14. Jahrhundert um Eschenbach ein größeres Territorium aufbaute und eine Komturei gründete, die freilich bereits um die Mitte des 14. Jahrhunderts zugunsten Nürnbergs wieder aufgehoben wurde. Eschenbach blieb für die folgenden Jahrhunderte bis zur Säkularisation Eigenstadt des Deutschen Ordens, erst als Sitz eines Amtmannes, später eines Vogtes.
Zeitlich über die Aufhebung der Komturei hinaus reicht die seit 1332, dem Jahr der Stadterhebung, mehrfach bis 1429 nachweisbare kaiserliche Privilegierung des Ausbaus der Stadtbefestigung. Jedoch erweisen die Befunde vor allem an den Stadttoren bereits für das 13. Jahrhundert Befestigungen ungefähr in der heutigen Ausdehnung. Die Bedeutung von Wolframs-Eschenbach liegt vor allem darin, dass hier eine befestigte Deutschordensresidenz des 13./14. Jahrhunderts erhalten ist, eine der frühesten Deutschordensresidenzen in Deutschland überhaupt. Die frühzeitige Verlegung der Komturei nach Nürnberg bremste die weitere städtische Entwicklung und führte dazu, dass die zweitorige Stadtanlage bis heute bewahrt wurde, lediglich in Details der Einzelbauten verändert.
Die Grundrissform ist parabelförmig, wobei die Parabelkurve die ältere Kirchenburg umschließt. Von der Mitte der Grundlinie aus, wo sich das Obere Tor befindet, verläuft die breite, marktartige Hauptstraße axial, mündet in ein Platzsystem aus dreieckigem Markt und rundem Kirchplatz und verläuft, schmaler, mit vielen Versetzungen, zum Unteren Tor. Von dieser Straße aus werden alle wichtigen Gebäude der Stadt erschlossen, ihr sind alle, großenteils giebelseitigen, reicher gestalteten Fassaden zugewandt. Ein weiterer Gassenring umschreibt innen den Umriss des Stadtmauerzuges, mit kleineren Verschiebungen. Dieser Gassenring bietet Zugang hauptsächlich zu kleinen eingeschossigen, ackerbürgerlichen Anwesen. Zur bemerkenswerten Regelmäßigkeit des Stadtgrundrisses tritt als weitere Eigentümlichkeit die gleichzeitige planmäßige und aufwendige Unterkellerung der Stadt. Ein System gewölbter Gänge, teilweise saalartig erweitert, mit eigenen Brunnen und Wasserläufen, verbindet die Anwesen und trägt zur Modellierung des Stadthügels bei, auf dessen Grat die Hauptstraße verläuft, während das Terrain zu den nördlichen und südlichen Mauerzügen und zur Parabelkurve hin abfällt. Aktennummer: E-5-71-229-1.
Stadtbefestigung
Die Stadtbefestigung besteht aus einem geschlossenen Mauerring aus Quader- und Bruchsteinwerk mit Ring- und Zwingermauer an der Süd-, West- und westlichen Nordseite. Die Ringmauer an der Nord- und Ostseite hat vorgelagerte Befestigungsteiche aus dem 13.–15. Jahrhundert. Bis ins 18. Jahrhundert fanden Ausbesserungen der Stadtbefestigung statt. Den beiden Stadttoren ist jeweils eine Barbakane vorgelagert.
An der Ringmauer der Südseite sind der Hungerturm von 1527, der Bürgerturm aus dem 16. Jahrhundert und eine Zwingermauer mit rechteckigem Eckturm erhalten. Die Grabenwände der Westseite sind großenteils gefüttert mit einer Brüstungsmauer gegen die Obere Vorstadt. Die Nordwestbastion ist eingefasst von zwei halbrunden Schalentürmen im Zwingerbereich bei Färbergasse 1, 3 und Obere Gasse 2, 3. Die Ringmauer der Nord- und Ostseite verläuft entlang des Stadtmauerwegs. Die zugehörige Teichbefestigung der Nord- und Ostseite ist eine planmäßige heute großenteils trocken liegende Anlage. Aktennummer: D-5-71-229-1.
Beginnend beim Oberen Tor sind von der Stadtmauer im Uhrzeigersinn folgenden Teile erhalten:
Oberes Tor (Hauptstraße 1 Lage), Stadttor, mehrgeschossiger Rechteckturm mit spitzbogiger Durchfahrt und Zeltdach mit Zwiebellaterne, 13.–14. Jahrhundert, Obergeschoss und Laterne nach 1769, Barbakane, rechteckige Anlage, 1463 (D-5-71-229-23)
Brücke über den Stadtgraben (Hauptstraße 1 Lage), zweibogiger Sandsteinquaderbau, wohl gleichzeitig
Zollhaus vor dem Oberen Tor (Lage), eingeschossiger Walmdachbau, bezeichnet „1782“ (D-5-71-229-52)
Ring- und Zwingermauer der Westseite bei Hauptstraße 3 (Lage), Färbergasse 1 (Lage), 3 (Lage), Obere Gasse 3 (Lage)
Befestigungsturm (Obere Gasse 5 Lage), ehemaliger halbrunder Schalenturm der Nordwestbastion der Stadtbefestigung, zu Wohnhaus ausgebaut, eingeschossiges Gebäude mit Zeltdach und rückwärtigem Satteldachabschluss, im Kern mittelalterlich, Veränderungen 18./19. Jahrhundert
Ringmauer der Nord- und Ostseite (An der Stadtmauer Lage) mit zwei kleinen halbrunden und rechteckigen Mauervorlagen, östlich des Durchbruchs an der Oberen Gasse
Teichbefestigung der Ostseite (Dr.-Johann-Baptist-Kurz-Platz 1 Lage)
Ehemaliges Zollhaus vom Unteren Tor (Dr.-Johann-Baptist-Kurz-Platz 3 Lage), eingeschossiger Walmdachbau, bezeichnet mit „1794“ (D-5-71-229-13)
Unteres Tor (Heumarkt 12 Lage), Stadttor, Rechteckturm mit sopitzbogiger Durchfahrt und Zeltdach, Fallgatterläufe, Wappensteine und rechteckiger Barbakane, im Kern 13. Jahrhundert, Umbau 1396/1416 (D-5-71-229-45)
Ring- und Zwingermauer vom Unteren Tor zum Oberen Tor an der Südseite bei Heumarkt 10, 8, 6, 4 (Lage), Deutschordensstraße 28, 26, 24, 22, 20, 18, 16, 14, 12, 10, 8, 6, 4, 2, Hauptstraße 2
Wallbereich der Südseite bei Untere Vorstadt 19, 17, 15, 13, 11, 17, 9
Sogenannter Hungerturm (Deutschordensstraße 18, 20 Lage), Rundturm mit Zeltdach, 1425
Sogenannter Bürgerturm (Deutschordensstraße 6 Lage), Rundturm auf rechteckigem Untergeschoss, Zeltdach, erstes Drittel 15. Jahrhundert
Rechteckiger Eckturm (Deutschordensstraße 6 Lage), im Zwinger vorgelagert
Brückenartige Stützmauer des Oberen Torweihers (Richard-Wagner-Straße Lage)
Zweigeschossiger Satteldachbau in Ecklage, Obergeschoss und Giebel Fachwerk, 1686 (dendrochronologisch datiert), wohl mit älterem Kern, Hausfigur, Muttergottes aus Holz, um 1500
Zweigeschossiger traufständiger Satteldachbau mit Fachwerkgiebel, Portal bezeichnet mit dem Jahr „1855“, im Kern vermutlich älter, mit historisierender Figurennische, 19. Jahrhundert
Zweigeschossiger giebelständiger Satteldachbau, durchgehender Fachwerkbau, mit Ladeluke, 1411/12 (dendrochronologisch datiert), Veränderungen um 1610 und 18. Jahrhundert, mit kleiner Hausmadonna, 18. Jahrhundert
Dreigeschossiges traufständiges Gebäude mit Halbwalmdach, seitlich Fachwerkobergeschoss, mit Laubengang, im Kern um 1500, Veränderungen 1621/23 (dendrochronologisch datiert) und 1852 (dendrochronologisch datiert)
Zweigeschossiger Satteldachbau in Ecklage, Obergeschoss und Giebel Fachwerk, dendrologisch datiert auf 1411, Veränderungen 19. Jahrhundert, Dachstuhl dendrochronologisch datiert auf 1738
Zweigeschossiger giebelständiger Satteldachbau, rückwärtig Halbwalm, teilweise Fachwerk, Portal mit Sandsteineinfassung, im Kern 1409/10 (dendrochronologisch datiert), Veränderungen 1610 (dendrochronologisch) und 1764
Zweigeschossiger giebelständiger Satteldachbau, mit fachwerksichtigem Giebel, Spätrenaissanceportal in Naturstein mit Muschelnischen, 16.–17. Jahrhundert, im Kern vor 1500
Zweigeschossiger traufständiger Satteldachbau mit Volutengiebel und Doppelportal, Renaissance, Portal bezeichnet mit dem Jahr „1609“, darüber barocke Figurennische aus Ton, 18. Jahrhundert
Zweigeschossiger Giebelbau mit Steilsatteldach, Fachwerkobergeschoss und -giebel, Portal der Spätrenaissance, dendrochronologisch datiert auf 1610, Umbau 18. Jahrhundert; mit Ausstattung
Zweigeschossiger Satteldachbau in Ecklage, Fachwerkobergeschoss und -giebel, 18. Jahrhundert, Fachwerkrückseite 15./16. Jahrhundert, dendrochronologisch datiert auf um 1410 und 1680, barocke Figurennische aus Fayence, mit Muttergottesskulptur, 18. Jahrhundert
Ehemaliges Mädchenschulhaus der Armen Schulschwestern
Zweigeschossiger Satteldachbau, Steingebäude, angelehnt an die Mauer der Kirchenbefestigung, mit gewölbtem Durchlass der Färbergasse, ursprünglich wohl Sitz des seit dem 14. Jahrhundert nachweisbaren Beguinenklosters, 1598 (dendrochronologisch datiert), Veränderungen im 17. Jahrhundert
Saalkirche, 1486 Errichtung des Langhauses zunächst als Kapelle, flachgedeckter spätgotischer Chor mit Sakristei 1515–1518, Umbau im Rokokostil durch den Ellinger Hofmaurer Josef Feuerstein 1740–42; mit Ausstattung
Dreischiffiger Hallenbau mit einschiffigem Chor und eingezogenem Westturm, früheste Hallenkirche in Franken, Neubaubeginn 13. Jahrhundert, Langhaus um 1300, Erhöhung des Turms um 1430, Turmdacherneuerung dendrochronologisch datiert auf 1464/65, Sakristei 1481, Barockisierung und Einwölbung des Kirchenraumes ab 1730, Kapelle der schmerzhaften Muttergottes von Matthias Binder 1749, purifizierende Restaurierung und neugotische Überformung 1876–78, Westturm mit Spitzhelm; mit Ausstattung
Langgestreckter dreigeschossiger Satteldachbau mit massivem Erdgeschoss und Fachwerkobergeschossen, bezeichnet „1471“, Veränderungen 1684/87 (dendrochronologisch datiert) und zweites Drittel 19. Jahrhundert
In diesem Abschnitt sind Objekte aufgeführt, die früher einmal in der Denkmalliste eingetragen waren, jetzt aber nicht mehr. Objekte, die in anderem Zusammenhang also z. B. als Teil eines Baudenkmals weiter eingetragen sind, sollen hier nicht aufgeführt werden. Aktennummern in diesem Abschnitt sind ehemalige, jetzt nicht mehr gültige Aktennummern.
Lage
Objekt
Beschreibung
Akten-Nr.
Bild
Wolframs-Eschenbach Deutschordensstraße 1, bei der zugehörigen Scheune westlich Ring- und Zwingermauer (Standort)
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