25. Mai: Kaiser Franz Joseph I. setzt für Cisleithanien die vom Kabinett unter Ministerpräsident Karl von Auersperg erarbeiteten Maigesetze in Kraft. Damit werden mehrere Bestimmungen des Konkordats von 1855 aufgehoben oder eingeschränkt. Unter anderem wird das Unterrichts- und Erziehungswesen unter die Leitung des Staates gestellt und weltliche Gerichte für die Ehegerichtsbarkeit zuständig gemacht. Außerdem darf jeder ab 14 Jahren sein Religionsbekenntnis frei wählen oder auf ein solches verzichten. Die Maigesetze bilden in Österreich bis heute die Basis der Trennung von Kirche und Staat. Papst Pius IX. verurteilt noch im gleichen Jahr in einem geheimen Konsistorium die Maigesetze als leges abominabiles. In einem Hirtenbrief vom 7. September ruft der Linzer Bischof Franz Joseph Rudigier zum Widerstand gegen die Maigesetze auf.
24. September: Karl von Auersperg tritt als Ministerpräsident der österreichischen Reichshälfte zurück. Sein Nachfolger im sogenannten Bürgerministerium wird der bisherige Stellvertreter Eduard Taaffe.
Februar/März: Bei der Zollparlamentswahl 1868 werden in Bayern, Württemberg und Baden sowie im Südteil des Großherzogtums Hessen an verschiedenen Tagen 85 süddeutsche Abgeordnete für das Zollparlament des Deutschen Zollvereins gewählt. Die Länder des Norddeutschen Bundes haben bereits im Vorjahr gewählt. Insgesamt umfasst das Zollparlament damit 382 Abgeordnete. Insgesamt siegen bei der Wahl in Süddeutschland die Gegner einer kleindeutschen Lösung unter preußischer Führung. Insbesondere in Bayern und Württemberg zeigt sich diese Tendenz. In Baden und in Hessen siegen hingegen die preußenfreundlichen Nationalliberalen. Die wichtigste politische Konsequenz der Wahl ist, dass im Zollparlament die Gegner der Politik Otto von Bismarcks nun über eine Mehrheit verfügen.
4. Mai/1. Juli: Durch das Gesetz über die Aufhebung der polizeilichen Beschränkungen der Eheschließung vom 4. Mai, das am 1. Juli in Kraft tritt[1], wird die grundsätzliche Eheschließungsfreiheit eingeführt. Vorher war eine Heiratserlaubnis erforderlich.
13. Juli: Das Gesetz, betreffend den Betrieb der stehenden Gewerbe[3] wird bekanntgemacht. Dadurch entfiel das Recht der Zünfte, jemand vom Gewerbe auszuschließen; allerdings ergab sich aus § 5, dass bestehende polizeiliche Beschränkungen in Kraft blieben (siehe auch Gewerbefreiheit).
17. September: Unter der Führung von Admiral Juan Bautista Topete beginnt in Cádiz ein Pronunciamiento (Putsch) gegen die spanische Regierung, das sich in den Folgentagen auf die Provinz ausweitet. Auch die Generäle Juan Prim und Francisco Serrano Domínguez schließen sich dem Aufstand an. Unter dem Vorsitz Topetes formt sich eine paritätisch besetzte Junta aus Mitgliedern der Unión Liberal, der Progressistischen und der Demokratischen Partei.
Juan Prim zieht mit seinen Truppen die Mittelmeerküste hinauf und gewinnt die Städte Málaga (23.9.), Almería (25.9.), Cartagena (26.9.), und Valencia (2.10.) für die Aufständischen, bevor er am 3. Oktober mit großem Auflauf in Barcelona empfangen wird.
18. September: Luis González Bravo tritt zurück und geht am nächsten Tag ins Exil nach Biarritz. Als Ministerpräsident folgt ihm José Gutiérrez de la Concha, der sich allerdings nur bis zum 29. September im Amt halten kann.
28. September: Wegen der Niederlage royalistischer Truppen in der Schlacht bei Alcolea gegenüber aufständischen Truppen unter dem Befehl General Serranos flüchtet Isabella II. ins Exil nach Frankreich. Es beginnt das sogenannte Sexenio Revolucionario.
8. Oktober: Francisco Serrano bildet eine provisorische Regierung mit Juan Prim als Kriegsminister, Juan Topete als Marineminister und dem gerade aus dem französischen Exil zurückgekehrten Práxedes Mateo Sagasta als Innenminister. Es beginnt eine dreijährige Suche nach einem neuen König. Die provisorische Regierung unter Serrano strebt die Errichtung einer gemäßigten Monarchie an. Sie übergeht die Forderungen der Juntas nach sozialen Reformen größtenteils. Deshalb kommt es zu einem Zuspruch der Massen für die Republikaner. Bei den Gemeindewahlen im Dezember gibt es eine Reihe von republikanischen Wahlsiegen.
11. Dezember: Die Petersburger Erklärung wird auf Initiative des russischen Zaren Alexander II. von 20 Staaten unterzeichnet. Sie verbietet den Gebrauch kleiner Sprenggranaten im Krieg. Damit kommt es erstmals in der Militär- und Rechtsgeschichte zu einer vertraglich festgelegten Beschränkung bei der Wahl der Mittel zur Kriegführung.
Napiers Armee benötigt drei Monate, um die 400 Meilen durchs Gebirge zum Fuß der Kaiserfestung in Magdala im äthiopischen Hochland zurückzulegen. In Antalo verhandelt Napier mit Ras Kassai, dem Fürsten von Tigray, der ihm Unterstützung zusichert.
17. März: Die Armee erreicht den Ashangisee, 100 Meilen von ihrem Ziel entfernt. Um ihr Gepäck weiter zu verringern, werden die Männer dort auf halbe Rationen gesetzt.
10. April: Der letzte Versuch Theodors II., die von Britisch-Indien aus in Marsch gesetzte britische Strafexpedition abzuwehren, scheitert mit seiner Niederlage in der Schlacht bei Aroge. Während auf britischer Seite niemand getötet wird, fallen von Theodors Männern in nur zwei Stunden mehr als 700 und weitere 1.200 werden verwundet.
13. April: Mit der Einnahme Magdalas und dem Suizid Theodors II. endet die britische Strafexpedition in Äthiopien. Die Soldaten erhalten das Recht, die Festung zu plündern und im Anschluss niederzubrennen. Danach zieht die Armee nach Zula zurück, wo sie am 2. Juni eintrifft. Die britische Expedition nimmt zahlreiche Schätze, Manuskripte und Reliquien wie Tabots mit, welche sich heute in verschiedenen europäischen Museen und Bibliotheken sowie bei privaten Sammlern befinden. Die Manuskripte entfachen Interesse an äthiopischen Studien im Westen.
Südliches Afrika
12. März: Basutoland wird britische Kronkolonie. König Moshoeshoe I. bleibt Oberhaupt der Basotho und kann sein Land durch den Vertragsabschluss mit den Briten dem Zugriff der Buren des Oranje-Freistaats entziehen, mit denen sein Volk sich seit 1865 im Krieg befindet. Der Seqiti-Krieg endet am 14. März.
9. September: Nach dem Tod von Mzilikazi wird sein Sohn Lobengula Herrscher des Matabele-Königreichs auf dem Gebiet des heutigen Simbabwe. Im Gegensatz zu seinem Vater verfolgt er keine kriegerische Politik und kooperiert zunächst mit den Briten und anderen Nachbarn. Während seiner Regierungszeit wird der Hauptort Bulawayo zu einem wichtigen Knotenpunkt für den Handel im südlichen Afrika. Lobengula setzt die Reformen seines Vaters fort und führt fortschrittliche Sozialsysteme ein. Moderne westliche Prinzipien des kommerziellen Handels werden anerkannt. Einzigartig auf dem afrikanischen Kontinent wird ein Kodex individueller, wenngleich auch stark beschränkter Rechte etabliert.
Westliches Afrika
Mehrere Stämme der Fanti und benachbarte Stämme gründen im Bereich des heutigen Ghana die Fanti-Konföderation. Anlass ist ein britisch-niederländisches Abkommen, das den Austausch von Forts im Gebiet der Fanti vorsieht, der von den Stämmen abgelehnt wird.
Azzan ibn Qais aus einer Seitenlinie der Said-Dynastie erobert Maskat und stürzt seinen Cousin Salim ibn Thuwaini als Sultan von Oman. Als erster Sultan seit 1783 lässt er sich auch zum Imam der Ibaditen wählen. Trotzdem gelingt es ihm nicht, seine Herrschaft zu stabilisieren.
Japan
3. Januar: Der Meiji-Tennō erklärt die Wiederherstellung der alten kaiserlichen Macht in Japan. Mit der Entmachtung Tokugawa Yoshinobus endet die 700 Jahre währende Herrschaft der Shōgune in Japan und es beginnt die Meiji-Restauration. Gleichzeitig wird das Ritual des Seppuku offiziell verboten.
Januar: Der Boshin-Krieg zwischen Anhängern des (schon 1867 formell zurückgetretenen) Shōguns Tokugawa Yoshinobu und den Reformtruppen der Meiji-Restauration beginnt.
27. bis 31. Januar: Die Schlacht von Toba-Fushimi endet nach viertägigen Kampfhandlungen mit einer vollständigen Niederlage der Shogunatstruppen. Saigō Takamori führt nun die siegreichen kaiserlichen Truppen ohne auf nennenswerten Widerstand zu treffen zunächst nach Edo, das sie Anfang April erreichen. Nach Verhandlungen am 5. und 6. April, die auf der Tokugawa-Seite von Katsu Kaishū geführt werden, wird Edo am 3. Mai kampflos übergeben. Eine Truppe aus Shōgun-Anhängern versucht den Kan’ei-Tempel auf dem Ueno-Hügel, das Ausweichquartier des Shōguns, zu sichern, wird aber am 4. Juli von der neuen Armee unter Leitung von Ōmura Masajirō vollständig besiegt.
In Nordjapan leisten eine Reihe von verbündeten Tokugawa-treuen Daimyō noch monatelang Widerstand, vor allem der von Matsudaira Katamori geführte Aizu-Wakamatsu-Han. Schließlich kapituliert auch er am 23. September.
Der in Holland ausgebildete Marineoffizier Enomoto Takeaki flieht mit der Kaiyōmaru und sieben weiteren Schiffen des Bakufu und einigen französischen Beratern, unter ihnen Jules Brunet, nach Hokkaidō und errichtet dort am 25. Dezember die Republik Ezo nach dem Vorbild der Vereinigten Staaten. Die Republik versucht jedoch vergeblich, internationale Anerkennung zu erlangen.
König Mongkut von Siam fällt seiner Liebe zur Astronomie zum Opfer. Nachdem er die Sonnenfinsternis vom 18. August 1868 korrekt vorausberechnet hat, lässt er in der Bahn des Kernschattens bei Prachuap Khiri Khan einen Beobachtungsstand errichten und lädt viele Wissenschaftler und Würdenträger ein. Der Platz liegt jedoch in einem Sumpfgebiet voller Moskitos und der König infiziert sich mit Malaria, woran er am 18. Oktober stirbt.
Mongkuts ältester Sohn, der erst 15-jährige Chulalongkorn, besteigt am 11. November den Thron Siams, nachdem ihn der Große Rat auf Betreiben von KalahomChaophraya Si Suriyawong gewählt hat. Si Suriyawong übernimmt die Regentschaft für den Minderjährigen.
Weitere Ereignisse in Asien
Mai: Ernst Oppert fällt mit einer Truppe von Abenteurern in Korea ein und versucht, königliche Gräber auszugraben und zu berauben.
Juli: Der Burlingame Treaty zwischen den Vereinigten Staaten und China wird unterzeichnet. Er ergänzt den zehn Jahre alten Vertrag von Tianjin und schafft die formale Grundlage für die Aufnahme freundschaftlicher Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Die Vereinigten Staaten gewähren China mit dem Vertrag den Status eines bevorzugten Außenhandelspartners im Sinne des „Meistbegünstigungsprinzips“. Außerdem wird der Export billiger Arbeitskräfte (Kulihandel) in die USA ermöglicht.
16. Oktober: Dänemark gibt seinen Anspruch auf die indischen Nikobaren durch königliche Resolution auf. Danach sind die Nikobaren kein dänisches Hoheitsgebiet mehr.
April: Der Republikaner Henry C. Warmoth wird mit wenigen Stimmen Vorsprung zum Gouverneur von Louisiana gewählt. Er tritt sein Amt am 13. Juli an. Sein Vizegouverneur wird der Afroamerikaner Oscar Dunn. Neuer Senatspräsident wird mit P. B. S. Pinchback ebenfalls ein Afroamerikaner. Warmoths vierjährige Amtszeit gilt als eine der korruptesten in der Geschichte Louisianas. Trotz der afroamerikanischen Amtsträger werden die Rechte der Afroamerikaner in dieser Zeit stark eingeschränkt.
20. Mai: Auf der Convention der Republikanischen Partei in Chicago wird Ulysses S. Grant aufgrund seines Ruhms als Kriegsheld im Norden und der Achtung, welche er in den Südstaaten wegen seiner ehrenhaften Behandlung Lees in Appomattox Court House hat, ohne nennenswerte Opposition zum Präsidentschaftskandidat der Republikaner gewählt.
29. Juni: Mit der Unterschrift von Präsident Andrew Johnson wird der erste gesetzlich verbriefte Achtstundentag für Staatsbedienstete in den USA gültig. Bislang war eine tägliche Arbeitszeit von zehn Stunden üblich. Weitere sechs Bundesstaaten folgen diesem Beispiel. Auch wenn dieses Gesetz noch wenig Nachahmung findet, so hat es doch für die Arbeiterbewegung und die Gewerkschaften erhebliche Signalwirkung.
6. November: Der Vertrag von Fort Laramie 1868 legt das Gebiet des gesamten heutigen US-Bundesstaates South Dakota westlich des Missouri, einschließlich der Black Hills (von der Nordgrenze in Nebraska bis zum 46. Breitengrad und vom Missouri im Osten bis zum 104. Meridian im Westen) als Indianerland zur uneingeschränkten und unbehelligten Nutzung und Besiedlung durch die Great Sioux Nation fest. Die Vereinigten Staaten, die nach dem Sezessionskrieg immer noch große Truppenkontingente im Süden ihres Staatsgebiets gebunden haben, müssen damit beinahe allen Forderungen von Häuptling Red Cloud nach dem Red-Cloud-Krieg entlang dem Bozeman Trail nachgeben.
27. November: Beim Angriff am Washita greift das 7. US-Kavallerieregiment unter George Armstrong Custer im Morgengrauen ein friedliches Dorf der Südlichen Cheyenne unter Häuptling Black Kettle an und tötet innerhalb weniger Minuten mehr als hundert Menschen, überwiegend Frauen und Kinder, die im Schlaf überrascht werden.
Karibik
22. September: In Puerto Rico kommt es zum Aufstand Grito de Lares, dem Schrei von Lares, gegen die spanische Kolonialherrschaft. Am 17. November verurteilte ein Militärgericht alle Beteiligten wegen Verrats und Volksverhetzung zum Tode, ein Urteil, das aufgrund einer Generalamnestie des neuen Gouverneurs nie ausgeführt wird. Obwohl die Revolte selbst scheitert, hat sie positive Folgen, da die Spanier der Insel größere politische Autonomie gewähren.
Nachdem zwei Jahre lang eine Militärjunta im Land geherrscht hat, wird Buenaventura Báez zum vierten Mal zum Präsidenten der Dominikanischen Republik gewählt. Während seiner vierten Amtszeit bemüht er sich erneut vergeblich um die Übernahme des Landes durch die Vereinigten Staaten.
Tripel-Allianz-Krieg
Nachdem es brasilianischen Dampfschiffen im Tripel-Allianz-Krieg gelungen ist, die letzten paraguayischen Flusssperren bei Humaitá zu überwinden, die noch verbliebenen paraguayischen Flussstreitkräfte auszuschalten und am 24. Februar erstmals Asunción zu beschießen, muss sich im Juli desselben Jahres auch die Besatzung der erbittert verteidigten Festung Humaitá dem alliierten Druck beugen und sich ergeben. Der Weg nach Asunción steht für die Alliierten damit endgültig offen. Am 21. Dezember kommt es bei Lomas Valentinas unweit von Asunción zur letzten großen Schlacht des Krieges. Beide Seiten erleiden hohe Verluste; am 27. Dezember ist die paraguayische Streitmacht vernichtet. Der paraguayische Präsident Francisco Solano López, der die Kapitulation ablehnt, muss die Hauptstadt Asunción aufgeben und sich nach Piribebuy im Norden zurückziehen.
Weitere Ereignisse in Südamerika
19. Februar: Vier Tage nach Ablauf seiner Amtszeit wird der ehemalige uruguayische Präsident Venancio Flores bei einem Attentat getötet. Ein damit einhergehender Aufstand misslingt jedoch, und die Anführer werden noch am selben Tag standrechtlich erschossen.
Edmund McIlhenny beginnt in New Orleans nach mehrjährigen Experimenten mit dem Verkauf einer aus Tabasco-Chilis hergestellten Sauce, angeblich in alten Parfümflaschen, was eine tropfenweise Portionierung möglich macht.
Heinrich Schliemann unternimmt ab April seine erste Forschungsreise nach Griechenland. Über Rom und Neapel reist er nach Korfu und sucht nach Spuren der Phaiaken, bei denen Odysseus laut Homer strandete und deren Land Scheria oft mit Korfu gleichgesetzt wurde. Am 28. Juli erreicht er Ithaka und sucht dort neun Tage lang vergeblich nach dem in der Ilias beschriebenen Palast des Odysseus. Erstmals versucht er sich hierbei als Ausgräber und heuert dazu örtliche Hilfskräfte an. Über kurze Aufenthalte in Korinth und Athen gelangt er am 9. August zum ersten Mal in die Troas und stellt intensive Forschungen zur vermutlichen Lage der legendären Stadt des Priamos an. Er teilt nach langen, ausführlichen Ortsbegehungen die Meinung Frank Calverts, dass sich die Burg Troja unter dem Hisarlık verbergen müsse, und beantragt eine Grabungserlaubnis bei der Hohen Pforte. Im September kehrt Schliemann zurück nach Paris, wo er seit 1866 Sprachen, Literatur und Altertumskunde an der Sorbonne studiert, und schreibt dort sein Buch Ithaka, der Peloponnes und Troja.
24. Mai: Die von August Petermann initiierte Erste Deutsche Nordpolar-Expedition sticht unter der Leitung von Carl Koldewey mit dem FrachtseglerGrönland im norwegischen Bergen in See. Ziel ist, die Küste Grönlands zu erreichen und diese entlang nach Norden zu segeln, um herauszufinden, wie weit sich die Insel nach Norden erstreckt, oder aber um Spitzbergen herum das sogenannte Gillis-Land erreichen. Aufgrund der ungünstigen Eisverhältnisse in diesem Sommer können diese Ziele nicht erreicht werden, doch erreicht die Grönland am 13. September ihre höchste nördliche Breite mit 81° 4′ 30″, die bis heute nördlichste nachgewiesene Position eines Segelschiffs ohne Hilfsantrieb. Die Expedition kehrt am 30. September wohlbehalten und mit umfangreichen meteorologischen, ozeanografischen und erdmagnetischen Daten zurück.
Weitere Naturwissenschaften
13. August: Ein Erdbeben vor Peru verursacht Flutwellen im Pazifischen Ozean, die am 15. August die Ostküste Neuseelands erreichen. Der seit der Novara-Expedition dort aufhältige Naturforscher Ferdinand von Hochstetter verfasst daraufhin die früheste bekannte wissenschaftliche Beschreibung eines Tsunamiereignisses.
Bernard Altum veröffentlicht sein Buch Der Vogel und sein Leben, das unter Berücksichtigung der Funktion des Vogelgesangs als erstes eine Theorie zur Revierbildung bei Vögeln und deren Territorialverhalten enthält
Nachdem Kaiser Franz Joseph I. mit Entschließung vom 12. September seine Zustimmung erteilt hat, beginnen die Bauarbeiten zur Wiener Donauregulierung gemäß einem von Wilhelm von Engerth zusammengestellten Exposé. Zuvor ist durch Kommissionsmitglied Florian Pasetti eine Einigung über die Regulierung der Donau 20 Jahre lang verhindert worden.
6. Mai: Die opéra bouffeTotos Schloss von Jacques Offenbach wird im Palais Royal in Paris uraufgeführt. Nach 15 erfolgreichen Aufführungen beginnen die Besucherzahlen bald zu sinken, obwohl das kaiserliche Ehepaar der dritten Aufführung beigewohnt hat. Auch die Anfang Juli erfolgte Neuausstattung kann nicht verhindern, dass das Stück am 28. Juli vom Spielplan genommen wurde.
22. April: Umberto, Kronprinz von Italien, heiratet in Turin seine Cousine Margarethe von Savoyen. Zahlreiche europäische Adelshäuser haben zuvor eine Verbindung mit den „Emporkömmlingen“ abgelehnt.
27. April: Michael Barrett, Mitglied der Irische Republikanischen Bruderschaft, wird als Haupttäter des Bombenanschlags von Clerkenwell im Vorjahr von einer Jury wegen mehrfachen Mordes schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Er wird am 26. Mai unter großer Anteilnahme der Bevölkerung vor den Toren von Newgate gehängt. Es ist die letzte öffentliche Hinrichtung im Vereinigten Königreich, die Praxis wird am 29. Mai mit dem Capital Punishment Amendment Act 1868 abgeschafft.
28. Mai: Bei der letzten öffentlichen Hinrichtung in Wien wird der Raubmörder Georg Ratkay gehängt. Eine für die Zuschauer errichtete Tribüne stürzt bei der volksfestähnlichen Veranstaltung ein.
15. Juli: Die österreichische Advocatenordnung tritt in Kraft. Sie regelt das Berufsrecht der Rechtsanwälte, das heißt die Rechte und Pflichten, die der Rechtsanwalt gegenüber Mandanten und Dritten zu beachten hat. Wesentlichste Neuregelung ist, dass es zur Ausübung der Rechtsanwaltschaft keiner behördlichen Ernennung mehr bedarf, sondern lediglich der Nachweisung der Erfüllung bestimmter Erfordernisse und der Eintragung in die Liste der Advocaten. Dadurch wird die Selbstverwaltung und Autonomie des Rechtsanwaltsstandes erheblich gestärkt und die Rechtsanwaltskammer geschaffen.
13. September: Gründung der Evangelischen Stiftung Neuerkerode, einer Einrichtung für geistig Behinderte
Religion
29. Juni: aus Anlass des 1800-jährigen Jubiläums des Martyriums von Petrus und Paulus beruft Papst Pius IX. für das folgende Jahr das Erste Vatikanische Konzil ein. Ziel des Konzils soll die „Abwehr moderner Irrtümer und die zeitgemäße Anpassung der kirchlichen Gesetzgebung“ sein. Die Ankündigung des Konzils verschärft in der katholischen Welt den Streit zwischen staatsnahen Katholiken und den Ultramontanen bzw. den Anhängern des Syllabus errorum.
Die japanische Talsperre Irukaike bricht. Das Unglück fordert mehr als 1000 Tote,
3. April: Ein Erdbeben unbekannter Stärke auf Hawaii fordert 77 Tote.
13. bis 15. August: Ein Seebeben vor der südamerikanischen Küste führt zu einem Tsunami, der in Chile, Neuseeland und Australien schwere Schäden verursacht und tausende Menschenleben kostet.
20. August: Beim Eisenbahnunfall von Abergele sterben 33 Menschen in den Trümmern des anschließenden Brandes. Es handelt sich um den zu diesem Zeitpunkt schwersten Eisenbahnunfall in der britischen Geschichte.
21. Oktober: Ein Erdbeben unbekannter Stärke in Hayward, Kalifornien, USA, fordert 30 Tote.
25. November: 700 Meilen westlich von Irland sinkt der britische Dampfer Hibernia, nachdem in einem Orkan die Welle gebrochen ist. 78 Menschen kommen dabei ums Leben.
Natur und Umwelt
2. Januar: Auf Teneriffa fällt bei La Orotava ein jahrhundertealter Drachenbaum durch einen Sturm um. Die Pflanze war eine berühmte Sehenswürdigkeit für Reisende.
Theodor Georgii und Ferdinand Goetz gründen die Deutsche Turnerschaft. als Zusammenschluss der Turnvereine in Deutschland und auch der deutschen Turnvereine im nahegelegenen Ausland, zum Beispiel in Prag.