Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Zum deutsch-schweizerischer Schriftsteller ähnlichen Namens siehe Wilhelm Schaefer (Schriftsteller) (1835–1908).
Wilhelm Schäfer war der Sohn eines Schuhmachers. Sein Vater Paul Schäfer (geb. 1840) stammte aus einer verarmten Bauernfamilie in Berfa (Alsfeld). Dieser musste aus Geldnot auf Wanderschaft gehen und lernte von 1855 bis 1858 beim Schuhmachermeister Wiegelmann das Schuhmacherhandwerk. Mutter Elisabeth Gischler stammte aus Ottrau und ihren Eltern gehörte eine kleine Landwirtschaft sowie ein verschuldetes Haus. Als junge Frau arbeitete sie als Magd beim Bauern Ploch.
In seinem Buch Meine Eltern beschreibt Wilhelm Schäfer die damaligen Arbeits- und Lebensbedingungen, die Verkehrszustände und die Militärdienstzeit seines Vaters in Kassel. Er beschreibt den Kulturkampf im katholischen Rheinland, wie ihn die Familie erlebt hat.
Schäfer, den in diesen Jahren eine Freundschaft mit Hermann Hesse verband,[4] lebte ab 1903 in Braubach, von 1907 bis 1915 in Vallendar und von 1915 bis 1918 in Hofheim (Taunus), dem Wohnort seiner Geliebten Freifrau Blanche von Fabrice, der 1909 geschiedenen Ehefrau des Schriftstellers Emanuel von Bodman, die er am 25. Mai 1917 nach Scheidung von Polligkeit heiratete. 1918 ließ er sich auf der „Sommerhalde“ in Bodman am Bodensee nieder. An seinem Werk Die dreizehn Bücher der deutschen Seele arbeitete er fünf Jahre lang.[5]
Seine Verstrickung in das System des NS-Staates führte dazu, dass nach 1945 eine Auseinandersetzung mit seinem Werk nur noch sporadisch stattfand.
Nach Schäfers Tod 1952 in Überlingen wurde der Sarg vom Bodensee, wo Schäfer seit 1918 lebte, nach Ottrau gebracht und dort auf seinen Wunsch in der Familiengruft beigesetzt.[7]
Schäfers Schriften (alle erschienen bei Langen/Müller, München), wie z. B.
Preußen und das Bismarckreich. Aus „Dreizehn Bücher der deutschen Seele“ (1934)
Christophorusrede. 1935.
Krieg und Dichtung: Festrede zum Dichtertreffen in Weimar am 10. Okt. 1942 (1943)
Die im Jahr 1951 eröffnete Grundschule in Schäfers Geburtsort Ottrau erhielt 1977 den Namen Wilhelm-Schäfer-Schule. Nach einer Diskussion um Schäfers Identifikation mit der nationalsozialistischen Ideologie sowie seine Mitwirkung an Formulierung und Propagierung der Ziele der NS-Kulturpolitik beschloss der Kreistag des Schwalm-Eder-Kreises am 29. Juni 2020 die Aberkennung des Namens „mit sofortiger Wirkung“.[11]
Werke
Fritz und Paul auf der höheren Bürgerschule. Berlin 1894
Mannsleut. Elberfeld 1894
Ein Totschläger. Elberfeld 1894
Lieder eines Christen. Elberfeld 1895
Jakob und Esau. Berlin 1896
Die Zehn Gebote. Berlin 1897
Gottlieb Mangold. Berlin 1900
William Shakespeare. Zürich 1900
Die Béarnaise. Berlin 1902
Internationale Kunstausstellung Düsseldorf 1904. Düsseldorf 1904 (zusammen mit Rudolf Klein)
Der Deutsche Künstlerbund. Düsseldorf 1905
Anekdoten. Düsseldorf 1907
Der Niederrhein und das bergische Land. Stuttgart 1907
Rheinsagen. Berlin 1908
Die Halsbandgeschichte. München [u. a.] 1909
Die Mißgeschickten. München [u. a.] 1909
Der Schriftsteller. Frankfurt am Main 1910
Wie entstanden meine Anekdoten? Dortmund 1910
33 Anekdoten. München [u. a.] 1911
Der verlorene Sarg und andere Anekdoten. München [u. a.] 1911
Die Handschuhe des Grafen von Brockdorff-Rantzau und andere Anekdoten. Wiesbaden 1941
Kleine Truhe. München 1941
Maria Enderlins Heilung. Frankfurt am Main 1941
Altmännersommer. München 1942
Das deutsche Gesicht der rheinländischen Kunst. Ratingen 1942
Goethesche Prüfung. München 1942
Der Rebell von Freiburg. Gütersloh 1942
Die silberne Hochzeit. Köln 1942
Spätlese alter und neuer Anekdoten. München 1942
Krieg und Dichtung. München 1943
Wider die Humanisten. Eine Rede, gesprochen am 7. Mai 1942 in der Wittheit zu Bremen. In: Straßburger Monatshefte. herausgegeben von Friedrich Spieser, Jg. 1943, Heft 1 (Januar); als Separatdruck: Langen-Müller, München 1943
Zwei Anekdoten. Leipzig 1943
Zwei rheinische Erzählungen. Leipzig 1943
Die Absonderung und das Gemeine. Straßburg 1944
Der Gottesfreund. Kempen-Niederrh. 1948
Rechenschaft. Kempen-Niederrh. 1948
Die Biberburg. München 1950
Das Halsband der Königin. Augsburg 1951
Frau Millicent. Stuttgart 1952
Herausgeberschaft
Steinzeichnungen deutscher Maler. Düsseldorf 1904/1905
Bildhauer und Maler in den Ländern am Rhein. Düsseldorf 1913
Manfred Bosch: „Ich folge dem Ruf meines Volkes …“ Wilhelm Schäfer auf der Sommerhalde. In: Ders.: Bohème am Bodensee. Literarisches Leben am See von 1900 bis 1959. Lengwil 1997, ISBN 3-909081-75-4, S. 84–89.
Sabine Brenner (Hrsg.) & Heinrich Heine-Institut Düsseldorf: „Ganges Europas, heiliger Strom!“ Der literarische Rhein 1900–1933. Ausstellungskatalog. Droste, Düsseldorf 2001, ISBN 3-7700-1141-4 (neben W. S.: Alfons Paquet, Herbert Eulenberg u. a.)
↑Sabine Brenner: „Das Rheinland aus dem Dornröschenschlaf wecken!“ Zum Profil der Kulturzeitschrift Die Rheinlande (1900–1922). Grupello Verlag, Düsseldorf 2004, ISBN 3-89978-022-1.