Ihr Vater Franz Marti war Grossrat und Bauer, die Mutter Sophie geb. Rüegger stammte aus Luzern. Von 1883 bis 1887 besuchte sie das Lehrerinnenseminar Aarau. Eine Freundschaft verband sie mit Erika und Frank Wedekind in Lenzburg. Sie arbeitete als Hauslehrerin in Paris, 1887 als Lehrerin in Thalheim und 1888 in Oetlikon.
1890 heiratete sie den Lenzburger Arzt Max Haemmerli, mit dem sie vier Töchter grosszog. Da sie das aargauische Lehrerpatent besass, unterrichtete sie ihre Töchter zuhause in Lenzburg. Ihre Tochter Elisabeth heiratete 1929 Friedrich Häuser,[1] Anna Kelterborn-Haemmerli war Kunsthistorikerin und die jüngste Tochter war die Malerin Margrit Haemmerli.
Als ihr Mann 1931 bei einem Autounfall starb, zog sie mit ihrer Tochter Margrit nach Zürich, wo sie elf Jahre später starb.[2]
Sophie Haemmerli veröffentlichte, angespornt durch Jost Winteler, zuerst Kinder- und Muttergedichte (Mis Chindli), von denen viele vertont wurden und Eingang ins Volksgut fanden, später Vorträge (Mis Aargäu) sowie philosophische Gedichte (Läbessprüch) in Schweizerdeutsch. Sie gilt als eine der wichtigsten Schweizer Mundart-Schriftstellerinnen. Für Mis Aargäu erhielt sie 1939 einen Preis der Schweizerischen Schillerstiftung.
Rezeption
Anlässlich ihres 150. Geburtstags im Februar 2018 wurde im Kanton Aargau eine Reihe von Jubiläumsanlässen durchgeführt, u. a. im Museum Burghalde Lenzburg.[3]
Werke (Auswahl)
Mis Chindli. Ein Liederkranz für junge Mütter. Henckell, Zürich 1896
Grossvaterliedli. Francke, Bern 1913
Wienechtsbuech. Francke, Bern 1913
Im Bluest. Gedichte. Francke, Bern 1914
Is Stärneland. Verse. Schwabe, Basel 1927
Gaggaggah und Güggerüggüh. Tierverse. Schwabe, Basel 1928
Allerseele. Gedichte. Orell Füssli, Zürich 1928
Mis Aargäu. Land und Lüt us miner Läbensgschicht. Sauerländer, Aarau 1939
Läbessprüch. Gedichte. Sauerländer, Aarau 1939
Rägeboge. Gedichte. Sauerländer, Aarau 1941
Z Välte übers Amme Hus. Kinderlieder. Sauerländer, Aarau 1942
Passionssprüch. Gedichte. Sauerländer, Aarau 1943
Gesammelte Werke. Hrsg. von Carl Günther. Sauerländer, Aarau 1947–52
Osterzyt. Gedicht und Gschichtli. Schwyzerlüt, Fryburg 1953
Es singt es Vögeli ab em Baum. 25 Lieder v. S. Haemmerli-Marti, componiert von Carl Heß. Schwabe, Basel 1917
S’Läbe. Musik: Markus Fricker (* 1943). ict-Atelier, Medienwerkstatt, Chur 2019
Literatur
Carl Günther: Sophie Haemmerli-Marti 1868–1942. In: Lebensbilder aus dem Aargau 1803–1853. Jubiläumsgabe der Historischen Gesellschaft (= Argovia. Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau. Band 65). Sauerländer, Aarau 1953, S. 418–424 (Digitalisat).
Anna Kelterborn-Haemmerli: Sophie Haemmerli-Marti (= Schweizer Heimatbücher. Band 79). Haupt, Bern 1958.
Schwyzerlüt. Schriftereihe für üsi schwyzerische Mundarte. 5. Jahrgang, Nr. 1–3, 1942 (online), S. 3–29, mit Gedenktexten von Carl Günther und Frida Hilty-Gröbly, zahlreichen Texten von Sophie Haemmerli-Marti sowie einer Bibliographie.
Stiftung Museum Burghalde (Hrsg.): In Liebi & Fründschaft. Briefe, Gedichte, Lebenssprüche von Sophie Haemmerli-Marti zum 150 Jahr-Jubiläum der Lenzburger Mundart-Dichterin. Islandbooks (Seidel & Schütz), Zürich 2018, ISBN 978-3-03846-950-6.
Anna Stüssi: Haemmerli-Marti, Sophie. In: Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisch-bibliographisches Handbuch. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. Band 7: Haab – Hogrebe. Hrsg. von Heinz Rupp und Carl Ludwig Lang. Francke, Bern/München 1979, ISBN 3-7720-1461-5, Sp. 73 f.
↑Fritz Thut: Ein Jahr gegen das Vergessen der Mundartdichterin Sophie Hämmerli-Marti. In: Lenzburger Bezirks-Anzeiger vom 12. September 2017 (online); abgerufen am 11. Februar 2019.