Gleichzeitig wird in Japan mit der Auflösung der Han und des Samurai-Standes ein entscheidender Schritt der Meiji-Restauration und damit Japans Weg in die Moderne vollzogen.
9. Januar: Nach der Schlacht bei Bapaume einige Tage zuvor kapitulieren die Verteidiger der von den Deutschen belagerten Festung Péronne, dem letzten französischen Stützpunkt an der Somme.
10. Januar bis 12. Januar: Schlacht bei Le Mans. Die Schlacht endet mit einem strategischen Sieg des preußischen Heeres. Die französische Loirearmee stellt nach schweren Verlusten keine Bedrohung mehr dar.
15. bis 17. Januar: Schlacht an der Lisaine in der Nähe des belagerten Belfort. Minustemperaturen, unzureichende Verpflegung, Widerstand des Gegners und vorsichtiges Vorgehen erschöpfen die starke französische Armee; die von General Charles Denis Bourbaki befehligten Truppen ziehen sich zurück. Danach gibt es keine Hoffnung mehr auf einen Entsatz der belagerten Festung von Belfort; sie kapituliert am 16. Februar 1871.
19. Januar: In der Schlacht bei Buzenval versuchen die in Paris belagerten französischen Einheiten einen Ausfall in Richtung Versailles. Dieser Versuch scheitert an den preußischen Truppen. Der heranrückenden französischen Nordarmee ergeht es in der Schlacht bei Saint-Quentin am selben Tag nicht besser.
23. Januar: Jules Favre richtet ein Ersuchen um Waffenstillstand an Otto von Bismarck. Am nächsten Tag beginnen die Verhandlungen in Versailles.
8. Februar: In Frankreich finden Wahlen zur Nationalversammlung statt. Die Wähler begünstigen Friedensbefürworter und sichern vor allem den Monarchisten Sitzplätze im Parlament. Die Nationalversammlung nimmt am 12. Februar in Bordeaux ihre Arbeit auf.
16. Februar: Nach 108 Tagen Belagerung wird die ostfranzösische Stadt Belfort den deutschen Truppen übergeben.
17. Februar: die Nationalversammlung wählt Adolphe Thiers zum „Chef der Exekutive“. Sie beauftragt Thiers und Jules Favre, Friedensverhandlungen mit Otto von Bismarck zu führen.
16. Juni: In zahlreichen deutschen Städten finden feierliche Truppeneinzüge statt. Kaiser Wilhelm I. zieht mit seinen Truppen im Rahmen einer pompös ausgeführten Siegesparade in Berlin ein. Der Einzug endet am Lustgarten mit der feierlichen Niederlegung eroberter französischer Fahnen vor dem Denkmal für Preußens König Friedrich Wilhelm III., einen der Sieger in der Völkerschlacht im Oktober 1813. Über 500.000 angereiste Besucher sollen den Truppeneinzug als Augenzeugen erlebt haben.[1]
3. März: Bei der Wahl zum ersten Deutschen Reichstag werden die Nationalliberalen stärkste Fraktion, die die Politik des Reichskanzlers Otto von Bismarck unterstützen. Wahlberechtigt sind 7,65 Millionen männliche Reichsbürger ab dem 25. Lebensalter, das entspricht etwa 19,4 % der Bevölkerung. Militärangehörige und andere Gruppen sind ausgeschlossen. Die stärkste politische Bewegung im Reichstag ist der Liberalismus, der sich allerdings auf verschiedene Fraktionen verteilt.
10. März: Die französische Regierung unter dem „Chef der Exekutive“ Adolphe Thiers und die Nationalversammlung übersiedeln von Bordeaux nach Versailles, dem einstigen Zentrum des Ancien Régime. Dies ruft in Paris Ablehnung hervor.
18. März bis 28. Mai: Erste sozialistische Revolution in Frankreich
21. Mai: Regierungstruppen dringen in die Pariser Innenstadt vor und brechen in der anschließenden „Blutwoche“ die Herrschaft der Pariser Kommune.
28. Mai: Der 72 Tage anhaltende Aufstand des „Nationalkomitee der Nationalgarde“ und der mit ihr verbündeten Pariser Bevölkerung – der Pariser Kommune – der unter anderem durch die Ablehnung der Waffenstillstandsbedingungen nach dem Deutsch-Französischen Krieg begonnen hat, endet nach sechswöchigem Beschuss von Paris in der „Blutwoche“ vom 21. bis 28. Mai, in der bei Kämpfen und den darauf folgenden Massenexekutionen 20–30.000 Menschen ihr Leben verlieren. 147 führende Aktivisten des Aufstands werden an der südlichen Mauer des Friedhofs Père-Lachaise erschossen.
Spanien
2. Januar: Der von der Cortes gewählte Herrscher Amadeus I. aus dem Haus Savoyen wird nach seinem Eintreffen in Madrid zum König von Spanien proklamiert. Doch die Lage in Spanien bleibt instabil, weil am 30. Dezember des Vorjahres mit Juan Prim einer der wichtigsten Unterstützer des neuen Königs ermordet worden ist.
23. Dezember: Die japanische Iwakura-Mission nach Nordamerika und Europa beginnt.
Afrika
11. Juli: In der Schlacht am Assam besiegt dejazmach Kassa(i) Mercha seinen Schwiegervater, den regierenden äthiopischen Herrscher Tekle Giyorgis II. und lässt sich Anfang des folgenden Jahres als Yohannes IV. zum Kaiser krönen.
Auf Mauritius wird von der britischen Verwaltung ein Einwanderungsstopp für Inder verhängt.
Amerika
Anfang des Jahres: Nach der Annahme des von Benjamin Franklin Butler und Samuel Shellabarger eingebrachten Ku-Klux-Klan-Acts zur Eindämmung der Gewaltakte des Klans durch den Kongress der Vereinigten Staaten beschließt dessen Großer HexenmeisterNathan Bedford Forrest die Auflösung des Klans, ein Beschluss, der von einem großen Teil seiner etwa 500.000 Mitglieder jedoch ignoriert wird.
21. November: Nach dem Tod von Oscar Dunn, dem ersten afroamerikanischen Vizegouverneur Louisianas, folgt ihm mit dem bisherigen Senatspräsidenten P. B. S. Pinchback ebenfalls ein Afroamerikaner in diesem Amt.
Wirtschaft
Unternehmensgründungen
8. Jänner: In Österreich erscheint erstmals die satirische Wochenzeitschrift Die Bombe.
8. Oktober: Gründung des Unternehmens Continental in Hannover unter dem Namen Continental-Caoutchouc- & Gutta-Percha Compagnie
Die bis heute genutzte Fabrik von Steinway & Sons auf Long Island, im heutigen New Yorker Stadtteil Queens, nimmt ihre Arbeit auf. Erste aus Manhattan dorthin verlegte Aktivitäten sind das Holzlager, das Sägewerk und der Bau von Klaviaturen und Mechaniken, sowie erstmals eine eigene Gießerei, die den Zukauf der einteiligen Gussrahmen für die Flügel auf 50 Jahre beendet. Der Zusammenbau der Flügel findet weiterhin in Manhattan statt. Die Bauteile werden von Queens mit einer eigenen Fähre über den East River nach Manhattan gebracht.
Beginn einer wirtschaftlichen Blütezeit in Deutschland und Österreich: Die Gründerjahre
In der Münchner Spaten-Brauerei wird versuchsweise eine Kältemaschine nach Carl von Lindes Ideen installiert. Die Vereinbarung dazu wird geschlossen (das Patent 1873 angemeldet).
10. November: Der Journalist Henry Morton Stanley begegnet in Ujiji am Ostufer des Tanganjikasees mit seiner Suchexpedition dem schottischen Missionar David Livingstone, der sich am 23. Oktober krank hierher zurückgezogen hat.
4. Dezember: Von Boston ausgehend beginnt die Hassler-Expedition, eine Ozeanforschungsreise, die Aufschlüsse über die geologische, zoologische und physikalische Beschaffenheit der Küstenregionen der beiden amerikanischen Teilkontinente bringen soll.
17. September: Der Mont-Cenis-Tunnel wird eröffnet. Der Eisenbahntunnel sorgt für schnellere Verbindungen zwischen Paris und Rom und unterquert das Mont-Cenis-Massiv in den Westalpen.
1. Juni: Bei Rendswühren in Schleswig-Holstein wird eine aus dem 1. oder 2. Jahrhundert stammende, später als „Mann von Rendswühren“ bekannt gewordene Moorleiche aufgefunden.
17. Juli: Zénobe Gramme führt in Paris eine Gramme-Maschine, einen dynamoelektrischen Motor mit kontinuierlicher Induktion, vor Wissenschaftlern vor.
5. Oktober: Gründung der Società degli Spettroscopisti Italiani (Italienische Spektroskopische Gesellschaft), der ersten wissenschaftlich-astrophysikalischen Vereinigung.
Mit Mitteln des wohlhabenden britischen Rechtsanwalts und Kunstsammlers Felix Slade erfolgt in London die Gründung der Slade School of Fine Art. Erster Professor wird Edward Poynter, der die Schule entscheidend prägt.
17. Juli: Der Roman Une ville flottante (Eine schwimmende Stadt) von Jules Verne erscheint erstmals in Buchform zusammen mit der KurzgeschichteForceurs de blocus (Die Blockade-Brecher) im Verlag Pierre-Jules Hetzel in Paris. In diesem Roman mit autobiographischen Zügen schildert der technikbegeisterte Jules Verne die Überfahrt auf der von Isambard Kingdom Brunel gebauten Great Eastern in die Vereinigten Staaten, wobei er die Ereignisse ein wenig ausschmückt.
Februar: Mit einem Amateurkonzert von Mitgliedern der Trinity Episcopal Church wird das neu errichtete Springer Opera House in Columbus, Georgia, eröffnet.
30. Juli: Im Hafen von New York kommt es an Bord der Passagierfähre Westfield am Staten Island Ferry Terminal in Manhattan zu einer Kesselexplosion. 125 Menschen kommen beim schwersten Fährunglück im New Yorker Hafen ums Leben.
8. Oktober: Peshtigo im US-Bundesstaat Wisconsin wird mit mehreren umliegenden Dörfern ein Raub der Flammen. Der Waldbrand mit den meisten Todesopfern in der US-Geschichte fordert mindestens 1.200 Menschenleben und zerstört eine Fläche von etwa 6.000 km².
8. bis 10. Oktober: Beim großen Brand in Chicago brennt fast die ganze Stadt nieder. Rund 300 Menschen kommen ums Leben, 100.000 werden obdachlos. Zahlreiche architektonische Besonderheiten wie das Verlagsgebäude der Chicago Tribune und das Crosby Opera House werden ein Raub der Flammen.
27. März: In Edinburgh findet zwischen Schottland und England das erste Länderspiel im Rugby Union statt, das von den Gastgebern mit 4:1 gewonnen wird.
21. Dezember: Louise Aston, deutsche Schriftstellerin (* 1814)
21. Dezember: Tomás Bobadilla, dominikanischer Politiker und Jurist und der erste Präsident der Junta Central Gubernativa Definitiva der Dominikanischen Republik (* 1785)