Die Liste der Stolpersteine in Regensburg enthält die Stolpersteine, die im Rahmen des gleichnamigen Kunstprojekts von Gunter Demnig in Regensburg verlegt wurden. Mit ihnen soll Opfern des Nationalsozialismus gedacht werden, die in Regensburg lebten und wirkten.
Die bestehenden Listen sind unvollständig. Es wird daran gearbeitet.
Die Tabellen sind teilweise sortierbar; die Grundsortierung erfolgt alphabetisch nach dem Familiennamen des Opfers.
Innenstadt
Stolperstein
Inschrift
Verlegeort
Name, Leben
HIER WOHNTE STELLA ALEXANDER GEB. HAMMER JG. 1904 DEPORTIERT 1942 PIASKI ERMORDET
D.-Martin-Luther-Straße 7
Stella Alexander, geborene Hammer, kam am 27. Dezember 1904 in München zur Welt. Ihre Eltern waren die Herrenkonfektionskaufleute Joachim Hammer und Berta, geborene Herl. Ihre Mutter wurde 1878 in Rzeszów geboren, damals zum Habsburgerreich gehörend, und wurde 1924 in Bayern eingebürgert. Stella Hammer hatte eine etwas ältere Schwester, Sabine, geboren 1903. Ihr Vater führte führte zwei Geschäfte in Regensburg. Stella Hammer heiratete den Textilkaufmann Alfred Alexander. Im Familienbogen sind zwei Totgeburten in den Jahren 1930 und 1933 verzeichnet. Der Vater starb 1937, die Ehe ihrer Schwester wurde geschieden. Beide Töchter zogen zur verwitweten Mutter in die väterliche Wohnung im Haus Dr.-Martin-Luther-Straße 7. Mitte März 1942 wurde den drei Frauen auf Merkzetteln die Deportation in den Osten angekündigt. Ihnen wurde eine neue Wohnung versprochen und dass sie dort unbehelligt leben und arbeiten könnten. Die Wohnung in Regensburg musste geräumt und gereinigt übergeben werden, die Schlüssel waren zu hinterlegen und die Lebensmittelkarten abzugeben. In der Nacht vom 1. auf den 2. April 1942, einem Gründonnerstag, wurden Stella Alexander, ihre Mutter und ihre Schwester abgeholt. Mit 106 weiteren Männern, Frauen und Kindern mussten sie vor der 1938 zerstörten Synagoge in der Schäffnerstraße Aufstellung nehmen. Pro Person war nur ein Koffer, ein Rucksack und eine Bettrolle zugelassen. Die Fahrkarte für die Deportation mussten die Zwangsdelogierten selbst bezahlen. Der Zug brachte sie nach Piaski, eine kleine polnische Stadt nahe Lublin, hier war im Schtetl ein Ghetto, das erste Ghetto Polens, eingerichtet worden. Dort kamen Stella Alexander, ihre Mutter und ihre Schwester ums Leben.[1][2][3]
Auch für ihre Mutter und ihre Schwester, Berta Hammer und Sabine Hirsch, wurden am selben Ort Stolpersteine verlegt.
HIER WOHNTE LUDWIG BÄR JG. 1879 DEPORTIERT 1942 PIASKI ERMORDET
Haidplatz 7
Ludwig Bär, auch Loui, wurde am 2. April 1879 in Roth geboren. Er wurde Buchhalter und heiratete die Bankbeamtin Mathilde Katz, geboren 1883 in Landenhausen. Das Ehepaar lebte am Haidplatz 7. Bär wurde während der Reichspogromnacht verhaftet und vom 10. Dezember 1938 bis 20. November 1938 im KZ Dachau inhaftiert. Am 2. April 1942 wurde er zusammen mit seiner Ehefrau nach Piaski, einem sogenannten Schtetl, im besetzten Polen deportiert. Dort war das erste Ghetto auf polnischem Boden errichtet worden. Ludwig Bär und seine Frau wurden dort oder in einem der Vernichtungslager im Osten ermordet.[4]
Vor demselben Haus wurden auch Stolpersteine für Lina Freund, Julius Jacob, Sara Kapp und seine Ehefrau verlegt.
Mathilde Bär, geborene Katz, wurde am 2. Februar 1883 im mittelhessischen Landenhausen geboren. Sie wurde Bankbeamtin und heiratete den Buchhalter Ludwig Bär, geboren 1879 in Roth. Das Ehepaar lebte am Haidplatz 7. Am 2. April 1942 wurden Mathilde Bär und ihr Ehemann nach Piaski deportiert, ein Schtetl im besetzten Polen, in dem sich das erste Ghetto des Landes befand. Mathilde Bär und ihr Ehemann wurden dort oder in einem der Vernichtungslager im Osten ermordet.[4]
Vor demselben Haus wurden auch Stolpersteine für Lina Freund, Julius Jacob, Sara Kapp und ihren Ehemann verlegt.
HIER WOHNTE SOPHIE BAUER GEB. WEIGERT JG. 1898 EINGEWIESEN 1926 HEILANSTALT KARTHAUS-PRÜLL 'VERLEGT' 2.5.1941 HARTHEIM ERMORDET 2.5.1941 'AKTION T4'
Lederergasse 16
Sophie Emilia Walburga Bauer, geborene Weigert, wurde am 11. September 1898 in Stadtamhof geboren. Sie war die älteste Tochter des Bahnarbeiters Xaver Weigert und dessen Frau Walburga, geborene Freu. Sie hatte vier weitere Schwestern. Sophie Weigert wurde Näherin und heiratete am 8. Juli 1922 den Bahnschlosser und Tanzlehrer Johann Bauer. Etwas mehr als 12 Monate später wurde im Juli 1923 die gemeinsame Tochter Johanna geboren. Die Ehe verlief unglücklich, ihr Ehemann brachte das Geld durch und hatte ein Verhältnis mit der Sophie Bauers vermeintlichen besten Freundin. Da das Geld nie reichte, litt Bauer unter Entbehrungen. Nach dem gewaltsamen Tod einer ihrer Schwestern wurde sie 1926 stationär im Krankenhaus Greflinger Straße aufgenommen, vermutlich hatte sie einen Suizidversuch begangen. Im Juli 1926 wurde sie in die Regensburger Heilanstalt Karthaus-Prüll überstellt. Hier verblieb sie die nächsten 15 Jahre, ihr Mann wurde mehrfach aufgefordert, Unterhalt zu leisten, er tat dies aber nie, am 31. Januar 1931 wurde die Ehe geschieden und Sophie Bauer wurde entmündigt. Ihre Tochter Johanna Bauer hatte bis 1931 bei den Eltern von Johann Bauer gelebt, nachdem dieser seine Geliebte geheiratet hatte, holte er seine Tochter gewaltsam zu sich. Er soll dabei auf seinen Vater geschossen haben. Sophie Bauer verbrachte die meiste Zeit starr im Bett und musste künstlich ernährt werden, unterbrochen durch kurze Phasen von Aktivität, in denen sie selber Nahrung zu sich nahm, sich am Geschehen beteiligte und strickte. Im April 1937 wurde sie als „psychisch weitgehendst abgebaute“ Patientin bezeichnet. Der letzte Eintrag in ihrem Krankenakt behauptet, sie sei am 2. Mai 1941 „ungeheilt entlassen“ worden. Sophie Bauer wurde an diesem Tag in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz überstellt und vermutlich am selben Tag vergast. Ihre Familie erfuhr nie, was mit ihr passierte, offiziell wurde ihr Todesdatum mit dem 15. Mai 1941 angegeben, und sie sei an einer „akuten Gehirnschwellung“ gestorben.[5]
Ihre Tochter Johanna erfuhr erst 2010, als sie selbst schon 87 Jahre alt war, vom Schicksal ihrer Mutter.
Babette Becher wurde am 10. April 1870 geboren. Sie wurde 1932 in die Heilanstalt Karthaus-Prüll eingewiesen. Am 6. Juni 1941 wurde sie offiziell nach Schloss Hartheim nahe Linz „verlegt“. Sie wurde dort noch am selben Tage vom NS-Regime ermordet.[6]
Lina Beermann, auch Lena, geborene Lemmle, wurde am 12. Januar 1894 im schwäbischen Fischach geboren. Sie heiratete den Großhändler Sigmund Beermann aus Gunzenhausen. Lina Beermann und ihr Mann mussten zuletzt zwangsweise in einem sogenannten „Judenhaus“ in der Gesandtenstraße 10 wohnen. Sie wurden am 2. April 1942 nach Piaski deportiert und entweder dort oder in einem der Vernichtungslager im besetzten Polen vom NS-Regime ermordet.[7][8]
HIER WOHNTE SIGMUND BEERMANN JG. 1882 DEPORTIERT 1942 PIASKI ERMORDET
Sigmund Beermann wurde am 29. Juli 1882 in Gunzenhausen geboren. Er wurde Großhändler und heiratete Lina Lemmle aus Fischach. Das Ehepaar musste zuletzt zwangsweise in einem sogenannten „Judenhaus“ in der Gesandtenstraße 10 wohnen. Sigmund Beerman und seine Frau wurden am 2. April 1942 nach Piaski deportiert und entweder dort oder in einem der Vernichtungslager im besetzten Polen vom NS-Regime ermordet.[7][9]
HIER WOHNTE JEANETTE BOMEISL JG. 1893 DEPORTIERT 1942 PIASKI ERMORDET
Von-der-Tann-Straße 29
Jeanette Bomeisl
HIER WOHNTE ALICE BRANDIS GEB. HOLZINGER JG. 1900 DEPORTIERT 1942 ERMORDET IN SOBIBOR
Maximilianstraße 16
Alice Brandis
HIER WOHNTE CHARLOTTE BRANDIS JG. 1924 DEPORTIERT 1942 ERMORDET IN SOBIBOR
Charlotte Brandis
HIER WOHNTE KARL BRANDIS JG. 1890 DEPORTIERT 1942 ERMORDET IN SOBIBOR
Karl Brandis
HIER WOHNTE PAUL BRANDIS JG. 1929 DEPORTIERT 1942 ERMORDET IN SOBIBOR
Paul Brandis
HIER WOHNTE RUDOLF BRANDIS JG. 1927 DEPORTIERT 1942 ERMORDET IN SOBIBOR
Rudolf Brandis
HIER WOHNTE WERNER BRANDIS JG. 1926 DEPORTIERT 1942 ERMORDET IN SOBIBOR
Werner Brandis
HIER WOHNTE EMMA ECKSTEIN GEB. WOLFHEIMER JG. 1876 DEPORTIERT 1942 PIASKI ERMORDET
Gesandtenstraße 10
Emma Eckstein
HIER WOHNTE BELLA EHRLICH JG. 1886 DEPORTIERT 1942 PIASKI ERMORDET
Untere Bachgasse 12–14
Bella Ehrlich
HIER WOHNTE JULIE EHRLICH JG. 1879 DEPORTIERT 1942 PIASKI ERMORDET
Julie Ehrlich
HIER WOHNTE JOHANN EIBL JG. 1895 IM WIDERSTAND 'SCHUTZHAFT' 1933 GEFÄNGNIS AUGUSTENBURG 1942 FLOSSENBÜRG VERHÖRT VON GESTAPO FLUCHT IN DEN TOD 21.11.1942
Untere Bachgasse 6
Johann Eibl
HIER WOHNTE KLARA EINSIEDLER JG. 1892 DEPORTIERT 1942 PIASKI ERMORDET
Am Brixener Hof 6 (vorm. Schäffnerstraße 6)
Klara Einsiedler
HIER WOHNTE ROSA EINSIEDLER GEB. BECKER JG. 1868 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT ERMORDET 20.2.1944
Am Brixener Hof 6 (vorm. Schäffnerstraße 6)
Rosa Einsiedler
HIER WOHNTE JENNY EINSTOSS GEB. JAKOB JG. 1877 DEPORTIERT 1942 PIASKI ERMORDET
Am Brixener Hof 2 (vormals Schäffnerstraße 2)
Jenny Einstoß geb. Jakob
HIER WOHNTE JOSEF ENGELMANN JG. 1874 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT TOT 24.3.1943
Wahlenstraße 24
Josef Engelmann
HIER WOHNTE JACOB FARNTROG JG. 1884 DEPORTIERT 1942 ERMORDET IN THERESIENSTADT
Rote-Hahnen-Gasse 7/II
Jakob Farntrog
HIER WOHNTE ROSA THEKLA FARNTROG GEB. JOCHSBERGER JG. 1895 DEPORTIERT 1942 ERMORDET IN THERESIENSTADT
Rote-Hahnen-Gasse 7/II
Rosa Thekla Farntrog geb. Jochsberger
HIER WOHNTE ABRAHAM FIRNBACHER JG. 1865 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT TOT 21.1.1943
HIER WOHNTE KAROLINA HERBST GEB. ENGELMANN JG. 1865 VOR DEPORTATION TOT 17.9.1942
Weißenburgstraße 31 oder Wahlenstraße 24
Karolina Herbst geb. Engelmann
HIER WOHNTE ALMA HERRSCHER GEB. ABRAHAM JG. 1900 DEPORTIERT 1942 PIASKI ERMORDET
Neupfarrplatz 12
Alma Herrscher geb. Abraham wurde am 6. März 1900 in Hohensalza geboren. Sie war Kaufmannsfrau, verheiratet mit dem Schuhhändler Erich Herrscher. Das Ehepaar wurde verhaftet, am 2. April 1942 nach Piaski deportiert und dort ermordet.[10]
HIER WOHNTE ERICH HERRSCHER JG. 1903 DEPORTIERT 1942 PIASKI ERMORDET
Erich Herrscher
HIER WOHNTE FRANZ HERZOG JG. 1882 IM WIDERSTAND VERHAFTET 1942 KZ FLOSSENBÜRG TOT 1.1.1943
HIER WOHNTE JAKOB LEWKOWITZ JG. 1884 DEPORTIERT 1942 PIASKI ERMORDET
Am Brixener Hof 2 (vormals Schäffnerstraße 2)
Jakob Lewkowitz
HIER WOHNTE MINA LICHTENSTEIN GEB. JACOB JG. 1879 DEPORTIERT 1942 PIASKI ERMORDET
Ludwigstraße 1
Mina Lichtenstein
HIER WOHNTE SIEGFRIED LICHTENSTEIN JG. 1878 DEPORTIERT 1942 PIASKI ERMORDET
Ludwigstraße 1
Siegfried Lichtenstein
HIER WOHNTE IDA LILIENFELD GEB. GRÜNHUT JG. 1881 DEPORTIERT 1942 AUSCHWITZ ERMORDET
Neupfarrplatz 12
Ida Lilienfeld geb. Grünhut wurde am 22. Januar 1881 geboren. Sie heiratete Joseph Lilienfeld. Das Paar hatte drei Kinder. Sie wurde am 23. September 1942 nach Theresienstadt deportiert. Von dort wurde sie am 9. Oktober 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und ermordet[10]
Der Ehemann starb vor der Deportation. Sohn Paul wurde vom NS-Regime deportiert und in Piaski ermordet.
HIER WOHNTE JOSEPH LILIENFELD JG. 1869 VOR DEPORTATION TOT 7.9.1942
Joseph Lilienfeld wurde 1869 geboren. Er war Schuhkaufmann und Gemeindevorstand der jüdischen Gemeinde von Regensburg. Er starb vor der drohenden Deportation am 7. September 1942 in Regensburg.
Seine Frau wurde vom NS-Regime wahrscheinlich in Auschwitz ermordet, sein Sohn Paul in Piaski.[10]
HIER WOHNTE PAUL LILIENFELD JG. 1904 DEPORTIERT 1942 PIASKI ERMORDET
Paul Lilienfeld wurde am 27. April 1904 in Regensburg geboren. Seine Eltern waren Joseph und Ida Lilienfeld. Er wurde, wie sein Vater, Schuhkaufmann. Er wurde von Vertretern des NS-Regimes verhaftet, am 2. April 1942 nach Piaski deportiert und dort am 20. Juni 1942 ermordet.
Seine Mutter wurde ebenfalls ermordet, vermutlich in Auschwitz.[10]
HIER WOHNTE JULIUS 'JOEL' LILIENTHAL JG. 1872 OPFER DES POGROMS ZUSAMMENGESCHLAGEN ÖFFENTLICH VERHÖHNT UND GEFOLTERT TOT AN DEN FOLGEN 15.11.1938
Glockengasse 5
Julius Lilienthal, genannt Joel
HIER WOHNTE NELLY LEMBERGER GEB. AAL JG. 1874 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT TOT 1.11.1943
In Stadtamhof, dem Stadtbezirk 02, wurden bislang fünf Stolpersteine an drei Standorten verlegt.
Stolperstein
Inschrift
Verlegeort
Name, Leben
HIER WOHNTE ERNST LEOPOLD BAYER JG. 1933 DEPORTIERT 1942 PIASKI ERMORDET
Wassergasse 12
Ernst Leopold Bayer wurde am 10. Dezember 1933 in Regensburg als Sohn des Kaufmannes Eugen Bayer und dessen Frau Martha, geborene Strauss, geboren. Er war Schüler. Seine Eltern ließen ihn im Alter von acht Jahren taufen, doch auch dieser Schritt konnte Deportation und Ermordung nicht verhindern. Am 2. April 1942 wurden Ernst Leopold Bayer und seine Eltern nach Piaski im besetzten Polen deportiert und im Zuge der Shoah ermordet.[12][13][14]
HIER WOHNTE EUGEN BAYER JG. 1899 DEPORTIERT 1942 PIASKI ERMORDET
Wassergasse 12
Eugen Bayer wurde am 16. Oktober 1899 in Aschbach geboren. Er war Reisender für landwirtschaftliche Maschinen und heiratete Martha Strauss aus Buchen. Das Paar hatte einen Sohn, Ernst Leopold. Die Firma, von seinem Vater übernommen, hatte ihren Sitz in Stadtamhof 26. 1938 musste sie aufgrund der Judenhetze liquidiert werden. Eine der Parolen lautete: „Wer bei Juden kauft, ist ein Verräter am eigenen Volke“. Die Familie verlor das Haus und musste in die nahe gelegene Wassergasse ziehen. Während der Reichspogromnacht 1938 wurde Bayer und vom 10. November bis 2. Dezember im KZ Dachau inhaftiert. Auch die Taufe des achtjährigen Sohnes konnte Deportation und Ermordung nicht abwenden. Am 2. April 1942 wurden Eugen Bayer, seine Frau und sein Sohn nach Piaski im besetzten Polen deportiert und im Zuge der Shoah ermordet.[12][15]
HIER WOHNTE MARTHA BAYER JG. 1905 DEPORTIERT 1942 PIASKI ERMORDET
Wassergasse 12
Martha Bayer geborene Straus wurde am 29. Juli 1905 in Buchen geboren. Sie war die Ehefrau von Eugen Bayer und die Mutter von Ernst Leopold Bayer, geboren 1933.
In Reinhausen, dem Stadtbezirk 07, wurden bislang vier Stolpersteine an zwei Standorten verlegt.
Stolperstein
Inschrift
Verlegeort
Name, Leben
HIER WOHNTE JOSEF HAAS JG. 1899 IM WIDERSTAND VERHAFTET 1943 HINGERICHTET 1944 KZ FLOSSENBÜRG
Alte Waldmünchner Straße 19
Josef Haas wurde am 7. Februar 1899 in Reinhausen geboren. Sein Vater war Hilfsarbeiter, das Elternhaus war katholisch geprägt. Bereits mit 14 Jahren war er als Hilfsarbeiter in verschiedenen Baufirmen tätig. Mit 18 Jahren wurde er zum Militärdienst eingezogen. An der Westfront kämpfte er im Stellungskrieg und erlitt eine Gasvergiftung. In Frankfurt am Main erlebte er die Novemberrevolution von 1918. Er schloss sich den Kommunisten an. Er wurde Hafenarbeiter und war ein begeisterter Fußballspieler und Schwimmer. 1923 erlitt er einen schweren Arbeitsunfall, drei Jahre später verlor er deshalb den linken Fuß. Bis 1937 folgten weitere Amputationen. Schließlich hatte er beide Beine und die rechte Hand verloren. Er stand im Widerstand gegen das NS-Regime und hörte sogenannte Feindsender. Er äußerte sich kritisch, denn er war der Ansicht, der Kriegswahnsinn würde in einem zweiten Desaster enden. Am 24. Februar 1943 wurde er verhaftet. Er war zuerst im Gerichtsgefängnis Nürnberg inhaftiert, schließlich ab Juli 1943 in München-Stadelheim. Einer der Anklagepunkte war Landesverrat. Im Januar 1944 wurde er zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt sowie zu fünf Jahren Ehrverlust. Er wurde in das Zuchthaus Amberg überstellt, wo er die Strafe absitzen hätte sollen, wurde jedoch in das KZ Flossenbürg transferiert, wo er am 18. August 1944 gemeinsam mit seinem Freund Georg Zaubzer an der Hinrichtungsstätte erschossen wurde.[16][17]
Katharine Höllenreiner wurde am 1. September 1929 in München geboren. Ihre Eltern waren Emil Höllenreiner, der einer Münchner Schaustellerfamilie entstammte, und Pauline geb. Köhler. Sie hatte sieben Geschwister. Sie wurde gemeinsam mit ihrer Familie im Jahr 1943 nach Auschwitz deportiert und im sogenannten Zigeunerfamilienlager interniert. Sie wurde am 3. März 1944 in Auschwitz ermordet.[18][19]
Auch ihre Eltern und sechs ihrer Geschwister wurden vom NS-Regime ermordet. Einzig Rosa Höllenreiner konnte überleben.
Philippine Höllenreiner wurde am 12. Juni 1928 in Fürth geboren. Ihre Eltern waren Emil Höllenreiner, der einer Münchner Schaustellerfamilie entstammte, und Pauline geb. Köhler. Sie hatte sieben Geschwister. Sie wurde gemeinsam mit ihrer Familie im Jahr 1943 nach Auschwitz deportiert und im sogenannten Zigeunerfamilienlager interniert. Sie wurde am 20. März 1944 in Auschwitz ermordet.[18][19]
Auch ihre Eltern und sechs ihrer Geschwister wurden vom NS-Regime ermordet. Einzig Rosa Höllenreiner konnte das NS-Regime überleben.
HIER WOHNTE ROSA HÖLLENREINER JG. 1926 DEPORTIERT 1943 AUSCHWITZ ÜBERLEBT
Wieshuberstraße 4
Rosa Höllenreiner wurde am 2. Dezember 1926 in Fürth geboren. Ihre Eltern waren Emil Höllenreiner, der einer Münchner Schaustellerfamilie entstammte, und Pauline geb. Köhler. Sie hatte sieben Geschwister. Sie wurde gemeinsam mit ihrer Familie im Jahr 1943 nach Auschwitz deportiert und im sogenannten Zigeunerfamilienlager festgehalten. Als einzige ihrer Familie konnte sie die Zeit im KZ überleben. Später wanderte sie in die Niederlande aus. Sie starb im Alter von 42 Jahren am 20. Dezember 1968 in Utrecht.[18][19]
Ihre Eltern und alle Geschwister wurden vom NS-Regime ermordet.
Ostenviertel
Im Ostenviertel, dem Stadtbezirk 10, wurden bislang 30 Stolpersteine und eine Stolperschwelle an elf Anschriften verlegt.
Stolperstein
Inschrift
Verlegeort
Name, Leben
JOSEF BAUER JG. 1863 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT ERMORDET 9.3.1943
Flora Grünhut wurde am 14. Februar 1867 in Wien geboren. Sie zog gemeinsam mit ihren Eltern nach Regensburg, wo diese ihren Ruhestand genießen wollten. Im November 1939, musste Flora Grünhut in das Altenheim in der Weißenburgstraße 31 umsiedeln. Am 23.9.1942 wurde sie schließlich nach Theresienstadt deportiert. Im Alter von fast 86 Jahren verstarb sie dort am 12. Januar 1943.[20]
Im Kasernenviertel, dem Stadtbezirk 11, wurden bislang drei Stolpersteine an drei Anschriften verlegt.
Stolperstein
Inschrift
Verlegeort
Name, Leben
HIER WOHNTE JOSEF BOLLWEIN JG. 1904 IM WIDERSTAND VERHAFTET 1942 HINGERICHTET 12.8.1943 MÜNCHEN-STADELHEIM
Gumprechtstraße 5
Josef Bollwein
HIER WOHNTE JOSEF KARL JG. 1901 EINGEWIESEN 1935 HEILANSTALT KARTHAUS-PRÜLL 'VERLEGT' 5.8.1941 HARTHEIM ERMORDET 5.8.1941 'AKTION T4'
Plato-Wild-Straße 29
Josef Karl
HIER WOHNTE ALOIS KRUG JG. 1890 IM WIDERSTAND VERHAFTET 1943 DACHAU TOT 8.1.1945
Admiral-Scheer-Straße 4
Alois Krug wurde am 15. Juni 1890 im unterfränkischen Leinach als unehelicher Sohn der Amalie Krug geboren. Seine Mutter heiratete später einen Herrn Ganß, die Vormundschaft blieb aber weiterhin beim Gericht in Königshofen. Nach sieben Jahren Volksschule machte er eine vierjährigen Lehre als Mess- und Zeichnungsgehilfe beim Messungsamt in Neustadt an der Saale. Er absolvierte seinen zweijährigem Militärdienst in Würzburg und fand danach Arbeit in den Messämtern von Weiden und Hemau. Im Ersten Weltkrieg wurde er mit dem Eisernen Kreuz und dem Ehrenkreuz mit Schwertern für Frontkämpfer ausgezeichnet. Er kam in französische Kriegsgefangenschaft, konnte jedoch im Juli 1919 flüchten. Zurück in Hemau heiratete er 1919 Regina Gloßner. Das Ehepaar bekam zwei Söhne und eine Tochter, Gerlinde. 1930 wurde er nach Regensburg versetzt. In den Zwischenkriegsjahren betätigte er sich berufspolitisch, zuletzt als Landesvorsitzender des Berufsverbandes für den mittleren Vermessungsdienst in Bayern. Seine Einstellung war links-liberal, 1932 kandidierte er für die Deutsche Staatspartei. Hitler und den Nationalsozialisten stand er von Anfang an kritisch gegenüber. Er befürchtete im Falle der Machtergreifung eine Katastrophe für Deutschland, eine Niederlage im dann unausweichlichen Krieg. Dennoch sah er sich gezwungen, 1935 der NSDAP beizutreten, einerseits um seinen Arbeitsplatz zu halten, andererseits um seine Familie zu schützen. Es half wenig, denn die Gestapo führte ihn sodann in einer speziellen Kartei für „nicht zuverlässige Personen“. Die Denunziation eines Kollegen, den er selbst zuvor gefördert hatte, führte zu seiner Verhaftung am 8. Oktober 1943. Ein Arzt bescheinigte ihm, nicht haftfähig zu sein. Er wurde in das Hilfskrankenhaus Klerikalseminar in der Schottenstraße eingewiesen und verbrachte dort zehn Monate. Am 25. Mai 1944 stand er vor dem Sondergericht Nürnberg, angeklagt wegen des Abhörens von Feindsendern. Der Vorwurf ließ sich nicht nachweisen, trotzdem stelle das Gericht fest, es bestehe weiterhin der dringende Verdacht, „dass der Angeklagte versucht hat, den Willen zur wehrhaften Selbstbehauptung des deutschen Volkes zu zersetzen“. Die Hauptverhandlung wurde vertagt, Alois Krug am 19. August 1944 von Regensburg in das KZ Dachau überstellt. Am selben Tag wurde er dort mit der Häftlingsnummer 92472 in der Kategorie „Schutzhaft“ registriert. Er war schwer zuckerkrank und hätte Insulin gebraucht, bekam es aber im Konzentrationslager nicht. Sein letzter Brief an die Familie datiert vom 10. Dezember 1944. Er verlor sein Leben in NS-Gewahrsam am 8. Januar 1945.[21]
Galgenberg
In Galgenberg, dem Stadtbezirk 12, wurden bislang fünf Stolpersteine an zwei Anschriften verlegt.
Stolperstein
Inschrift
Verlegeort
Name, Leben
HIER WOHNTE JULIUS GLASER JG. 1876 DEPORTIERT 1942 PIASKI ERMORDET
Furtmayrstraße 4a
Julius Glaser
HIER WOHNTE MARIA GLASER GEB. BLEIER JG. 1882 DEPORTIERT 1942 PIASKI ERMORDET
Furtmayrstraße 4a
Maria Glaser geb. Bleier
HIER WOHNTE ARON HAAG JG. 1885 DEPORTIERT 1942 PIASKI ERMORDET
HIER WOHNTE JOSEF GRÜNHUT JG. 1892 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT ERMORDET 1944 AUSCHWITZ
Wilhelmstraße 3
Josef Grünhut
HIER WOHNTE ALICE HEISS GEB. HEIDECKER JG. 1899VERHAFTET 28.9.1948LANDGERICHTSGEFÄNGNIS REGENSBURG DEPORTIERT 25.11.1943 AUSCHWITZ ERMORDET 3.1.1944
Hans-Huber-Straße 5
Alice Heiß
HIER WOHNTE KLARA HELLMANN JG. 1881 DEPORTIERT 1942 PIASKI ERMORDET
Prüfeninger Straße 95
Klara Hellmann geb. Hellmann wurde am 8. Oktober 1881 in Burghaslach geboren. Sie war eine Angestelltenwitwe. Am 2. April 1942 wurde sie mit dem ersten Transport von Regensburg nach Piaski deportiert. Ort und Zeitpunkt ihrer Ermordung sind nicht bekannt.[24]
HIER WOHNTE ADOLF HEUMANN JG. 1872 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT TOT 3.10.1942
Wilhelmstraße 3
Adolf Heumann wurde am 1. Mai 1873 in Rothenburg ob der Tauber geboren. 1902 heiratete er Peppi geb. Oberdorfer. Das Paar bekam zwei Töchter, Maria und Katharina. Im November 1933 übersiedelte die Familie in dieses Haus in Regensburg. Am 3. Oktober 1938 musste das Ehepaar in das Jüdische Altersheim in der Weißenburgstraße 31 übersiedeln. Dort starb seine Ehefrau am 2. August 1941. Adolf Heumann wurde vom NS-Regime verhaftet, am 13. April 1942 nach Theresienstadt deportiert und dort am 3. Oktober 1942 ums Leben gebracht.
Tochter Maria konnte mit ihrem Ehemann und zwei Söhnen in die Vereinigten Staaten flüchten. Tochter Katharina heiratete nach Landshut, ihr weiteres Schicksal ist nicht bekannt.[25]
Hildegard Heymann geb. Brauer wurde am 16. Februar 1907 im oberschlesischen Zabrze geboren. Sie heiratete Wilhelm Heymann, Geschäftsführer des Kaufhauses Schocken. Das Ehepaar hatte zwei Kinder, Ursula und Norbert. Die ganze Familie wurde verhaftet, am 2. April 1942 nach Piaski deportiert und vom NS-Regime in Vernichtungslagern im Osten ermordet.[26]
HIER WOHNTE NORBERT HEYMANN JG. 1932 DEPORTIERT 1942 PIASKI ERMORDET
Dechbettener Straße 44
Norbert Heymann wurde am 13. November 1932 in Freiberg in Sachsen geboren. Er war Schüler.[26]
HIER WOHNTE URSULA HEYMANN JG. 1931 DEPORTIERT 1942 PIASKI ERMORDET
Dechbettener Straße 44
Ursula Heymann wurde am 19. Dezember 1931 in Freiberg in Sachsen geboren. Sie war Schülerin.[26]
HIER WOHNTE WILHELM HEYMANN JG. 1904 DEPORTIERT 1942 PIASKI ERMORDET
Dechbettener Straße 44
Wilhelm Heymann wurde am 7. Juli 1904 in Schwientochlowitz bei Kattowitz geboren. Er war Geschäftsführer des Kaufhauses Schocken.[26]
HIER WOHNTE RICHARD HUPFER JG. 1912 EINGEWIESEN 1930 HEILANSTALT KARTHAUS-PRÜLL 'VERLEGT' 8.6.1941 HARTHEIM ERMORDET 8.6.1941 'AKTION T4'
Buchenstraße 4
Richard Hupfer wurde 1912 geboren. Im Jahr 1930 wurde er in die Heilanstalt Karthaus-Prüll eingewiesen. Am 8. Juni 1941 wurde er in die Tötungsanstalt auf Schloss Hartheim nahe Linz überstellt und dort am selben Tag im Rahmen der Aktion T4 ermordet.[27]
HIER WOHNTE ANNA STAHL JG. 1892 EINGEWIESEN 1938 HEILANSTALT KARTHAUS-PRÜLL 'VERLEGT' 19.11.1940 HARTHEIM ERMORDET 19.11.1940 'AKTION T4'
Anna Stahl (1892–1940)
Liste der Stolperschwellen
Jüdisches Altersheim
Weißenburgstraße 31
Jüdisches Gemeindehaus
Am Brixener Hof
Heil- und Pflegeanstalt Karthaus-Prüll
Sankt Vitus
Gedenktafel
Am 13. Oktober 2015 wurde durch die Initiative Stolpersteine in Regensburg am Neupfarrplatz 15 für Nathan Jacob, seine Frau Anna Jacob und Sohn Werner Jacob, eine Gedenktafel enthüllt.[28]
Verlegungen
12. Juni 2007: Am Römling 11, Gesandtenstraße 10, Untere Bachgasse 12–14
13. Februar 2008: Arnulfsplatz 4, Dechbettener Straße 44, Greflingerstraße 3, Malergasse 9, Obere Bachgasse 1, Platz der Einheit 1, Roritzerstraße 10a
30. April 2008: Wieshuberstraße 4
26. Juli 2010: Ludwigstraße 5
11. September 2013: Dechbettener Straße 13, Furtmayrstraße 4a, Heiliggeistgasse 10, Herrichstraße 5, Metgebergasse 2, Proskestraße 5, Prüfeninger Straße 95, Simmernstraße 5, Wassergasse 12, Wilhelmstraße 3, Wollwirkergasse 11
14. Verlegung am 19. April 2019: Am Brixener Hof 2 (vormals Schäffnerstraße 2), Bauergässel 11, Buchenstraße 4, Fischgässel 2, Krauterermarkt 1, Prüfeninger Straße 19, Schwandorfer Straße 12, Tändlergasse 5, Wassergasse 1, Wöhrdstraße 28[29]
24. Juni 2021: Hoppestraße 6, St. Georgen-Platz 2, Universitätsstraße 14 (Verlegungen ohne Gunter Demnig)
18. Mai 2022: Georg Schützenmeier, Anna Stahl, Charlotte Schindler, Peter David Schindler, Harry Schindler, Theresa Behr, Falk Salomon, Erna Salomon, Josef Zirkl, Dr. Johann Maier, Rosa Zippora Sigall, Ester Erna Sigall, Margareta Bächerlein
Literatur
Sylvia Seifert: Stolpersteine in Regensburg. edition buntehunde, Regensburg 2016, ISBN 978-3-934941-95-3.
Dieter Weber: Stolpersteine in Regensburg. In: Klaus Himmelstein (Hrsg.): Jüdische Lebenswelten in Regensburg. Eine gebrochene Geschichte. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2018, ISBN 978-3-7917-2806-3, S. 350–371.
↑AbeBooks: 4 Reklamemarken Herren- und Knaben- Bekleidungs-Haus Zum Propheten Regensburg Ostengasse., abgerufen am 1. August 2021
↑ abStolpersteine Regensburg: Haidplatz 7, abgerufen am 1. August 2021
↑Sofie Emilie Walburga Bauer, geb. Weigert in: „Wohin bringt ihr uns?“ Der Massenmord an psychisch kranken und geistig und körperlich behinderten Menschen im Nationalsozialismus