Das Ensemble (Lage) umfasst Schlossbezirk und Stadt Ellingen als ein klassisches Beispiel für eine kleinere Residenz der Spätzeit des Heiligen Römischen Reiches. Das einheitliche architektonische Gefüge wurde im Wesentlichen innerhalb zweier Generationen in der Zeit des Spätbarock und Rokoko hervorgebracht. Trotz einiger Einbußen am Ende des Krieges, 1945, konnte es einschließlich seines Umraumes bewahrt werden. Initiator aller baulichen Entfaltung und Inhaber der Herrschaft in Ellingen war der Deutsche Orden, ein geistlicher Ritterorden von aristokratischem Charakter, dessen fränkischer Landkomtur in seiner Residenz Ellingen seit der Aufgabe des preußischen Deutschordensstaates der angesehenste Ordensritter nach dem Hochmeister war. Als ritterliche Spitalstiftung im 12. Jahrhundert gegründet, dann seit 1216 als Kommende des Deutschen Ordens ausgebaut und als Wasserburg gestaltet, ging die Ellinger Ordensburg 1552 im Raubkrieg des Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach unter. Die nachfolgende Schlossanlage, ein Vierflügelbau der Renaissance, wurde im Dreißigjährigen Krieg demoliert. Östlich vor dem Wassergraben der alten Burg breitete sich im Mittelalter das Dorf Ellingen aus; die Hintere Gasse ist sein ältester Siedlungskern. Planmäßig wurden Erweiterungen angefügt: der geschlossen bebauten nordsüdlichen Hauptachse wurde eine Querachse zugeordnet, die Siedlung entwickelte sich zum Markt. Sie wurde im 16./17. Jahrhundert befestigt und an den Enden der Achsen durch Torbauten abgeschlossen, von denen das Pleinfelder Tor gänzlich, das Brühltor zum Teil in seiner barocken Gestalt erhalten ist.
Kurz nach 1700 begann auch in Ellingen der große Wiederaufbau nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges. Mit den Landkomturen, unter ihnen besonders Karl Heinrich Freiherr von Hornstein (1717–1745), traten Bauherren auf, die durch die Ordensbaumeister Wilhelm Heinrich Beringer (1711–1717), Franz Keller (1718–1724), Franz Joseph Roth (1724–1749) und Matthias Binder (1749–1777) ein Residenzschloss von fürstlichem Anspruch errichten ließen. Der Dreiflügelbau, dem später die gotische Ordenskirche als Nordflügel adaptiert wurde, entwickelt sich nicht als kanonischer barocker Schlossbau mit zugeordneten Achsen- und Gartensystemen, sondern ordnet sich um den inneren, der Hauptfront abgewendeten Hof und bildet die Südfront des Hauptflügels als kraftvolle barocke Schaufront aus. Ihr ist eine niedrige Dreiflügelanlage, die Brauerei, gegenübergesetzt, zwischen deren Flügeln sich bis zur Schlossfront hin der Cour d’honneur ausbreitet, entstanden aus einer Ausweitung der nach Ansbach führenden Landstraße und nur von den Seiten her betretbar (Schlossstraße). Hornsteins Neugestaltung Ellingens blieb nicht auf den Schlossbereich, in dem in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts noch große Ökonomiebauten, Reitschule, Hofmühle, Schweizerei usw. entstanden, beschränkt. Auch die Pfarrkirche St. Georg entstand, 1731 durch Roth, als großer Barockbau neu, darauf Maximilianskirche, Maria-Hilf-Kapelle, Franziskanerkirche und im Angelpunkt des Stadtgefüges, 1744 das Rathaus, Roths Hauptwerk. Bürger- und Gasthäuser und die Wohnhäuser der ackerbürgerlichen Anwesen an der Hauptstraße nahmen den Stil der Ellinger Ordensbaumeister auf oder wurden von Keller oder Roth selbst gebaut. Unter ihnen ragt der „Römische Kaiser“, 1725, wohl von Roth, heraus. Diese Barockhäuser folgen den mittelalterlichen Baufluchten und Dimensionen, nur mit der Neuen Gasse entstand um 1760/70 unter Matthias Binder eine planmäßig angelegte und bebaute Straße im Sinne barocker Stadtbaukunst. Zum barocken, vom Hauptbau des Ordensschlosses beherrschten Bild des Ensembles und zum Charakter der katholischen Residenzstadt gehört die Kulturlandschaft, die sich vor ihren Mauern ausbreitet, die Alleen, die Kapellen, Heiligenfiguren, Garten- und Friedhofsmauern, Bildstöcke, Steinkreuze und alten Brückenanlagen.
Aktennummer: E-5-77-125-1
Schlossanlage des Deutschen Ordens
Das Ehemalige Deutschordensschloss ist eine monumentale Vierflügelanlage, 1711 Ostflügel begonnen nach Planung von Wilhelm Heinrich Beringer (mit Bausubstanz des 17. Jahrhunderts) und ab 1718 von Franz Keller fertiggestellt. Im Einzelnen besteht die Anlage aus folgenden Teilen:
klassizistischer Arkadenbau mit abschließender Terrasse im Hof, von Michel d’Ixnard, 1774–81
Ehrenhofanlage, 1769/71; mit Ausstattung
Schlosskirche, im Kern gotisch, von Franz Keller 1717 und von Franz Joseph Roth und Matthias Binder 1746–52 durchgreifend barockisiert, Turm 1751; mit Ausstattung
Ökonomiehof, Dreiseitanlage, mit Mansarddach, akzentuiert durch Eck- und Mittelpavillons, von Matthias Binder, 1751–62
ehemaliger Marstall, von Matthias Binder, 1760/61
ehemalige Reitschule, nach Entwurf von Franz Joseph Roth, 1749
Gepflastert, mit östlichem Schlosstor (Hauptwache) von 1769/71, einschließlich Brücke, flankierenden Schilderhäuschen und vier Steinpfeilern mit Figuren, und mit Rest des Brühltores, 1765, im Kern älter, teilweise zerstört und abgetragen 1945
Einschließlich Anbauten und Brühlbrücke, Mitte 18. Jahrhundert
ummauerte Rechteckanlage, angelegt 16./17. Jahrhundert; zwei Orangerien, zweigeschossige Sandsteinquaderbauten, jeweils mit Kranzgesims und reichem barockem Giebeldekor, von Franz Joseph Roth, 1740; Einfriedung, hohe Natursteinmauer mit barockem Rundbogenportal mit Giebelaufsatz, 16./frühes 17. Jahrhundert, Portal 17./18. Jahrhundert; Mauerturm, verputzter Rundbau mit Zeltdach, dazu Fragmente zwei weiterer Ecktürme, 16./frühes 17. Jahrhundert
Erhaltene Teile der ehemaligen Stadtmauer, Natursteinmauerwerk, größtenteils Bruchstein, 16./17. Jahrhundert und 18. Jahrhundert; Rundturm, bezeichnet mit „1594“; erhaltene Teile der Ummauerung und Befestigung des ehemaligen Stadtgartens, Naturstein, teilweise verputzt, 18. Jahrhundert; siehe Stadttore, Pleinfelder Tor und Weißenburger Tor
Pleinfelder Straße, in Resten hinter den Grundstücken der Ostseite Nr. 5, 7, 9, 11, 13, 15, 17, 19, 21, 23, 25, 27, 29 und hinter den Grundstücken von Nr. 22, 24, 26, 28, 30 (Standort)
Bahnhofstraße 10, Ringstraße 2, 4 a, 4 b, 6 (Standort)
Ehemaliger Gartenpavillon
Eingeschossiger Putzbau mit Walmdach, 1725; südlich und nördlich davon Teile der Einfriedung einer ehemaligen barocken Gartenanlage, Bruchsteinmauerwerk, verputzt, nördlich Teile in aufgehendem Gebäudemauerwerk, erste Hälfte 18. Jahrhundert
Zweigeschossiger giebelständiger Satteldachbau, 16. Jahrhundert, mit Sandstein- und Putzgliederungen des 17. und 18. Jahrhunderts; an der Ecke zum Stadtgarten Sandsteinpfeiler vom Stadtgartentor, 18. Jahrhundert
Zweigeschossiger traufständiger Satteldachbau, um 1800; rückwärtig anschließendes Nebengebäude, Satteldachbau mit eingeschossigen Anbauten, wohl gleichzeitig
Zweigeschossiger Satteldachbau, Obergeschoss und Giebel mit reichem Fachwerk, 17. Jahrhundert; Scheune, Satteldachbau mit Fachwerkgiebel, 19. Jahrhundert
Achteckiger Zentralbau mit vorgelagertem Eingangsbereich mit Satteldach, östlich anschließender Turm mit Zwiebelhaube, von German Bestelmeyer, 1924/25; mit Ausstattung
Zweigeschossiger Mansarddachbau, Zweiflügelanlage, Gliederung mit rustizierten Lisenen, östlich Stichbogenportal mit Volutenaufsatz, nördlich rustiziertes Erdgeschoss und betonte Mittelachse mit Dreiecksgiebel, Vortreppe, 1761
Zweigeschossiger Mansarddachbau, mit rustizierten Lisenen, Portal mit rustizierter Einfassung und Nischenfigur, Vortreppe, um 1770; Doppelhaus mit Nr. 15
Später Schule, zweigeschossiger Mansarddachbau mit dreigeschossigem Mittelrisalit mit rustiziertem Sockelgeschoss und Zwerchhaus, Lisenen- und Pilastergliederung, Vortreppe, um 1770
Zweigeschossiger Mansarddachbau, mit rustizierten Lisenen, Portal mit rustizierter Einfassung, Vortreppe, um 1770, Nischenfigur über Portal, um 1800; Doppelhaus mit Nr. 23
Zweigeschossiger giebelständiger Satteldachbau, mit Putzgliederung, bezeichnet „1778“, mit anschließendem zweigeschossigem Nebengebäude, wohl gleichzeitig
Zweigeschossiger giebelständiger Satteldachbau mit Schweifgiebel, mit profilierter Fenster- und Portaleinfassung, mit Marienfigur, erste Hälfte 18. Jahrhundert, Geschäftseinbau Erdgeschoss 1906
Zweigeschossiger giebelständiger Satteldachbau, mit rustizierten Ecklisenen, mit Freitreppe, Wirtshausschild, 17. bis 18. Jahrhundert; Nebengebäude, eingeschossig, mit Mansarddach, um 1800
Zweigeschossiger Walmdachbau, Mittelrisalit mit rustiziertem Portal und Pilastereinfassung, Zwerchhaus mit Volutengiebelanläufen und Büsten, mit Putzgliederung, Freitreppe, wohl von Franz Keller, um 1720; Scheune, massiver Satteldachbau, um 1900
Zweigeschossiges giebelständiges Gebäude mit Steildach, Putzgliederung und rustizierte Ecklisenen, mit Relief an südöstlicher Ecke, zweite Hälfte 18. Jahrhundert
Giebelständiges zweigeschossiges Satteldachgebäude mit fachwerksichtigem Giebel, 18. Jahrhundert; nördlich parallel anschließendes Scheunengebäude, um 1800
Zweigeschossiger Satteldachbau, mit Sandsteinrelief, bezeichnet durch Inschriftenstein 1689, im Kern wohl 16. Jahrhundert, Umbauten 1720/30, modern erweitert
Rosental 33; Rosental 35; Nähe Hospital; Nähe Rosental (Standort)
Elisabethspital
Dreigeschossige Anlage in drei Flügeln, mit rustizierten Lisenen, barocke Steinportale mit Vortreppen, um 1705, erweitert 1753; nicht nachqualifiziert, im Bayerischen Denkmal-Atlas nicht kartiert
Zweigeschossiger Satteldachbau in Ecklage, mit Vortreppen, mit Putz- und Natursteingliederung, 1570 in nachgotischen Formen, teilweise rekonstruiert um 1950
Eingeschossige Dreiflügelanlage mit Mansarddach, mit zweigeschossigem mittlerem Torbau und zweigeschossigen Eckpavillons, jeweils mit Mansardwalmdach, mit geschweiften Zwerchgiebeln, Torbau ehemals mit Glockenständer, mit Lisenen- und Putzgliederung, von Franz Keller, 1723
Zweigeschossiger Mansarddachbau mit Mittelrisalit, Glockenständer, Vortreppe, mit reicher Rokokodekoration des Außenbaues, von Franz Joseph Roth, Bildhauerarbeiten der Fassade von Friedrich Maucher und Johann Wagner, 1744–47, Umbauten nach Plänen von Balthasar Gaab 1794, Umbauten im Inneren 1860/61, zum Teil um 1950 rekonstruiert
Zweigeschossiger Mansarddachbau mit Zwerchhaus, mit Lisenengliederung und profilierter Fensterverdachung, reicher Fassadendekor, 1724, mit Kern von 1683; mit Ausstattung
Wagenremise, eingeschossiger Satteldachbau, 18. Jahrhundert
Scheune, mit fachwerksichtigem Obergeschoss, 17./18. Jahrhundert
Nebengebäude, zweigeschossiger Satteldachbau, 19. Jahrhundert
Ehemalige Beamtenwohnung, ab 1800 Gasthaus, heute Wohnhaus
Zweigeschossiger giebelständiger Satteldachbau mit Schweifgiebel, mit Ecklisenen und Gliederung in Naturstein, mit Vortreppe, von Franz Joseph Roth, 1734, nach 1945 vereinfachend wiederaufgebaut
Saalkirche, nach Westen gerichtete kreuzförmige Anlage, die Ostturmfassade als Schaufront ausgebildet, Mittelrisalit, Pilaster und Einfassungen in Naturstein, von Franz Joseph Roth, 1729–31, nach Kriegszerstörung (nördlicher Querhausarm) Wiederaufbau 1945–1953; mit Ausstattung
Zentralbau, mit geschweiftem Giebel, barocke Portaleinfassung, Nischenfigur des Erzengels Michael über dem Portal, mit rustizierten Ecklisenen und Pilastern, von Franz Joseph Roth, 1731; mit Ausstattung
Weißenburger Straße 31; Nähe Weißenburger Straße; Nähe Neue Gasse (Standort)
Aufgelassener Friedhof
Ummauerung des 18. Jahrhunderts mit eingelassenen Grabsteinen des 17./18. Jahrhunderts sowie dem Grabmal Matthias Binders, 1777, Grabdenkmäler des 18. Jahrhunderts vor der Südmauer, Grabdenkmäler und verschiedenen Bauteilen des 18. Jahrhunderts vor der Nordmauer, liegende Figur (Grabdenkmal), 18. Jahrhundert, zwei Figurentorsen, Sandstein, 18. Jahrhundert
Vierflügelanlage um Innenhof, eingeschossige Satteldachbauten mit hohem Kniestock, Portalachse mit Pilastereinfassung und Kielbogengiebel, von Franz Keller, 1716 über mittelalterlicher Anlage errichtet
Saalkirche, Spätrokoko-Anlage, östlich Schaufront mit Einturmfassade, Turm mit Kuppelhaube mit Laterne, von Matthias Binder, 1773–75, Bildhauerarbeiten der Fassade von Leonhard Meyer; mit Ausstattung
In diesem Abschnitt sind Objekte aufgeführt, die früher einmal in der Denkmalliste eingetragen waren, jetzt aber nicht mehr. Objekte, die in anderem Zusammenhang also z. B. als Teil eines Baudenkmals weiter eingetragen sind, sollen hier nicht aufgeführt werden. Aktennummern in diesem Abschnitt sind ehemalige, jetzt nicht mehr gültige Aktennummern.
In diesem Abschnitt sind Objekte aufgeführt, die früher einmal in der Denkmalliste eingetragen waren, jetzt aber nicht mehr existieren, z. B. weil sie abgebrochen wurden. Aktennummern in diesem Abschnitt sind ehemalige, jetzt nicht mehr gültige Aktennummern.
Zweigeschossige Dreiflügelanlage, neubarock mit Treppenhausrisalit und Mansarddach, 1910/11 von Distriktbaumeister Hanns Etschel (bezeichnet 1910); hierzu östliche Mauer des Stadtgartens in ganzer Länge, wohl 18. Jahrhundert; vergleiche auch Im Stadtgarten. Bis 1990 von den Kliniken Dr. Erler in Nürnberg betrieben.
Für den Neubau eines Lebensmittelmarktes abgebrochen.
↑Diese Liste entspricht möglicherweise nicht dem aktuellen Stand der offiziellen Denkmalliste. Letztere ist sowohl über die unter Weblinks angegebene Verknüpfung als PDF im Internet einsehbar als auch im Bayerischen Denkmal-Atlas kartographisch dargestellt. Auch diese Darstellungen geben, obwohl sie durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege täglich aktualisiert werden, nicht immer und überall den aktuellen Stand wieder. Daher garantiert das Vorhandensein oder Fehlen eines Objekts in dieser Liste oder im Bayerischen Denkmal-Atlas nicht, dass es gegenwärtig ein eingetragenes Denkmal ist oder nicht.
Außerdem ist die Bayerische Denkmalliste ein nachrichtliches Verzeichnis. Die Denkmaleigenschaft – und damit der gesetzliche Schutz – wird in Art. 1 des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes (BayDSchG) definiert und hängt nicht von der Kartierung im Denkmalatlas und der Eintragung in die Bayerische Denkmalliste ab. Auch Objekte, die nicht in der Bayerischen Denkmalliste verzeichnet sind, können Denkmalschutz genießen, wenn sie die Kriterien nach Art. 1 BayDSchG erfüllen. Bei allen Vorhaben ist daher eine frühzeitige Beteiligung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege nach Art. 6 BayDSchG notwendig.
Literatur
Gotthard Kießling: Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. BandV.70/1). Karl M. Lipp Verlag, München 2000, ISBN 3-87490-581-0, S.94–169.
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