Schlosskirche EllingenDie Schlosskirche des Deutschordensschlosses in Ellingen, einer Stadt im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen (Bayern), wurde im 13. Jahrhundert im Stil der Hochgotik errichtet. Im 18. Jahrhundert wurde sie unter der Leitung des Baumeisters und Stuckateurs Franz Joseph Roth barock umgestaltet. Die Mariä Himmelfahrt und dem heiligen Ulrich geweihte Kirche ist neben einem Turmrest der einzige aus dem Mittelalter erhaltene Teil des Ellinger Schlosses.[1] GeschichteNach einer nicht mehr erhaltenen Inschrift im Chor wurde die Ellinger Schlosskirche ab 1274 von den Komturen des Deutschen Ordens der Kommende Ellingen erbaut. Spätestens 1330 waren die Bauarbeiten abgeschlossen. Dieser als „Pohrkirche“ (Armenkirche) bezeichnete und dem Typus einer Bettelordenskirche entsprechende Sandsteinquaderbau fiel 1552 der Brandschatzung durch Albrecht II. Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach im Zweiten Markgrafenkrieg zum Opfer und es blieben nur die Umfassungsmauern erhalten. 1573 erhielt das Langhaus ein neues Gewölbe mit Stuckrippen, deren Anfänger über dem heutigen Gewölbe erhalten sind. Unter dem Landkomtur Karl Heinrich von Hornstein wurde die Kirche 1717/18 neu gewölbt und barockisiert. Franz Joseph Roth, der auch die Bauleitung innehatte, war für die Ausgestaltung mit Régencestuckaturen verantwortlich, während die Deckengemälde von Johann Anton Pinck freskiert wurden. 1746 erfolgte unter dem Landkomtur Franz Sigismund Friedrich Graf von Satzenhofen die Ummantelung des gotischen Chors, der nun an das umgebaute Langhaus angeglichen wurde. Unter dem Baumeister Matthias Binder wurden die Umbauten abgeschlossen und der heutige Turm errichtet. Im April 1945 entdeckten Angehörige der Dritten US-Armee in der Kirche ein Lager, das möglicherweise NS-Raubkunst enthielt.[2] ArchitekturAußenbauDie Südfassade der Kirche wird von großen Fenstern mit Stuckrahmen gegliedert. In der Mitte hebt sich ein markant hervortretender Portalrisalit ab, der seitlich von Pilastern abgegrenzt und von zwei hohen Fenstern und zwei Türen durchbrochen wird. In der Nische zwischen den beiden Fenstern thront eine Skulptur der Maria Immaculata von 1748 des Bildhauers Johann Wagner, von dem auch das große Wappen des Hoch- und Deutschmeisters Clemens August am Giebelscheitel stammt. Unter der Madonnenskulptur ist eine Kartusche angebracht, die ein Chronogramm mit der Jahreszahl 1748 enthält: „AVE REGINA POLI PATRONA ORDINIS TEUTONICI SIS NOBIS AUXILIATRIX POTENTISSIMA“ (Gegrüßt seist du, Königin des Himmels, Schutzpatronin des Deutschen Ordens; sei uns eine machtvolle Helferin). Die Figuren des heiligen Georg und der heiligen Elisabeth zu beiden Seiten des Portals wurden wie das Wappen des Landkomturs Franz Sigismund Friedrich Graf von Satzenhofen am Kranzgesims von Johann Friedrich Maucher ausgeführt. Die fünf Skulpturen am Turmhelm von Leonhard Meyer stellen den Salvator Mundi und die vier Evangelisten dar. InnenraumDas Langhaus wird von einem breiten, auf Pilastern aus graugelbem Stuckmarmor aufliegenden Gurtbogen in zwei Joche gegliedert. Die Wandpfeiler sind mit korinthischen Kapitellen verziert und tragen die Stuckfiguren der vier lateinischen Kirchenväter. Den westlichen Abschluss des Langhauses bildet eine zweigeschossige Orgelempore, deren untere Brüstung mit drei Stuckreliefs verziert ist. Die Empore ruht auf Steinsäulen, die 1756 anstelle von Holzsäulen eingebaut wurden. Der Chor schließt mit einem Fünfachtelschluss. Seine drei Joche sind von Kreuzrippengewölben gedeckt, die mit einem reichen Régencestuckdekor aus Bandwerk, Rautengittern, Putten und Blumenmotiven überzogen sind. Die Stucklisenen an den Chorwänden schuf der zur Wessobrunner Schule gehörende Franz Xaver Feuchtmayer. Über dem Chorbogen prangt das Wappen des Hoch- und Deutschmeisters Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg unter einem Wappenzelt mit Baldachin und Putten.
DeckenmalereienDie Deckenmalereien wurden vermutlich 1717/18 von Johann Anton Pinck ausgeführt. Die beiden großen Gemälde des Langhauses stellen die Kreuzerscheinung Kaiser Konstantins in der Schlacht an der Milvischen Brücke und die Anbetung des Kreuzes durch Kaiserin Helena dar. In den Eckmedaillons sind die Tugenden und Heilige dargestellt. Die Deckenmalereien im Chor sind der Dreifaltigkeit und ihren drei göttlichen Personen gewidmet.
Ausstattung
OrgelDie Orgel stammt vermutlich aus der Werkstatt des Orgelbauers Johann Georg Allgeyer d. Ä. aus Hofen.[3] Der Orgelprospekt wurde von Franz Joseph Roth entworfen und 1718 ausgeführt.
EpitaphienDie Kirche birgt zahlreiche Epitaphien der Deutschordensritter aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Die vier ältesten Epitaphe stammen aus der Zeit um 1600. Sie wurden nachträglich angefertigt für Landkomture, die bereits mehrere Jahrzehnte vorher gestorben waren. Auf allen vier Epitaphien sind Reliefdarstellungen eines vor einem Kruzifix knienden Ritters zu sehen, auf dem Aufsatz sind die Wappen dargestellt. An der südlichen Langhauswand befinden sich die Epitaphien von:
An der nördlichen Langhauswand befinden sich die Epitaphien von:
Literatur
WeblinksCommons: Schlosskirche Ellingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
Koordinaten: 49° 3′ 40,7″ N, 10° 57′ 56,6″ O |