Das Garde-Füsilier-Regiment war ein Infanterieverband des Gardekorps der Preußischen Armee mit Garnison in Berlin. Entsprechend dem vornehmen Charakter der Garde waren überwiegend Adelige in den Reihen des Offizierskorps zu finden. Das Regiment trug den populären Spitznamen Maikäfer.
Im Jahr 1826 wurde das Garde-Reserve-Infanterie (Landwehr) Regiment gegründet. 1851 wurde es in Garde-Reserve-Infanterie-Regiment umbenannt. 1860 erhielt es im Rahmen der Roonschen Heeresvermehrung den Namen Garde-Füsilier-Regiment. Der Regimentsstab und das I. Bataillon waren zunächst in Potsdam und das II. Bataillon in Spandau stationiert. Von 1851 bis 1918 lag das ganze Regiment in der Maikäferkaserne in Berlin.
Bei Beginn des Ersten Weltkriegs machte das Regiment mobil und wurde der neuaufgestellten 6. Garde-Infanterie-Brigade bei der 3. Garde-Infanterie-Division zugeteilt. In diesem Unterstellungsverhältnis verblieb das Regiment den gesamten Krieg über. Die Reservisten der Garde-Füsiliere wurden zum beträchtlichen Teil dem neu errichteten Lehr-Infanterie-Regiment zugewiesen, das als Schwesterregiment im Verband mit dem aktiven Stammregiment zu derselben Brigade gehörte. Mit dem Garde-Reserve-Korps nahmen die Füsiliere in zweiter Linie am Vormarsch der 2. Armee durch das neutraleBelgien teil und kamen bei der Eroberung der Festung Namur zum Einsatz. Nach dem unerwartet raschen Ende der Belagerung von Namur wurde der Rückmarsch nach Aachen befohlen. Die 6. Garde-Infanterie-Brigade wurde mit dem Garde-Reserve-Korps und einem weiteren Armeekorps zur Verstärkung der 8. Armee nach Ostpreußen transportiert, wo die Schlacht bei Tannenberg im Gange war. In ihr kamen die aus dem Westen abgezogenen Verstärkungen aber nicht mehr zum Einsatz. Die Garde-Füsiliere blieben an der Ostfront und kämpften zunächst in der Schlacht an den Masurischen Seen, anschließend mit der neugebildeten 9. Armee in der Schlacht an der Weichsel und der Schlacht um Łódź. Nach schweren Verlusten bei Brzeziny mussten die Reste des Regiments zu einem Bataillon zusammengefasst werden. Zum 1. Dezember 1914 formierte sich der Verband zunächst in zwei Bataillonen zu je drei Kompanien, ab 22. Dezember zu je vier Kompanien neu. Im Januar 1915 war auch das III. Bataillon wiederhergestellt und gegen Ende des Monats wurde das Regiment in die Karpaten verlegt. Hier lag es die kommenden Monate in Stellungskämpfen am Zwinin, bis der Bergrücken schließlich im April 1915 erobert werden konnte. Nach weiteren Gefechten an der Ostfront kam das Regiment Mitte April 1916 an die Westfront, lag hier im Stellungskrieg in der Champagne und an der Yser und beteiligte sich an der Schlacht an der Somme. Von September bis November 1916 nochmals kurzzeitig an der Ostfront eingesetzt, kehrte der Verband noch einmal in den Westen zurück und beteiligte sich an den Stellungskämpfen in Lothringen. Hier wurde das Regiment im Dezember 1916 um eine 2. und 3. MG-Kompanie erweitert. Das Jahr 1917 war neben den Stellungskämpfen durch die Schlachten bei Arras, in Flandern und bei Cambrai geprägt. Zu Beginn der deutschen Offensive im Frühjahr 1918 erlitten die Garde-Füsiliere bei Beaumetz schwere Verluste und formierten sich danach zu nur zwei Bataillonen zu je drei Kompanien neu. Nachdem das Regiment ab dem 5. April 1918 wieder aus drei Bataillonen bestand, wurde der Verband am 14. September 1918 noch um eine Minenwerfer-Kompanie erweitert.
Die meisten preußischen Militärärzte waren in diesem Regiment militärisch ausgebildet worden, so dass eine enge Verbindung zur militärärztlichen Bildungsanstalt Pépinière und deren Studentenverbindungen, dem Pépinière-Corps bestand. Aber auch viele andere Prominente haben bei den Gardefüsilieren gedient. Unter anderem sind dazu bekannt:
Als Ende April 1827 das Spandauer Bataillon zum Zusammentritt des Regiments in Potsdam am Pfingstberg vorbeizog, begrüßten es die mit dem Einsammeln der Schädlinge Maikäfer beschäftigten Schuljungen mit dem Ruf „die Maikäfer, die Maikäfer!“, vermutlich inspiriert von der bunten Regimentsuniform (rote schwedische Ärmelaufschläge mit weißen Litzen, gelbe Schulterstücke). Der Name übertrug sich schnell auf das ganze Regiment und wurde, nachdem Friedrich Wilhelm IV. als Kronprinz das Regiment einmal mit „Meine lieben Maikäfer“ angesprochen hatte, quasi offiziell.
Paul von Abel: Stammliste der Königlich Preußischen Armee. Salzwasser Verlag, Paderborn 2013, ISBN 978-3-7340-0012-6 (Textarchiv – Internet Archive – Reprint der 1905 bei E.S. Mittler und Sohn in Berlin erschienenen Ausgabe).
Jürgen Kraus: Infanterie-Regimenter. In: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil 6. Band1. Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4.
Stammliste aller Regimenter und Corps der Königlich Preußischen Armee. In: Kriegsministerium Preußen (Hrsg.): Stammlisten. Hansebooks, Norderstedt 2016, ISBN 978-3-7428-5014-0 ([Google-Buchsuche ] – Reprint der 1786 bei Christian Friedrich Himburg in Berlin erschienenen Ausgabe).
Franz von der Mülbe: Das Garde-Füsilier-Regiment. 2. Auflage. Eisenschmidt, Berlin 1901, DNB575568399.
Carl von der Schulenburg-Wolfsburg: Geschichte des Garde-Füsilier-Regiments. In: Erinnerungsblätter deutscher Regimenter (preuß. Anteil, Band 157). Gerhard Stalling, DNB362686351 (Digitalisat der Württembergischen Landesbibliothek).
Günther Voigt.: Die Garde- und die Grenadier-Regimenter 1–12 der preussischen Armee. In: Dermot Bradley, Hans Bleckwenn (Hrsg.): Deutschlands Heere bis 1918. Ursprung und Entwicklung der einzelnen Formationen. Band1. Biblio-Verlag, Osnabrück 1980, ISBN 3-7648-1199-4.
Einzelnachweise
↑Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4, S. 27.
Infanterieregimenter des Heeres im Deutschen Kaiserreich