Audi 80 B2
Der Audi 80 B2 (Typ 81 mit Frontantrieb oder Typ 85 mit quattro-Allradantrieb bezeichnet) ist ein Fahrzeug der Audi NSU Auto Union AG (ab 1985: Audi AG) und wurde im Spätsommer 1978 als zweite Generation des Audi 80 auf den Markt gebracht und löste den Audi 80 B1 ab. Der Audi 80 B2 wurde im September 1978 der Öffentlichkeit vorgestellt. Diese Baureihe des Audi 80 wurde als zwei- sowie viertürige Stufenhecklimousine angeboten. Der Zweitürer wurde erst ab Frühjahr 1979 ausgeliefert. Das Coupé sowie der Quattro stellten weitere Ausleitungen der B2-Plattform dar. Beide Modelle wurden im Frühjahr 1980 der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Modellreihe 80 B2 wurde im Sommer 1986 durch die Modellreihe Audi 80 B3 (Typ 89) abgelöst. ModellgeschichteEntwicklungZu Beginn der 1970er-Jahre begann in Ingolstadt die Entwicklung des Nachfolgers der ersten Audi 80-Generation. Ziel war es, ein Fahrzeug zu entwerfen, das größer, sicherer und moderner sein sollte. Der Audi 80 B2 überzeugte durch eine klassische Stufenheck-Karosserie, geprägt von den für die 1970er-Jahre typischen klaren, kantigen Linien. Der italienische Designer Giorgetto Giugiaro schaffte es, Schlichtheit und Eleganz zu vereinen und dabei die von Ferdinand Piëch vorgegebenen Richtlinien konsequent umzusetzen. Durch seine deutlich größere Länge und Breite gewann das Fahrzeug an Präsenz und unterstrich Audis Ambitionen, in das damals von BMW und Mercedes-Benz dominierte mittlere Marktsegment vorzustoßen. Gegenüber dem Vorgängermodell wuchs die Karosserie in ihren Abmessungen. Die Form zeichnete zunächst der Designer Claus Luthe; nach dessen Wechsel von Audi zu BMW wurde das Erscheinungsbild von Giorgio Giugiaro stark überarbeitet. Der Erfolg der ersten Generation des Audi 80 bestärkte die Entscheidung der Audi-Führung, die klassische Stufenheck-Karosserie beizubehalten. Dennoch wurden in der frühen Entwicklungsphase auch Varianten wie eine Kombi- oder Schrägheckversion diskutiert. Diese Überlegungen orientierten sich an Modellen wie dem Audi 100 C2 Avant, der 1976 auf den Markt kam. Das in den 1970er-Jahren populäre Keil-Design wurde von Giugiaro dezent interpretiert. Besonders auffällig war die lange, leicht nach vorne geneigte Motorhaube, die in einer klar gestalteten Frontpartie mündete. Große rechteckige Scheinwerfer prägten das Erscheinungsbild, während die Blinker neben den Scheinwerfern positioniert wurden, um das Design klar und aufgeräumt wirken zu lassen. Zeitgemäße Elemente wie nahtlos integrierte Kunststoffstoßfänger vorn und hinten unterstrichen die Modernität des Modells. Die Seitenansicht erhielt durch eine markante horizontale Linie unterhalb der Türgriffe eine elegante Struktur. Die abgesenkte Gürtellinie und die vergrößerten Fensterflächen, einschließlich der Front- und Heckscheiben, verliehen dem Fahrzeug eine helle und luftige Optik. Das Heck folgte einer reduzierten Gestaltung, bei der große, rechteckige Rückleuchten den Fokus setzten. Das Fahrwerk mit MacPherson-Federbeinen und Querlenkern an Hilfsrahmen vorn und Torsionskurbelachse hinten, Zahnstangenlenkung und Zweikreisbremsen (X-Aufteilung) mit Scheibenbremsen vorn und hinten in der Regel Trommelbremsen blieb im Grunde gleich und wurde an die breitere Spurweite angepasst. Lenkung und Bremsen wurden im Detail verbessert. Der Geräuschdämmung wurde verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt: Dazu zählten ein zusätzlicher Querträger in der Karosserieschürze und vergrößerte Gummilager der Fahrwerksaufhängung zur Senkung des Stoßdämpferpolterns, Schottwände im Wasserkasten, voluminöse Tür- und Deckeldichtungen mit umgeschlagenen Gummilippen zur Senkung der Windgeräusche, zwei Zapfenschlösser an der Motorhaube zur Vermeidung des Haubenflatterns und eine Schallschluckwanne für den Innenraum aus einem 4 cm dicken kombinierten Material.[1] Die Instrumententafel wurde neu gestaltet. Als Motoren kam zunächst einerseits das 1,3-l-Aggregat des ausgelaufenen Audi 50 zur Verwendung (hier ohne Zwischenwelle), das bereits ausreichend Kraft entfaltete, um den Audi 80 in 17,5 s von 0 auf 100 km/h zu beschleunigen und eine Geschwindigkeit von 145 km/h erzielen zu lassen. Andererseits wurde der 1,6-l-Motor aus dem bisherigen Audi 80 verwendet, der in drei Leistungsstufen angeboten wurde. Die 75-PS-Variante hatte dabei einen einfachen Fallstromvergaser, die 85-PS-Variante einen Fallstrom-Registervergaser von Solex und die 110-PS-Variante eine Saugrohreinspritzung. In letzterer Ausstattung beschleunigte der Audi 80 in 10,7 s von 0 auch 100 km/h und erreichte 182 km/h Höchstgeschwindigkeit. Neu bei allen Motoren waren unter anderem eine automatische Ansaugluftvorwärmung und Startautomatik.[1] ModellpflegeIm Januar 1979 war der Audi 80 GLE mit 1588 cm³ Hubraum und 81 kW (110 PS) erhältlich. Im August 1980 ergänzte ein Dieselmodell mit 1,6 Litern Hubraum das Programm. Wie viele Fahrzeuge von Audi und VW wurde auch der B2 ab Februar 1981 als „Formel E“ angeboten. Diese Energiespar-Ausführung hatte serienmäßig Fünfganggetriebe mit lang übersetztem fünften Gang zur Drehzahlabsenkung (genannt „4+E-Getriebe“) und eine Start-Stopp-Anlage, mit der man den Motor beispielsweise bei Ampelstopps durch einen Druck auf einen kleinen Knopf im Scheibenwischerhebel ausschaltete und der bei Betätigung von Kupplungs- und Gaspedal wieder startete. Das Publikumsinteresse für diese Variante blieb aber hinter den Erwartungen zurück, obwohl sie rund einen Liter Kraftstoff pro 100 km weniger verbrauchte als das Standardmodell. Ab 1982 war das Dieselmodell wahlweise auch mit Abgasturbolader erhältlich. Im August 1981 wurde das Modellprogramm neu geordnet. Als anspruchsvollstes Modell wurde ab Sommer 1981 der Audi 80 CD mit dem 1,9 Liter/115 PS Fünfzylinder-Vergasermotor ins Programm aufgenommen. Rahmenkopfstützen vorne und hinten, Waben-Velourstoff, höhenverstellbaren Fahrersitz, 4+E-Getriebe, Drehzahlmesser, Mittelarmlehne hinten, Vierspeichenlederlenkrad, Scheinwerferreinigungsanlage, Aluminiumräder, Nirosta-Abdeckungen auf den Stoßstangen, Frontspoiler in Wagenfarbe, mattoxierte Regenrinnen und Zierleisten, Nirostafensterschachtleisten waren Teil des CD-Pakets. Der Audi 80 CD wurde ausschließlich als viertürige Limousine angeboten. Ab Februar 1982 war der Audi 80 Diesel mit Turbolader erhältlich, die Leistung des Turbodiesels lag bei 51 kW (70 PS). Als Besonderheit wurde dieser Motor auch mit der CD-Ausstattung und ebenfalls nur viertürig angeboten. Nach dem im März 1980 vorgestellten Audi quattro war der im November 1982 erschienene Audi 80 quattro 5E mit 100 kW (136 PS) der zweite Audi mit permanentem Allradantrieb. Äußerlich wurde er dem Audi Coupé B2/Audi quattro angepasst. Dieses Modell mit der internen Bezeichnung Typ 85 war die erste allradgetriebene Limousine von Audi – im Laufe der Jahre wurde danach jedes Audi-Modell wahlweise auch mit dem quattro-Antrieb verfügbar. Der geplante Verkaufsanteil von 30 Prozent wurde jedoch bei weitem nicht erreicht, erst Jahre später nimmt diese Antriebsart bei Audi einen bedeutenden Anteil ein. Von Februar 1983 bis März 1984 wurde erneut die GTE-Ausstattungsvariante angeboten. Diesmal auf dem 1,8 l mit 82 kW (112 PS) basierend und mit Fünfganggetriebe ausgestattet. Der Audi 80 GLE entfiel. Im Modelljahr 83 wurden nur 3 Farben für den GTE angeboten, nämlich Alpinweiß, Zermattsilbermetallic und Montegoschwarzmetallic. Die Türen im unteren Drittel bekamen einen Dekorstreifen mit dem GTE-Schriftzug, die serienmäßigen 13"-Aluminiumräder waren in alpinweiß lackiert, ebenso wie die Audi-Ringe im Grill und die Embleme am Heck.
Modellpflege ab 1984Im August 1984 wurde eine Modellpflege vorgenommen (gleichzeitig beim Audi Coupé B2): Dabei gab es breitere Stoßstangen und Seitenleisten, die Front- und Heckpartie wurden dadurch wuchtiger gestaltet und Kühlergrill sowie Scheinwerfer abgeschrägt, um die Familienähnlichkeit mit dem damals neuen, strömungsgünstigen Audi 100 C3 zu verdeutlichen. Die nunmehr zweiteiligen Rückleuchten wurden vergrößert und so ebenfalls denen des Audi 100 C3 angeglichen; die Ladekante wurde bis auf Höhe der Stoßstange heruntergezogen. Die inneren Heckleuchten waren somit in den Kofferraumdeckel eingebaut. Im Innenraum wurden Armaturenbrett sowie Cockpit modernisiert, neue Stoffe und Farbmuster hielten Einzug, das Modellprogramm wurde wiederum neu geordnet. Die 1,6- und 1,8-Liter-Ottomotoren wurden erneuert. Beide 1,8-Liter-Motoren wurden im quattro mit Allradantrieb angeboten. Obwohl sie wie ein Typ 81 aussahen, behielten die Quattro-Modelle die Bezeichnung Typ 85. Exklusiv für die Niederlande wurde ab 1985 der Audi 80 CS angeboten. In den bekannten Motorvarianten 55 kW (75 PS) mit Viergang- oder „4+E“-Getriebe oder 66 kW (90 PS) und 4+E-Getriebe. Um die Abverkäufe des Audi 80 nochmals anzukurbeln wurde im Oktober 1985 für die Modelle mit 75- und 90-PS-Motoren die Innenausstattung des Audi 80 GTE angeboten. Zuerst gab es sechs (Amazonasblaumetallic und Zermattsilbermetallic), ab 1986 dann vier Außenfarben (Tornadorot, Alpinweiß, Steingraumetallic und Graphitmetallic). Die serienmäßige Ausstattung war bis auf die Zusatzinstrumente der des GTE gleich. Geliefert werden konnten ab April 1986 für dieses Modell fast alle Motoren. Dem Audi 80 wurde gleichzeitig mit der Überarbeitung das Schwestermodell Audi 90 zur Seite gestellt. Die bekannten Fünfzylindermotoren blieben nun diesen luxuriöser ausgestatteten, aufgewerteten Modellen vorbehalten, die beispielsweise höherwertige Stoffe im Innenraum und Edelstahleinlagen in den Stoßleisten bekamen, dazu die Breitbandscheinwerfer sowie die wuchtigeren Stoßstangen und Schwellerverkleidungen des Audi Coupé GT. Der Audi 90 war ebenfalls als quattro erhältlich. Eher eine Nebenrolle auf dem Markt spielte der Audi 90 Turbodiesel – als einziges Audi 90-Modell hatte dieser einen Vierzylindermotor. Im August 1986 wurde die Produktion des B2 zugunsten des Nachfolgers B3 eingestellt.
ProduktionProduziert wurde der Audi 80 in erster Linie in Ingolstadt, jedoch liefen über die Jahre auch knapp 210.000 Fahrzeuge im VW-Werk in Emden vom Band, wo auch die auf der gleichen Plattform basierenden VW Passat und Santana hergestellt wurden. Vielfach wird den Audi 80 aus Emden eine Neigung zu Korrosionsschäden nachgesagt, was erklären würde, warum man sie heutzutage kaum noch findet. Tatsächlich ist wegen der Nähe zu den Seehäfen der Export-Anteil der dort produzierten Audi 80 besonders hoch. TriviaWegen anfänglicher Verzögerungen beim Serienanlauf wurden einige Fahrzeuge aus der Vorserienproduktion als Vorführwagen an Händler ausgeliefert. Sie unterschieden sich durch einen anderen Kabelbaum und die Verwendung leicht abweichender Karosserie- und dazugehöriger Anbauteile (Türgriffe etc.) und Aggregate, teilweise solche des damals gebauten Audi 100, vom späteren Serienmodell. Außerdem wurden, wo möglich, fast alle Verschraubungen an diesen Fahrzeugen mit damals im Fahrzeugbau noch eher selten anzutreffenden Innensechskantschrauben ausgeführt. Alle diese Fahrzeuge waren in dem Farbton Inarisilber-Metallic (silbergrün, VAG Farbcode L94A) lackiert, der jedoch bei den Vorserienfahrzeugen ein wenig gelblicher ausfiel als der identisch bezeichnete Farbton der späteren Serienmodelle. Ursprünglich nicht für den Verkauf an Endkunden bestimmt, kamen einige dieser Fahrzeuge schließlich über Mitarbeiterverkäufe doch auf den (Gebraucht-)Markt. Sie fielen durch einen gegenüber dem Serienmodell teilweise deutlich besseren Rostschutz auf, aber auch durch permanente Probleme bei Ersatzteilbeschaffung, Elektrikreparaturen und Lackarbeiten. In der „Eberhoferkimi“-Reihe (Dampfnudelblues, Winterkartoffelknödel, Schweinskopf al dente und Grießnockerlaffäre) ist häufig ein Audi 80 B2 als Streifenwagen des Hauptdarstellers Franz mit Polizei-Sonderausstattung zu sehen. Obwohl kein Mangel daran festzustellen ist, muss Franz sich für diesen Youngtimer Häme gefallen lassen, der Wagen wird als „Polizeiinspektion-1-Gedächtniskarren“ verspottet. MotorvariantenOttomotoren
Dieselmotoren
AusstattungsvariantenAugust 1978 bis August 1981
August 1981 bis August 1984
August 1984 bis August 1986
²auch als quattro erhältlich ExportmodelleDer Audi 80 B2 wurde ab März 1979 für die USA produziert und unter der Bezeichnung Audi 4000 in Nordamerika angeboten. Besondere Merkmale sind die Motorenpalette sowie die luxuriösere Ausstattung (entsprach der Ausstattungsvariante CD), die sich von den für Europa produzierten Modellen unterscheidet, z. B. auf Grund der strengeren Abgasnorm für die Vereinigten Staaten sowie dem Kaufverhalten der Kunden auf dem nordamerikanischen Markt. Ab Frühjahr 1983 war dieser auch als Audi 4000 quattro erhältlich.
Dort waren folgende Varianten verfügbar:
MotorsportNoch bevor Audi mit dem Audi quattro große Erfolge im Rallyesport erzielen konnte, wurde der Audi 80 GLE von 1979 bis 1981 im Touring-Cup europaweit eingesetzt. Im Jahr 1980 wurde das Privatfahrer-Duo Hans-Joachim Nowak/Willi Bergmeister Tourenwagen-Europameister. WeblinksCommons: Audi 80 B2 – Sammlung von Bildern
Einzelnachweise
Audi-Zeitleiste
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