Die Liste von Mühlen am Schwarzwasser (Mulde) gibt eine Übersicht über historische Wassermühlen am Schwarzwasser, einem Nebenfluss der Zwickauer Mulde, und seinen Zuflüssen Große Mittweida, Pöhlwasser, Schwarzbach und Oswaldbach im Erzgebirge unabhängig davon, ob sie noch existieren oder bereits verfallen und abgerissen sind. Es wurden etwa 80 Mühlenstandorte erfasst. Viele Mühlen existieren nicht mehr, einige sind umgebaut und dienen anderen Zwecken.
Bei Mühlen, die unter Denkmalschutz stehen, kann über die ID-Nummer der jeweilige Denkmaltext aus der sächsischen Denkmalliste aufgerufen werden. Die historische Bedeutung der Mühlen als Einzeldenkmale ergibt sich aus dem Denkmaltext des Landesamts für Denkmalpflege Sachsen.
ehem. Seifener Mühle (Sejfský mlýn) am Schwarzwasser (Černá), Getreidemühle, später Papierfabrik und Mühle zur Herstellung von Farben, nach 1945 abgerissen.[2]
ehem. Farbmühle Johanngeorgenstadt am Schwefelbach; Mühle, später Gaststätte, im Kern Gebäude aus dem 16. Jh., als einstige Farbmühle baugeschichtlich und ortsgeschichtlich von Bedeutung.
ehem. Wittigmühle Johanngeorgenstadt am Schwefelbach; Mühle; regionaltypischer Bau mit verbrettertem Fachwerkobergeschoss, ortsgeschichtliche und baugeschichtliche Bedeutung.
ehem. Malzmühle, Obere Stadt- oder Ratsmühle Johanngeorgenstadt am Pechöferbach; Mühle; typisches erzgebirgisches Mühlengebäude mit Fachwerkobergeschoss, baugeschichtlich, ortsgeschichtlich und ortsbildprägend von Bedeutung.
ehem. Hammermühle Wittigsthal; Hammerherrenhaus; architektonisch bedeutende Anlage (reduziert), bedeutend für die Ortsgeschichte und die Geschichte der erzgebirgischen Montanindustrie.
Johanngeorgenstadt, Schwarzenberger Straße 32 (Karte)
1872
urspr. eine Brettmühle, später Gerberei Johanngeorgenstadt; Wohnhaus in offener Bebauung, ehemals Gerberei, als typisches erzgebirgisches Fachwerkgebäude mit verbrettertem Obergeschoss, baugeschichtlich bedeutend und als wohl ältestes Haus von Johanngeorgenstadt (zumindest im Kern) auch hausgeschichtliche und ortsgeschichtliche Bedeutung.
ehem. Schleifmühle, später Wasserkraftwerk Albertsthal. Ehemalige Holzschleiferei mit Wasserkraftanlage (Nr. 1, über T-förmigem Grundriss, später Elektrizitätswerk) sowie Wohnhaus (Nr. 2) mit angebautem Nebengebäude und Einfriedung; landschaftsprägender Baukomplex, Wohnhaus Fachwerkbau mit Anklängen an den Schweizerstil, Industriegebäude Bruchsteinbau, von baugeschichtlicher und regionalgeschichtlicher Bedeutung.
urspr. eine Silberschmelzhütte, danach Papiermühle mit Wassergraben der Antonshütte (ID-Nr. 09299500); Ehemaliges Huthaus einer Schmelzhütte, später als Wohnhaus des Papierfabrikanten Teil einer Papierfabrik; repräsentativer Putzbau mit Mansarddach und markantem Dachreiter, Anklänge an den Stil der Neogotik, auf dem Gelände einer Silberschmelzhütte, später Papierfabrik F. E. Weidenmüller, baugeschichtlich, ortsgeschichtlich und technikgeschichtlich von Bedeutung.[8]
ehem. Pochmühle Antonsthal, später Silberwäsche Unverhofft Glück Antonsthal; ehemaliges Erzpochwerk und Erzwäsche, heute Museum und Gaststätte; früher Industriebau von ortshistorischer und technikgeschichtlicher Bedeutung.[9]
ehem. Hammermühle Erla, jetzt Museum; Sachgesamtheit Hammerherrenhof Erla mit folgenden Einzeldenkmalen: Hammerherrenhaus (Nr. 87), drei Seitengebäude (Nr. 85) und Gutspark (Gartendenkmal) sowie südwestlicher Verbinderbau, Wirtschaftshof mit Hofpflaster und Einfriedungsmauer als Sachgesamtheitsteile; stattlicher Vierseithof mit markanten Fachwerkbauten in sehr gutem Originalzustand von großem baugeschichtlichem Wert, seit 2019 zugehörig zur Kernzone des UNESCO-Welterbes »Montanregion Erzgebirge/Krušnohoři«.[10]
ehem. Hammermühle; Hammerwerksgebäude in halboffener Bebauung; breit gelagerter, zweigeschossiger Bau mit erhöhtem Mittelteil und Steildächern, winkliger Grundriss (zwei Gebäudeteile), bemerkenswert die noch erkennbaren spätbarocken Portale, in seiner heutigen Form weitgehend von 1776, ortsgeschichtlich, baugeschichtlich und industriegeschichtlich bedeutsam.
Schwarzenberg/Erzgeb., Karlsbader Straße 38 (Karte)
1714
ehem. Getreidemühle in Schwarzenberg, 2019/20 abgerissen; Mühlengebäude mit technischer Ausstattung; historischer Mühlenstandort, mehrfach umgebaut, baugeschichtlich, ortsgeschichtlich und technikgeschichtlich von Bedeutung.
ehem. Hammermühle Schwarzenberg, Schneidemühle, genaue Lage unklar
Spinnmühle Schwarzenberg
Schwarzenberg/Erzgeb., Karlsbader Straße 2 (Karte)
1845
ehem. Spinnmühle Schwarzenberg, später Spinnerei und Glasfabrik; Fabrikgebäude einer ehemaligen Kammgarnspinnerei; davor wohl Glasfabrik, markanter viergeschossiger Rechteckbau mit Walmdach, belebt durch Glocken- bzw. Uhrturm sowie lange, schmale Dachhechte, mit seiner für das Erzgebirge typischen Bauweise baugeschichtlich bedeutsam, zudem ortsgeschichtlich und sozialgeschichtlich von Wert sowie wichtig für Ortsbild.
ehem. Mühle Bernsbach am Mühlbach; Mühlenwohnhaus und Hofbaum; Obergeschoss Fachwerk verschiefert, klassizistischer Türstock, eines der stattlichsten und wohl ältesten Gebäude des Dorfes, bauhistorisch und ortsgeschichtlich von Bedeutung.
Wasserkraftwerk Hakenkrümme Aue; Wasserkraftwerk mit Turbinenhalle einschließlich technischer Ausstattung, darunter zwei Turbinensätze mit Generatoren sowie Schaltwarte, weiterhin verrohrte Wasserzuleitung, Wasserschloss mit Überlauf, Wasserstollen und Düker; zugehöriges Wehr mit Einlaufbauwerk und anschließendem Wasserstolln mit Wasserschloss in der Gemeinde Lauter-Bernsbach, bedeutendes Zeugnis für die Elektrizitätsversorgung Aues, Ensemble in gutem Originalzustand, als erster staatlicher Wasserkraftwerksbau von großer industriegeschichtlicher, technikgeschichtlicher und baugeschichtlicher Bedeutung, zudem landschaftsprägend.[Ausführlich 1]
Hauptgebäude (ehemals Laborgebäude mit Direktorenwohnung) mit anschließendem Produktionsgebäude, Saalbau (ehemalige Schmelzerei), ehemaliges Pförtnerhaus und Gartenpavillon, Kantinengebäude (ehemals Hüttenschänke, davor Smaltemagazin), Laborgebäude, Handwerkergebäude und Maschinenhaus mit Turbine, Wehr und Werksgraben mit Schützanlagen, kleines und großes Verwaltungsgebäude sowie neuer Verwaltungsbau; von großer industriegeschichtlicher und ortsgeschichtlicher sowie baugeschichtlicher Bedeutung, zudem ortsbildprägend.[11][Ausführlich 2]
ehem. Mühle Tellerhäuser; Wohnhaus und zwei Seitengebäude eines Bauernhofes, ehemals Mühle; Wohnhaus Obergeschoss verbrettert, landschaftstypisches ländliches Ensemble, von ortsbildprägender, baugeschichtlicher und sozialgeschichtlicher Bedeutung.
Wasserkraftwerk Rittersgrün; ehemaliges Wasserkraftwerk; zeittypischer Putzbau in gutem Originalzustand, von industriegeschichtlicher und ortsgeschichtlicher Bedeutung.
ehem. Böhmische Mühle (Český mlýn) bei Rittersgrün am Komáří potok, erbaut als Kopie einer Mühle auf sächsischer Seite, nach 1945 abgerissen, das Wasserrad ist erhalten.[12]
ehem. Papiermühle Weigel Rittersgrün, Sägemühle, später Pappenfabrik, jetzt Technisches Museum. Ehemalige Pappenfabrik, bestehend aus Produktionsgebäude (mit technischer Ausstattung) sowie Trockenschuppen, heute technisches Museum; original erhaltener Baukomplex mit vollständiger funktionstüchtiger technischer Ausstattung, von technikgeschichtlicher Bedeutung.[13][14]
ehem. Mühle, Holzwarenfabrik C. L. Flemming; Fabrikgebäude einer Holzwarenfabrik, mit Fabrikschornstein; in Klinkerbauweise, ortsgeschichtliche und industriehistorische Bedeutung.
ehem. Mühle, Siegelhof Pöhla; Fabrik- und Verwaltungsgebäude (Hauptgebäude); markanter Putzbau von ortsgeschichtlicher und ortsbildprägender Bedeutung.
ehem. Mühle, Eisenwerk Pfeilhammer; Einzeldenkmale der Sachgesamtheit Pfeilhammer: ehemaliges Hammerwerksgebäude und ein südwestlich über Eck anschließendes Nebengebäude (siehe auch ID-Nr. 09306095); schlichte, im äußeren Erscheinungsbild leicht überformte Putzbauten von ortsgeschichtlicher und technikgeschichtlicher Bedeutung.
ehem. Mühle, Hammerwerk Pfeilhammer; Sachgesamtheit Pfeilhammer mit folgenden Einzeldenkmalen: ehemaliges Hammerwerksgebäude und ein südwestlich über Eck anschließendes Nebengebäude (siehe Einzeldenkmalliste - Obj. 09286572, Am Pfeilhammer 1a), Wohnhaus (siehe Einzeldenkmalliste - Obj. 09286577, Am Pfeilhammer 3) Wohnhaus (mit Sitznischenportal), anschließendes Stallgebäude und winklige Scheune eines ehemaligen Vierseithofes (siehe Einzeldenkmalliste - Obj. 09286636, Am Pfeilhammer 4), ehemaliges Hammerherrenhaus mit südlichem Anbau sowie Einfriedungsmauer (siehe Einzeldenkmalliste - Obj. 09286637, Am Pfeilhammer 5) und Begrenzungshecke (Gartendenkmal), Am Pfeilhammer 6 (kein Einzeldenkmal); ehemaliges Hammerwerk, bemerkenswert erhaltenes Gebäude-Ensemble mit baugeschichtlicher, ortsgeschichtlicher und technikgeschichtlicher Bedeutung.
ehem. Herrenhaus Pfeilhammer (Sachgesamtheit), Hammerherrenhaus; Einzeldenkmale der Sachgesamtheit Pfeilhammer: ehemaliges Hammerherrenhaus mit südlichem Anbau sowie Einfriedungsmauer (siehe auch ID-Nr. 09306095); über dem Tal aufragender schlossartiger Putzbau mit hohem Mansardwalmdach, von baugeschichtlicher und ortsgeschichtlicher Bedeutung.
ehem. Mühle, später Pappenfabrik H. Georgi; Pappenfabrik mit Hauptgebäude, zwei Trockenschuppen und Dampfmaschine; Bauensemble von großer ortsgeschichtlicher und technikgeschichtlicher Bedeutung
ehem. Georgie-Mühle am Abrahamsbach, Sägemühle, Sägewerk und Museum für Holzverarbeitung; ehemalige Holzwarenfabrik mit Dampfmaschine, technischer Ausstattung und Sammlung von Holzverarbeitungsmaschinen sowie Schornstein; 1859 von August Frenzel errichtetes Mühlengebäude, seit 1889 Fabrik für Herstellung von hölzernen Hülsen/Spulkernen insbesondere für Textilfabriken, aber auch kleine Produktion für Volkskunst, der schlichter Putzbau mit dem ortsbildprägendem Schornstein ist von ortsgeschichtlicher Bedeutung, die Dampfmaschine (liegende Einzylindermaschine), hergestellt von der Fa. Hermann Ulbricht Chemnitz (1904), gehört zu den wenigen noch betriebsfähigen Maschinen in Sachsen, die Sammlung funktionstüchtiger und im Betrieb befindlicher Holzverarbeitungsmaschinen von Maschinenbauunternehmen aus dem Erzgebirge (u. a. Fa. Hoffmann, Aue) von Anfang des 20. Jahrhunderts ist von großer Seltenheit von herausragender technikgeschichtlicher Bedeutung.[15]
ehem. Süss-Mühle Raschau; Mühlenanwesen mit mehreren Gebäudeteilen und Resten der technischen Ausstattung sowie Toreinfahrt; traditionsreiches Mühlenanwesen in Fachwerkbauweise, baugeschichtlich, ortsgeschichtlich, technikgeschichtlich und ortsbildprägend von Bedeutung.[16][17]
ehem. Mühle in Schwarzbach am Schwarzbach, jetzt Bäckerei; Wohnmühlenhaus (mit Mühlentechnik), Backofen, daran angebautes Seitengebäude mit Laderampe, oberschlächtigem Wasserrad, Mühlgraben und Teich eines Mühlenanwesens; Wohnmühlenhaus zeittypischer Putzbau, ortsstrukturprägendes Anwesen, technikhistorische Bedeutung. Bei dem Gebäude handelt sich um die ehemalige Erbgerichtsmühle, die im Jahre 1531 erstmals erwähnt wurde. Das Mühlengebäude ist zweigeschossig und besitzt ein massives Erdgeschoss. Das ursprüngliche Fachwerkobergeschoss wurde nachträglich in weiten Teilen durch Massivmauerwerk ersetzt. Das Satteldach ist mit Dachziegeln aus Naturschiefer gedeckt und besitzt einen Turmaufbau. Die Mühle wurde 1932 von der Familie Döring übernommen, die bis 1968 neben dem Müllereigewerbe auch eine Bäckerei in der Mühle betrieb. Von der technischen Ausstattung haben sich neben den wasserbaulichen Anlagen mit Teich, Mühlgraben und oberschlächtigen Wasserrad im Turmaufbau auch Teile der Mahltechnik erhalten. Ebenso ist die Backstubeneinrichtung mit altdeutschem Ofen der »Fa. Gustav Schmidt & Söhne (Freiberg/Bautzen)« erhalten. Als vorindustrielle Handwerksmühle mit Bäckerei ist die Mühle von ortsgeschichtlicher und technikgeschichtlicher Bedeutung.
ehem. Niedere oder Untere Mühle Grünhain am Fischbach; Mühlengebäude; in alter erzgebirgischer Fachwerkbauweise errichtet (heute als Gasthaus genutzt), baugeschichtlich und ortsgeschichtlich von Bedeutung.
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Das 1925 in Betrieb genommene Wasserkraftwerk war die erste staatliche Energieerzeugungsanlage in Sachsen und entstand in Folge des 1923 vom sächsischen Landtag beschlossenen Programms zur Beförderung sächsischer Wasserkraftnutzung. Nachdem bereits 1909 erste Überlegungen zu einer derartigen Anlage für Aue angestellt wurden, sollte das Wasserkraftwerk an der Hakenkrümme schließlich in
der Nachkriegszeit den industriellen Aufschwung durch die Bereitstellung günstigen Kraftstroms befördern.
Zugleich war der Kraftwerksbau auch als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme angelegt. Ausführung und Betrieb erfolgten durch die AG Sächsische Werke (kurz ASW), deren alleiniger Anteilseigner der sächsische Staat war. Durch die Verkürzung der Strecke, die das Schwarzwasser an der Hakenkrümme zwischen einem flussaufwärts gelegenen Wehr und dem Kraftwerk zurücklegen musste, mittels Wasserstollen und Rohrleitungen konnte ein Gefälle von 15,2 m nutzbar gemacht werden. Die in der Turbinenhalle von zwei mit Siemens-Schuckert-Generatoren gekoppelten Francis-Zwillingsturbinen der Fa. Schichau (Baujahr 1924) erzeugte Energie wurde in das Verbundnetz des Elektrizitätswerks Obererzgebirge eingespeist.
Abgesehen von einem Wohnhaus, das während der Sanierungsarbeiten in den 2000er Jahren abgebrochen wurde, hat sich das Ensemble des Wasserkraftwerks an der Hakenkrümme bis heute fast vollständig erhalten. In der Turbinenhalle, ein massiver Putzbau im heimatverbundenen Stil mit hochrechteckigen Hallenfenstern und steilem Satteldach, ist noch ein Turbinensatz mit Generator vorhanden und in Betrieb, der zweite wurde ebenfalls während der Sanierung des Komplexes durch eine Z-Rohr-Turbine ausgetauscht. Darüber schließen sich zwei Druckleitungen mit dazwischenliegender, massiv gefasster Überlaufvorrichtung zum oberhalb gelegenen Wasserschloss an. Dieses wird über zwei Wasserstollen und den über ein weiteres Wasserschloss mit Überlaufkaskade zwischengeschalteten, das Schwarzwasser über- und die Eisenbahnstrecke Schwarzenberg–Zwickau unterquerenden Düker mit Stauwasser von einer Wehranlage im Gemeindegebiet von Lauter-Bernsbach versorgt. Das Ensemble ist aufgrund seines authentischen und weiterhin funktionstüchtigen Überlieferungszustandes von außerordentlich hoher technikgeschichtlicher Bedeutung. Als Ergebnis der staatlichen Förderung lokaler Wasserkraftwerksanlagen im Kontext eines sächsischen Verbundnetzes ist es zudem von großem Zeugniswert für die Geschichte der sächsischen Elektrizitätsversorgung sowie für die Stadtentwicklungsgeschichte.
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Ursprung der Nickelhütte Aue ist eine 1635 auf dem Standort eines Hammerwerks von Veit Hans Schnorr d. Ä. eingerichtete Farbmühle, das spätere Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel. In diesem ersten sächsischen Blaufarbenwerk wurden Kobalterze aus der Region zu kobaltblauen Pigmenten verarbeitet (v. a. in Form von Smalten, fein gemahlenes und geschlämmtes Schmelzglas aus Kobaltkalisilikat in verschiedensten Blautönen) und z.B. in der Keramik-, Glas- oder Porzellanherstellung eingesetzt. Einer zwischen weiteren, nachfolgend gegründeten Blaufarbenwerken (in Jugel, Sehma, Oberschlema und Albernau) geschlossene Wirtschaftsvereinbarung, „Feste Hand“ genannt, trat das Werk in Niederpfannenstiel 1659 bei. Der „Kobaltkontrakt“ umfasste dabei Erzabnahme- und Produktionsquoten sowie die Festlegung von Preisen und gemeinsamen Verkaufslagern in Schneeberg, Leipzig und Hamburg, aus denen auch nach Übersee exportiert wurde. Mit der Erfindung des synthetisch und damit preiswerter herzustellenden Ultramarins in den 1820er Jahren war allerdings die marktbestimmende Rolle der erzgebirgischen Blaufarbenwerke gebrochen. In Niederpfannenstiel führte man daher ab 1849 systematisch die Gewinnung von Nickel (ursprünglich ein Abfallprodukt aus dem Smalteherstellungsprozess), von Kobaltoxid und anderen Buntmetallen ein (entscheidend für die Umstellung war der Einfluss von Kurt Alexander Winkler, ab 1848 als Hütteninspektor in Niederpfannenstiel tätig, und seinem Sohn Clemens Winkler, hier 1862–1873 als Hüttenmeister tätig, später Professor an der Bergakademie Freiberg). Man trug damit dem wachsenden Bedarf an Nickel Rechnung, das etwa zur Herstellung von Argentan („Neusilber“, eine 1823 von Ernst August Geitner in Auerhammer entwickelte Kupfer-Nickel-Zink-Legierung mit silberähnlichem Aussehen) von den zahlreichen, in Aue entstehenden Besteckfabriken benötigt wurde. Zudem besaß die nunmehrige Nickelhütte zusammen mit dem Oberschlemaer Blaufarbenwerk ein Monopol in der Kobaltfarbenproduktion.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das bis dahin als kriegswichtige Fabrik eingestufte und bis 1944 weiterproduzierende Hüttenwerk als VEB Nickelhütte Aue weiterbetrieben. Bis 1956 nutzte es zudem die SAG Wismut zur Aufbereitung von Wismut- und Uranerzen. Die Nickelhütte ist bis heute in ungebrochener Kontinuität in Betrieb.
Der Produktionsstandort, dessen bauliche und technische Anlagen über die Jahrhunderte hinweg immer wieder Modernisierungen unterzogen wurden, zeigt sich heute mit einem in neuste Industrieanlagen eingebetteten Gebäudebestand aus mehreren Entwicklungsphasen der heutigen Nickelhütte. So sind aus der Zeit des Blaufarbenwerks in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Smaltemagazin (die spätere Hüttenschänke, derzeit Kantinengebäude), die Schmelzerei (ursprünglich mit Brennöfen ausgestattet, heute als Saalbau bezeichnet) und das ehemalige Laborgebäude mit Direktorenwohnung (Beamtenwohnhaus) erhalten geblieben. Zusammen mit dem Pförtnerhäuschen und einem Gartenpavillon bilden Labor und Schmelzerei eine nördlich, außerhalb des heutigen Produktionsstandorts gelegene Gebäudegruppe.
Weitere Gebäude, wie etwa die Röstofenhütte, die Glasofenhütte, die Smaltefabrik oder etliche Arbeiterwohnhäuser direkt auf dem Werksgelände wurden mit der Zeit abgebrochen und durch neue ersetzt. So entstanden noch im 19. Jahrhundert, nach der Umstellung zur Nickelhütte, ein im Nordwesten an das alte Laborgebäude anschließendes Produktionsgebäude, ein neues Laborgebäude, ein Handwerkergebäude sowie zwei Verwaltungsgebäude wurden dem Bestand hinzugefügt. Der aus östlicher Richtung herangeführte Werkskanal wurde im Laufe der Zeit häufig überformt und neu gefasst, folgt aber weiterhin dem historischen Verlauf vom großen Überfallwehr im Schwarzwasser zum 1902 errichteten Maschinenhaus mit einer bis heute in Betrieb befindlichen Turbinenanlage. Aus der DDR-Zeit besticht im heutigen Gebäudebestand vor allem der neue Verwaltungsbau gegenüber der Zufahrtsbrücke, ein zeittypisch gestalteter Kopfbau weiterer Produktionsanlagen im hinteren Werksgelände. Die genannten historischen baulichen und technischen Anlagen sind Zeugnisse für die Entwicklungsgeschichte der einstigen Farbmühle, des ersten sächsischen Blaufarbenwerks, zur heutigen Nickelhütte Aue. Sie besitzen damit nicht nur bau- oder technikgeschichtliche Bedeutung, sondern dokumentieren zugleich einen Produktionsstandort, der für die industrielle Entwicklung von der kleinen Siedlung Niederpfannenstiel sowie von der Industriestadt Aue von enormer Bedeutung als Rohstofflieferant und Arbeitgeber war bzw. heute noch ist. Zudem ist der Standort auch von personengeschichtlicher Relevanz, waren doch Kurt und Clemens Winkler eng mit der Umbildung des Blaufarbenwerks zum Hüttenwerk verbunden.
Literatur
Volkmar Weiss: Müller und Müllerssöhne im sächsischen Erzgebirge und Vogtland in den Tälern und Nebentälern der Zwickauer Mulde, Zschopau und Weißen Elster (1540–1721). Neustadt/Aisch: Degener 1996; Neuauflage im Cardamina-Verlag, Plaidt, 2011, 722 S., ISBN 978-3-938649-64-0, siehe Mühlenregister (abgerufen am 30. August 2024)