Im Jahre 1212 wurde ein „Wernhard von Watzendorph“ erwähnt, der ein Afterlehen in Vrach hatte, das dann durch den Würzburger Bischof Otto I. von Lobdeburg dem Kloster Heilsbronnfreieigen vermacht wurde. Dies ist zugleich die erste Erwähnung des Ortes. Das Bestimmungswort des Ortsnamens ist der Personenname Wazo, der als Gründer des Dorfes angesehen werden kann.[6] Eine Besiedelung bereits vor dem Jahr 1000 ist anzunehmen.[7]
Der 33. Abt Schörner beklagte sich über das dortige Gemeindeleben zur Reformationszeit folgendermaßen in einem Brief an den Amtmann Christoph von Seckendorf zu Windsbach: „Die dortigen Unterthanen der mancherlei (viererlei) Herrschaften sind alle voll Neid und Haß wegen Wasser, Weide, Hirtenpfründe und Weth. Da ist beständiges Klagen und Prozessiren. Wären sie Alle unter einerlei Herrschaft, so wäre der beste Rath, sie Alle zusammen in einen Thurm zu werfen und sie so lang bei Wasser und Brot darin zu lassen, bis sie einig würden. Ohne Zweifel würden sie dann bald einig werden.“[8]
Ein Bericht über den Zustand des Orts nach dem Dreißigjährigen Krieg enthält die Worte: „Oede und hinweggebrannt.“[8] Tatsächlich wurde Watzendorf völlig zerstört und erst durch Österreichische Vertriebene wiederbesiedelt.
In der Amtsbeschreibung des Pflegamtes Lichtenau aus dem Jahr 1748 wurden für den Ort fünf Untertansfamilien angegeben, wovon zwei dem Pflegamt unterstanden und drei Fremdherren.[10]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Watzendorf sieben Anwesen und ein Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht und die Dorf- und Gemeindeherrschaft übte das Kasten- und Stadtvogteiamt Windsbach aus. Grundherren waren das Fürstentum Ansbach (Kastenamt Windsbach: 1 Gut, 1 Gütlein; Klosterverwalteramt Heilsbronn: 1 Hof, 1 Halbhof, 1 Gut), das Landesalmosenamt der Reichsstadt Nürnberg (1 Hof, 1 Halbhof).[11] Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Windsbach.[12] Die Zahl der Anwesen war unverändert.[13]
Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Watzendorf dem 1808 gebildeten SteuerdistriktBertholdsdorf und der 1810 gegründeten Ruralgemeinde Aich zugeordnet.[14] 1811/12 erfolgte der Wechsel zum Steuerdistrikt Aich, es wurde aber bereits 1816 wieder dem Steuerdistrikt Bertholdsdorf zugeschlagen. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) wurde Watzendorf in die neu gebildete Ruralgemeinde Wollersdorf umgemeindet.[12]
Im Jahre 1934 entdeckte der Watzendorfer Kleinbauer Peter Kohl auf seinem Acker ca. 1800 Silbermünzen, die in Leinen eingewickelt waren. Sie stammen aus einer Zeit zwischen 1220 und 1261 und stellen für diesen Zeitraum den drittgrößten Münzfund im süddeutschen Raum dar. Die Münzen wurden an Museen, Händler und Sammler in ganz Europa verkauft.[15]
Am 1. Januar 1972 wurde Watzendorf im Zuge der Gebietsreform nach Neuendettelsau eingegliedert.[12][16]
Ursprünglich waren die Bewohner nach St. Maria (Großhaslach) gepfarrt. Im Jahr 1473 wurde St. Kunigund in Reuth zur Pfarrei erhoben und löste sich mit den umliegenden Orten, zu denen auch Watzendorf zählte, von der Mutterkirche los. Bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts – spätestens im Jahr 1545 – wurde St. Kunigund Filiale von St. Michael (Weißenbronn) bzw. von St. Stefan (Wollersdorf).[31] 1812 wurden schließlich Watzendorf und Wollersdorf an die Pfarrei St. Georg in Bertholdsdorf abgegeben, zu der die Bewohner evangelisch-lutherischer Konfession bis heute angehören.[32]
Manfred Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 35). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2009, ISBN 978-3-7696-6856-8.
Manfred Keßler: Der Rittersitz zu Dettelsau im hohen und späten Mittelalter. Dissertation. Erlangen 2009, DNB998940933, S.412–422 (PDF; 11,1 MB).
Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit. Band2. Verl. für Kunstreprod. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1993, ISBN 3-923006-90-X, S.293–295 (Volltext [Wikisource] – Erstausgabe: Beck, Nördlingen 1879).
↑E. Fechter: Die Ortsnamen des Landkreises Ansbach, S. 194. M. Keßler: Der Rittersitz zu Dettelsau im hohen und späten Mittelalter, S. 412.
↑M. Keßler: Der Rittersitz zu Dettelsau im hohen und späten Mittelalter, S. 421.
↑ abG. Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit, Band 2, S. 295.
↑Staatsarchiv Nürnberg, 16-Punkte-Berichte 43/1, 6. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 733.
↑M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 748.
↑M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 924.
↑ abcM. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 1017.
↑Johann Bernhard Fischer: Wazendorf. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, OCLC159872968, S.409 (Digitalisat).
↑Staatsarchiv Nürnberg, Regierung von Mittelfranken, Kammer des Inneren, Abgabe 1952, 3850: Formation der Municapial- und Ruralgemeinden im Landgericht Heilsbronn 1810. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 963.
↑Dieter Heubeck: Der Silberschatz von Watzendorf. In: Amts- und Mitteilungsblatt der Gemeinde Neuendettelsau. Nr.26, 21. Dezember 2016, ZDB-ID 585841-0, S.11f. (online [PDF]).
↑Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1836 und von 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
↑G. Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit, Band 2, S. 307.
↑Manfred Jehle: Kirchliche Verhältnisse und religiöse Institutionen an der oberen Altmühl, Rezat und Bibert: Klöster, Pfarreien und jüdische Gemeinden im Altlandkreis Ansbach im Mittelalter und in der Neuzeit (= Mittelfränkische Studien. Band20). Historischer Verein für Mittelfranken, Ansbach 2009, ISBN 978-3-87707-771-9, S.188.