Der historische Stadtraum der ehemaligen bayerischen Grenzfestung Friedberg, wie er sich innerhalb der Ausdehnung der spätmittelalterlichen Stadtmauer entwickelt hat, und das Schloss Friedberg mit Wall und Graben bilden zusammen ein Ensemble. Seine Umgrenzung ist im Westen durch den Zug der Stadtmauer gegeben, im Osten und Süden durch den Stadtgraben, im Norden durch die Schloßstraße und die Schlossanlage mit ehemaliger Wall- und Grabenzone.
Die Stadt Friedberg ist bayerische Herzogsgründung als Vorposten gegen das grenznahe Augsburg. Gründungsgeschichtlich gehört es in die Reihe der vielen und schnell aufeinanderfolgenden Stadtgründungen des 13. Jahrhunderts in Bayern, typologisch, als einzige Stadt im westlichen Grenzstreifen von Altbayern, am Lechrain, zu den Planstädten mit annähernd quadratischem Grundriss, vergleichbar mit Neustadt an der Donau oder Kelheim. Seine strategische Funktion ergibt sich wesentlich aus der topographischen Situation: Die Stadt erhebt sich in beherrschender Lage etwa vierzig bis fünfzig Meter hoch auf dem an dieser Stelle abrupt abfallenden Donau-Isar-Hügelland und bietet Einblick in das westlich sich anschließende Lechtal. Eigentlicher Ausgangspunkt ihrer Gründung war die Festung am Nordrand der Siedlung, 1257 durch Herzog Ludwig II. von Bayern erbaut, vorgeschobenes bayerisches Bollwerk, gegen den Bischof und die Stadt Augsburg, zum Schutz der wichtigen hier vorbeiführenden Land- und Salzstraße nach Ingolstadt, der Post- und Weinstraße nach München und vor allem zur Überwachung der nahe bei der Lechbrücke errichteten herzoglich bayerischen Zollstätte „zum Hochzoll“. Die Stadt wurde 1264 für den letzten Staufer Konradin durch seinen Vormund Herzog Ludwig II. gegründet; die Gründungsurkunde enthält den Bauplan im heute noch erkennbaren Schachbrettsystem. Der Festungsbau erfolgte seit 1409 durch Herzog Ludwig den Gebarteten; Stadtmauer, Türme, Gräben erhöhten den Verteidigungswert der Stadt. Ihre wichtige Lage bringt ihr vielfache Verwüstung, vom Ende des 13. Jahrhunderts an bis nach 1800 sind Stadt und Burg durch kriegerische Auseinandersetzungen stark in Mitleidenschaft gezogen, vor allem im Dreißigjährigen Krieg. Der Wiederaufbau erfolgte immer auf ursprünglichem Grundriss. Im Gegensatz zu anderen quadratisch angelegten Planstädten mit zentralem Hauptstraßenkreuz durchzieht in Friedberg eine Hauptstraße (Ludwigstraße) als Durchgangsstraße den Stadtkörper von Osten nach Westen, zweimal rechtwinklig geknickt, am Eintritts- und Austrittspunkt bis 1868 durch Stadttore bezeichnet. Diese nicht wesentlich breite Hauptachse erweitert sich zweimal nach Norden hin zu den Plätzen, auf denen Rathaus und Kirche stehen, wobei die Kirche vom Hauptverkehr zurückgesetzt erscheint, während das Rathaus allseitig frei steht. Von der Hauptstraße zweigen im rechten Winkel mäßig breite und relativ schmale Nebenstraßen ab, streng von Norden nach Süden und in relativ gleichen Abständen parallel zueinander liegend; der Begrenzung durch die Stadtmauer entsprechend enden sie sackgassenartig in schmalen Verbindungsgassen. Schloßstraße und Tal bilden steilabfallend, dann wieder aufsteigend den Zugang zum Schloss. Die intensive Nutzung des durch den Mauergürtel vorgegebenen Terrains zeigt sich in der dichten Grundstücksbebauung, im Aufrissbild in geschlossenen Platz- und Straßenräumen, wobei architektonisch die Dimensionen und Proportionen mittels einer bürgerlich kleinstädtischen Bebauung des 18. und 19. Jahrhunderts gewahrt sind. Der wirtschaftlichen Struktur einer durch Handwerk geprägten Stadt entspricht der Typ des höchstens zweigeschossigen Wohn- und Handwerkerhauses, einem schlichten Putzbau mit steilem Giebel- oder Mansarddach und rundbogiger Toreinfahrt. Der Eindruck von Vielfalt entsteht im Straßenbild durch wechselnde Höhenlagen des Terrains, unterschiedliche Firsthöhen, Wechsel von Trauf- und Giebelständigkeit der Häuser. Im Kontrast zu den regelmäßigen geradlinigen Straßenanlagen des Innenstadtbereichs steht die engere, schmalere und kleinteiligere Bebauung entlang der leicht gekrümmten Gassen des inneren Randbereichs der Stadtmauer. Vereinzelt stehen dekorative Bürgerhäuser in der Nähe des Rathauses. Die Stadtmauer ist im Westen und Nordwesten erhalten, ihre Schalentürme sind abgeschrägt und ausgebaut. Entlang der östlichen und südlichen Stadtmauerlinie sind Mauerteile in die Bausubstanz von Schmied- und Wintergasse integriert; Kopfsteinpflaster dominiert als Straßenbelag. Die Schloßstraße ist auf der östlichen Seite in ihrem zum Schlossbereich abfallenden Teil durch eine Reihe schlichter Giebelhäuser des 19. Jahrhunderts geschlossen bebaut; der Bereich des Tals außerhalb der Stadtmauer ist weitgehend ungestaltet. In Fernsicht von Westen her zeigt sich am anschaulichsten der bastionsartige Charakter der hochgelegenen, von Mauer und Türmen umgebenen ehem. Festungsstadt, von der das ebenfalls hochgelegene Schloss durch Graben, Wall und Freifläche strategisch getrennt ist.
Aktennummer: E-7-71-130-1
Stadtbefestigung
Mauerzug im Westen und Nordwesten erhalten, zum Teil freistehend mit Strebepfeilern und Schießscharten, entlang der östlichen und südlichen Befestigungslinie Mauerteile in die Bebauung von Schmied- und Wintergasse einbezogen, Festungsausbau durch Herzog Ludwig III., seit 1409;
Befestigungstürme, fünfzehn Türme, zumeist nach der Feldseite halbrund geschlossen, größtenteils in die Wohnhäuser einbezogen und ausgebaut (Friedberger Berg 11, Schmiedgasse 8, 20, 26, Stadtmauer 3, 15, 25, 27, 29, 39, 41, 43, 45, Wintergasse 9, 21 rekonstruierend erneuert).
Zweigeschossiger traufständiger Satteldachbau mit korbbogigem Hofdurchfahrtstor, im Kern 1659 (dendrochronologisch datiert), Anhebung der Trauflinien und Ausbau eines Obergeschosses wohl zweite Hälfte 19. Jahrhundert.
Giebelständiger, zweigeschossiger Satteldachbau mit polygonalem Eckerker und Schweifgiebel mit Ladeluken und Kranbalken, zweite Hälfte 17. Jahrhundert.
Zweigeschossiger Satteldachbau mit polygonalen Eckerkern und Ladeluken im Giebelfeld, barocke Eingangstüre mit schmiedeeisernem Ziergitter, Ecklage, um 1646 (dendrochronologisch datiert), nordöstlicher Anbau um 1640 (dendrochronologisch datiert).
Zweigeschossiger Traufseitbau mit Satteldach und östlich Rest des ehemaligen Dachreiters, von Pater Johann Völk, 1588, wiederaufgebaut 1646 ff., 1803 umgebaut;
Zweigeschossiger Satteldachbau in Ecklage mit Volutengiebel und Zwerchgiebel in Volutenform, profilierte Gesimse und Putzgliederung, im Kern um 1646/47 (dendrochronologisch datiert), im 18. Jahrhundert und 1915 verändert.
Zweigeschossiger Renaissancebau mit Giebelvoluten, kräftig profiliertem Erker, Fenster- und Türbekrönungen und Zwiebelturm, von Hans Schmidt, 1673/74, Turm 1911 in ursprünglicher Form wieder aufgebaut.
Auf einer Bergkuppe gelegene, unregelmäßige, zwei- bzw. dreigeschossige Vierflügelanlage mit Sattel- und Pultdächern, 1257 angelegt und um 1409 ausgebaut, Wiederaufbau nach Brand, 1541 bis 1559: im Osten quadratischer Torturm mit Vorwerk und Zeltdach, 1552 unter Einbeziehung des ehemaligen Bergfrieds aus dem 13.–15. Jh., Ost-, Süd- und Westflügel mit Arkaden zum Innenhof, nach Plänen von Jörg Stern, Rustikaportal und Erker mit Renaissanceverzierung, nach
Schäden im Dreißigjährigen Krieg Instandsetzung und Neubauten, 1652 bis 1656 durch Marx Schinnagl;
Dreischiffige Säulenbasilika mit quadratischem Altarraum und eingezogener, halbrunder Apsis, in romanischitalianisierendem Stil, von Karl Bernatz, 1871 ff.; mit Ausstattung.
Aus Silo-Turm und Lagerhaus zusammengesetzter Gruppenbau mit Halbwalmdächern und zurückhaltender Gliederung, Silo-Turm im Wesentlichen Stahlbeton-Konstruktion, von den Gebrüdern Rank, 1916–17.
Saalbau mit flachem Tonnengewölbe über Pilastergliederung und halbrund geschlossenem Chor, Dachreiter mit Zwiebelhaube, vermutlich nach Plänen von Johann Schmuzer, fertiggestellt von Joseph Schmuzer, 1701 ff., Umbau 1807, Neuausstattung 1877/78 und 1963/64; mit Ausstattung.
Zentralbau mit Vorhalle, pilastergegliederte Vierkonchenanlage mit kreisförmiger Laternenkuppel und geschwungenem Schaugiebel, 1692 ff., Erweiterung 1717; mit Ausstattung.
Zweigeschossiger Mansardwalmdachbau mit profiliertem Traufgesims, von Johann Georg Simperl, 1727 ff., Fassade und Dach erneuert; zum Komplex der Wallfahrtskirche gehörig.
Pilastergegliederte Hallenkirche mit Chorrotunde und nördlichem Turm, dreischiffiges Langhaus, nach Plänen von Johann Benedikt Ettl, 1731 ff.; mit Ausstattung (siehe auch: Kanzel);
Quadratischer, kreuzgratgewölbter Saalbau mit Dachreiter, im Kern erste Hälfte 13. Jahrhundert, Veränderung 15. Jahrhundert und 17./18. Jahrhundert; mit Ausstattung.
Zwei erdgeschossige Satteldachbauten mit pfeilergestützter Mauer und Wappentafel, rechtwinklig zueinander durch Toreinfahrt verbunden, bezeichnet mit „1595“.
Spätklassizistischer, flachgedeckter Saalbau mit eingezogenem Rechteckchor, im Osten Portalvorbau und Turm mit Zeltdach, wohl von Michael Klein, 1831, Chor 1906 erweitert; mit Ausstattung.
Romanischer, flachgedeckter Saalbau mit eingezogenem, kreuzgratgewölbtem Chor, Außengliederung durch Bogenfriese, nördlicher Satteldachturm, erste Hälfte 13. Jahrhundert, Mitte 15. Jahrhundert und 1765/66 verändert; mit Ausstattung.
St.-Stefan-Straße 35; St.-Stefan-Straße 37 b (Standort)
Ehemalige Schule
verputzter Massivbau, zweiteiliger Baukörper, eingeschossiger Schulsaaltrakt mit Sattel- und zweigeschossiger Trakt der Lehrerwohnung mit Krüppelwalmdach, um 1910; Nebengebäude, ehemaliges Waaghaus, eingeschossiger kleiner Putzbau mit Satteldach, gleichzeitig
Flachgedeckter Saalbau mit eingezogenem Chor und östlichem Turm mit Spitzhelm, Chor und Turmunterbau spätmittelalterlich, Langhaus 1910/11; mit Ausstattung.
Erdgeschossiger, massiver Satteldachbau mit Toren in Korbbogenform, im Kern wohl spätes 18. Jahrhundert, Mitte 19. Jahrhundert verändert, rückwärtiger Teil modernisiert.
Schlichter Saalbau mit kleiner, nischenförmiger Apsis und Satteldachturm, im Kern wohl erste Hälfte 13. Jahrhundert, im 18. Jahrhundert verändert; mit Ausstattung.
Chorturmkirche, flachgedeckter Saalbau mit stark eingezogenem, kreuzgratgewölbtem Chor, östlicher Zwiebelturm, Turmunterbau wohl 13. Jahrhundert, Turmerhöhung um 1680, Langhaus 1954/55; mit Ausstattung (siehe auch: Kanzel).
Flachgedeckter Saalbau mit eingezogenem Rechteckchor, nördlicher Turm mit geschwungenem Spitzhelm, Langhaus und Chor um 1200, Turmunterbau um 1250, Turmerhöhung Anfang 16. Jahrhundert, Umgestaltung Mitte 18. Jahrhundert; mit Ausstattung.
Saalbau mit flacher Stichkappentonne und nördlichem Satteldachturm, im Kern 12./13. Jahrhundert, Chor und Turm zweite Hälfte 15. Jahrhundert, Umgestaltung um 1725, Erweiterung 1934; mit Ausstattung.
Flachgedeckter Saalbau mit eingezogenem, tonnengewölbtem Rechteckchor, nördlicher Satteldachturm, im Kern wohl zweite Hälfte 13. Jahrhundert, verändert im späten 15. Jahrhundert; mit Ausstattung; ummauerte Anlage auf Berghügel.
Blockhafter Rechteckbau mit schlankem Zwiebelturm, pilastergegliederter Saalbau mit Stichkappentonne und eingezogenem Rechteckchor, von Johann Schmuzer, 1696–99; mit Ausstattung;
zugehörig Ölbergkapelle, schlichter, pilastergegliederter Rechteckbau mit Satteldach, wohl Ende 17. Jahrhundert; mit Ausstattung.
Flachgedeckter Saalbau mit eingezogenem Chor unter Stichkappentonne und Dachreiter, Chor 15. Jahrhundert, Langhaus Mitte 18. Jahrhundert, 1868 erweitert; mit Ausstattung.
Gebäudegruppe um Innenhof mit Brunnen und eingestelltem Umgang; kath. Kirche, quadratischer Putzbau, mit tiefgezogenem Pultdach und mit nach Osten unter hier mehrfach gestuftem Pultdach angegliederter Halle und Gemeinderäumen; Pfarrzentrum mit Mesnerwohnung, zweigeschossiger Pultdachbau mit Zwerchhäusern; Kindergarten, erdgeschossiger Bau mit zueinander versetzten Pultdächern, von Josef Wiedemann, 1976–1981; mit bildhauerischer Ausstattung von Blasius Gerg.
In diesem Abschnitt sind Objekte aufgeführt, die früher einmal in der Denkmalliste eingetragen waren, jetzt aber nicht mehr. Objekte, die in anderem Zusammenhang also z. B. als Teil eines Baudenkmals weiter eingetragen sind, sollen hier nicht aufgeführt werden. Aktennummern in diesem Abschnitt sind ehemalige, jetzt nicht mehr gültige Aktennummern.
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Literatur
Georg Paula, Christian Bollacher: Landkreis Aichach-Friedberg (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. BandVII.87). Karl M. Lipp Verlag, München 2012, ISBN 978-3-87490-591-6, S.181–279.
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