Die Ladengalerie Müller ist eine Galerie für realistische Kunst, die 1962 in Berlin gegründet wurde. In der Zeit der Teilung Berlins lieferte sie einen wichtigen Beitrag zur Verständigung zwischen Ost und West auf kulturellem Gebiet.
Am 20. November 1962 eröffnete Wichart Müller in der Berliner Bleibtreustraße die Ladengalerie. Ziel der Galerie war es zunächst, jungen Berliner Künstlern eine Plattform für ihre Arbeit zu geben. Hierbei legte er einen Fokus auf die gegenständliche Kunst, was nicht zuletzt aufgrund der damaligen politischen und kulturellen Situation keine Selbstverständlichkeit darstellte. Die Ladengalerie stellte als eine der ersten Galerien in Westberlin Künstler aus der ehemaligen DDR aus und engagierte sich später unter Karoline Müller der Gleichbehandlung von Künstlerinnen im Kunstbetrieb. Darüber hinaus bot sie Vertretern der Schule der neuen Prächtigkeit wie Johannes Grützke, Manfred Bluth oder Matthias Koeppel, aber auch mit ihnen verbundenen Künstlern und Künstlerinnen, seit den 1970er Jahren einen Ausstellungsort, an dem neben traditioneller Kunst auch programmatische Theaterstücke oder lebende Bilder gezeigt wurden.
Über die Jahre wechselte die Galerie unter ihren Leitern Wichart Müller (1927–1974) und später Karoline Müller (1935–2019) und Valentin Müller mehrfach ihr Domizil innerhalb Berlins:
1962: Ladengalerie, Bleibtreustraße 5a
1964: Ladengalerie, Bleibtreustraße 20
1969: Ladengalerie, Wilmersdorfer Str. 82/83
1970: Ladengalerie, Kurfürstendamm 64
1997: Ladengalerie, Urbanstr. 115
2001: Ladengalerie, Brunnenstr. 5
2005: Ladengalerie, Drontheimer Str. 34
seit 2007: Ladengalerie Müller GmbH, Alt-Tempelhof 26
Mit ihrer über fünfzigjährigen Geschichte ist sie eine der erfolgreichsten und ältesten privaten Galerien Berlins.
1964 stellte die Ladengalerie erstmals Arbeiten von Lea Grundig aus, die zu dieser Zeit Präsidentin des Verbandes Bildender Künstler Deutschlands (später VBK der DDR) war. In den Räumen der Galerie gab es Diskussionsforen, die von der Presse und der Öffentlichkeit stark beachtet wurden. Diese wurden später auch im Rahmen einer Diskussion in der Akademie der Künste der DDR fortgesetzt. Nach dem Mauerbau stellten die Aktivitäten der Ladengalerie somit eine erste deutsch-deutsche Verständigung auf künstlerischem Gebiet dar. Diese Diskussionen fanden, insbesondere im Rahmen von Ausstellungen von Künstlern aus der DDR in der Ladengalerie, eine langjährige Tradition.
„Damals, in den 50er Jahren, hatten realistische Tendenzen in der Kunst einen schweren Stand. Informelles und Gegenstandsloses war angesagt, und an der Berliner Hochschule für bildende Künste standen sich Uhlmann und Karl Hofer als Antipoden gegenüber. Mit dem Verfechter der Abstrakten, Will Grohmann, stritt sich der figurative Maler öffentlich darüber, was nun besser sei… Für Karoline Müller war es keine Frage, sich des Figurativen anzunehmen. Genau so wie es für sie weder gute noch schlechte Kunst gibt, denn das wisse man erst in 100 Jahren, und genau so offen war die junge Frau für beide Richtungen. Bis sie sich nach dem Studium 1962 entschloss, mit ihrem Mann, dem Kunsttheoretiker Wichart Müller, den sie an der Hochschule kennen gelernt hatte, eine Galerie zu gründen. (Corinna Daniels)“[3]
Aufgrund der Historie der Galerie und der Tatsache, dass zu zahlreichen Ausstellungen auch umfangreiche Kataloge im Eigenverlag erschienen sind, hat die Ladengalerie allein 3 Findadressen bei der Deutschen Nationalbibliothek:
1978 Karoline Müller: Schöne Puppen seit 1900. Schöne Puppen aus aller Welt seit 1900 als Spielzeug und im Puppentheater.
1980 Kurt Mühlenhaupt: Hallo! Onkel Willi. Ein Berliner Bilderbuch.
1987 Inge Huber und Karoline Müller: Zur Physiologie der bildenden Kunst. Künstlerinnen Multiplikatorinnen Kunsthistorikerinnen. Berlin 1985–1987. Porträts Materialien Register.ISBN 3-926460-00-8.