Reinhard Dassler (ursprünglich Reinhard Daßler, so auch die Signatur; * 8. Juni1933 in Elbing, Ostpreußen; † 16. Mai2023 in Karlsruhe) war ein seit 1950 in Karlsruhe ansässiger deutscher Maler und Graphiker, der dem Realismus zuzurechnen ist.
Bekannt wurde er in den 1960er Jahren durch seine Verbindung sozialkritischer Darstellungen mit einem den alten Meistern entlehnten Bildaufbau und den klaren Formen in der Tradition des Realismus. In seinen zahlreichen Altarbildern und Triptychen übersetzt er Schlüsselszenen der christlichen Bilderwelt in die Neuzeit und visualisiert damit Probleme der Gegenwart. Nach Einschätzung der Kunsthistorikerin und Kuratorin Chris Gerbing[1] ist er „der Altmeister des Figuren-Stillleben-Interieurs“. Es gehe ihm darum, „Sehnsucht, Schönheit auch in den einfachen Dingen des Alltags zu finden. Die Überfüllung der Welt in der Konsum-Wegwerfgesellschaft, die Möglichkeit von Individualität in der Masse, das Scheitern moderner Gestaltungsutopien und eine dicht und tief gestaffelte Hintergründigkeit bilden den Resonanzraum für (seine) brillant gemalten Bilder.“[2]
Anfang der 70er Jahre gründete er zusammen mit Helmut Goettl, Tutilo Karcher,[3]Herbert Kämper,[4]Waltraud Kniss[5] und Klaus Langkafel[6] die Gruppe Realisten Karlsruhe.[7] Er zählt außerdem zusammen mit Ulrich J. Sekinger und wiederum Göttl und Langkafel zu den Mitgliedern der Gruppe Die Unzeitgemäßen, deren Manifest von 1984 eine Absage an die „Perfektion des Schneller, Besser, Schöner“ der technisierten Moderne und ein Bekenntnis zum Menschen, „seinem Bildnis und seinem Tun“, zur „Natur als Landschaft“ und den zu den „Wundern und Wunden des Wirklichen“ ist.[8] Kontakte bestanden auch zu der 1991 aus der Gruppe Die Unzeitgemäßen hervorgegangenen internationalen Künstlervereinigung PAIR,[9] an deren Ausstellung in der Orgelfabrik Karlsruhe Dassler 2013 beteiligt war.[10]
Reinhard Daßler: Die vier Bilder des Chorbogens in Form von Medaillons in der Pfarrkirche St. Bartholomäus zu Ortenberg. o. O., o. J. (ca. 1980).
Reinhard Daßler: Ölbilder. Ausstellung vom 11. September bis 10. November 1972 (Katalog. Galerie in der Girokassse 12). Galerie in der Girokasse, Stuttgart 1972.
Literatur
Hermann J. Roth, Dietrich Maier, Matthias Maier: Wasser im Alltag. Ausstellung der Realisten Karlsruhe, Helmut Goettl, Reinhard Dassler, Herbert Kämper, Tutilo Karcher, Waltraud Kniss, Klaus Langkafel im Wasser- und Brunnenmuseum Karlsruhe, 29. November 2008 bis 31. Dezember 2009. Stadtwerke Karlsruhe, Karlsruhe o. J. (2008).
Ruth Dornauf: Wiesbadener Schöpfungszyklus. Kunst unserer Zeit. Pfarrkirche „Heilige Familie“ Wiesbaden 1989 bis 1994, hrsg. von Freundes- und Förderkreis für die Kirche Heilige Familie. Eggebrecht-Presse, Mainz o. J. (1994).
Karl-Wilhelm Bruno: Der Schöpfungszyklus von Reinhard Daßler. Kirche Hl. Familie, Wiesbaden. Schnell & Steiner, Regensburg 1994.
Anonym: Die Unzeitgemäßen. Reinhard Daßler, Helmut Goettl, Klaus Langkafel, Ulrich Sekin. Selbstverlag, Karlsruhe 1984.
Richard Hiepe, Sigbert Fischer, Franzsepp Würtenberger: Realisten in Karlsruhe. Tutilo Karcher, Waltraud Kniss, Herbert Kämper, Reinhard Dassler, Klaus Langkafel, Helmut Goettl. Selbstverlag, Karlsruhe 1970.
Nassauischer Kunstverein Wiesbaden (Hrsg.): Gegenständliche Kunst der Gegenwart 1965. Katalog zur Ausstellung in den Räumen des NKV im Städtischen Museum, 19. September – 14. November 1965. Elanin KG, Wiesbaden 1965.