Kabinett Goblet

René Goblet war von Dezember 1886 bis Mai 1887 Premierminister Frankreichs

Das Kabinett Goblet war eine Regierung der Dritten Französischen Republik. Es wurde am 11. Dezember 1886 von Premierminister (Président du Conseil) René Goblet gebildet und löste das Kabinett Freycinet III ab. Es blieb bis zum 30. Mai 1887 im Amt und wurde daraufhin vom Kabinett Rouvier I abgelöst.

Dem Kabinett gehörten Vertreter der Union des gauches (UG), der Union républicaine (UR), der Gauche radicale (GRad) und des Centre Gauche (CG) an.

Kabinett

Dem Kabinett gehörten folgende Minister an:

Amt Name Gruppe Beginn der Amtszeit Ende der Amtszeit
Premierminister René Goblet UG 11. Dezember 1886 30. Mai 1887
Innenminister und Religionsminister René Goblet UG 11. Dezember 1886 30. Mai 1887
Außenminister Émile Flourens 11. Dezember 1886 30. Mai 1887
Siegelbewahrer und Justizminister Ferdinand Sarrien UG 11. Dezember 1886 30. Mai 1887
Kriegsminister Georges Boulanger 11. Dezember 1886 30. Mai 1887
Finanzminister Albert Dauphin CG 11. Dezember 1886 30. Mai 1887
Minister für Marine und Kolonien Théophile Aube 11. Dezember 1886 30. Mai 1887
Minister für öffentlichen Unterricht und schöne Künste Marcelin Berthelot 11. Dezember 1886 30. Mai 1887
Landwirtschaftsminister Jules Develle UR 11. Dezember 1886 30. Mai 1887
Minister für Handel und Industrie Édouard Lockroy GRad 11. Dezember 1886 30. Mai 1887
Minister für öffentliche Arbeiten Édouard Millaud[1] UG 11. Dezember 1886 30. Mai 1887
Minister für Post und Telegrafie Félix Granet[2] GRad 11. Dezember 1886 30. Mai 1887

Historische Einordnung

Die Amtszeit René Goblets war von der Schnäbele-Affäre geprägt. Die Festnahme des französischen Beamten Guillaume Schnaebele (frz. Schnæbelé) wegen Spionageverdachts löste in der französischen Presse starke antideutsche Reaktionen aus. Kriegsminister Boulanger forderte (unterstützt von Goblet), Frankreich solle dem Deutschen Reich ein Ultimatum stellen. Werde dies nicht erfüllt, solle Frankreich den Krieg erklären. Präsident Grévy verhinderte dieses Vorgehen. Diese Meinungsverschiedenheit führte zum Sturz der Regierung Goblet.[3][A 1][4]

Kriegsminister Boulanger veranlasste am 18. Dezember 1886 die Einführung des Carnet B, eines Registers, in dem verdächtige Ausländer erfasst wurden.[5] Das Loi Goblet (Goblet-Gesetz) vom 18. Januar 1887 setzte die Bildungsreform Jules Ferrys fort, indem es den Unterricht an öffentlichen Schulen ausschließlich säkularem Personal übertrug. Es ersetzte die religiösen Lehrer der unterrichtenden Kongregationen. Der Staat griff ab nun stärker in die Organisation des Grundschulunterrichts ein, indem er die Lehrer verbeamtete.[6][A 2] Am 28. Januar 1887 wurde in Paris mit dem Bau des Eiffelturms begonnen. Mit dem Vertrag von Bissandougou vom 25. März 1887 und dem Vertrag von Kayes vom 12. Mai 1887 weitete Frankreich seinen Kolonialbesitz in Afrika aus.[7][8] Am 30. März 1887 wurde der Schutz nationaler Kulturgüter (Monuments historiques) gesetzlich geregelt.[9]

Anmerkungen

  1. Faktischer Auslöser war allerdings eine Entscheidung des Parlaments, den Haushaltsvorschlag Goblets zurückzuweisen.
  2. siehe hierzu auch weiterführend in der französischsprachigen Wikipédia fr:Loi Goblet.

Einzelnachweise

  1. Edouard Millaud. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 8. August 2023 (französisch).
  2. Félix, Armand, Etienne Granet. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 8. August 2023 (französisch).
  3. L’affaire Schnaebele. In: e-storialdelorraine.com. Abgerufen am 8. Juni 2023 (französisch).
  4. Christophe Soulard: Clemenceau au fil des jours (zu Anm. 1). Éditions Sud Ouest, 2014, ISBN 978-2-8177-0393-0 (google.de).
  5. Olivier Forcade: La République secrète : Histoire des services spéciaux français de 1918 à 1939. Nouveau Monde éditions, 2011, ISBN 978-2-36583-123-9 (google.de).
  6. Daniel Calin: Loi portant sur l’organisation de l’enseignement primaire (dite Loi Goblet). Abgerufen am 8. August 2023 (französisch).
  7. Albert Adu Boahen: Histoire générale de l'Afrique : L'Afrique sous domination coloniale 1880-1935, vol. 7. UNESCO, 1989, ISBN 978-92-3202499-2 (google.de).
  8. Yaya Sy: Mouhamadou Lamine Darame : entre jihad et résistance anticoloniale. L’Harmattan, Paris 2013, ISBN 978-2-343-00214-9.
  9. Loi du 30 mars 1887. In: ora-defiscalisation.com. Abgerufen am 8. August 2023 (französisch).