Post und Telegraphie im Handelsministerium (ab 5. Juli 1898): Léon Mougeot (GR)
Innenministerium (ab 5. Juli 1898): Ernest Vallé (GR)
Historische Einordnung
Die zweite Amtszeit Henri Brissons war außenpolitisch von der Faschoda-Krise geprägt, innenpolitisch von der Dreyfus-Affäre.
Großbritannien hatte sich zum Ziel gesetzt, einen Nord-Süd-Gürtel von Kolonien in Afrika, vom Kap der Guten Hoffnung bis Kairo, zu errichten. Frankreich wollte dagegen einen Ost-West-Gürtel von Dakar bis Dschibuti. Die Ansprüche beider Staaten kollidierten schließlich in dem kleinen sudanesischen Ort Faschoda (seit 1905 Kodok) am Weißen Nil. Am 10. Juli 1898 besetzte ein französisches Kontingent unter Major Jean-Baptiste Marchand Faschoda. Am 18. September 1898 erreichten die Briten unter General Herbert Kitchener den Ort und forderten die Franzosen zum Abzug auf. Großbritannien und Frankreich legten den Streit in Verhandlungen bei und Brisson verfügte gegen den Widerstand französischer Nationalisten den französischen Abzug.
Am 18. Juli 1898 wurde Émile Zola erneut wegen seines Artikels „J’accuse !“ schuldig gesprochen und ging nach London ins Exil. Am 30. August gestand Oberst Hubert Henry, die Beweise gegen Dreyfus gefälscht zu haben („faux Henry“) und beging am folgenden Tag Selbstmord. Kriegsminister Cavaignac trat deshalb zurück; sein Nachfolger Zurlinden folgte ihm, als das Berufungsgericht dem Revisionsantrag der Dreyfus-Familie stattgab. Im Parlament bildete sich unter der Führung Édouard Drumonts eine antisemitische Fraktion.[5] Der dritte Rücktritt eines Kriegsministers (Chanoine) aus Dreyfus-Gegnerschaft in kurzer Zeit löste Ende Oktober den Sturz der Regierung aus.[6]