Die Regierung Daladier wurde ohne die SFIO gebildet und beendete damit die Volksfront. Sie erhielt nach ihrem Amtsantritt die finanziellen Vollmachten, die Léon Blum noch vom Senat verweigert worden waren.[9]
Die Regierung erließ eine Reihe von Gesetzen, die die Wirtschaft beleben sollten und dabei Maßnahmen der Volksfront im Bereich des Arbeitsrechts einschränkten oder rückgängig machten:
Das Gesetzesdekret vom 2. Mai 1938 über die Ausländerpolizei, das die Maßnahmen zur Kontrolle von Illegalen, irregulären Gästen und unerwünschten Personen verschärfte.[10][11]
Sie erhöhte am 4. Mai 1938 die Einkommensteuern[12] und versuchte, den Franc zu stabilisieren (Franc Marchandeau).[13]
Das Gesetzesdekret vom 14. Mai 1938, das die Bedingungen für den Aufenthalt von Ausländern in Frankreich regelte. Darin wurden die Bedingungen für die Ausstellung und Verlängerung von Personalausweisen für Ausländer festgelegt, die nur für die Dauer des Arbeitsvertrags gültig waren und nach einer Untersuchung durch die Präfektur ausgestellt wurden. Eine unbefristete Karte wurde Ausländern ausgestellt, die einen regelmäßigen und ununterbrochenen Aufenthalt von mindestens zehn Jahren in Frankreich nachweisen konnten, Ausländern, die seit zwei Jahren mit einer Französin verheiratet waren, Ausländern, die Vater oder Mutter französischer Kinder waren, Ausländern, die in der französischen Armee gedient hatten usw.[14]
Am 21. August 1938 hielt Daladier eine Rede, in der er die Abschaffung der 40-Stunden-Woche ankündigte.[9]
Ab 1. November 1938 führte der neue Finanzminister Reynaud eine Reihe von Maßnahmen durch, die eine finanzielle Erholung bewirkten.[15]
Am 12. November 1938 erließ die Regierung verschiedene Gesetzesdekrete, die die Rechte von Ausländern und eingebürgerten Personen und auch die 40-Stunden-Woche einschränkten. Diese Gesetze wurden von ihren Gegnern als décrets misères bezeichnet. Eine Vielzahl von Streiks und Aussperrungen folgten.[16] Finanzminister Reynaud wertete den Franc erneut ab (Franc Reynaud).[17][18]
Am 31. Dezember 1938 wurde die Einkommensteuer um 33,33 % erhöht.[12]
Vom 6. bis zum 16. Juli 1938 fand die Konferenz von Évian statt und in deren Folge die Gründung des Intergovernmental Committee on Refugees, wo vergeblich die verstärkte Einwanderung von Juden aus Deutschland behandelt wurde. Das Gesetz vom 11. Juli 1938 diente der Organisation der Nation in Kriegszeiten.[20]
Am 24. September 1938 erfolgte eine Teilmobilisierung der französischen Streitkräfte aufgrund der beginnenden Sudetenkrise. Am 29. und 30. September 1938 wurde das Münchner Abkommen verhandelt. Daladier wurde bei seiner Rückkehr begeistert empfangen.[21] Das Abkommen wurde am 4. Oktober in der Abgeordnetenkammer ratifiziert.
Das Parlament erteilte der Regierung Daladier am 5. Oktober 1938 volle Vollmachten. Sie wurde durch ein Ermächtigungsgesetz ermächtigt, bis zum 15. November 1938 Maßnahmen zur unmittelbaren Sanierung der finanziellen und wirtschaftlichen Lage des Landes zu ergreifen.[22]
Das Mandel-Gesetzesdekret vom 16. Januar 1939 gewährte Vorständen religiöser Missionen Steuervergünstigungen.[23]
Frankreich eröffnete am 21. Januar 1939 in der Lozère das Lager Rieucros, das erste französische Internierungslager für unerwünschte Ausländer, die durch das Gesetzesdekret vom 12. November 1938 bestimmt wurden. Am 27. Januar 1939 wurden die Grenzen zu Spanien geöffnet. Nach Angaben des Quai d'Orsay erreichten 450.000 spanische Flüchtlinge vor dem 1. März Frankreich (la Retirada), wo sie in Lagern (Argelès, Camp des Milles) interniert wurden.
Am 2. März wurde Marschall Pétain französischer Botschafter in Spanien.[24] Mitte März marschierten deutsche Truppen in der Tschechoslowakei ein. Frankreich und Großbritannien nahmen am 17. März 1939 Verhandlungen mit der Sowjetunion auf.[25] Angesichts der zunehmenden Spannungen in Europa verabschiedete das Parlament ein Gesetz, das der Regierung Sondervollmachten zur Vorbereitung eines möglichen Konflikts einräumte.[26] Die Regierung veröffentlichte vom 20. März bis 21. April 1939 eine Reihe von 40 Gesetzesdekreten, um den Erfordernissen der Landesverteidigung gerecht zu werden.[27] Am 31. März gab Frankreich eine Garantieerklärung für Polen ab.
Am 5. April 1939 wurde Albert Lebrun als Staatspräsidentwiedergewählt. Mit Gesetzesdekret vom 12. April 1939 wurden Fremdarbeiterkompanien ermöglicht.[28] Am 21. April wurden weitere Maßnahmen zur Haushaltskonsilidierung beschlossen und in der Verwaltung die 45-Stunden-Woche eingeführt.[29]
↑Lars Friedner: Churches and Other Religious Organisations as Legal Persons : Proceedings of the 17th Meeting of the European Consortium for Church and State Research. Peeters Publishers, Höör 2005, ISBN 978-90-429-1858-0 (2005).
↑Documents diplomatiques Français 1940 (11 juillet - 31 Décembre), vol. 2, Bruxelles/Bern/Berlin etc./Paris. Peter Lang, 2009, ISBN 978-90-5201-437-1 (google.de).
↑Élisabeth Du Réau: L’ordre mondial, de Versailles à San Francisco (juin 1919-juin 1945). Presses Universitaires de France, 2007.
↑Jean-Pierre Bourgois: Arrêts et autres textes choisis pour l’étude du droit administratif. Presses Univ. Septentrion, 2013, ISBN 978-2-7574-0421-8.
↑Fabienne Bock: L’invention de la gestion des finances publiques. Du contrôle de la dépense à la gestion des services publics (1914-1967), vol. 2. 2013, ISBN 978-2-8218-3033-2 (2013).
↑Philippe Bezes, Florence Descamps, Sébastien Kott und Lucile Tallineau: L’invention de la gestion des finances publiques. Du contrôle de la dépense à la gestion des services publics (1914-1967), vol. 2. Institut de la gestion publique et du développement économique, Paris 2013, ISBN 978-2-11-129373-1.