Seidenroth liegt im Norden des Main-Kinzig-Kreises, etwa 2,5 km südlich des Ortszentrums von Steinau auf einer Höhe von ca. 350 Metern über NHN, an der Landesstraße 3179 (Spessart-Höhenstraße).
Nachbargemeinden
Seidenroth wird größtenteils vom Hauptort Steinau umgeben. Es grenzt im Südwesten an Alsberg, einem Ortsteil der Stadt Bad Soden-Salmünster und im Westen an den gemeindefreien Gutsbezirk Spessart.
In erhaltenen Urkunden wurde Seidenroth unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] Zeimrodo (1144). Sybotenrode (1340), Sibitrode (1342), Syppenrode, Sypenrode (1443), Siffridt Rod (1444) und Seittenrode (1548).
Alle diese Namensformen enthalten die Silbe „rod“, als Hinweis auf den Ursprung des Ortes als eine Rodungsinsel im Spessart.
Von der im 14. Jahrhundert am westlichen Rand von Seidenroth erbauten Burg sind heute keine Reste mehr sichtbar. Noch 1443 wird ein Burgwall erwähnt. Am Dorf führte eine Landwehr vorbei, die von der Bellinger Warte zur Seidenröther Warte und darüber hinaus verlief.
Die bis dahin selbstständige Gemeinde Seidenroth wurde im Vorfeld der Hessischen Gebietsreform zum 1. Dezember 1969 ein Stadtteil der Stadt Steinau, heute „Steinau an der Straße“.[3][4]
Für den Stadtteil Seidenroth wurde, wie für die übrigen Stadtteile von Steinau, ein Ortsbezirk eingerichtet.[5]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Seidenroth angehört(e):[1][6]
ab 1969: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Schlüchtern. Stadt Steinau
ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Kinzig-Kreis, Stadt Steinau
ab 1978: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Kinzig-Kreis, Stadt nach „Steinau an der Straße“ umbenannt
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Seidenroth 351 Einwohner. Darunter waren 9 (2,6 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 48 Einwohner unter 18 Jahren, 156 waren zwischen 18 und 49, 78 zwischen 50 und 64 und 69 Einwohner waren älter.[9]
Die Einwohner lebten in 132 Haushalten. Davon waren 30 Singlehaushalte, 33 Paare ohne Kinder und 51 Paare mit Kindern, sowie 15 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 27 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 81 Haushaltungen leben keine Senioren.[9]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Steinau[10][2]; Zensus 2011[9]
Für Seidenroth besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Seidenroth) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[5]
Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 51,59 %. Alle Kandidaten gehören der „Gemeinsamen Liste Seidenroth“ an.[11] Der Ortsbeirat wählte Peter Spielmann zum Ortsvorsteher.[12]
Infrastruktur und Wirtschaft
Verkehrsanbindung
Straße
Die Landesstraße L 3179, ein Teil der Spessart-Höhenstraße, durchquert den Ort und verbindet ihn mit Alsberg im Spessart im Süden und mit dem Hauptort Steinau im Norden.
Ganzjährig verkehrt in Seidenroth die Buslinie MKK-99 des KVG[13]. Sie schafft öffentliche Verkehrsanschlüsse zu allen Ortsteilen der Gemeinde Steinau an der Straße, aber auch zur Nachbargemeinde Bad Soden-Salmünster. Es gilt der Tarif des Rhein-Main-Verkehrsverbundes.
Bildung
Kindertagesstätten
Auch für die Kinder von Seidenroth stehen in Steinau die folgenden Einrichtungen zur Verfügung[14]:
Evangelische Kindertagesstätte Steinaubach, mit 90 Plätzen,
Evangelische Kindertagesstätte Märchenwald, mit 84 Plätzen,
Evangelischer Kindergarten Noahs Arche, für Kinder bis zu 6 Jahren, mit 85 Plätzen.
Schulen
Seidenroth ist an die Brüder-Grimm-Schule als Grund-, Haupt- und Realschule in Steinau angeschlossen. Als weiterführende Schule steht das Ulrich-von-Hutten-Gymnasium in Schlüchtern zur Verfügung. Weitere Gymnasien in der Region sind die Friedrich-August-Genth-Schule, eine Kooperative Gesamtschule in Wächtersbach, das Grimmelshausen-Gymnasium in Gelnhausen und die Henry-Harnischfeger-Schule, eine integrierte Gesamtschule in Bad Soden-Salmünster.
Freiwillige Feuerwehr
Die Freiwillige Feuerwehr Seidenroth wurde 1935 gegründet. 1976 erfolgte die Gründung der Jugendfeuerwehr.
Heute verfügt die Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Seidenroth über 12 Personen, die Jugendfeuerwehr leider aktuell keine Personen[15].
Die Einsatzschwerpunkte der Freiwilligen Feuerwehr Seidenroth sind:
Landwirtschaftliche Betriebe,
Waldgebiete.
Wirtschaft
Seidenroth hat eine frühe Industriegeschichte: Im Mittelalter und der frühen Neuzeit wurde nahe Seidenroth Eisenerz abgebaut und auch vor Ort verhüttet. Darauf verweist der Name des nahen Eisenberges und Funde von Pingen und Rennöfen mit Schlackeresten[16]. Der Waldreichtum der Gegend lieferte auch die zur Verhüttung notwendige Holzkohle. Der Ortsname der Nachbargemeinde Alsberg wird auf Meilersberg, also auf Kohlenmeiler zurückgeführt. Von daher wurde wohl ein großer Teil der für die Verhüttung notwendigen Holzkohle geliefert.
Heute ist Seidenroth rein landwirtschaftlich geprägt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die 9 m hohe Seidenröther Warte ist ein 2006 wiederaufgebauter früherer Wartturm, der heute als Aussichtsturm genutzt wird[17].
Heinz Jahn (1818–1873), Bürgermeister von Seidenroth und Mitglied der Zweiten Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen
Literatur
Hessen im Bild alter Landkarten. Marburg 1988, S. 28f.
Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen. 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 3. Auflage. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000, ISBN 3-86134-228-6, S. 372.
Regenerus Engelhard: Erdbeschreibung der Hessischen Lande Casselischen Antheiles mit Anmerkungen aus der Geschichte und aus Urkunden erläutert. Teil 2. Cassel 1778, ND 2004, S. 801.
Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Marburg 1926, S. 439.
J. Lorenz, Spessartsteine. Spessartin, Spessartit und Buntsandstein – eine umfassende Geologie und Mineralogie des Spessarts; Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Museums Aschaffenburg, 25 (Sonderband), 2010, Seite 742
↑ abHauptsatzung. (PDF; 367 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Steinau an der Straße, abgerufen im August 2024.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑
Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S.208f. (online bei Google Books).
↑Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 76.