Bellings liegt an beiden Seiten des Erlenbaches im Nordosten des Main-Kinzig-Kreises auf einer Höhe von 250 m über NN etwa vier Kilometer östlich des Hauptortes.
In erhaltenen Urkunden wurde Bellings unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] Beldinges (1167), Beldiges (1343), Bellinges (1397) und Bellings (1418)-
Mittelalter
Die Ansiedlung wurde wohl schon um 800 n. Chr. gegründet. Die älteste erhaltene Erwähnung stammt aber aus dem Jahr 1167.[1] Das Dorf gehörte zum Amt Schlüchtern, einem Lehen des Bischofs von Würzburg. Zunächst im Besitz derer von Grumbach, erbten das Dorf 1243 die Grafen von Rieneck, die es 1316 an die Herren von Hanau (ab 1429: Grafschaft Hanau) verkauften. Bei der Hanauer Landesteilung von 1456 kam Bellings zur Grafschaft Hanau-Münzenberg.
Frühe Neuzeit
Die Grafschaft Hanau-Münzenberg schloss sich in der Reformation zunächst der lutherischen Konfession an, ab 1597 war sie reformiert. Ursprünglich war Bellings kirchlich nach Schlüchtern eingepfarrt, erst seit 1843 nach Hohenzell. Die Eigenschaft als Würzburger Lehen führte nach der Reformation zu Spannungen zwischen der nun zunächst lutherischen, ab 1597 reformierten Grafschaft Hanau-Münzenberg und dem weiter römisch-katholischen Bistum Würzburg. Ein langjähriger Prozess vor dem Reichskammergericht dauerte von 1571 bis 1624 und endete mit einem Restitutionsmandat über das Amt Schlüchtern zugunsten Würzburgs. Von 1628 bis 1631 war es deshalb von Würzburg besetzt, im Zuge des Dreißigjährigen Krieges 1631–1637 wieder von Hanau und ab 1637 erneut von Würzburg. 1656 kam es zu einem Vergleich zwischen Hanau und Würzburg, wobei Hanau das Amt Schlüchtern – und damit auch Bellings – erhielt und dem Bistum dafür Orb überließ.[3]
Zum 1. Dezember 1969 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Bellings im Vorfeld der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Stadt Steinau als Stadtteil eingemeindet. Für den Stadtteil Bellings wurde, wie für die anderen Stadtteile von Steinau, ein Ortsbezirk eingerichtet.[4]
Mit der Hessischen Gebietsreform wurde der Landkreis Schlüchtern im Jahr 1974 aufgelöst und Bellings liegt seit dem im Main-Kinzig-Kreis.
Am 1. Januar 1978 wurde die Stadt Steinau amtlich in Steinau an der Straße umbenannt.[5]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Bellings angehört(e):[1][6]
ab 1969: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Schlüchtern. Stadt Steinau
ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Kinzig-Kreis, Stadt Steinau
ab 1978: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Kinzig-Kreis, Stadt nach „Steinau an der Straße“ umbenannt
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Bellings 609 Einwohner. Darunter waren 9 (1,5 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 102 Einwohner unter 18 Jahren, 149 waren zwischen 18 und 49, 141 zwischen 50 und 64 und 117 Einwohner waren älter.[9]
Die Einwohner lebten in 237 Haushalten. Davon waren 54 Singlehaushalte, 72 Paare ohne Kinder und 84 Paare mit Kindern, sowie 21 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 39 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 147 Haushaltungen leben keine Senioren.[9]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Steinau[10][2]; Zensus 2011[9]
Für Bellings besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Bellings) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[4]
Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 48,99 %. Alle Kandidaten gehören der Liste „Bürger für Bellings“ an.[11] Der Ortsbeirat wählte Jürgen Schmidt zum Ortsvorsteher.[12]
Sehenswürdigkeiten
Die Bellinger Warte, war ein im Mittelalter errichteter Wachtturm. Sie war eine von vier Warten um Steinau, die zusammen mit Wällen, Gräben und Hecken der Landwehr dienten. Am Parkplatz an der Bellinger Warte ist ein Teilstück dieser Wallgrabenanlage noch deutlich erkennbar. Der heutige Turm wurde als 9,5 m[13] hoher Nachbau 1964/65 errichtet und dient als Aussichtsturm auf Steinau und Bellings.
Unterhalb der Bellinger Warte hat sich ein kleines Stück Wacholderheide-Landschaft erhalten.
Am 10. Oktober 2010 wurde um 10.10 Uhr die neue Uhr auf dem Bürgerhaus eingeweiht.[14]
Literatur
Matthias Nistahl: Studien zur Geschichte des Klosters Schlüchtern im Mittelalter. Diss. Darmstadt u. Marburg, 1986, S. 158f.
Engelhard Regenerus: Erdbeschreibung der Hessischen Lande Casselischen Antheiles mit Anmerkungen aus der Geschichte und aus Urkunden erläutert. Teil 2. Cassel 1778, ND 2004, S. 804.
Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Marburg 1926, S. 32.
↑ abHaushalt 2024. (PDF; 33 MB) Einwohnerstatistik Stadt Steinau an der Straße. Abgerufen im August 2024.
↑Wilhelm Dersch: Hessisches Klosterbuch. Quellenkunde zur Geschichte der im Regierungsbezirk Cassel, der Provinz Oberhessen und dem Fürstentum Waldeck gegründeten Stifter, Klöster und Niederlassungen von geistlichen Genossenschaften. Marburg 1915, S. 108f.
↑ abHauptsatzung. (PDF; 367 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Steinau an der Straße, abgerufen im August 2024.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑
Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S.208f. (online bei Google Books).
↑Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 76.