Olbernhau
Olbernhau ist eine Kleinstadt im Erzgebirgskreis in Sachsen. Die „Stadt der sieben Täler“ wurde 1434 das erste Mal urkundlich erwähnt. GeographieGeographische LageDie Stadt Olbernhau liegt im Mittleren Erzgebirge an der Grenze zur Tschechischen Republik. Sie wird auch „Stadt der sieben Täler“ genannt, weil sie im Tal der Flöha und ihrer Nebentäler liegt, deren Bäche in die Flöha münden. Die sieben Täler sind Flöhatal, Schweinitztal, Natzschungtal, Bielatal, Rungstocktal, Bärenbachtal und Dörfelbachtal. Olbernhau ist von Bergen zwischen 700 m bis 921 m (Lesenská pláň (Hübladung) auf tschechischer Seite – Luftlinie weniger als 5 km) Höhe umgeben, die sich bis zu beinahe 500 m über die Talsohle erheben. Der höchste Berg auf Olbernhauer Grund ist der Steinhübel mit 817 m über NN. Stadtgliederung
GeschichteErsterwähnung und NamensherkunftDer Ortsname stammt vermutlich vom Eigennamen Albert (Albernhaw, Alberthau, Albernhau, Albretshain) ab und stellt den Einschlag vorhandenen Waldes (-hau) dar. Eine weitere Theorie der Namensherkunft ist, dass der erste Teil des Namens „Albern-“ tatsächlich soviel bedeutet wie „albern“ (Albernheit) und der zweite Teil „au“ ist die vom wechselnden Hoch- und Niedrigwasser geprägte Niederung entlang eines Flusses. Da Olbernhau nach der letzten Eiszeit vor etwa 11.000 Jahren wahrscheinlich ein großer See war[2] und das Wasser sich danach stets gewandelt hat und somit nie stillstand, auch durch die vielen Flüsse, war das Wasser oder die Au eventuell etwas „albern“. Die Anfänge des Ortes Olbernhau liegen in der Zeit des 12. und 13. Jahrhunderts. Der böhmische Adlige Slavko von Hrabischitz stiftete 1196 das Zisterzienser-Kloster Ossegg, auch um Erze im oberen Flöhatal zu suchen. Die älteste nachweisliche urkundliche Erwähnung datiert aus dem Jahr 1434 (Albernaw). Aus diesem Vertrag geht hervor, dass Olbernhau an den Patrizier Caspar von Berbisdorf verkauft wurde. Der älteste Nachweis bergbaulicher Tätigkeiten stammt von 1511. Mit der Reformation 1539 wurde Olbernhau selbstständige Parochie. 1556 wurde erstmals eine Schule erwähnt. Die erste steinerne Kirche wurde am 2. November 1590 eingeweiht. Entwicklung des Ortes bis 1945Um 1684 begannen erste Personen in Olbernhau mit der Herstellung von Büchsen. 1690 wurde im Rungstocktal die erste Olbernhauer Rohrschmiede errichtet. 1708 lieferte die Gewehrmanufaktur 12.000 Gewehre an die sächsische Armee. Eine neue Schule wurde 1748 errichtet. Der erste praktizierende Arzt ist 1777 nachweisbar. 1815 wurde eine Pulvermühle errichtet; in den Jahren 1835, 1850 und 1865 kam es zu Explosionen in der Fabrik. 1854 wurde die letzte Waffe in Olbernhau gefertigt. 1868 wurde ein neues Schulgebäude eingeweiht und 1869 die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Mit der Eröffnung der Flöhatalbahn am 24. Mai 1875 erhielt Olbernhau Anschluss ans Eisenbahnnetz. 1878 wurde ein Kindergarten eingerichtet. Bei einem heftigen Gewitter kam es am 30. Mai 1882 zu starken Überschwemmungen. Am 1. Januar 1885 wurde das Krankenhaus eröffnet, 1886 eine Gasanstalt erbaut und die Gasbeleuchtung eingeführt. 1890 wurde von Braumeister Clemens Ferdinand Köhler und seinem Sohn Clemens Theodor Köhler im Haus Am Markt 1 die Brauerei „Brauerei C. F. Köhler & Sohn“ eröffnet. Am 5. Juli 1892 wurde das erste Elektrizitätswerk Sachsens eröffnet, 1895 die Eisenbahnstrecke nach Neuhausen sowie eine Hochdruckwasserleitung in Betrieb genommen. Am 1. Januar 1902 erhielt Olbernhau das Stadtrecht. Am 25. Dezember 1906 wurde das im Jugendstil erbaute Konzert- und Ballhaus Tivoli eröffnet. Die Marktbrücke wurde 1928 verbreitert, das Schwimmbad 1930 eröffnet. 1936 wurde im Ort die von der NSDAP organisierte Ausstellung Grenzlandschaften präsentiert. Im Januar 1932 richtete ein Hochwasser beträchtlichen Schaden an. Das Gymnasium wurde 1940 als Oberschule eingeweiht. Am Schäfereiberg wurde 1944 eine Molkerei mit einer Tagesproduktionskapazität von 15.000 l fertiggestellt. 1945 bis ins 21. JahrhundertNach dem Ende des Zweiten Weltkriegs siedelten sich in Olbernhau einige Industriebetriebe an, darunter ein Blechwalzwerk (das hatte es schon zuvor gegeben, wurde jedoch umfassend modernisiert und erweitert), eine Kunstglasveredlung (1946 eingerichtet), viele Manufakturen, die Wachsblumen, Holzspielwaren, Möbel und Kunstgewerbe erzeugten. Auch die Nahrungs- und Genussmittelindustrie sowie Zulieferbetriebe für den Fahrzeugbau entstanden. Verwaltungsmäßig galt Olbernhau als Industriestadt im Bezirk Karl-Marx-Stadt. Im Jahr 1962 wurden 14.200 Einwohner gezählt.[3] Infolge der politischen Veränderungen nach 1990 und der Neubildung des Freistaates Sachsen gehörte Olbernhau zuerst zum Landkreis Marienberg, seit 2008 zum Erzgebirgskreis. Vom 12. zum 13. August 2002 verwüstete das schlimmste Flöha-Hochwasser der Geschichte die Innenstadt und alle Häuser zu beiden Seiten des Flusses. Durch Spenden aus ganz Deutschland konnten die Schäden, die sich auf mehrere Millionen Euro beliefen, innerhalb eines Jahres größtenteils beseitigt werden. In den Folgejahren wurden die Ufer der oberen Flöha mit massiven Betoneinfassungen verbaut; künftige Hochwasser sollen in der vertieften Rinne schadlos abfließen. Zum 1. Januar 2017 wurde Pfaffroda nach Olbernhau eingemeindet. EinwohnerentwicklungDie folgende Einwohnerzahlen[4] beziehen sich auf den 31. Dezember des voranstehenden Jahres mit Gebietsstand Januar 2007[5] für die Jahre bis 2016. 2017 wurde Pfaffroda eingemeindet.
EingemeindungenMit der Eingemeindung von Pfaffroda 2017 als derzeit letzte Eingemeindung in die Stadt Olbernhau gehört die Stadt zu den flächengrößten Städten im Sachsen. Im Erzgebirgskreis ist die Stadt Olbernhau nach der Stadt Marienberg die zweite flächengrößte Stadt. Die Stadt plant einen Zusammenschluss gegebenenfalls auch mit Heidersdorf, Seiffen und Deutschneudorf, wobei Seiffen eine Fusion mit Heidersdorf und Deutschneudorf anstrebt. PolitikGemeinderatswahl 2024
Wahlbeteiligung: 67,5 % (2019: 65,3 %)
% 30 20 10 0 26,7 % 21,3 % 18,6 % 18,4 % 14,1 % n. k. % n. k. % n. k. %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2019
%p 16 14 12 10 8 6 4 2 0 −2 −4 −6 −8 −10 +11,7 %p −8,7 %p +2,2 %p +5,2 %p +14,1 %p −6,7 %p −2,9 %p −1,7 %p StadtratSeit der Stadtratswahl am 9. Juni 2024 verteilen sich die 17 Sitze des Stadtrates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:
Bürgermeister
WappenZum Stadtwappen wird ausgeführt, dass der 1902 zur Stadt mit revidierter Städteordnung erhobene Ort in seinem Wappen nicht mehr den Frosch trage, „sondern über blauweißen Wasserwogen strecken drei Fichten ihre Kronen in die Luft, ein Sinnbild dafür, wie im Wasser und Holz die starken Wurzeln seiner Kraft und Blüte ruhen“. StädtepartnerschaftenSeit 1989 besteht eine Partnerschaft mit Stadtbergen im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben nahe Augsburg und seit 1992 mit Litvínov in Tschechien und Brie-Comte-Robert in Frankreich. Außerdem wurde eine Partnerschaft mit Pratovecchio Stia in der Toskana, Italien, eingegangen. Seit dem 1. November 2004 ist die Stadt Mitglied im Regionalmanagement Erzgebirge[9], einer Regionalinitiative des Erzgebirgskreises und weiterer zehn Kommunen des Erzgebirges. Kultur und SehenswürdigkeitenBauwerke und PlätzeDie Stadt, durch die die Silberstraße führt, entwickelt vor allem den Tourismus. Olbernhau ist Ausgangspunkt für Wanderungen zu Fuß oder mit dem Fahrrad und für Fahrten in die Umgebung mit ihren landschaftlichen und kulturhistorischen Besonderheiten. In Olbernhau gibt es zwei Kirchengebäude, die evangelisch-lutherische Kirche (Adresse Blumenauer Straße 2) mit einem Pfarrhaus, einem (im Bau befindlichen neuen Gemeindezentrum) und einem angeschlossenen Friedhof[10] sowie die römisch-katholische Kirche (Adresse Auf der Bleiche 28)[11].
NaturschutzMuseen
Die Saigerhütte Grünthal ist ein weitgehend erhaltenes Hüttenwerk, etwa 2,5 Kilometer südöstlich des Stadtzentrums. Aufgrund seines geschlossenen Bestandes an Einzeldenkmalen gilt es als weltweit einmaliges Denkmal der Verhüttung im Saigerverfahren. Es umfasst unter anderem die nur noch in Resten vorhandene Schmelzhütte, das Herrenhaus, den noch funktionsfähigen Althammer mit seinen wasserradgetriebenen Schwanzhämmern und Wohnhäuser der Arbeiter. Zur Komplettierung des Denkmalkomplexes gehören vielfältige Freizeitmöglichkeiten: kleine Geschäfte, das Hotel Saigerhütte mit dem Restaurant Hüttenschänke (in den historischen Gebäuden Hüttenschänke und Haus des Anrichters), eine Bowlingbahn und die Spiel- und Erlebniswelt Stockhausen.
Das am Markt in einem Gebäude des ehemaligen Rittergutes befindliche Museum zeigt Dauerausstellungen zur Stadt- und Wirtschaftsgeschichte sowie der Volkskunstentwicklung. Die Exponate umfassen unter anderem eine Bauernstube aus der Zeit um 1800 sowie eine über drei Meter hohe Weihnachtspyramide. Gedenkstätten
Europäische SchmiedestadtOlbernhau ist Mitglied im Ring der Europäischen Schmiedestädte, der sich zum Ziel gesetzt hat, die regionale Vielfalt des Schmiedehandwerks und der Metallgestaltung in der globalen Einheit Europas auf allen Ebenen zu fördern. Theater
SportOlbernhau verfügt über folgende Sportanlagen
In Olbernhau beheimatete Sportvereine sind
Regelmäßige Veranstaltungen
Wirtschaft und InfrastrukturDie Waffenherstellung von Olbernhau war vom 16. Jahrhundert bis 1828 ein wirtschaftlicher Faktor der „Olbernhauer Gewehrindustrie“ im Ort. Die Ursprünge der Saigerhütte finden 1527 bei der Gründung von Hans Lienhart. Später war sie im Besitz der Familie Uthmann und wurde 1567 vom Kurfürsten August erworben. Mit Protektion des Kurfürsten wurde die Waffenherstellung in Olbernhau ausgebaut.[12] Vorrangig durch die Saigerhütte begründet und fortgeführt durch die Sächsischen Kupfer- und Messingwerke F. A. Lange bzw. den VEB Blechwalzwerk Olbernhau, hat sich Olbernhau im Laufe der Jahrhunderte zum wirtschaftlichen Herzstück der Gegend entwickelt. Ein wichtiger Arbeitgeber in der Stadt ist Wätas Wärmetauscher Sachsen GmbH, ein Erzeugerunternehmen für Wärmetauscher zur Rückgewinnung von Energie. Dieser Betrieb ist der derzeitige Hauptsponsor des Fußball-Zweitligisten FC Erzgebirge Aue. VerkehrDurch Olbernhau führen die Silberstraße und die Deutsche Alleenstraße. BahnverkehrDer Bahnhof Olbernhau hat eine wechselvolle Verkehrsgeschichte:
BusverkehrDer Olbernhauer Busbahnhof wird vom Regionalverkehr Erzgebirge angefahren. Medizinische VersorgungDas Klinikum Mittleres Erzgebirge als Krankenhaus der Regelversorgung hat neben dem Hauptstandort in Zschopau eine Filiale in Olbernhau. Das Haus in Olbernhau hat 100 Betten. BildungAllgemeine Bildung
Schulen in Olbernhau
Quelle Schulen in Olbernhau:[13] PersönlichkeitenLiteratur
WeblinksCommons: Olbernhau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Olbernhau – Reiseführer
Wikisource: Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Olbernhau – Quellen und Volltexte
Einzelnachweise
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