Schlettau ist eine Kleinstadt im Erzgebirgskreis in Sachsen. Die Stadt Schlettau bildet zusammen mit der Stadt Scheibenberg die Verwaltungsgemeinschaft Scheibenberg-Schlettau. Die erfüllende Gemeinde ist die Stadt Scheibenberg.
Die Stadt liegt an der Mündung der Roten Pfütze in die Zschopau.
Im Osten grenzt Annaberg-Buchholz an die Stadt, im Südosten Sehmatal, im Süden Crottendorf, im Südwesten Scheibenberg, im Westen Elterlein und im Norden Tannenberg. Nördlich davon schließt sich das frühere Waldhufendorf Dörfel an, welches seit dem 1. Oktober 1996 als Ortsteil Dörfel zu Schlettau gehört.
Geschichte
Entwicklung zu einer Siedlung
Zum Schutz des Überganges über die Zschopau und als Wegestation zum Preßnitzer Pass ließen die Landesherren um 1100 ein Kastell anlegen. Das Gebiet gehörte den Schönburgern und oblag der Oberhoheit des böhmischen Königs. Am 13. März 1351 erhielten Friedrich und Bernhard von Schönburg Hassenstein (Hasištejn), Preßnitz und Schlettau, das in der Urkunde erstmals überhaupt Erwähnung findet (unter dem Namen Sleten oder Slatin), als Lehen. Am 20. März 1413 kam Schlettau in einem Tauschgeschäft zum Kloster Grünhain. Im Jahr 1367 wurde Schlettau oppidum genannt. Mitte des 15. Jahrhunderts wurden die ersten städtischen Rechte belegt.
1515 wurde Schlettau freie Bergstadt. 1527/1529 führten Balthasar Loy und Johannes Bock in der Region die Reformation durch. Mit der damit verbundenen Auflösung des Klosters Grünhain gelangte Schlettau unter wettinische Herrschaft. Aufgrund der verkehrswichtigen Lage kam es im Dreißigjährigen Krieg mehrfach zum Durchzug plündernder Truppen.
Ab 1725 begannen die Siedler mit dem Kartoffelanbau auf Schlettauer Fluren. Als das Schloss ab Mitte des 18. Jahrhunderts nicht mehr genutzt wurde, verfiel es in zunehmendem Maße. Erst Ende des 19. Jahrhunderts erfolgten umfangreiche Renovierungsarbeiten. Bis dahin hatten Teile des Schlosses als Fabrikgebäude Verwendung gefunden.
1889 erfolgte mit der Eröffnung der Bahnstrecke Annaberg-Buchholz Süd–Schwarzenberg der Anschluss an das Bahnnetz. 1930 ging das Schloss Schlettau in den Besitz der Stadt über.
19. und 20. Jahrhundert
Am 1. Oktober 1996 erfolgte die Eingemeindung von Dörfel.[2]
Einwohnerentwicklung
Am 3. Oktober 1990 zählte Schlettau 2.985 Einwohner. Folgende Einwohnerzahlen beziehen sich auf den 31. Dezember des voranstehenden Jahres:
1993 bis 1997
1993 – 2.844
1994 – 2.823
1995 – 2.820
1996 – 2.854
1997 – 2.794
1998 bis 2002
1998 – 2.789
1999 – 2.790
2000 – 2.799
2001 – 2.787
2002 – 2.772
2003 bis 2007
2003 – 2.753
2004 – 2.758
2005 – 2.732
2006 – 2.705
2007 - 2.691
ab 2009
2009 - 2.598
2012 - 2.468
2013 - 2.456
Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen
Religion
52 % der Einwohner von Schlettau sind evangelisch, nur 1 % katholisch.[3]
Conny Göckeritz (Grüne) setzte sich bei der Bürgermeisterwahl am 7. Juni 2015 mit 67,9 Prozent gegen den damaligen Amtsinhaber Axel Bräuer (CDU) durch. Göckeritz ist der erste Bürgermeister von Bündnis 90/Die Grünen im Erzgebirge und im Freistaat Sachsen der zweite, seit Erich Homilius 1994 Bürgermeister von Hohenstein-Ernstthal wurde.[7]
Partnerstadt ist Místo (Platz) in Tschechien (seit 2004)
Städtefreundschaft besteht mit Schnaittach (Mittelfranken)
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Durch die Stadt führt die Ferienstraße Silberstraße.
Das bekannteste Tourismusziel ist das Schloss Schlettau. Im darin seit der DDR-Zeit untergebrachten Museum werden unter anderem historische Exponate der Posamentenherstellung, die in Schlettau heimisch war, gezeigt.
Im Zentrum der Stadt steht eine restaurierte Kursächsische Postmeilensäule vor dem Reut(h)erhaus. Das ist ein Barockbau aus dem Jahr 1701 am Schloßplatz.
Nicht unerwähnt soll bleiben, dass im direkten Zentrum des Ortes noch zahlreiche Wohnbauten aus dem 17. und 18. Jahrhundert erhalten sind, die im 21. Jahrhundert vom Sächsischen Denkmalamt unter Denkmalschutz gestellt wurden.
Das Ortsrathaus (Adresse Markt 1), mit einem kleinen Uhrentürmchen, einem schiefergedeckten Dach und eher in den Formen einer Kirche ausgeführt, ist eine Außenstelle der erfüllenden StadtgemeindeScheibenberg.[14]
Am Naturschutzzentrum steht ein Gedenkstein für einen namentlich bekannten sowjetischenZwangsarbeiter, der wegen praktischer Lebenshilfe für seine Leidensgenossen von zwei Polizisten 1945 ermordet wurde.
Größter Betrieb des Ortes ist ein Steinbruch zur Gewinnung von Zweiglimmergneis.
In Schlettau wird exklusiv der Kräuterschnaps Grubenfeuer hergestellt.
Der Ort ist auch für die Tradition des Klöppelns bekannt.
Verkehr
Schlettau liegt an der Bundesstraße 101. Die alte Wegverbindung zum Preßnitzer Pass vom Kloster Grünhain hat heute keinerlei überregionale Bedeutung mehr.
Auf der durch die Stadt führenden Bahnstrecke Annaberg-Buchholz–Schwarzenberg (- Aue) wurde 1997 der Personenverkehr eingestellt, die Strecke wird lediglich mehrmals im Jahr von dem Verein Sächsischer Eisenbahnfreunden (VSE) in Schwarzenberg bei Sonderfahrten befahren (Erzgebirgische Aussichtsbahn). Einst lag hier der Ausgangspunkt der Stichstrecke nach Crottendorf, welche bis Walthersdorf die Trasse nach Annaberg-Buchholz benutzte.
Stadtverwaltung Schlettau: Festschrift zur ersten urkundlichen Erwähnung der Stadt Schlettau vor 650 Jahren – Chronik der Stadt Schlettau 1351–2001. Verlag Bergstraße: Annaberg-Buchholz, 2001.
Von Annaberg bis Oberwiesenthal (= Werte der deutschen Heimat. Band 13). Schlettau, Krs. Annaberg. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1968, S. 106–112.
Richard Steche: Schlettau. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 4. Heft: Amtshauptmannschaft Annaberg. C. C. Meinhold, Dresden 1885, S. 86.
Schlettau, in: Max Grohmann: Das Obererzgebirge und seine Städte. Graser, Annaberg 1903.
Johann Gottfried Gehlofen: Chronik der Stadt Schlettau. Schlettau 1867. (Digitalisat)
Schlettau bei Annaberg. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 10. Band. Schumann, Zwickau 1823, S. 345–353.
Otto Fritsch: Ortschronik der Stadt Schlettau im Erzgebirge, maschinenschriftlich 09.07.1975, (im Hauptstaatsarchiv Dresden)
Walter Fritsch: Besiedlung und Frühgeschichte der Schlettauer Pflege", In: Erzgebirgische Heimatblätter, Olbernhau 3 (1981) 5, S. 112–114
Leo Bönhoff: „Die Herrschaft Schlettau im Mittelalter (eine erzgebirgische Geschichtsskizze)“, In: Obererzgebirgische Zeitung, 1907, Beilage Nr. 165, 167, 169
Leo Bönhoff: „Schlettau – Streiflichter auf seine mittelalterliche Geschichte.“ In: Glückauf LXI (1941), S. 69–73.
A. Heinecke: „Schlettau im Erzgebirge“, In: Glückauf XXII (1902), S. 53-57 und 74-76.