Leichtathletik-Europameisterschaften 1966
Die 8. Leichtathletik-Europameisterschaften fanden vom 30. August bis zum 4. September 1966 in der ungarischen Hauptstadt Budapest statt. Mit Ausnahme des Marathonlaufs und der Gehwettbewerbe wurden die Wettkämpfe im Népstadion ausgetragen. TeilnehmerDie Teilnahme der DDR unter eigener Flagge war bis kurz vor Beginn der Wettkämpfe umstritten. Die bundesdeutschen Athleten wurden von Politikern der Bundesrepublik Deutschland sogar zu einem Boykott der Europameisterschaften gedrängt. Der Vorsitzende des Deutschen Leichtathletik-Verbands DLV Max Danz hielt jedoch an der Teilnahme der Athleten seines Verbandes fest. Einen Boykott sollte es dann auf der Grundlage anderer Konstellationen bei den folgenden Europameisterschaften 1969 in Athen geben.[1] WettbewerbeBei diesen Europameisterschaften gab es keine Änderungen im Wettkampfprogramm. Das sollte sich ab 1969 bei den nachfolgenden Meisterschaften wieder ändern. Im Angebotskatalog für die Frauen gab es noch erheblichen Nachholbedarf und das Frauenprogramm wurde in den kommenden Jahrzehnten sukzessive erweitert, bis es dem der Männer weitgehend entsprach. Problemfeld GeschlechtsstatusDiskussionen gab es um die Frage des Geschlechtsstatus: Sind alle Sportlerinnen, die bei den Frauenwettkämpfen antreten, tatsächlich, Frauen? Es hatte in der Vergangenheit vor allem bei zwei sowjetischen Sportlerinnen, den überaus erfolgreichen Geschwistern Tamara und Irina Press, Zweifel gegeben. Die beiden stellten sich den neu eingeführten Geschlechtstests (auch als „Sextests“ bezeichnet) nicht, nahmen somit an diesen Europameisterschaften nicht teil und tauchten von da an nie mehr bei Wettkämpfen auf.[2] Mit der hier ebenfalls stark auftretenden Polin Ewa Kłobukowska war eine weitere Athletin von diesen Geschlechtstests betroffen. Sie passierte die Überprüfung bei diesen Europameisterschaften ohne Beanstandung, wurde allerdings im Jahr 1967 im Rahmen des Europacups aufgrund ihrer Geschlechtschromosome als Hermaphrodit eingestuft. Dies hatte zur Folge, dass sie von da nicht mehr an Wettbewerben teilnehmen konnte. 1969 strich der Weltleichtathletikverband (damals IAAF) nachträglich alle Weltrekorde, an denen Ewa Kłobukowska beteiligt war. Ihre errungenen Titel und Medaillen durfte sie dagegen behalten. Zur Einordnung dieser Fakten gehört allerdings auch die Tatsache, dass die betroffene Sportlerin später heiratete und einen Sohn gebar.[3][4] Sportliche LeistungenGleich bei ihrer ersten Teilnahme als eigener Verband wurde die DDR mit acht EM-Titeln erfolgreichste Nation. Die Sowjetunion hatte ihre alleinige Vormachtstellung der letzten Jahre in Europa eingebüßt. Hinter der DDR folgten Polen mit sieben EM-Titeln, die UdSSR (sechs Titel) und Frankreich (vier). Bei den einzelnen Sportlern lag das Leistungsniveau hoch. Welt- und Europarekorde gab es diesmal zwar nicht, aber es wurden zahlreiche Meisterschafts- und Landesrekorde neu aufgestellt oder egalisiert.
Resultate Männer100 m
Finale: 31. August Wind: −0,6 m/s 200 m
Finale: 2. September Wind: ±0,0 m/s 400 m
Finale: 1. September 800 m
Finale: 4. September 1500 m
Finale: 1. September Bodo Tümmler bezwang den Europarekordinhaber Michel Jazy und Harald Norpoth. 5000 m
Finale: 4. September Michel Jazy siegte vor Harald Norpoth – wie auf dem Foto rechts in einem Rennen von 1963. 10.000 m
Datum: 30. August Marathon
Datum: 4. September 110 m Hürden
Finale: 4. September Wind: −0,2 m/s 400 m Hürden
Finale: 2. September 3000 m Hindernis
Finale: 3. September 4 × 100 m StaffelFinale: 4. September 4 × 400 m StaffelFinale: 4. September 20 km Gehen
Datum: 30. August 50 km Gehen
Datum: 3. September Hochsprung
Finale: 1. September Stabhochsprung
Finale: 2. September Weitsprung
Finale: 31. August Nach seinem Olympiasieg 1964 errang Lynn Davies mit seinem letzten Sprung nun auch den EM-Titel. Dreisprung
Finale: 4. September Kugelstoßen
Finale: 1. September Diskuswurf
Finale: 31. August In der Qualifikation am 30. August erzielte der im Finale neuntplatzierte sowjetische Werfer Witautas Jaras mit 57,54 m einen neuen Meisterschaftsrekord. Hammerwurf
Finale: 4. September Speerwurf
Finale: 2. September Zehnkampf
Datum: 31. August / 1. September Gewertet wurde nach der Punktetabelle von 1964. Zur Orientierung und Einordnung der Leistungen sind zum Vergleich die nach heutigem Wertungssystem von 1985 erreichten Punktzahlen mitaufgeführt. Danach wären die Plätze zwei und drei umgekehrt vergeben worden. Aber diese Vergleiche sind nur Anhaltswerte, denn als Grundlage müssen die jeweils unterschiedlichen Maßstäbe der Zeit gelten. Resultate Frauen100 m
Finale: 31. August Wind: −1,1 m/s Einen Doppelsieg für Polen mit klarem Vorsprung gab es im Sprint mit Ewa Kłobukowska (Foto rechts) als Europameisterin. In der Vorrunde und im Halbfinale hatte die neue Europameisterin den Meisterschaftsrekord von 11,4 s bei jeweils Windstille zweimal egalisiert. Im Finale führte der Gegenwind von 1,1 m/s mit dazu, dass es keine Verbesserungen oder weitere Egalisierungen des EM-Rekords gab. 200 m
Finale: 2. September Wind: ±0,0 m/s Irena Kirszenstein – spätere Irena Szewińska – errang hier die Titel über 200 m, 4 × 100 m und im Weitsprung. 400 m
Finale: 1. September 800 m
Finale: 4. September Vera Nikolić (Foto rechts) gewann den 800-Meter-Titel in einem hochklassigen Wettbewerb. 80 m Hürden
Finale: 4. September Wind: +0,2 m/s 4 × 100 m StaffelFinale: 4. September Hochsprung
Finale: 4. September Weitsprung
Finale: 3. September Kugelstoßen
Finale: 30. August Diskuswurf
Finale: 1. September Speerwurf
Finale: 3. September In der Qualifikation am 2. September hatte Europameisterin Marion Lüttge mit 59,70 m einen neuen Meisterschaftsrekord aufgestellt, der gleichzeitig auch ein deutscher Rekord war. Fünfkampf
Datum: 31. August / 1. September Gewertet wurde nach der 1962 modifizierten Fünfkampf-Tabelle. Zur Orientierung und Einordnung der Leistungen sind zum Vergleich die nach heutigem Wertungssystem von 1985 für den Siebenkampf erreichten Punktzahlen mitaufgeführt. Danach hätte einige abweichende Platzierungen gegeben. Aber diese Vergleiche sind nur Anhaltswerte, denn als Grundlage müssen die jeweils unterschiedlichen Maßstäbe der Zeit gelten. Weblinks
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Einzelnachweise
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