Karl-May-Spiele Bad SegebergDie Karl-May-Spiele Bad Segeberg finden seit 1952 jährlich von Ende Juni bis Anfang September im Kalkbergstadion in Bad Segeberg statt. Jedes Jahr wird dort ein Freilichttheaterstück nach einer Vorlage von Karl May aufgeführt. GeschichteDas KalkbergstadionGips-Abbau am KalkbergBis 1931 wurden im Tagebau des Kalkberges Millionen Kubikmeter an Gips abgebaut. Durch den Tagebau wurde aus dem einst 110 Meter hohen Berg ein 91 Meter hoher Berg, an dessen Fuße sich nach dem Ende des Tagebaus eine riesige Grube befand.[1] Nordmark-FeierstätteDer damalige Bürgermeister von Bad Segeberg, Eberhard Jeran, bewarb sich nach dem Ende des Tagebaus um den Bau einer NS-Versammlungsstätte im alten Tagebau. Auch der Ort Haithabu bewarb sich um den Bau der NS-Stätte. Jedoch erhielt Bad Segeberg den Zuschlag, wodurch die Bauarbeiten für das Kalkbergstadion am 27. Mai 1934 begannen. Die Feierstätte sollte ursprünglich innerhalb von 2 Jahren fertiggestellt werden, jedoch kamen Probleme auf, wie die aus Berlin geforderten Sitzreihen, die im Gestein befestigt werden sollten. Dieses musste jedoch auf Grund des Gips-Materials des Kalkbergs aus Schlesien angefordert werden. Dadurch blieb die Stadt Bad Segeberg auf hohen Kosten sitzen, für die sie ursprünglich Unterstützung aus Berlin zugesagt bekommen hatte. Das Stadion wurde am 10. Oktober 1937 durch den Reichspropagandaminister Joseph Goebbels mit 20.000 Zuschauern eingeweiht. Nach der Einweihung wurde das Stadion jedoch nur wenig genutzt. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges nutzte die Hitlerjugend das Stadion vereinzelt für Versammlungen und Fahnenweihen. Dies hatte ein Ende, als am 8. Mai 1945 die britischen Truppen im Stadion ihren Sieg über die Nazis feierten.[1] NachkriegszeitNach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Kalkbergstadion für Veranstaltungen genutzt, wie einer Boxveranstaltung am 6. Oktober 1945, der ersten richtigen Veranstaltung nach Kriegsende, bei der Max Schmeling Ringrichter war. Das Event zog 12.000 Zuschauer nach Bad Segeberg. Dadurch erwies sich das Potenzial des Kalkbergstadions als Veranstaltungsort.[1] Karl-May-SpieleAnfänge in den 1950er und 1960er Jahren1950 unterbreitete der Intendant der Lübecker Bühnen, Robert Ludwig, der Stadtverwaltung von Bad Segeberg den Vorschlag, Karl Mays Abenteuerromane als „Karl-May-Spiele“ im Kalkbergstadion zu veranstalten. Eine Hamburger Theatergruppe machte der Stadt den Vorschlag, die Nibelungen-Sage am Kalkberg zu inszenieren. Robert Ludwig konnte die Kommunalpolitiker überzeugen und durch einen Zuschuss der Stadt Bad Segeberg von 25.000 DM fanden in enger Zusammenarbeit mit dem Karl-May-Verlag in Bamberg vom 16. August bis 9. September 1952 die ersten Karl-May-Spiele, damals noch unter dem Namen „Winnetou-Festspiele“, statt. 98.400 Besucher kamen bei 15 Vorstellungen an den Kalkberg, bei denen Hans-Jürgen Stumpf als erster Winnetou am Kalkberg auftrat. Nach dem Ende der ersten Saison stand für Robert Ludwig fest, dass die Karl-May-Spiele weitergehen werden. Über mehrere Jahre hinweg wurden verschiedene Erzählungen von Karl May am Kalkberg aufgeführt.[1][2] Dabei wurden die ersten zwei Jahrzehnte insbesondere von Wulf Leisner geprägt, der von 1954 bis 1970 durchgehend in 17 Spielzeiten als Regisseur und Intendant fungierte und neben Wild-West-Aufführungen auch sechs Balkan- und Orientstücke auf die Bühne brachte (z. B. Hadschi Halef Omar oder In den Schluchten des Balkan). Als Winnetou-Darsteller etablierte er Heinz-Ingo Hilgers (ab 1961 sieben Mal in dieser Rolle). Hilgers, von dem Fotos im Winnetou-Kostüm auf der Kalkberg-Bühne die Cover mehrerer Europa-Hörspiel-Alben zierten, war daher auch in der engeren Auswahl für die Rolle des Apachen-Häuptlings im Rialto-Kinofilm Der Schatz im Silbersee von Produzent Horst Wendlandt. Doch das Einladungsschreiben zum Vorsprechen erreichte Hilgers nicht rechtzeitig. Angeblich hatten die Segeberger Stadtväter es zurückgehalten, befürchtend, sonst Hilgers als Hauptdarsteller der Festspiele zu verlieren.[3] Die Kinorolle bekam dann Pierre Brice, der ab 1988 auch in Bad Segeberg den Winnetou spielte (siehe unten). FernsehübertragungenAuf Initiative des NWDR-Redakteurs Udo Langhoff wurde von 1957 bis 1981 jährlich eine gekürzte TV-Fassung der jeweiligen Inszenierung im Nachmittagsprogramm der ARD übertragen. 1998 bis 2010 zeigte der Norddeutsche Rundfunk jeweils eine Aufführung in seinem Dritten Fernsehprogramm.[4][5] Pierre Brice am Kalkberg in den 1980er JahrenWegen zu hoher Kosten durch die Karl-May-Spiele für die Stadt wurde die Kalkberg GmbH gegründet, deren Geschäftsführer damals Ernst Reher war. Diese wurde in den 1980er Jahren mit der Durchführung der Karl-May-Spiele beauftragt. Zu dieser Zeit wurde der Schauspieler Klaus-Hagen Latwesen, der schon mehrfach (erstmals 1965; 1973 und 1975 als "Winnetou") in Segeberg mitgewirkt hatte, zum Winnetou-Hauptdarsteller, Regisseur, Buchautor und Intendant in Personalunion (ab 1981). Latwesen setzte auf actionreiche Inszenierungen unter Nutzung der ganzen Arena einschließlich des Zuschauerraumes und steigerte in den Spielzeiten 1983 bis 1986 die Zuschauerzahlen. 1988 gab Pierre Brice sein Debüt als Winnetou am Kalkberg, den er bereits in den Karl-May-Verfilmungen gespielt hatte. Durch Brice hatten die Spiele einen jährlichen Ansturm von Besuchern. Im ersten Jahr, 1988, lag die Besucherzahl bei 251.554 und somit erstmalig über 200.000 für die Karl May Spiele. 1990 hatten die Spiele erstmals eine Besucherzahl über 300.000. Gojko Mitić am Kalkberg ab 19921992 gab Gojko Mitić, der „Winnetou des Ostens“, sein Debüt als Winnetou am Kalkberg. Die Besucherzahlen lagen zwar in den ersten Jahren nach seinem Debüt deutlich unter denen von Pierre Brice. Diese stiegen jedoch ab 2001 wieder an und befanden sich wieder knapp unter 300.000. 2003 stellte Gojko Mitić seinen persönlichen Besucherrekord von 289.897 Besuchern auf. Im Jahre 2006 spielte Mitić zum letzten Mal den Winnetou am Kalkberg, somit hält er mit 15 Spielzeiten als Winnetou bis heute (Stand: 2023) den Rekord mit den meisten Spielzeiten als Winnetou-Darsteller. Zeit nach den bekanntesten Winnetou-DarstellernDer Nachfolger von Gojko Mitić wurde von 2007 bis 2012 Erol Sander. Im Jahre 2009 gab es einen neuen Besucherrekord für mit über 320.000. Die Besucherzahlen blieben bis 2012 beständig um 300.000. Auf Sander folgte von 2013 bis 2018 Jan Sosniok als Winnetou am Kalkberg.[6] In seinem ersten Jahr, in dem auch Gojko Mitić als Winnetous Vater, Intschu-tschuna, an den Kalkberg zurückkehrte, gab es einen neuen Besucherrekord von 322.424. In den Folgejahren wurden jährlich neue Besucherrekorde aufgestellt. In der letzten Saison von Sosniok, 2018, kamen 388.910 Zuschauer an den Kalkberg. Ab 2019 übernahm Alexander Klaws die Rolle des Winnetou.[7] Klaws war bereits 2017 als Old Surehand an der Seite von Jan Sosniok am Kalkberg aufgetreten. Mit Klaws als Winnetou überschritten die Karl-May-Spiele in der Saison 2019 erstmals die 400.000-Besucher-Marke.[8] Nach der Inszenierung 2019 verabschiedete sich der langjährige Regisseur Norbert Schultze junior von den Karl-May-Spielen. 2020 und 2021 mussten auf Grund der COVID-19-Pandemie die Karl-May-Spiele abgesagt werden.[9][10] Als Ersatz-Veranstaltung fand 2021 ein Live-Hörspiel mit dem Namen Winnetou – Das Gold der Rocky Mountains im Indian-Village statt. 2022 erzielten die Karl-May-Spiele mit Alexander Klaws als Winnetou ein weiteres Mal einen neuen Besucherrekord. Mit 406.925 Zuschauern konnte die Besucherrekordmarke von 1980 aus Elspe übertroffen werden.[11] Im Jahr 2023 wurde dieser Wert ein weiteres Mal übertroffen, da insgesamt 430.321 Zuschauer zum Kalkberg kamen, und damit wurde zum neunten Mal in Folge ein Besucherrekord aufgestellt.[12] MitwirkendeDie Karl May Spiele beschäftigen rund 35 Statisten, 12 Schauspieler, 12 Pferde, 8 Stuntleute und weitere Mitarbeiter hinter den Kulissen. Das Casting der Statisten findet Anfang April des jeweiligen Jahres statt. HauptdarstellerDie Hauptrolle des Winnetou bzw. des Hadschi Halef Omar wurde bisher von 19 Schauspielern (Stand: 2023) verkörpert.
1 Sascha Hödl vertrat 2022 krankheitsbedingt Alexander Klaws in einigen Vorstellungen. Gaststars1976 war Raimund Harmstorf der erste Gaststar am Kalkberg. Nach Harmstorf traten bis 1988 nur selten Gaststars am Kalkberg auf. Seit dem Debüt von Pierre Brice 1988 gehören Gaststars jährlich als fester Bestandteil zum Ensemble.
2 Sascha Hehn und Katy Karrenbauer waren bereits für die Saison 2020 in den Rollen des Grinley und der Rosalie Ebersbach angekündigt. Nach Absage der Saison blieben beide für 2021 im Ensemble. Nach erneuter Absage hatten beide ihre Debüts 2022 am Kalkberg. Übersicht der Inszenierungen
3 Krankheitsbedingt musste Alexander Klaws in 12 Vorstellungen durch Sascha Hödl vertreten werden. Weitere Inszenierungen in Bad Segeberg
Dokumentationen
TriviaDas Kalkbergstadion in Bad Segeberg (Schleswig-Holstein) ist eine von mehreren Spielstätten, an denen regelmäßig Karl-May-Festspiele stattfinden. Literatur
WeblinksCommons: Karl-May-Spiele Bad Segeberg – Sammlung von Bildern
Einzelnachweise
Koordinaten: 53° 56′ 8″ N, 10° 19′ 3″ O |