Wulf LeisnerWulf Leisner (* 21. April 1907 in Itzehoe; † 20. September 1977 in Krefeld) war ein deutscher Dramaturg, Regisseur, Bühnenautor und langjähriger Intendant der Landesbühne Schleswig-Holstein sowie der Karl-May-Spiele Bad Segeberg. Leben und WirkenVor dem Segeberger EngagementIm April 1907 in Itzehoe geboren, fing Wulf Leisner als Journalist beim Hamburger Fremdenblatt und beim Hamburger Anzeiger an. Schon bald kam er mit dem Theater in Kontakt, und man bemerkte sein Talent und seine Fähigkeiten, so dass er sich schließlich als Dramaturg des Thalia Theater (Hamburg) wiederfand. In Königsberg, Osnabrück und Lübeck fand Leisner meist als Oberspielleiter Beschäftigung, bis er in Lübeck die Komödie als Kammerspiel gründete, woraus die Landesbühne Schleswig-Holstein entstand, mit der er viele Jahre den Bad Segeberger Kalkfelsen bespielen sollte. Zehn Jahre lang, von 1949/50 bis 1958/59, war Leisner Intendant der Landesbühne Schleswig-Holstein mit Sitz in Rendsburg. Vorwurf des AntisemitismusAndrew G. Bonnell behauptete 2008: „In seiner Geschichte des Theaters in Nazi-Deutschland hebt Bogusław Drewniak die Lübecker Inszenierung (sc. des Stückes ‚Der Kaufmann von Venedig‘) von Wulf Leisner hervor, die im Monat der ‚Reichskristallnacht‘ Premiere hatte und eine der ungeheuerlichsten antisemitischen der NS-Zeit war. Das deutsche Shakespeare-Jahrbuch beschränkte sich darauf zu kommentieren, dass die Produktion im Gegensatz zu ‚dem früheren Brauch der Apologie des Juden‘ stand, und betonte stattdessen den ‚Ton des hintergründigen Lustspiels‘ im Stück.“[1] Bogusław Drewniak hatte 1983 geschrieben: „Inszenierungen des ‚Kaufmann‘ als antisemitisches Propagandawerk erfolgten auch unter Wulf Leissner (sic!) in Lübeck (November 1938), Otto Kirchner in Aachen (März 1940), am privaten Berliner Rose-Theater und in Göttingen (1942).“ Als „berüchtigste“ und „von der demokratischen Welt scharf verurteilte Aufführung“ hob er eine andere, nämlich die von Lothar Müthel im Wiener Burgtheater 1943 präsentierte, hervor.[2] Im zitierten Shakespeare-Jahrbuch Band 76 (1940) 247 steht wörtlich: „Bei allen Inszenierungen des ‚Kaufmann von Venedig‘ war die Spielleitung übereinstimmend bemüht, die Gestalt des Shylock – entgegen dem früheren Brauch der Apologie des Juden – in das Ensemble einzuordnen und das Stück auf den Ton des hintergründigen Lustspiels zu stimmen (Lübeck Nov. 1938, Regie: Wulf Leisner; Reichenberg Jan. 1940, Regie: Friedrich Neubauer; Aachen Mai 1940, Regie: Otto Kirchner).“ Es ist durchaus zweifelhaft, ob das alles für die schwerwiegende Beurteilung der Leisnerschen Aufführung als „eine der ungeheuerlichsten antisemitischen Inszenierungen der NS-Zeit“ reicht. Leisners Theater-Engagement in den Folgejahren spricht eher für das Gegenteil. Lübecker KomödieWulf Leisner, Oberspielleiter am Stadttheater Lübeck, rief 1945 die „Landesbühne Lübeck“ ins Leben und entwickelte 1947 daraus die legendäre „Komödie“. Die neugeschaffene Landesbühne hatte am 11. Oktober 1945 mit Kleists „Zerbrochenem Krug“ im Travemünder Kursaal Premiere. Schillers „Kabale und Liebe“ wurde gespielt, Hauptmanns „Biberpelz“ kam heraus, dazu gab es, gut gemischt, „Raub der Sabinerinnen“ und „Krach im Hinterhaus“. 23 Inszenierungen wurden in den Jahren 1945, 1946, 1947 geboten, mit Abstechern von Ahrensbök bis Timmendorf, Bargteheide bis Kücknitz, Ratzeburg bis Reinfeld. Am 16. Februar 1949 fand die angekündigte Uraufführung von Leisners „Ich bin kein Napoleon“ in der Komödie in Lübeck statt.[3] Landesbühne Schleswig-HolsteinLeisners Versuch, in Rendsburg eine Landesbühne ins Leben zu rufen, hatte Erfolg. Die Aufführungen fanden die Anerkennung des Publikums in Rendsburg und in den zunächst bespielten 12 Abstecherorten.[4] Im Verlauf der ersten zehn Jahre wurde die Landesbühne Schleswig-Holstein zu einem festen Bestandteil im kulturellen Leben des Landes. Die bewusste Klassikerpflege führte zu 22 Klassikeraufführungen in 10 Jahren. Leisner organisierte mehrere Uraufführungen. Besonders erfolgreich: „Die Gesellschaft der Gänseblümchen“ von Heinz Wunderlich sowie „Die hungrigen Götter“ von Hans Schubert. Zehn eigene Stücke und Neubearbeitungen von Intendant Leisner selbst waren ebenfalls auf dem Programm. Davon konnte „Don Quijote“ auch in Schweden gefallen. Aus den Programmblättern der ersten Spielzeit wurden in den darauffolgenden Jahren stattliche Monatshefte. Erste Organisation von Besucherringen und Theaterfahrten. Die Zahl der Besucher stieg von Jahr zu Jahr.[5] Karl-May-Spiele Bad SegebergSchwerpunkte seiner IntendanzLeisner setzte sich seit 1954 vehement für die Segeberger Spiele ein und versuchte, alle Möglichkeiten zu nutzen, um Mays Werke zu dramatisieren. Selbst Karl-May-Hörspiele entstanden unter seiner Regie. Dafür nahm er die Schauspieler kurzerhand mit ins Tonstudio. Für die nächsten 17 Jahre blieb Wulf Leisner in Bad Segeberg am Ruder – ein großer Gewinn für die Karl-May-Spiele. Leisner holte 1954 Hans Joachim Kilburger[6] als Old Shatterhand zurück auf die Freilichtbühne. Kilburger blieb bis 1959 im Sattel der Karl-May-Spiele. Ob als Shatterhand oder Kara Ben Nemsi – das Publikum liebte ihn, hatte er doch eine gewisse Ähnlichkeit mit Karl May, was natürlich besonders echt wirkte. Von 1954 bis 1970 schrieb Leisner für die Bühne in Bad Segeberg Textbücher, führte Regie und „entdeckte“ die prägendsten Darsteller (wie z. B. Heinz Ingo Hilgers für den Winnetou oder Harry Walther[7] für den Old Shatterhand bzw. Kara Ben Nemsi). 1955 brachte Leisner mit „Hadschi Halef Omar“ das erste Orientstück auf die Bühne. Später übernahmen andere Freilichtbühnen wie Elspe oder die Naturbühne am Blauen See in Ratingen seine Karl-May-Stücke. Inszenierungen
Beurteilung
– Nicolas Finke: Karl May am Kalkberg, 1999[18] Nach dem Segeberger EngagementNach seinem Weggang aus Bad Segeberg versuchte Leisner 1971, Karl-May-Spiele in Mülheim a. d. Ruhr (Freilichtbühne an der Dimbeck) auf die Beine zu stellen. Er inszenierte dort „Das Geheimnis der Bonanza“.[19] Der vielbeschäftigte Theaterkünstler, der sich in Krefeld niedergelassen hatte, starb im September 1977, nachdem ihm noch 1976 anlässlich des 25-jährigen Jubiläums am Kalkberg eine Ehrenmünze verliehen worden war.[20] Hörspiele
Werke (Textbücher)Als Autor
Als Co-AutorFolgende Textbücher schrieb Leiser gemeinsam mit Roland Schmid:
Als Bearbeiter
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
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