In der Buchausgabe wurde der Text in neun Kapitel geteilt. Die Textänderungen sind vergleichsweise gering.
Erstes Kapitel: Bloody-Fox
Zweites Kapitel: Der Schuß in die Stirn
Drittes Kapitel: Die beiden Snuffles
Viertes Kapitel: Eisenherz
Fünftes Kapitel: Ein Spion
Sechstes Kapitel: Geisterstunde
Siebentes Kapitel: Ben New-Moon
Achtes Kapitel: Im „Singenden Thale“
Neuntes Kapitel: Das Geisternest
Handlung
Die Geschichte, die in Nordamerika spielt, handelt von Banditen, die „Die Geier“[2] genannt werden. Das Wort Llano Estacado bedeutet abgesteckte Ebene (auf Englisch „Staked Plain“[3]). Um diese gefährliche „Wüste“ zu durchqueren, sind die meisten Leute auf die Pfähle, die den Weg durch die Ebene markieren, angewiesen. Die Geier setzen die Pfähle so um, dass Reisende ins Zentrum der Wüste geleitet werden und dort, vor Durst fast wehrlos, ausgeraubt werden. Verschiedene Helden versuchen, erst einzeln und dann zusammen, die Geier zu stoppen und eine große Karawane, die die Wüste durchkreuzen will, zu retten.
Wichtige Charaktere im Buch sind Die Snuffles[4], Eisenherz[5], Old Shatterhand, Winnetou und der Bärenjäger[6]. Der Geist des Llano Estacado ist scheinbar eine mystische Person, die Mörder, Diebe und andere böse Menschen mit einem Schuss durch die Stirn tötet. Da niemand die Person gesehen hat, entsteht eine Legende, dass es ein Geist sei, der die Wüste vor Bösem schütze.
In Helmers Home[7], am Rande des Llano, treffen sich allerhand Westmänner (Jemmy, Davy, Hobble-Frank, Juggle-Fred, Old Shatterhand). Später treffen sie auch noch auf Winnetou. Sie beschließen, gemeinsam einen Auswandererzug auf seinem Weg durch die Wüste vor den Schurken zu beschützen. Unterstützt werden sie von dem jungen Comanchen Schiba-bigk, der die Ermordung seines Vaters rächen will.
Die Llano-Geier werden einer nach dem anderen erwischt und getötet.
Der „Geist“ entpuppt sich als Bloody-Fox[8], der als Kind blutend und ohne Erinnerung im Llano neben seinen ermordeten Eltern gefunden wurde. Er kennt eine geheime Oase mitten im Llano, die den Ausgangspunkt seiner Rachezüge bildet.
Ausgaben
Zeitschriftenfassung
Die Jugenderzählung erschien von Februar bis September 1888 im zweiten, 52 Nummern umfassenden, Jahrgang dieser Zeitschrift unter dem fehlerhaften Titel Der Geist der Llano estakata. Das Versehen geht vermutlich auf den Verleger Wilhelm Spemann bzw. den Setzer zurück.[9] May schrieb korrekt „estakado“. (Der fehlerhafte Titel wurde in der Buchausgabe korrigiert.)
Im Gegensatz zum Vorgängerroman Der Sohn des Bärenjägers[10] wurde diese Jugenderzählung – aus Zeitgründen – nicht illustriert.
Buchausgaben
Für die Buchausgabe schlug Verleger Wilhelm Spemann May eine Verschmelzung der beiden Texte (Bärenjäger & Geist) vor. May lehnte das ab.[11]
Letztlich wurden nur geringfügige Änderungen vorgenommen, wobei bis heute nicht eindeutig geklärt werden konnte, ob sie vom Verlag oder von Karl May durchgeführt wurden. Neben der Aufteilung in neun Kapitel wurden einige Zeilen gestrichen. Die Änderungen betragen ca. fünf Buchseiten.
Hinweise zu den Streichungen enthält die Konkordanz im Reprint der Karl-May-Gesellschaft.
Da der Titel des Doppelbandes „Unter Geiern“ auch durch die gleichnamige Verfilmung sehr populär ist, nutzen Freilichtbühnen meistens diesen als Obertitel, wenn sie einen der beiden enthaltenen Einzelromane „Der Sohn des Bärenjägers“ oder eben „Der Geist des Llano estacado“ auf die Bühne bringen.
Die Illustrationen für die Buchausgabe unter dem Sammeltitel „Der Sohn des Bärenjägers“ (1890) stammen von Konrad Weigand. Bei einem der Bilder unterlief ihm dabei der Fehler, die Schurken Stewart und Burton als Indianer zu zeichnen. Daraufhin musste der Text angepasst werden. Die Änderungen nahm der Redakteur des „Guten Kameraden“ vor.[25]
Bernhard Kosciuszko: Karl May in der Schule. Bericht über eine Unterrichtsreihe in der Klasse 7 eines Gymnasiums. Zwei Teile. In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 54/1982 (Onlinefassung), S. 25 ff. und Nr. 55/1982 (Onlinefassung), S. 27 ff.
Helmut Schmiedt: Helmers Home und zurück. Das Spiel mit Räumen in Karl Mays Erzählung „Der Geist des Llano estakado“. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1982. (Onlinefassung)
Bernhard Kosciuszko: Helden des Westens. Vorschläge zu einer Interpretation. Sonderhefte der Karl-May-Gesellschaft 42/1983. (Onlinefassung)
Bernhard Kosciuszko: Der Geist des Llano estakado. In: Gert Ueding (Hrsg.): Karl-May-Handbuch. Verlag Königshausen & Neumann Würzburg 2001, ISBN 3-8260-1813-3, S. 273 f. (Auf S. 201 des Handbuches wird – wie in diesem Artikel – unterschieden zwischen dem Buchtitel Der Geist des Llano estakado und der Landschaft „Llano Estacado“!)
Wolfgang Hermesmeier, Stefan Schmatz: Entstehung und Ausbau der Gesammelten Werke. Eine Erfolgsgeschichte seit 110 Jahren, in: Der geschliffene Diamant, Bamberg-Radebeul 2003, ISBN 3-7802-0160-7, S. 341–486, hier bes. S. 396 ff.