Gerdt Hardorff wurde als Sohn des Schiffers und Kornhändlers Gerd Hardorff (* 1732) und dessen Frau Alheit, geborene Dreyer in Steinkirchen im Alten Land geboren.[1][2] Kurz vor 1780 zog der Vater mit seiner Familie nach Hamburg. Gerdt Hardorff hatte insgesamt sieben Geschwister.[3] Den ersten Zeichenunterricht erfuhr er ab 1783 bei Johann Anton Tischbein am Johanneum.[4] Anschließend besuchte er die Zeichenschule der Patriotischen Gesellschaft, an der 1784 mit einer Silbernen Medaille ausgezeichnet wurde.[3]
Von 1788 bis 1794 studierte er an der Dresdener Kunstakademie bei Giovanni Battista CasanovaPorträt- und Historienmalerei mit einem Stipendium der Patriotischen Gesellschaft.[5] Während des Studiums versammelten sich einige Maler um ihn, mit denen er eine Privat-Akademie gründete, die auf seinem Zimmer tagte, darunter Philipp Veith, Johann Christian Klengel und Johann Heinrich Menken. Man zeichnete Akt nach lebenden Modellen und betrieb, abweichend vom Akademiestudium, Studien in der Natur.[3] Im März 1794 errang Hardorff mit seinem Gemälde Kain, nach dem Brudermord bei der Akademieausstellung den 1. Preis.[3][5] Im selben Jahr wurde es auch in Hamburg ausgestellt.[1] Neben dem Kunststudium studierte er alte Literaturklassiker, wobei ihm sein Bruder Johann, der in Dresden als Professor für orientalische Sprachen wirkte, unterstützte.[3][1] Ein weiterer Bruder, Hinrich Andreas Hardorff (* ca. 1780) wurde ebenfalls Maler und Zeichner, blieb jedoch recht unbekannt.[6] Im Hamburger Adressbuch ist er von 1816 bis 1819 verzeichnet.[7] In Gerd Hardorffs Dresdener Zeit fallen auch die Bekanntschaften zu Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried Herder und Hanns Moritz von Brühl. Brühl versuchte Hardorff als Italienreisebegleitung für seinen Sohn Carl von Brühl zu gewinnen, was Hardorff aber ablehnte.[3][1]
1815 gab Hardorff eine erste Mappe mit Radierungen heraus.[8][17] 1825 porträtierte er den Maler Andreas Borum.[5] Das Ölgemälde ist heute Teil der Sammlung des Museums für Hamburgische Geschichte. In den 1820er Jahren schuf er fürs Johanneum Porträts von Johann Gottfried Gurlitt (1827) und Karl Friedrich Hipp. 1828/1829 malte er ein Porträt des Johanneumgründers Johannes Bugenhagen, das der Bürgermeister Martin Garlieb Sillem (1769–1835) in Auftrag gab und dem Johanneum zu dessen Dreihundertjahrfeier 1829 stiftete. Das Ölgemälde wurde mit 14 weiteren zwischen 1997 und 1999 restauriert und hängt heute in der Humanistengalerie des Rektoratsflurs im Johanneum. Im selben Flur hängt zudem Hardorffs Ölgemälde Vertreibung der Dominikaner aus dem Johannis-Kloster, das er ebenfalls anlässlich der Dreihundertjahrfeier malte.[4] Am 16. Mai 1834 starb Hardorffs erblindeter Sohn Gerdt.[8] Im späten Alter erblindete er selbst nach und nach, sodass er in den ersten Monaten des Jahres 1849 den Beruf des Zeichenlehrers an den beiden Schulen des Johanneums nicht mehr ausüben konnte und um seine Pensionierung anhalten musste, die ihm bei vollem Gehalt bewilligt wurde.[16][18] Hardorffs Adressen im Hamburger Adressbuch wechselten häufig. Von 1841 bis 1849 hatte er jeweils zwei Adressen. Ab 1850 nur noch eine, zudem ist keine Berufsbezeichnung mehr im Adressbuch angegeben. Wohnhaft war er ab da bis zu seinem Tode in der Drehbahn 44 in Hamburg-Neustadt. Sein Sohn Rudolf Hardorff hatte eine Zeit lang ebenfalls jeweils zwei Adressen, wobei er sich mit ihm ab 1845 eine davon teilte, zuletzt die Adresse Drehbahn 44.
Werke von Gerdt Hardorff befinden sich unter anderen in den Sammlungen der Hamburger Kunsthalle, des Museums für Hamburgische Geschichte, der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek, des Hamburger Johanneums, des Heine'schen Wohnstifts der Hartwig-Hesse-Stiftung,[21] der Hauptkirche Sankt Jacobi (zwei Gemälde befinden sich als Leihgabe in der St. Severini Kirche), des Schlosses Versailles und des Philadelphia Museums of Art.
Im Bereich des Althamburgischen Gedächtnisfriedhofs des Ohlsdorfer Friedhofs wird auf dem Sammelgrabmal Maler unter anderen an Gerdt Hardorff erinnert.
2019: Hamburger Schule – Das 19. Jahrhundert neu entdeckt (12. April bis 14. Juli), Hamburger Kunsthalle – Zwei Störe, um 1795, Öl auf Leinwand, 24,5 × 13,5 cm (Hamburger Kunsthalle, Inv.-Nr. HK-2749)
Johann Georg Meusel: Hardorf, (Gerdt). In: Teutsches Künstlerlexikon oder Verzeichniss der jetztlebenden teutschen Künstler, Meyer, Lemgo 1808, S. 352–353 (Digitalisat).
Nachruf auf Gerdt Hardorff in: Schulnachrichten. In: Zu der öffentlichen Entlassung ... in der Aula des Johanneums stattfinden wird, ladet im Namen sämmtlicher Lehrer ergebenst ein..., Hamburg 1865, S. 39–40 (Digitalisat).
Hardorff, Gerdt der Aeltere. In: Friedrich von Boetticher:Malerwerke des 19. Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte. Band 1/1, Bogen 1–30: Aagaard–Heideck. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1891, S. 461 (Textarchiv – Internet Archive).
Alfred Lichtwark: Gerdt Hardorff. In: Herrmann Kauffmann und die Kunst in Hamburg 1800–1850 (Originalausgabe 1893), Severus Verlag, Imprint vom Diplomica Verlag, 2013, S. 24, 62, 67. 68, 71 (Digitalisat).
Alfred Lichtwark: Gerdt Hardorff Der Ältere. In: Das Bildnis in Hamburg. 2. Band, Kunstverein in Hamburg, Hamburg 1898, S. 14–16, 79, 83–85, 103, 150, 175, 210, 214 (Textarchiv – Internet Archive).
Ernst Rump: Hardorff, Geerdt, d. ä. In: Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs, Altonas und der näheren Umgebung, Otto Bröcker & Co., Hamburg 1912, S. 53 (Textarchiv – Internet Archive).
Johannes Meyer: Hamburger Bildnisse, Vorwort von Alfred Lichtwark, Kunstverein in Hamburg, Otte Meissners Verlag, Hamburg 1913, S. 13, Bild S. 42 (Digitalisat).
Otto Hardorff: Die auf Hamburg bezüglichen Werke Gerdt Hardorffs und seiner Söhne Gerdt jr., Rudolph und Julius. In: Mitteilungen des Vereins für Hamburgische Geschichte, Band XIV, Heft 2, Nr. 5, Januar 1925, S. 161–165 (Digitalisat).
(Otto?) Hardorff: Gerdt Hardorff. Ein vergessener Hamburger Künstler. In: Das Johanneum – Mitteilungen des Vereins ehemaliger Schüler der Gelehrtenschule des Johanneums, Heft 33, 1. Dezember 1935, S. 224–226 (Digitalisat).
Gerrit Walczak: Das Gründerportrait des Johanneums von Gerdt Hardorff d.Ä. In: Das Johanneum – Mitteilungen des Vereins ehemaliger Schüler der Gelehrtenschule des Johanneums, Heft 1, 2000, S. 42–49 (Digitalisat).
Maike Bruhns: Hardorff, Gerdt d. Ä. In: Der neue Rump. Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs. Hrsg.: Familie Rump. Überarbeitete Neuauflage des Lexikons von Ernst Rump. Ergänzt und überarbeitet von Maike Bruhns, Wachholtz, Neumünster 2013, ISBN 978-3-529-02792-5, S. 176
Ulrich Schulte-Wülwer: Bendixen als Lehrer. In: Kieler Künstler – Band 1: Kunstleben und Künstlerreisen 1770–1870. Sonderveröffentlichungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte herausgegeben von Jürgen Jensen, Band 75, Boyens, Heide 2014, ISBN 978-3-8042-1406-4, S. 134–136.
Markus Bertsch, Iris Wenderholm: Hamburger Schule – Das 19. Jahrhundert neu entdeckt. Herausgegeben im Auftrag der Hamburger Kunsthalle, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2019, ISBN 978-3-7319-0825-8, S. 7, 19, 53, 61, 65, 69, 76, 81, 92, 124–125, 146–147, 478.
↑ abcdefgHardorff: Gerdt Hardorff. Ein vergessener Hamburger Künstler. In: Das Johanneum – Mitteilungen des Vereins ehemaliger Schüler der Gelehrtenschule des Johanneums, Heft 33, 1. Dezember 1935, S. 224–226 (Digitalisat)
↑ abcGerrit Walczak: Das Gründerportrait des Johanneums von Gerdt Hardorff d.Ä. In: Das Johanneum – Mitteilungen des Vereins ehemaliger Schüler der Gelehrtenschule des Johanneums, Heft 1, 2000, S. 40, 42–49 (Digitalisat)
↑ abcdMaike Bruhns: Hardorff, Gerdt d. Ä. In: Der neue Rump. Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs. Hrsg.: Familie Rump. Überarbeitete Neuauflage des Lexikons von Ernst Rump. Ergänzt und überarbeitet von Maike Bruhns, Wachholtz, Neumünster 2013, ISBN 978-3-529-02792-5, S. 176
↑Maike Bruhns: Hardorff, Hinrich Andreas. In: Der neue Rump. Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs. Hrsg.: Familie Rump. Überarbeitete Neuauflage des Lexikons von Ernst Rump. Ergänzt und überarbeitet von Maike Bruhns, Wachholtz, Neumünster 2013, ISBN 978-3-529-02792-5, S. 176.
↑ abcNachruf auf Gerdt Hardorff in: Schulnachrichten. In: Zu der öffentlichen Entlassung ... in der Aula des Johanneums stattfinden wird, ladet im Namen sämmtlicher Lehrer ergebenst ein..., Hamburg 1865, S. 39–40 (Digitalisat)
↑Erwähnt im dritten Abschnitt in Tag des offenen Denkmals am 09. September 2012: Heine´sches Wohnstift, Holstenwall 18, Hamburg auf der Website des Denkmalvereins Hamburg
↑Rita Bake: Ein Gedächtnis der Stadt. Nach Frauen und Männern benannte Straßen, Plätze, Brücken, Band 3, Stand: Dezember 2017, S. 633 (epub.sub.uni-hamburg.de PDF).