Die von Bugatti gefertigten Fahrzeuge gehörten zu den erfolgreichsten Rennwagen sowie den edelsten und besten Sportwagen und Limousinen ihrer Zeit und machten die Marke zu einer Legende. Der ursprüngliche Bugatti-Betrieb wurde nach dem Zweiten Weltkrieg eingestellt. Seitdem wurde die Marke dreimal neubelebt. Zunächst kaufte Hispano-Suiza, später in Messiere-Bugatti umbenannt, 1963 Bugatti. Das Unternehmen hatte seinen Sitz noch in Molsheim. Dann gründete Romano Artioli 1987 die Bugatti Automobili SpA in Italien und kaufte die Namensrechte an Bugatti. 1998 übernahm der Volkswagen-Konzern die Design- und Namensrechte. Seitdem existiert Bugatti weiter als Bugatti Automobiles S.A.S.
Der Bugatti Type 10 war ein Prototyp, den Ettore bereits entwarf, als er noch für Deutz arbeitete. Das erste Serienmodell Bugatti Type 13 erschien 1910 und war ein sportlicher Kleinwagen. Stärkere Modelle folgten.
Das Unternehmen war bekannt für seine hervorragende Ingenieurskunst bei hochklassigen Automobilen und für Erfolge bei den frühen Grand-Prix-Rennen; Bugatti gewann den ersten Grand Prix von Monaco. Der Erfolg hatte seinen Höhepunkt im zweimaligen Doppelsieg im 24-Stunden-Rennen von Le Mans mit dem Fahrer Jean-Pierre Wimille (1937 mit Robert Benoist und 1939 mit Pierre Veyron).
Ettores Sohn Jean Bugatti war ebenfalls für das Unternehmen tätig. Ab etwa 1936 leitete er es.
Ettore Bugatti entwarf auch einen erfolgreichen Schienenbus, den Bugatti-Triebwagen, und das Flugzeug 100P, das jedoch niemals flog.
Bugatti erlebte – wie eigentlich alle französischen Hersteller von Luxusautos – in der zweiten Hälfte der 1930er-Jahre einen wirtschaftlichen Niedergang. Hinzu kam, dass Bugattis Automobile in vielen Punkten nicht mehr dem neuesten technischen Standard entsprachen. So baute Bugatti, der in den 1920er-Jahren noch über 500 Stück jährlich gebaut hatte, in den Jahren 1937 bis 1939 zusammen maximal 200 Automobile. Das Geschäftsjahr 1938 war mit einem Verlust von 20 Millionen Francs zu Ende gegangen. Ettore Bugatti hoffte, der belgische König Leopold, der ihm sehr zugetan war, werde Geschäftsleute vermitteln, die zur Gewährung von Darlehen bereit wären. In dieser wirtschaftlichen Misere traf Bugatti ein zweiter Schicksalsschlag: Sein Sohn Jean starb am 11. August 1939 bei einem Verkehrsunfall.
Bugatti im Zweiten Weltkrieg
Am 3. September 1939 erklärte Frankreich dem Deutschen Reich den Krieg. Bugattis Pläne zur Vorstellung eines neuen Type 64 auf dem Pariser Salon zerschlugen sich damit: Sport- und Rennwagen brauchte jetzt niemand mehr. Stattdessen war Molsheim als rückwärtiges Frontgebiet der Maginot-Linie zu räumen, und die Fabrik wurde im Herbst 1939 nach Bordeaux evakuiert, wo jetzt Kurbelwellen und andere Motorteile für Flugmotoren der Société d’exploitation des matériels Hispano-Suiza hergestellt wurden. Am 10. Juni erklärte Italien Frankreich den Krieg, und Ettore Bugatti, der seine italienische Staatsangehörigkeit nie aufgegeben hatte, war über Nacht als Angehöriger einer feindlichen Nation zu behandeln.[1] Dieser Zustand dauerte allerdings nicht lange: Bereits zwei Wochen später kapitulierte Frankreich gegenüber dem Deutschen Reich und Italien.
Nach dem Waffenstillstand, als niemand mehr Hispano-Suiza-Motoren brauchte, bezog Ettore Bugatti sein ihm seit 1916 gehörendes Appartement in der Rue Boissière 20 in Paris als Verwaltungssitz. Um einer Enteignung zuvorzukommen, nahm er das Angebot an, das Molsheimer Werk an die Trippelwerke GmbH, die Luftfahrtanlagen GmbH und Hans Trippel selbst für insgesamt 30 Millionen Francs zu verkaufen: Das entsprach zwar nur der Hälfte des tatsächlichen Wertes, reichte indessen aus, seine Schulden zu tilgen und ein unabhängiges Leben zu führen.[1]
Er beschäftigte im weiteren Verlauf des Krieges etwa 15 Personen in seinem Pariser Konstruktionsbüro. Dort entstand ein Einzylinder-Viertakt-Mopedmotor mit 127 cm³, ferner ein Vierzylinder-Viertaktmotor mit 45 mm Bohrung und 50 mm Hub (330 cm³). Aus diesen Studien entstanden zwei Rennmotoren, die Bugatti beim ersten Nachkriegssalon Oktober 1946 in Paris ausstellte:
Typ 68: 4 Zylinder, 48,5 × 50 mm, 370 cm³, mit doppelter oben liegenderNockenwelle, wassergekühlt, entwickelte bei Testläufen 48 PS bei 9500/min.
Typ 73: 4 Zylinder, 76 × 82 mm, 1488 cm³, wassergekühlt, einfache obenliegende Nockenwelle, etwa 100 PS[2]
Nachkriegszeit
Nach dem Krieg wurde der Typ 101 vorgestellt, der – mit einer nun dreistelligen Kennzahl – den Aufbruch in eine neue Zeit darstellen sollte. Der nur in wenigen Einzelstücken (Limousine und Cabriolet) gebaute Wagen basierte auf dem Chassis des T 57, das schon vor dem Krieg nicht mehr dem Stand der Technik entsprach. Der Geschmack der Kundschaft hatte sich gewandelt, und die Karosserien des 101 waren zwar extravagant, besaßen aber nicht mehr die Eleganz der Jean-Bugatti-Entwürfe, sodass die Resonanz verhalten ausfiel. Nach Ettores Tod am 21. August 1947 führte sein Sohn Roland Bugatti die Geschäfte, allerdings eher glücklos. Ein von ihm entworfener Rennwagen aus den 1950er-Jahren blieb ebenfalls erfolglos. Bis 1963 führte das Unternehmen dann noch Reparaturen und Umbauten alter Bugattis durch, bis die Marke mit dem ebenfalls im Krieg untergegangenen Automobilhersteller Hispano-Suiza fusionierte, der trotz des Namens frühzeitig in Frankreich produzierte.
Am historischen Ort der ursprünglichen Fabrik existiert heute eine Fabrikationsstätte von Messier-Bugatti (Teil des Konzerns SAFRAN), die Teile für den Schienenverkehr und die Luftfahrt herstellen. Die Firmengründer waren Ettore Bugatti und George Messier.
Modelle
Nur einige wenige Modelle der Autos von Ettore Bugatti wurden produziert: die berühmtesten waren der Type-35-Rennwagen, der riesige Royale, und der Type-55-Sportwagen.
Auf Anregung einer Kundin entschloss sich Ettore Bugatti in den 1920er-Jahren zum Bau des Type 41 Royale, einer Limousine, die in Ausmaßen, Luxus und Fahrleistungen die damaligen Luxushersteller wie Rolls-Royce, Hispano-Suiza oder Duesenberg deklassieren sollte. Das Projekt wurde zwar verwirklicht, die anvisierten Königshäuser Europas hatten aber kein Interesse an dem Wagen, und die Weltwirtschaftskrise ließ die übrige mögliche Kundschaft wegbrechen. So wurden nur sechs Chassis des Type 41 gebaut, die insgesamt elf verschiedene Karosserien erhielten. Dieses Projekt bedeutete fast den Ruin der Marke; Ettore Bugatti konnte sich nur dadurch retten, dass er einen Staatsauftrag für den Entwurf eines Schienenfahrzeugs bekam, das er mit vier der Royale-Achtzylindermotoren, die je 200 PS leisteten, bestückte. Der SNCF XB 1000 war noch bis 1956 zwischen Paris und Le Havre, Caen, Cherbourg und Deauville in Betrieb.
Der meistproduzierte und wirtschaftlich erfolgreichste Wagen war der Type 57, das in den Jahren vor dem Krieg einzige serienmäßig produzierte Chassis/Fahrzeug bei Bugatti.
Eine frühe Form des Art-déco-Designs und einer der spektakulärsten Entwürfe von Jean Bugatti war der Typ Atlantic auf Basis des Type 57, der außer einem verschollenen Prototyp nur dreimal gebaut wurde. Charakteristisch sind seine geduckte Erscheinung, die längs über die Karosserie verlaufenden senkrechten, genieteten Grate und die tropfenförmigen Seitenfenster.
Über die gesamte Produktion von 7950 Fahrzeugen (zwischen 1909 und 1956) hinweg wurden die Modelle mit dem Buchstaben T (für Typ) und einer Nummer benannt, die auf das Fahrgestell und den Antriebsstrang hinwies.
Bugatti-Wagen waren außergewöhnlich erfolgreich bei Rennen, mit Tausenden von Siegen in nur wenigen Jahrzehnten. Der kleine Bugatti Type 10 belegte die vier ersten Plätze in seinem ersten Rennen.
Der 1924 erschienene Bugatti Type 35 ist mit über 2000 Siegen der erfolgreichste Rennwagen der Motorsportgeschichte. Bugatti gewann die Targa Florio fünfmal von 1925 bis 1929. Louis Chiron erzielte die meisten seiner Siege und vorderen Plätze mit Bugatti-Wagen. Die Bugatti-Gesellschaft des 21. Jahrhunderts ehrte ihn mit dem Bugatti Chiron, der nach ihm benannt ist. Der wahrscheinlich denkwürdigste Rennerfolg von Bugatti aber war der letzte, als Jean-Pierre Wimille und Pierre Veyron 1939 das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewannen.
Heute gehören originale Wagen von Ettore Bugatti zu den begehrtesten Autos, und sie erzielen Höchstpreise. So ergab der Verkauf eines von vier Bugatti Atlantic 30 Millionen Dollar,[3] der Typ 35 wird für bis zu 1,3 Millionen Euro gehandelt, während der Typ 57 immerhin noch 500.000 Euro Wert hat.[4] Die bekanntesten Bugatti-Sammler waren die Brüder Fritz und Hans Schlumpf, die mehrere Textilfabriken im Elsass betrieben. Zwischen 1958 und 1975, bis ihr Fabrikimperium in Konkurs ging, sammelten sie eine große Anzahl bemerkenswerter Wagen, heute als „Sammlung Schlumpf“ bekannt. Die leerstehende Fabrik in Mulhouse, in der die 123 Bugattis aufbewahrt wurden, wurde in eines der weltweit größten Automuseen verwandelt, die Cité de l’Automobile.
Wolfgang Schmarbeck: Typenkompass Bugatti – Personen- und Rennwagen seit 1910. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-613-03021-3, (Typenkompass Basiswissen für Autofreunde).
Bernhard Simon, Julius Kruta: The Bugatti Type 57S. Evolution. Prototypes. Racing Cars. Production. Monsenstein und Vannerdat, Münster 2003, ISBN 3-937312-14-5.
Peter Vann: Bugatti: Marque – Legend – Renaissance. (dt. und engl. Ausgabe), Rindlisbacher, La Punt Chamues-ch, 1999, (nicht im Handel erhältlich).
Film
Bugatti – Im Rausch der Geschwindigkeit. Dokumentarfilm, Deutschland, 2018, 52:04 Min., Buch und Regie: Oliver Bätz und André Schäfer, Kamera: Harry Schlund, Produktion: Florianfilm, ZDF, arte, Erstsendung: 11. März 2018 bei arte, Inhaltsangabe von ARD.
Weblinks
Commons: Bugatti – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑ abRené Bellu: Automobilia. N° 26. Toutes les voitures Françaises 1940–46. Les années sans salon. Histoire & Collections, Paris 2003, S. 19 (französisch).
↑René Bellu: Automobilia. N° 4. Toutes les voitures Françaises 1947. Salon 1946. Histoire & Collections, Paris 1997, S. 13 (französisch).