August Carl LangeAugust Carl Lange (* 21. Mai 1834 in Kassel; † 24. Mai 1884 in Ichendorf) war ein deutscher Architekt. Er entwarf vorwiegend römisch-katholische Sakralbauten im Rheinland, hauptsächlich im neogotischen und neoromanischen Stil. Lange war an insgesamt über 50 Sakralbau-Projekten beteiligt, darunter auch eine evangelische Kirche. LebenAm 21. Mai 1834 wurde August Carl Lange als zweites von sechs Kindern des Theologen Lorenz Friedrich Lange in Kassel geboren.[1]:9 Sein Vater galt als einer der Begründer der Erweckungsbewegung in Hessen.[1]:8 Im Alter von zwei Jahren kam Lange mit seinen Eltern aufgrund der Versetzung seines Vaters – ausgelöst von Unruhen in Kassel – nach Eschwege. Seine Mutter starb, als August Carl zehn Jahre alt war. Nach Abschluss der Realschule begann Lange zunächst eine Maurerlehre an der Höheren Gewerbeschule Kassel. Nach Abschluss seiner Lehrzeit begann er dort 1851 ein Studium. Besonders sein Lehrer Georg Gottlieb Ungewitter hatte großen Einfluss auf seinen beruflichen Werdegang.[1]:10 Am 28. August 1852 starb sein Vater. Mit großer Energie setzte August Carl Lange sein Studium fort und erweiterte seine Kenntnisse und Fähigkeiten im Freihandzeichnen, Modellieren und Aktzeichnen an der Kunstakademie Kassel. Dort lernte er Hermann Aubel kennen, dessen Schwester Christine Rosalie Aubel er am 5. August 1861 in Kassel heiratete. 1854 schloss er sein Studium ab und widmete sich in der Folgezeit der Bauausführung. Es wird angenommen, dass er für Ungewitter Zeichnungen zum Gotischen Musterbuch angefertigt hat.[1]:11 Erste BautätigkeitAm 1. Juni 1859 wurde er von Julius Carl Raschdorff als Architekt beim Stadtbauamt in Köln eingestellt. Zunächst arbeitete er mit dem Stadtbauamtssekretär Carl Schnitzler zusammen. Eine Aufgabe Langes beim Stadtbauamt bestand in der Instandsetzung des Kölner Rathausturms. Bis 1861 wohnte er mit seiner Familie im Haus Domhof 4. Um 1860 legte Lange seine Mauermeisterprüfung ab.[1]:13 Im Jahr 1860 erhielt Lange seinen ersten eigenen Auftrag, den Umbau des Schlosses Paffendorf in Bergheim für die Familie von dem Bongart. Zum Bauauftrag gehörte auch der Neubau einer Schlosskapelle. Nach seiner Hochzeit zog Lange in den Trutzenberg, in das frühere Haus Theophanienstraße 58. Durch Vermittlung seines Schwagers fertigte Lange Zeichnungen für Schachtofen-Patente im Auftrag des russischen Generalmajors W. Raschette und des Fürsten Peter Maksutow an, der auch im Juli 1862 Taufpate seines erstgeborenen Sohnes Reinhard Carl Hermann Ernst Peter wurde.[1]:14 Im heutigen Köln-Mülheim wurde 1864 der erste Hochofen dieser Art errichtet, wobei Lange die Leitung der Bauausführung übernommen hatte. Bereits 1863 zog die Familie Lange in das repräsentative Stadthaus Neumarkt 10–12. 1865 wurde Lange vom Domkapitular Carl Theodor Dumont dem Pfarrer Unkelbach aus Reifferscheid empfohlen, die Kirchenerneuerung der Pfarrkirche zu leiten. Querelen, insbesondere durch die wiederholten Einsprüche vom Kölner Regierungsbaurat Krafft, der Lange die Qualifikation als Baumeister absprach[1]:15 sowie die in Köln grassierende Choleraepidemie verzögern den Kirchenbau. Im Jahr 1867 errichtete sich Lange sein erstes Stadthaus, Pantaleonsmühlengasse 15, in dem er bis 1876 wohnen sollte. Im gleichen Jahr konvertierte Lange zur römisch-katholischen Konfession. Dieser Schritt ermöglichte ihm in den nächsten Jahren zahlreiche sakrale Bauaufträge. In der Folgezeit hatte Lange bei Bauvorhaben erneut mit der Ablehnung seiner Bauvorhaben durch den Regierungsbaurat Krafft zu kämpfen. So zog sich der Neubau der Kirche in Sievernich mehrere Jahre bis nach Kraffts Ausscheiden 1875 hin. Auch bei dem Bauprojekt für den Kirchenneubau in Weywertz (Belgien) intervenierte Krafft und schlug anstelle Lange als Architekten die Kommunalbaumeister Maquet und Blankenhorn vor.[1]:27 f. Auf Empfehlung von Friedrich Baudri wurde August Carl Lange 1870 in die Kölner Bürgergesellschaft aufgenommen.[1]:21 Eine geplante Studienreise nach Frankreich mit Baudri musste bei Ausbruch des Deutsch-Französischen Kriegs 1870 abgesagt werden. Die Bauaufträge gingen in den Jahren 1870/1871 aufgrund der politischen Situation zurück. In dieser Zeit wurde Lange Mitglied im Historischen Verein für den Niederrhein. Im Jahr 1872 wurde Carl Rüdell Mitarbeiter in Langes Architekturbüro im Gebäude Am Hof 39. Durch Langes Beziehungen zum rheinischen Adel, wie zu Reichsgraf August von Spee und Graf Hoensbroech, erhielt der Architekt zahlreiche Aufträge für Um- und Neubauten von repräsentativen Landsitzen. Obwohl Lange erst seit zehn Jahren als Architekt tätig war, bekam er auch Aufträge außerhalb des Kölner Umlandes. So begann er 1871 mit Planungen, Entwürfen und Bauausführungen am Gelsenkirchener Marienhospital. Gleichzeitig wurde Lange als Baugutachter für Kirchenbauten bestellt, unter anderem bei den Kirchenbauprojekten in Immendorf und Müntz bei Jülich. Im Jahr 1875 fertigte er ein Gegengutachten zur einen Baugutachten von Heinrich Wiethase für Baumaßnahmen an der Pfarrkirche Ellen bei Niederzier an. Neben seiner vielfältigen Bautätigkeit war Lange auch in zahlreichen Vereinen tätig und publizierte über bauhistorische und architektonische Fragestellungen, unter anderem über die St.-Marcus-Kapelle in Altenberg.[2] Im Jahr 1874 engagierte er sich für die Gründung des Architekten- und Ingenieur-Vereins für den Niederrhein und Westfalen, zu dessen Gründungsmitglied der 1875 zählte. In diesen Jahren erarbeitet mit seinem Schwager Carl Aubel ein Verfahren zum Vervielfältigen von Bauzeichnungen, Drucken und Stichen. In Lindenhöhe bei Köln gründete Carl Aubel mit Partnern eine Anstalt für Aubeldruck. Lange propagiert die Vorzüge des Verfahrens bei der Vervielfältigung von Bauzeichnungen auf Versammlungen von Ingenieuren und Architekten.[1]:31 Von Lange stammt auch ein Entwurf für einen Ehrenpokal zur silbernen Hochzeit von Graf August Wilhelm von Spee, gedruckt im Maßstab 1:2 im Aubeldruckverfahren. Bautätigkeit während des KulturkampfesIn der ersten Phase des Kulturkampfs bis 1874/1876 beeinträchtigte der Konflikt zwischen der katholischen Kirche und dem Königreich Preußen die Genehmigungs- und Bautätigkeit an Sakralbauten in Köln nur wenig. Lange arbeitete in dieser Phase mit zeitlichem Hochdruck an seinen Bauentwürfen, da er stets befürchten musste, dass die Finanzierung der Kirchenbauprojekte aufgrund der politischen Ereignisse gefährdet sein könnte.[1]:38 Von 1876 bis 1879 erhielt Lange keine neuen Großaufträge zum Bau von Kirchen, mit Ausnahme von Restaurierungsarbeiten und der Neukonstruktion des Dekagondaches von St. Gereon in Köln. Um sich einen sakralen Bauauftrag zu sichern, arbeitete Lange in dieser Zeit zum Teil ohne Honorar an seinen Entwürfen. Der Architekt wich in dieser Zeit zunehmend auf Entwürfe im Profanbau aus, z. B. auf den Bau von Vereinshäusern. Herausragendes Beispiel für sein Schaffen in dieser Zeit war das Etagenwohnhaus für Peter Joseph Roeckerath, Hohenzollernring 37 („Burg Canossa“), das durch zahlreiche bildhauerische Elemente zur Gliederung der Werksteinfassade charakterisiert war.[3][4] Einen beruflichen und persönlichen Rückschlag erlitt Lange am 11. November 1879: Durch mangelhafte Bauausführung stürzten Teile des Turmgesimses der Kirche in Sand auf das Gewölbe und beschädigten einen Gurtbogen. Lange, der der für die Bauaufsicht verantwortlich war, übernahm die gerichtliche Verantwortung. In dieser Zeit erkrankte Lange und war einige Zeit arbeitsunfähig. Die Konsequenz aus dem Unglück für August Lange war, dass er bei seinen Bauvorhaben seit jener Zeit stets einen örtlichen Bauleiter einsetzte, vornehmlich die Mitarbeiter Carl Rüdell und Richard Odenthal.[5] Für das Kolpingwerk plante und baute Lange in der Zeit von 1879 bis 1881 mehrere Gesellenhäuser in Euskirchen und Köln.[1]:39 Bautätigkeit nach dem KulturkampfNach Beendigung des Kulturkampfs gingen bei Lange wieder vermehrt Bauaufträge ein. Einen ersten Auftrag erhielt er von Ernst Friedrich Zwirner im Jahr 1879 mit der Bitte um einen Bauentwurf für die Erweiterung der Bickendorfer Kirche St. Rochus. Finanzielle Schwierigkeiten verzögerten die Fertigstellung des Bauprojekts bis 1884. In dieser Zeit arbeitete Lange an verschiedenen Projekten eng mit Carl Rüdell und Richard Odenthal zusammen, die zum Teil seine Bauwerke nach 1884 beenden sollten. Stilistisch wendete sich der Architekt zunehmend neoromanischen Entwürfen zu, während er vor dem Kulturkampf fast ausschließlich neogotische Sakralbauten schuf. Nach wie vor behinderten ihn die Kontroversen mit Vorgesetzten, wie van den Bruck, der seine Entwürfe prüfen und genehmigen musste, über Jahre in seiner Arbeit.[1]:42 f. Die letzten von ihm geplanten Arbeiten waren die Herz-Jesu-Kirche in Elberfeld und die Kirche St. Stephan in Köln-Lindenthal. Seine letzten Projekte führte er wieder im neogotischen Baustil aus. Krankheit und TodIn den letzten fünf Lebensjahren wurde Langes berufliches Schaffen durch zahlreiche Krankheiten eingeschränkt. Seit 1879 litt er an Rheumatismus. Ab November 1883 war Lange schwer krank, vermutlich erlitt er mehrere Schlaganfälle. Zur Genesung hielt er sich im Mai 1884 in einer Pension in einem Kölner Naherholungsgebiet auf. August Carl Lange starb am 24. Mai 1884 im Gasthof Werner Bayer in Ichendorf im Alter von 50 Jahren. Er wurde am 27. Mai 1884 auf dem Melaten-Friedhof, Flur V 2.57, beigesetzt. Die feierlichen Exequien wurden am darauffolgenden Tag in St. Ursula abgehalten.[1]:45 Das Grab Langes und seiner Frau wurde nach dem Zweiten Weltkrieg abgeräumt. Bauten
WeblinksCommons: August Carl Lange – Sammlung von Bildern
Literatur
Einzelnachweise
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