Allendorf grenzt im Nordwesten an die Stadt Bad Berleburg (Kreis Siegen-Wittgenstein, Nordrhein-Westfalen), im Norden an die Stadt Hallenberg (Hochsauerlandkreis, Nordrhein-Westfalen), im Osten an die Stadt Frankenberg, im Südosten an die Gemeinde Burgwald sowie im Süden und Westen an die Stadt Battenberg (alle im Landkreis Waldeck-Frankenberg).
Seit der Gebietsreform im Jahr 1971 bildete die Kerngemeinde Allendorf mit den Ortsteilen Battenfeld, Rennertehausen, Haine und Osterfeld eine Gemeinde in der weiten Ederaue. Zum 1. Januar 2023 wurde Bromskirchen mit seinen Ortsteilen eingemeindet. Die urkundlichen Ersterwähnungen der heutigen Ortsteile waren:
Im Jahr 1107 wurde Allendorf erstmals als Schenkung Graf Kunimunds an die Abtei Hersfeld urkundlich erwähnt. 1567 kam die Gemeinde mit dem Amt Battenberg zunächst zur Landgrafschaft Hessen-Marburg und 1624 zu Hessen-Darmstadt. 1866 wurde sie Teil des preußischen Kreises Battenberg, 1932 des Kreises Frankenberg und 1974 des Landkreises Waldeck-Frankenberg.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Allendorf:
„Allendorf (L. Bez. Battenberg) evangel. Filialdorf; liegt 1⁄2 St. von Battenberg an der Eder, hat 118 Häuser und 720 Einw., die bis auf 3 Kath. und 23 Juden evangelisch sind. – Bei der Abtheilung, die 1291 zwischen dem Erzstifte Mainz und dem Grafen Hermann von Battenberg statt fand, blieb letzterm unter andern das Gericht Allendorf. Aber wahrscheinlich kam Allendorf mit andern Orten 1297 durch Kauf an Mainz, welches dasselbe 1464 dem Landgrafen Heinrich III. verpfändete. Einer Sage zu Folge war hier in uralten Zeiten ein Salzwerk, dessen frühere Erstenz die noch üblichen Namen „Salzbrunnen und Salzwege“ allerdings wahrscheinlich machen, jedoch fehlen noch nähere Spuren und Nachrichten.“[2]
Bei einer Bürgerbefragung am 14. März 2021 entschieden sich die Bromskirchener mit großer Mehrheit (73 %) für die Eingemeindung nach Allendorf (Eder) (in Allendorf stimmten 72 % für den Zusammenschluss). Damit wurden zum 1. Januar 2023 alle Ortsteile der Gemeinde Bromskirchen zu Ortsteilen der Gemeinde Allendorf (Eder) und die Verwaltungsgemeinschaft Allendorf (Eder)-Bromskirchen, der beide Gemeinden angehörten, wurde aufgelöst.[7]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Allendorf angehört(e):[8][9][10]
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Allendorf 5626 Einwohner. Darunter waren 416 (7,4 %) Ausländer, von denen 81 aus dem EU-Ausland, 284 aus anderen europäischen Ländern und 51 aus anderen Staaten kamen.[14] (Bis zum Jahr 2020 erhöhte sich die Ausländerquote auf 9,5 %.[15]) Der hohe Ausländeranteil resultiert maßgeblich aus dem wirtschaftlichen Aufschwung, den die Viessmann Werke der Gemeinde in den 1960er Jahren bescherten und der damit einhergehenden Zuwanderung von Gastarbeitern. Nach dem Lebensalter waren 1114 Einwohner unter 18 Jahren, 2374 zwischen 18 und 49, 1206 zwischen 50 und 64 und 933 Einwohner waren älter.[16] Die Einwohner lebten in 2221 Haushalten. Davon waren 523 Singlehaushalte, 625 Paare ohne Kinder und 857 Paare mit Kindern, sowie 191 Alleinerziehende und 25 Wohngemeinschaften.[17] In 409 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 1562 Haushaltungen lebten keine Senioren.[18]
Im Jahr 2007 hatte Allendorf das niedrigste Durchschnittsalter sowie den höchsten Ausländeranteil aller Gemeinden und Städte im Kreis Waldeck-Frankenberg. Darüber hinaus wurde in Allendorf die im Landkreis Waldeck-Frankenberg höchste Zahl an deutschen Staatsangehörigen mit dem Geburtsort außerhalb der Bundesrepublik Deutschland festgestellt.[19]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [8][20]; 1972:[21]; ab 1975:[15]; Zensus 2011[14] Ab 1972 einschließlich der im Zuge der Gebietsreform in Hessen eingegliederten Orte.
Religion
In der Gemeinde Allendorf gibt es neun evangelische Kirchen und eine Moschee.[22]
Nach der Kommunalwahl am 14. März 2021 fand am 11. Juni 2023 eine Nachwahl der Gemeindevertretung statt. Sie war wegen der zu Jahresbeginn erfolgten Eingliederung der Gemeinde Bromskirchen nötig geworden[25] und lieferte folgendes Ergebnis,[26] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[27][28][29][30]
Nach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Gemeindevorstands, dem in der Gemeinde Allendorf (Eder) neben dem Bürgermeister ehrenamtlich ein Erster Beigeordneter und sieben weitere Beigeordnete angehören.[31] Bürgermeister ist seit dem 2. Januar 2024 der parteiunabhängige Carsten Schäfer.[32] Er wurde als Nachfolger von Claus Junghenn, der nach vier Amtszeiten nicht mehr angetreten war und in den Ruhestand verabschiedet wurde,[33] am 11. Juni 2023 im ersten Wahlgang bei 43,94 Prozent Wahlbeteiligung mit 71,54 Prozent der Stimmen gewählt.[34]
Blasonierung: „In Blau zwei abgekehrte goldene Halbmonde über einem sechsstrahligen silbernen Stern.“[38]
Wappenbegründung: Die Verleihung des Wappens erging nach Befürwortung durch ein von Karl Ernst Demandt erstelltes Gutachten vom 1. März 1967. Dieses beruhte auf Forschungen des früheren Direktors des Staatsarchivs Marburg Carl Knetsch († 1938) und des Archivars und Bibliothekars Hans Joachim von Brockhusen.[39] Ursprünglich handelte es sich bei dem Wappen wahrscheinlich um das Familienwappen des im 15. Jahrhundert ausgestorbenen Adelsgeschlechts von Allendorf (Aldindorf, Altendorf), so Knetsch und Brockhusen. Der Dorfchronist Norbert Henkel kritisiert allerdings eine angeblich mangelhafte Beweisführung für diese Annahme. Trotz mehrfacher urkundlicher Nennung eines Adelsgeschlechts, das sich nach dem Ort Allendorf nannte, gebe es bisher keinen Nachweis darüber, dass das heutige Kommunalwappen als dessen Familienwappen diente. Nicht nachvollziehbar bleibt für Henkel, auf welcher dokumentarischen Basis Knetsch die seinen Forschungen beigefügte Wappenskizze mit dem Familienwappen der Familie von Allendorf verbindet.[39] Die hier angesprochene Wappenskizze basierte wohl auf dem Sandsteinrelief an der Battenfelder Kirche, die wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert stammt, und welches noch heute dort zu sehen ist. Hierbei handele es sich um ein Allianzwappen, das auf der rechten Seite ein Wappen mit abgekehrten Halbmonden über einem Stern zeigt und auf der linken Seite eindeutig identifizierbar das Wappen der Familie Biedenfeld. Dieses Allianzwappen illustriere gemäß heraldischer Interpretation, dass eine Frau des Geschlechtes von Allendorf mit einem Mann des Geschlechts von Biedenfeld eine Ehe eingegangen sei.[39]
Möglicherweise zog Knetsch aus einem von ihm erstellten Stammbaum der Familie von Biedenfeld den Rückschluss, dass es sich hierbei um das Wappen der Familie von Allendorf handelte. Henkel schlussfolgert, dass das heutige Kommunalwappen nicht mit Sicherheit auf ein Familienwappen der Familie von Allendorf zurückgeführt werden könne, da deren Familienwappen nicht bekannt ist bzw. ihr nicht eindeutig zuzuordnen sei. Fest steht daher für ihn, dass das Wappen einer zugeheirateten Ehefrau eines Mannes aus der Familie von Biedenfeld gehörte. Die Identität und Herkunft dieser Ehefrau ist bis heute ungeklärt. Aufgrund des Allianzwappens lasse sich vermuten, dass dieses Ehepaar mit den Baumaßnahmen an der Battenfelder Kirche in Verbindung gestanden haben könnte.[39]
Das Wappen wurde am 11. April 1967 durch das Hessische Ministerium des Innern genehmigt.
Flagge
Hiss- und Bannerflagge
Am 11. April 1967 genehmigte der Hessische Minister des Innern die Flagge mit folgender Beschreibung:
„Auf der blau-weiß-blau (im Verhältnis 1:4:1) gestreiften Flagge in der oberen Hälfte der weißen Mittelbahn das Gemeindewappen.“[40]
Eine amtliche Hissflagge führt die Gemeinde nicht. Lokal wird jedoch, angelehnt an die Bannerflagge, eine blau-weiß-blaue Flaggenbahn, belegt mit dem Gemeindewappen verwendet.
Evangelische Kirche Battenfeld Romanische kreuzförmige Basilika aus dem 12./13. Jahrhundert. Erhalten sind zwei Joche im Schiff und die Vierung mit Kreuzgratgewölben sowie ein kuppelartiges Gewölbe im Chor.
Alte Kirche Allendorf Aus der Zeit der späten Gotik mit wuchtigem Chorturm, dessen flacher Helm (allseitig abgewalmt mit kurzem First) auf den Langseiten mit zwei Erkern besetzt ist und eine interessante Silhouette darbietet. Baudatum: 1496
Kirche Rennertehausen Fachwerkkirche aus dem Jahre 1609, mit Speichergeschoß und interessanter Kanzel.
Kirche Haine Fachwerkkirche mit wertvoller Ausstattung aus dem Jahre 1676.
Altes Steinbackhaus im Ortsteil Rennertehausen, Im Wiesenhof 9.
Heimatstuben in den Ortsteilen
Ofenmuseum in den Viessmann-Werken: Sammlung Stritzinger, ehemals in Burrweiler
Die Historische Grenze zwischen Hessen-Darmstadt und Hessen-Kassel durchzieht das Gemeindegebiet von Nord nach Süd. Viele Grenzsteine (die ältesten von 1650) sind erhalten und werden gepflegt.
Zusammenschluss der Fußballsparten des SV Allendorf und des TSV Battenberg
FC Türkgüçü Allendorf
1981
Fußball
Kultur-Förderkreis Allendorf/Eder e.V.
1975
Erhaltung der Alten Kirche, Gestaltung und Betreuung des Dorfmuseums
Schützenverein 1910 e.V.
1910
Schießsport und Geselligkeit
Wirtschaft und Infrastruktur
Flächennutzung
Das Gemeindegebiet umfasste 2015 eine Gesamtfläche von 4179 Hektar, davon entfielen in ha auf:[15]
Nutzungsart
2011
2015
Gebäude- und Freifläche
253
254
davon
Wohnen
143
144
Gewerbe
56
56
Betriebsfläche
12
11
davon
Abbauland
0
0
Erholungsfläche
20
20
davon
Grünanlage
9
9
Verkehrsfläche
318
317
Landwirtschaftsfläche
1361
1359
davon
Moor
0
0
Heide
0
0
Waldfläche
2145
2147
Wasserfläche
54
54
Sonstige Nutzung
17
17
Öffentliche Einrichtungen
In der Gemeinde gibt es drei Kindertagesstätten (Allendorf, Battenfeld, Rennertehausen), die unter kirchlicher Leitung Betreuungsplätze anbieten. Sie werden von der Kommune finanziell unterstützt.
Ansässige Unternehmen
Allendorf beheimatet mit den Viessmann Werken den größten Arbeitgeber der Region. Der Heiztechnikhersteller beschäftigt weltweit mehr als 12.500 Mitarbeiter bei einem Jahresumsatz von ca. 2,25 Milliarden Euro.
Der Lahn-Eder-Radweg startet ca. 12 km nördlich von Marburg in Sarnau und führt durch das Tal der Wetschaft und Nemphe sowie durch den Burgwald bis nach Frankenberg. Er ist vor allem als Verbindungsweg zwischen dem Eder-Radweg und dem Lahntal-Radweg von Bedeutung.
↑Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.6, S.248, Punkt 328, Abs. 30 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2MB]).
↑Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Juni 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.28, S.1117, Punkt 988; Abs. 4. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,0MB]).
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.12ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑ abGrossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.27ff., § 40 Punkt 6e) (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Kommunalwahlen 1972; Maßgebliche Einwohnerzahlen der Gemeinden vom 4. August 1972. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.33, S.1424, Punkt 1025 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,9MB]).
↑Gemeindesteckbrief. In: Webauftritt. Gemeinde Allendorf (Eder), abgerufen im März 2020.
↑Ortsbeiräte. In: Webauftritt. Gemeinde Allendorf (Eder), abgerufen im Februar 2019.
↑Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Allendorf-Eder im Landkreis Frankenberg, Regierungsbezirk Kassel vom 11. April 1967. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1967 Nr.17, S.491, Punkt 395 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,0MB]).
↑ abcdNorbert Henkel: Dorfbuch Allendorf (Eder). Beiträge zur Geschichte einer Hessischen Gemeinde. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2004, S. 32–34.
↑Genehmigung einer Flagge der Gemeinde Allendorf (Eder), Landkreis Waldeck-Frankenberg vom 31. März 1980. In: Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1980 Nr.46, S.566, Punkt 387 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF]).