Das Régiment d’Artois cavalerie, zuletzt als 9e régiment de cuirassiers ein gepanzertes Aufklärungsregiment, war ursprünglich ein Regiment der schweren Kavallerie, aufgestellt im Königreich Frankreich während des Ancien Régime. Es hat sich in den Revolutionskriegen und den Kriegen des Ersten Kaiserreichs besonders ausgezeichnet.
Dezember 1665: Aufstellung als „Régiment de Baleroy de Choisy cavalerie“.
24. Mai 1668: Entlassen
6. August 1671: Wiederaufstellung als „Régiment de Baleroy de Choisy cavalerie“
1672: Umbenennung in „Régiment de Courcel cavalerie“.[1]
1674: Umbenennung in „Régiment de Villars cavalerie“.
8. August 1679: Aufgelöst. Die verbliebenen Kompanien (bis auf die Leibkompanie, die selbstständig blieb) wurden am 15. August in die Regimenter „Choiseul-Beaupré cavalerie“ und „de Chartres cavalerie“ eingegliedert.
15. Januar 1684: Wiederaufstellung als „Régiment de Villars cavalerie“ mit der bisherigen Leibkompanie als Stamm
20. März 1688: Umbenennung in „Régiment d’Anjou cavalerie“
10. September 1753: Umbenennung in „Régiment d’Aquitaine cavalerie“.
1. Dezember 1761: Eingliederung des „Régiment de Vaussieux-Hericy cavalerie“[2] und Umbenennung in „Régiment d’Artois cavalerie“.[3]
1. Januar 1791: Umbenennung in „9e régiment de cavalerie“.
24. September 1803: Umwandlung in „9e régiment de cuirassiers“. Eingliederung von einer Kompanie des 19e und zwei Escadrons des 22e régiment de cavalerie
1825: Wiederaufstellung als „9e régiment de cuirassiers“.
1916: Umwandlung in ein Kavallerie-Schützenregiment mit der Bezeichnung „9e régiment de cuirassiers à pied“.
1919: Umwandlung in ein Reiterregiment mit der alten Bezeichnung „9e régiment de cuirassiers“.
1939: Der Regimentsverband wurde aufgelöst, die Escadrons als Aufklärungsgruppe verteilt:
20e Groupe de Reconnaissance de Corps d’Armée
20e Groupe de Reconnaissance de Division d’Infanterie
22e Groupe de Reconnaissance de Division d’Infanterie (Mit lobender Erwähnung im Armeebefehl)
91e Groupe de Reconnaissance de Division d’Infanterie (Mit lobender Erwähnung im Armeebefehl)
1944: Wiederaufstellung als „9e régiment de cuirassiers“.
1946: Auflösung.
Mestres de camp/Colonels/Chefs de brigade
Mestre de camp war die Rangbezeichnung für den Regimentsinhaber und/oder den tatsächlichen Kommandanten. Sollte es sich bei dem Mestre de camp um eine Person des Hochadels handeln, die an der Führung des Regiments kein Interesse hatte (wie z. B. der König oder die Königin), so wurde das Kommando dem Mestre de camp lieutenant (oder Mestre de camp en second) überlassen. Die Bezeichnung Colonel wurde von 1791 bis 1793 und ab 1803 geführt, von 1793 bis 1803 verwendete man die Bezeichnung Chef de brigade. Ab 1791 gab es keine Regimentsinhaber mehr.
7. Dezember 1665: Mestre de camp de Baleroy de Choisy
1672: Mestre de camp le Charles de Champlaix, marquis de Coucelles
20. August 1870 – 2. September 1871: Colonel de Vouges de Chanteclair.
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1889–1894 Colonel de Guizelin, dann Colonel Delannoy.
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Ausstattung
Standarten
Königliche Standarten
Das Regiment führte bis zu sechs Standarten aus blauer Seide. Auf der Vorderseite die königliche Sonne im Zentrum, in den Ecken Lilien aufgestickt. Als Regiment Anjou befand sich auf der Rückseite das Wappen des Hauses, in jeder Ecke eine Kartusche mit den Lilien und der Krone der Prinzen von Geblüt.[4] Die Rückseite der Standarte des Regiments d’Aquitaine war mit Lilien bestickt und führte ebenfalls die vier Kartuschen in den Ecken. Die Stickereien und die Fransen waren in Gold ausgeführt.
Standarte d’Aquitaine und d’Anjou cavalerie, Vorderseite
Standarte d’Anjou cavalerie, Rückseite
Standarte d’Aquitaine cavalerie, Rückseite
Standarten während der Revolution und des Ersten Kaiserreichs
1791 wurden vereinfachte Standarten eingeführt, zunächst noch mit den königlichen Lilien, die nach der Abschaffung der Monarchie wegfielen. Von 1804 bis 1812 wurde dann die Rautenfahne geführt (bereits in den Farben blau-weiß-rot) und ab 1812 wurde die mit Adlern, Kronen und Lorbeerkränzen verzierte Trikolore verwendet, auf deren Rückseite die Schlachten verzeichnet waren, an denen das Regiment ehrenvoll teilgenommen hat.[5] 1815, während der Herrschaft der Hundert Tage wurde eine ähnliche Standarte, jedoch in vereinfachter Form geführt.
Standarte der 1. Escadron Modell 1791 (Noch mit den königlichen Insignien)
Standarte der 1. Escadron Modell 1793 (Die königlichen Insignien wurden entfernt)
Standarte der 1. Escadron Modell 1794
Standarte Modell 1804 bis 1812
Standarte Modell 1812 (Vorderseite) Diese Standarte ging im Dezember 1812 in Wilna verloren.
Standarte Modell 1812 (Rückseite)
Standarte Modell 1815 (Vorderseite)
Standarte Modell 1815 (Rückseite)
Die Inschriften auf der zuletzt (1946) im Gebrauch gewesenen Standarte lauteten:
Hohenlinden 1800
Austerlitz 1805
Moskova 1812
Fleurus 1815
L’Aisne 1917
Le Matz 1918
Argonne 1918
1740 bis 1757
1757 bis 1762
Régiment d’Artois cavalerie von 1762 bis 1767
Régiment d’Artois cavalerie von 1767 bis 1776
Régiment d’Artois cavalerie von 1776 bis 1779
9e régiment de cavalerie 1791
Kürassier 1812, Illustration in der Collection des Uniformes des Armées françaises de 1791 à 1814, Paris 1822
Verwendung
Alle Dokumente, das Regiment betreffend, ob handschriftlich oder gedruckt, verweisen auf das Ende des Jahres 1665 als Aufstellungsdatum.
Am 7. Dezember 1665 erhielt der Monsieur de Baleroy ein Patent zur Aufstellung eines Kavallerieregiments. Als Stamm dazu verwendete er eine Kavalleriekompanie, die bereits vorher in seinem Besitz gewesen war. Bei der Aufstellung muss es zu Problemen gekommen sein, da das Regiment erst zum 15. Januar 1667 als komplett bezeichnet wurde. Anfang des Jahres 1668 bestand es aus vier Kompanien und lag in Douai in Garnison. Bereits am 24. Mai wurde es mit dem Ende des Devolutionskrieges bis auf die Leibkompanie wieder entlassen. Diese zählte somit zu den 66 Kavalleriekompanien, die nach der Truppenreduzierung noch in Dienst gehalten wurden.
Am 8. August 1671 wurde der Monsieur de Baleroy autorisiert, das Regiment wieder aufzustellen.
Das Regiment trat 1672 zur Armee des Königs und nahm an allen Feldzügen des Holländischen Krieges teil. Nachdem der Mestre de camp de Baleroy in Utrecht zu Tode gekommen war,[6] wurde er durch den Mestre de camp Marquis de Courcelles ersetzt.
1674:Schlacht bei Seneffe – der Regimentskommandant, der Marquis de Courcelles wurde in der Schlacht getötet.
Danach ging es in das Eigentum des Marquis de Villars über, der es in Flandern, bei der Belagerung von Aire-sur-la-Lys, der Belagerung von Maastricht und noch mehreren Einzelaktionen im Gebiet des Prinz von Oranien kommandierte. 1676 konnte das Regiment bei einem dieser Streifzüge 1500 Gefangene einbringen.
Den folgenden Winter verbrachte das Regiment in Belfort. Danach führte es ein siegreiches Gefecht bei Kehl, wo es ein gegnerisches Korps von 2000 Mann in die Flucht schlug. Es attackierte sechsmal im Gefecht bei Kochersberg und nahm an der Belagerung von Freiburg teil. Die Einheit zeichnete sich im Gefecht bei Waldkirch aus, als sie das von überlegenen feindlichen Kräften angegriffene eigene Brigadehauptquartier sichern konnte.
1678: diente das Regiment unter dem Oberbefehl von Maréchal François de Créquy. Es führte ein Gefecht beim Übergang über den Bach bei Neubourg, griff unterstützend in zwei weitere bei Rheinfeld und Gegensbach ein. Es folgte eine Attacke auf die Nachhut der kaiserlichen Armee während der Überquerung der Kinzig, bei der der feindliche Truppenkommandeur gefangen genommen werden konnte. Mit der Belagerung von Kehl endete dieser Feldzug für das Regiment, das am 8. August 1679 entlassen wurde. Die verbliebenen Kompanien wurden verteilt, lediglich die Leibkompanie wurde dem Mestre de camp de Villars belassen.
Am 15. Januar 1684 wurde das Regiment wieder aufgestellt. Mestre de camp war nach wie vor der Marquis de Villars. Im gleichen Jahr noch war es an der Belagerung von Luxemburg beteiligt.
1685: lag es im Feldlager an der Saône, kommandiert vom Mestre de camp lieutenant Marquis de la Trousse.
Am 20. März 1688 verkaufte der Marquis de Villars das Regiment an den König, der es seinem Enkel, Philippe, duc d’Anjou überließ. (Dieser und alle folgenden Regimentsinhaber übten die Befehlsgewalt jedoch nicht aus, sondern überließen das einem Stellvertreter, dem Mestre de camp en second). Unter diesem neuen Namen nahm es am Pfälzischen Erbfolgekrieg teil, kämpfte 1691 in Italien und war an allen Feldzügen in Flandern beteiligt.
1742: wurde die Grenze nach Flandern überschritten,
1743: fand sich das Regiment in Bayern, im Juli des gleichen Jahres hielt es Positionen im unteren Elsass und der Gegend um Landau in der Pfalz besetzt.
1744: war es an der Wiedereinnahme von Wissembourg und den Linien an der Lauter (Glan) beteiligt. Es folgte das Gefecht bei Augenheim und die Belagerung von Freiburg.
1745: die Einnahme des Kronemberg, dann ein Aufenthalt im Feldlager von Chièvres, danach die Belagerung von Ath.
1646: kämpfte das Regiment bei der Belagerung von Mons und schlug sich anschließend in der Schlacht bei Roucourt
Garnison in Bourges 1749, in Neubreisach 1751, Montpellier, Castelnaudary und Castres 1752, im Feldlager Plobsheim und in Castres 1753. Am 10. September des gleichen Jahres erhielt es den Namen „Régiment d’Aquitaine“. 1754 verließ es Castres, zog nach Bergerac und Libourne, 1756 nach Besançon, 1757 nach Damvillers und Stenay.
Am 1. Dezember 1761 wurde der erst vierjährige Comte d’Artois, neuer Mestre de camp, dessen Namen das Regiment bis zur Revolution tragen sollte. Die Kompanien des aufgelösten „Régiment d’Héricy“ wurden eingegliedert.
Nach dem Ende des Krieges wurde das Regiment in Besançon, 1764 in Lons-le-Saulnier, 1765 in Metz, 1766 in Toul, 1767 in Joinville, 1768 in Philippeville, 1769 in Pont-à-Mousson und in Besançon, 1770 in Redon, 1772 in Sarrelouis, 1774 in Pont-à-Mousson, 1777 in Verdun, 1779 in Straßburg, Avranches, Aire und Saint-Omer, 1780 in Nevers und Joigny, 1783 in Straßburg, 1791 in Schlettstadt und 1792 in Haguenau stationiert.
„Le 9e cuirassiers a exécuté une charge qui a mis l'ennemi en déroute“
. (Die 9. Kürassiere führten eine Attacke aus, die den Feind in die Flucht schlug.) Maréchal Soult, 1815.
Bis 1805 gehörte das Regiment zum Reserve-Kavalleriekorps, von 1806 bis 1808 zum 1. Kavalleriekorps der Grande Armée. 1809 und 1810 bei der Armee am Rhein und der „Armée d'Allemagne“ (Armee in Deutschland) gehörte es 1811 und 1812 „Corps d'observation de l'Elbe“ (Elbe-Observationscorps) und 1813/1814 1. Reserve-Kavalleriekorps mit Garnison in Hamburg.
Während der Herrschaft der Hundert Tage war das Regiment Teil der „3e division de réserve de cavalerie“ (3. Reserve-Kavalleriedivision).
6. August 1870: in der Schlacht bei Wörth zeichnete sich das Regiment durch seine Attacken aus. Durch seinen aufopferungsvollen Einsatz wurde es der „4e division d'infanterie“ von Général Marie Hippolyte de Lartigue ermöglicht, sich geordnet zurückzuziehen.
Die Angehörigen des Regiments haben das Recht, die Fourragère in den Farben des Croix de guerre 1914–1918 zu tragen.
Croix de guerre 1914–1918 mit zwei Palmenzweigen
Fourragère in den Farben des Croix de guerre 1914–1918
Literatur
Cinquième abrégé de la carte du militaire de France, sur terre et sur mer (Depuis novembre 1737, jusqu’en décembre 1738), Lemau de la Jaisse, Paris 1739
État militaire de France pour l’année 1762, par MM. Montandre-Longchamps, chevalier de Montandre, et de Roussel, cinquième édition, chez Guyllin, Paris 1762
État militaire de France pour l’année 1765, par MM. Montandre-Longchamps, chevalier de Montandre, et de Roussel, septième édition, chez Guyllin, Paris 1765
Chronique historique-militaire, Pinard, tomes 3, 4, 5 et 7, Paris 1761, 1761, 1762 et 1764
Général de brigade Philippe Peress 31, rue Hoche 49400 Saumur. (fr.)
Musée des Blindés ou Association des Amis du Musée des Blindés 1043, route de Fontevraud, 49400 Saumur. (fr.)