Der VW T-Cross (intern: Typ C1) ist ein Mini-SUV von Volkswagen.[2] Er baut auf der MQB-A0-Plattform (Modularer Querbaukasten) auf und kam im April 2019 auf den Markt. In Europa ist der Wagen unterhalb des T-Roc positioniert und zusammen mit dem verwandten Taigo das kleinste SUV-Modell von Volkswagen.
Der T-Cross (wie auch der T-Roc) wird unter anderem vom internationalen Marktforschungsunternehmen Jato Dynamics global zum B-SUV-Segment gezählt,[3] das die größten Marktanteile in Indien und Brasilien (rund 70 %), gefolgt von Europa (37 %), hat. Allerdings gehört der T-Cross zurzeit nicht zum A-SUV-Segment unterhalb von 4,10 m Länge, wo ein leichtes Längenwachstum stattfinden soll. In Indien wird dieses Segment schon heute mit Tata Nexon, Mahindra XUV 300 oder dem Honda WR-V bedient.[4][5][6][7]
Die Geschichte moderner SUVs auf Kleinwagen-Basis geht weit zurück in die 2000er Jahre. So wollte Daimler bereits ab 2006 einen Smart Formore in Brasilien produzieren.[8][9] Auch Volkswagen beschäftigte sich mit diesem Segment und stellte Ende 2012 das 3,86 m lange Taigun Concept auf dem Internationalen Automobilsalon in São Paulo vor (auf Basis New Small Family / up!). Zur geplanten Produktion in Brasilien kam es nicht. Für Aufsehen sorgte dagegen der Design-Diebstahl durch die Chinesen von Jiangsu Lake Motors.[10][11]
Die Zeit überbrückte man bei Volkswagen mit beplankten und höher gelegten Varianten der Modelle Fox und Polo. So wurde 2004 der Polo Fun auf Basis des Polo IV (Typ 9N) eingeführt und von 2006 an als CrossPolo angeboten, immer als 5-Türer (2010 bis 2014 auf Basis des Polo V, Produktion im südafrikanischen Uitenhage).[12] Die seit 2005 bis heute in Brasilien produzierten Cross-Varianten des VW Fox schafften es allerdings nie nach Deutschland.[13][14]
Einen Ausblick auf ein SUV-Modell im Format des Polo sowie die erstmalige Nutzung der Bezeichnung T-Cross gab es auf dem 86. Genfer Auto-Salon im März 2016 mit dem KonzeptfahrzeugVW T-Cross Breeze. Dieses Fahrzeug ist im Gegensatz zur Serienversion ein viersitziges Cabrio mit Stoffverdeck. Äußerlich ähnelt es dem zwei Jahre früher vorgestellten VW T-Roc Concept. Der T-Cross Breeze ist 4,13 Meter lang, 1,80 Meter breit und 1,56 Meter hoch. Angetrieben wird das Konzeptfahrzeug von einem Einliter-TSI-Motor mit 81 kW (110 PS) und 175 Nm Drehmoment. Auf 100 km/h soll der 1250 kg schwere T-Cross Breeze in 10,3 Sekunden beschleunigen, die Höchstgeschwindigkeit wird mit 188 km/h angegeben. Der Normverbrauch soll bei 5,0 Liter pro 100 km liegen.[15]
Das als Kombi ausgeführte Serienfahrzeug wurde offiziell am 25. Oktober 2018 in Amsterdam, Shanghai und São Paulo präsentiert und war anfangs als 1st Edition bestellbar. Seit dem 19. April 2019 wird der T-Cross ausgeliefert.
Anfang November 2019 stellte FAW-Volkswagen den nahezu baugleichen VW Tacqua vor. Damit werden in China zwei Modelle der Baureihe – der T-Cross wird bei SAIC Volkswagen gebaut – verkauft.[16] Diese Marktpositionierung ist in China nicht unüblich, so bieten beispielsweise Toyota den Toyota C-HR auch als Toyota Izoa oder Honda den Honda HR-V auch als Honda XR-V an.
Eine überarbeitete Version des T-Cross wurde am 5. Juli 2023 vorgestellt und kam im ersten Quartal 2024 auf den Markt.[17]
Technik
Der T-Cross baut auf der MQB-A0-Plattform der Volkswagen AG auf, die der Konzern auch bei den Typen VW Polo VI, Audi A1 GB, Seat Ibiza 6F und Seat Arona nutzt. Das europäische Modell
kann optional mit einer umklappbaren Beifahrerlehne bestellt werden. Die serienmäßig um 14 Zentimeter verschiebbare Rückbank lässt die Wahl zwischen mehr Beinraum für die Mitfahrer oder für einen größeren Kofferraum. Dieser soll laut Werksangaben für das vom ADAC getestete 2023er Facelift zwischen 385 bis 455 Liter betragen.[18][19] Das schwächste Modell kommt hinten mit Trommelbremsen aus.[2] Es wird eine Fahrwerksversion, kein adaptives Fahrwerk angeboten.[20]
Karosserievarianten und Ausstattungslinien
VW nutzt für die Ausstattungslinien des T-Cross in unterschiedlichen Märkten eine abweichende Nomenklatur, teilweise zusätzlich werden Sub-Linien wie R-Line und weitere Design-Pakete angeboten. Übersicht für ausgewählte Länder wie folgt.
Deutschland: T-Cross, Life, Style (R-Line zusätzlich zu Life oder Style wählbar)[21]
Frankreich: T-Cross, Lounge, Business, Carat, R-Line (Carat und R-Line eigene, höchste Ausstattungslinien, komfort- oder sportorientiert)[22]
In Europa bietet Volkswagen den T-Cross in vier Antriebsvarianten an: mit einem Einliter-TSI-Motor mit 70 kW (95 PS) oder 85 kW (115 PS), einem 1,5-Liter-TSI-Motor mit 110 kW (150 PS) und einem 1,6-Liter-TDI-Motor mit 70 kW (95 PS). Im Gegensatz zu den anderen SUV von Volkswagen ist der T-Cross ausschließlich mit Vorderradantrieb erhältlich. Alle Varianten erfüllen die Euro-6d-TEMP-Abgasnorm und sind mit einem Stopp-Start-System ausgestattet. Abhängig vom Motor ist ein 5-Gang-Schaltgetriebe, ein 6-Gang-Schaltgetriebe oder ein 7-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe verfügbar.[18]
Werte in Klammern für Modelle mit optionalem Getriebe.
China
In China ist ein 1,5-Liter-Ottomotor mit 83 kW (113 PS) oder ein 1,4-Liter-TSI-Motor mit 110 kW (150 PS) erhältlich. Auf der Guangzhou Auto Show im Dezember 2022 debütierte ein 1,5-Liter-TSI-Ottomotor mit 118 kW (160 PS).[25]
Die Produktion des T-Cross lief nahezu gleichzeitig an den folgenden drei Standorten auf drei verschiedenen Kontinenten an:[26]
Pamplona, Spanien, Volkswagen Navarra S.A. (Polo-Stammwerk seit 1984, Kennzahlen 2018: Output 272.272 Fahrzeuge davon 231 T-Cross, Beschäftigte 4.764, Fläche 1,63 km², davon 22 % bebaut)[27]
Anting, Shanghai, China, SAIC Volkswagen (SVW) (JV-Werke seit 1988, Anting-Werke 1–3: Output ca. 500.000 Fahrzeuge, Beschäftigte ca. 20.000 inkl. Motorenwerke 1–2)[29]
Es folgten weitere Produktionsstandorte:
VW Tacqua[30] seit Oktober 2019 in Changchun, Jilin, China, FAW-Volkswagen (FAW-VW) (JV seit 1991, Audi-Stammwerk, 2018 Output 511.177 Fahrzeuge)[31]
VW Taigun[32], seit Juni 2021 in Chakan, Pune, Maharashtra, Indien, Škoda Auto Volkswagen India Pvt. Ltd. (Umbau auf MQB, Kapazität ca. 200.000 Fahrzeuge, Fläche 2,3 km²)[33][34][35]
Im Corona-Jahr 2020 kam die Produktion insbesondere in Europa ins Stocken. So wurden im Leitwerk Pamplona von geplanten 180.000 Einheiten[36] nur rund 75 % produziert, weniger als die Hälfte des globalen Outputs. Im Jahr 2021 (Halbleiterkrise) wurde die Produktion zugunsten von Brasilien und Indien priorisiert, Mitte 2021 hatten die beiden Technik-Brüder Taigun und Kushaq (nur an Front/Heck modifiziert) ihren Produktions- und Verkaufsstart in Indien.[37][38] 2022 wurde global der 1-millionste T-Cross produziert. Trotz anstehender Produktaufwertung (PA) und Hochlauf des Schwestermodells Taigo erreichte die T-Cross Produktion 2022 in Pamplona ihr vorläufiges Maximum, für 2023 wird aufgrund des Modellwechsels auf PA (Facelift) mit einer niedrigeren Produktionszahl geplant.[39] Global war 2022 eine deutliche Priorisierung der Indien-Produktion ggü. China erkennbar, die erfolgreichen Zwillinge Kushaq/Taigun trugen maßgeblich zum Produktions- und Verkaufsrekord des VW-Konzerns bei (u. a. erstmals mehr als 100.000 Verkäufe in Indien, Produktionsmeilenstein von 1,5 Mio. Fahrzeugen erreicht).[40]
* Zahlen in kursiv geschätzt, China aus Verkaufszahlen (Fahrzeuge verbleiben im Land), Brasilien und Indien abgeleitet aus Meilenstein-Meldungen, Indien inkl. Kushaq (Badge Engineering)
Zulassungszahlen
Seit dem Marktstart bis einschließlich Dezember 2024 sind in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt 172.863 VW T-Cross neu zugelassen worden. Mit 34.181 Einheiten war 2021 das erfolgreichste Verkaufsjahr.
In Brasilien wurden 2019 37.081 T-Cross neu zugelassen. Damit lag er auf Platz 21 bei den Pkw und Platz 6 bei den SUV.[52] 2020 wurden bereits 60.124 T-Cross in Brasilien verkauft (Platz 1 bei SUV)[53], zusammen mit den rund 75.000 in China verkauften T-Cross/Tacqua die beiden für VW weltweit größten Einzelmärkte für diese Modellreihe.
Wettbewerber
Ähnlich wie in der jüngeren VW-Vergangenheit (zum Beispiel beim VW Touran I 2003 und Opel Zafira A 1999) ist auch der T-Cross wieder ein Beispiel für die verspätete Übernahme eines bereits erfolgreichen Fahrzeugkonzeptes.[2]
↑Ketan Thakkar: Volkswagen to keep its Chakan plant closed for another month. In: The Economic Times. 27. November 2019 (indiatimes.com [abgerufen am 15. Februar 2020]).