Als Golf Cabriolet oder Golf Cabrio werden mehrere Fahrzeugmodelle des Automobilherstellers Volkswagen bezeichnet. Ab März 1979 wurde das erste Modell auf der technischen Basis des Golf I hergestellt, es folgten Modelle auf Basis des Golf III und Golf VI. Vom Golf I Cabriolet wurden bis August 1993 389.000 Wagen hergestellt; von September 1993 bis April 1998 wurde das Nachfolgemodell auf Basis des Golf III 171.000-mal produziert.[1] Von April 1998 bis Juni 2002 gab es eine Facelift-Version des Golf III Cabriolet mit der Optik des Golf IV.
Alle Golf-Cabriolet-Generationen stellte Karmann in Osnabrück her, die auch an der Entwicklung des offenen Golf beteiligt waren und noch bis Januar 1980 das Vorgängermodell Käfer Cabrio produzierten. Einzelne Fahrzeuge der Baureihen Golf III und Golf IV Cabriolet produzierte auch Volkswagen de México im Werk Puebla.
Das Golf Cabriolet war von Frühjahr 1979 bis zu seiner Produktionseinstellung Mitte 2002 stets eines der beliebtesten offenen Fahrzeuge auf dem deutschen und österreichischen Markt.
Im Juni 2011 brachte Volkswagen ein neues Golf Cabriolet auf Basis des Golf VI auf den Markt, das im März 2011 auf dem Genfer Auto-Salon vorgestellt wurde.[2]
Nach der Produktionseinstellung des Käfer Cabriolets Anfang 1980 wurde der offene Golf, dessen Produktion am 14. Februar 1979 bei der Wilhelm Karmann GmbH in Osnabrück begann,[3] zum Verkaufsschlager. Nachdem die Absatzzahlen für Cabrios in den 1980er-Jahren stetig anstiegen und das Golf Cabrio auch in zahlreichen Fernsehserien erschien (Die Schwarzwaldklinik, Remington Steele und Stranger Things), erreichte das Fahrzeug einen gewissen Kultstatus und ist inzwischen ein gesuchter Oldtimer.
Gegenüber dem normalen Golf I ist das Gewicht allein der Rohbaukarosserie des Cabriolets um 90 kg erhöht, gegenüber dem Golf I GTI ist das GLI-Cabriolet insgesamt 140 kg schwerer. Im GLI-Cabriolet findet sich neben dem GTI-Motor (110 PS, K-Jetronic) auch das sportlichere Fahrwerk mit strafferen Stoßdämpfern, etwas verbreiterten Reifen und ebenfalls leicht verbreiterten Kotflügelausschnitten. Im Vergleich zum VW Käfer Cabriolet wurde die Karosserie-Durchbiegung um 10 % und die Verwindung um 40 % verringert. Das Dach besteht aus fünf Schichten: Unter dem äußeren Dachbezug gibt es eine Schicht Nesselmaterial, dann eine 20 mm dicke Polsterschicht aus Gummihaar, darunter nochmals Nesselmaterial und danach der Kunststoff-Dachhimmel. Der cW-Wert beträgt 0,48 mit geschlossenem Dach, 0,53 mit offenem Dach bei geschlossenen Fenstern und 0,55 bei offenem Dach und maximal geöffneten Fensterscheiben.[4]
VW Golf Cabrio (1979–1986)
Heckansicht
VW Golf I Cabrio
1986 Volkswagen Golf Cabriolet
Das erste Golf Cabriolet wurde ab März 1979 mit zwei Motorisierungen angeboten:
Cabriolet GLS mit 1,5 Liter Hubraum und 51 kW (70 PS)
Cabriolet GLi mit 1,6 Liter Hubraum und 81 kW (110 PS)
Einführung des Überrollbügels
Der erste, im Dezember 1976 von der Wilhelm Karmann GmbH hergestellte Prototyp hatte noch keinen Überrollbügel.[5] In den 1970er-Jahren begann in den USA eine Diskussion bezüglich der Fahrzeugsicherheit. Demnach war Cabriofahren außerordentlich „unsicher“, da die Fahrzeuge wenig Widerstand beziehungsweise Schutz bei Seitenkollision und Unfällen mit Überschlag boten. Aus diesem Grund führte VW beim offenen Golf den Überrollbügel ein. In seiner Serienversion war das Golf Cabriolet damit das erste offene Fahrzeug mit einem festen Überrollbügel.
Der neue Wagen kam anfangs bei der Käfer-gewohnten Kundschaft nicht gut an und wurde besonders in roter Lackierung mit dem neuen Überrollbügel abwertend als „Erdbeerkörbchen“ bezeichnet.[6] Kritisch an dem neuen VW-Modell wurde gesehen, dass das „Offenfahrgefühl“ durch die nicht völlig versenkbaren hinteren Seitenscheiben und den Bügel eingeschränkt wird. Vorteilhaft ist jedoch, dass die vorderen Sicherheitsgurte (das viersitzige Auto hat auf den beiden hinteren Plätzen nur Beckengurte) am Bügel einen höheren oberen Anlenkpunkt haben und durch ihn die Sicherheit bei Unfällen mit Überschlag und die Torsionssteifigkeit der Karosserie erhöht ist.
Selbst in der 3. Generation (1998–2002) war das Golf Cabrio mit einem Überrollbügel ausgeführt. Bei modernen Cabrios werden Überrollbügel kaum noch verwendet, da häufig automatisch aufklappende Stützen sowie stabile A-Säulen als Überrollschutz dienen. Auch das ab März 2011 gebaute Golf Cabriolet auf Basis des Golf VI hat keinen festen Überrollbügel mehr.
Persenning
Beim Golf I Cabriolet ist bei geöffnetem Dach die Verwendung der mitgelieferten Persenning vorgeschrieben; vor allem zum Schutz von Passanten bei eventuellen Unfällen vor den offenliegenden und scharfkantigen Metallgelenken und den Feststellhaken. Beim ersten Modell bis August 1981 baute das geöffnete Verdeck sehr hoch auf, sodass bei schlechter Wegstrecke die Gefahr des Schwingens gegeben war und die Verriegelung gelöst wurde. Der Fahrtwind bewegte dann das entriegelte Verdeck nach oben. Bei den darauf folgenden Generationen (Golf III und IV) ist das Verdeck deutlich tiefer angebracht, was auch eine bessere Sicht nach hinten ermöglicht. Die Persenning ist nicht zwingend erforderlich, wurde jedoch beim Golf Cabrio III/IV mitgeliefert, um Verschmutzungen des Himmels zu vermeiden.
Modellpflege
Die Produktion des ersten Golf Cabriolet wurde auch fortgesetzt, nachdem der Golf I im August 1983 durch den VW Golf II abgelöst worden war. Mit dem von VW als „Rundum-Spoilersatz“ bezeichneten Facelift gab es im Mai 1987 eine Anpassung der Optik an den damaligen Zeitgeschmack. Dabei wurde der neu einteilige Kühlergrill gröber verrippt und der Wagen erhielt durch größere Kunststoffstoßfänger mit angesetzten Radläufen und Schwellerverbreiterungen eine breitere, bulligere Form. Die Motorenpalette entsprach während der gesamten Bauzeit im Allgemeinen den jeweils aktuellen Ottomotoren aus dem Golf.
Das Golf I Cabrio war ab 1992 auf Wunsch mit Fahrer-Airbag lieferbar, wodurch es zum ersten VW wurde, bei dem ein Airbag erhältlich war. Entgegen häufiger Annahme gab es das Modell niemals mit einem Antiblockiersystem (ABS).
Ab September 1992 wurde der Wagen nur noch mit dem 1,8-Liter-Motor mit einer Leistung von 72 kW (98 PS) und geregeltem Katalysator angeboten. Dieser Motor erfüllte die Abgasnorm Euro 1.
Auch vom im Spätsommer 1993 erschienenen Golf III Cabriolet gab es diverse Sondermodelle: Pink Floyd, Rolling Stones Collection, Bon Jovi, Joker, Highline, Classic Edition und Colour Concept.
Das Golf III Cabriolet war ab 1993 einer der ersten offenen Wagen, die auch mit einem Dieselmotor (TDI) lieferbar waren.
Im Frühjahr 1998 kam das Golf IV Cabriolet heraus. Es war, trotz seines Namens, kein Cabriolet auf Basis des VW Golf IV, sondern es handelte sich lediglich um ein Facelift des Golf III Cabriolet. Die Veränderungen beschränkten sich auf die veränderte Front- und Heckpartie sowie einige Details im Innenraum wie beispielsweise eine blau/rote Armaturenbeleuchtung und neue Oberflächen.
Die Produktion wurde Mitte 2002, zunächst ohne direkten Nachfolger, eingestellt. Stattdessen erschien im Frühjahr 2003 der VW New Beetle auch als Cabriolet.
Nachdem die Volkswagen AG ab Ende 2009 große Teile des insolventen Unternehmens Karmann übernommen hatte, begann die neugegründete Volkswagen Osnabrück GmbH ab März 2011 u. a. mit der Produktion des Golf VI Cabriolet im November 2012 auf dem ehemaligen Karmann-Gelände.
Das Golf VI Cabriolet war mit Ottomotoren von 77 bis 195 kW und Dieselmotoren von 77 bis 110 kW erhältlich.
Mitte 2012 kam das GTI-Cabrio hinzu und im Frühjahr 2013 eine R-Variante mit 195 kW.
Ende Februar 2016 gab VW bekannt, dass das Golf Cabrio eingestellt werde. Die frei werdende Kapazität in Osnabrück werde für die Auslaufproduktion des VW Tiguan I verwendet.[8] Zum Abschied legte VW noch eine auf 200 Exemplare limitierte Last-Edition-Version mit nummerierter Plakette auf GTI-Basis auf. Sie war ab 46.500 € erhältlich.[9]
Heckansicht
VW Golf GTI Cabrio (2012–2016)
Sicherheit
Das Golf VI Cabriolet erreicht fünf Sterne im Euro-NCAP-Crashtest.
In einem vom ADAC durchgeführten Überrolltest kam es zu einer starken Deformierung der A-Säule. Die Sicherheit der vorderen Insassen wurde mit „mangelhaft“ bewertet. Für die hinteren Insassen bestehe ein „sehr guter“ Überlebensraum mit „zufriedenstellender“ Kopfbelastung.[10]