Targa Florio 1971Die 55. Targa Florio, auch 55° Targa Florio, Piccolo Circuito delle Madonie, Sicilia, auf Sizilien fand am 16. Mai 1971 statt und war der siebte Wertungslauf der Sportwagen-Weltmeisterschaft dieses Jahres. Das RennenEine Targa Florio ohne einen für den Gesamtsieg in Frage kommenden Rennwagen der Scuderia Ferrari wurde für die enttäuschten Sizilianer 1971 Wirklichkeit. Ferrari hatte es nach den Erfahrungen der Sportwagen-Weltmeisterschaft 1970 aufgegeben, werksseitig mit dem großen Ferrari 512S bzw. 512M gegen die durch mehrere Teams auf schnellen Strecken eingesetzten Porsche 917 anzutreten, zumal die Sonderregelung für diese Fünfliter-Zwölfzylinder-Sportwagen Ende 1971 auslaufen würde. Man nutzte die Sportwagen-Weltmeisterschaft 1971 um für die ab 1972 geltenden Regeln mit maximal drei Liter Hubraum den Ferrari 312PB als Sportprototypen auf Basis des Formel-1-„Boxermotor“ auf Langstreckentauglichkeit zu entwickeln. Somit war zwar ein adäquates Fahrzeug für einige WM-Läufe vorhanden, aber typischerweise war nur ein Entwicklungsfahrzeug für WM-Rennen gemeldet, denn Ignazio Giunti starb im Januar beim 1000-km-Rennen von Buenos Aires 1971 in Chassis 874. Neben der F1-Saison auch bei schnellen Sportwagenrennen und zudem bei der Targa noch gegen speziell für dieses Rennen entwickelte kompakte Werkswagenvarianten von Porsche und Alfa Romeo anzutreten erschien Enzo Ferrari zu riskant, daher verzichtete er auf eine Meldung für Sizilien und Le Mans, zumal diese speziellen Straßenrennen auch für Strecke und Fahrzeuge geeignete Fahrer erforderte, woran schon in den Vorjahren Mangel herrschte. Daher fuhren Ickx/Regazzoni neben der F1-Saison mit Chassis 0878 nur wenige Sportwagen-WM-Rennen auf F1-Kursen, erreichten in Brands Hatch Platz zwei und auf dem Nürburgring die schnellsten Rundenzeiten, ansonsten aber kaum Erfolge. Am Start war mit Nino Vaccarella, dem Lehrer aus Palermo, aber der Lieblingsfahrer der Zuschauer. Der 1933 geborene Sizilianer hatte seit 1958 fast jedes Jahr an der Veranstaltung teilgenommen und trotz oftmaliger Favoritenstellung erst einmal gewinnen können, 1965, mit Lorenzo Bandini im Werks-Ferrari 275P2. 1971 ging er für Autodelta, die Rennmannschaft von Alfa Romeo, an den Start. Teampartner im Alfa Romeo T33/3 war Toine Hezemans. Autodelta brachte vier Werkswagen an den Piccolo circuito delle Madonie, von denen drei werksseitig am Rennen teilnahmen. Der vierte wurde von Scuderia Brescia Corse eingesetzt und von Ferdinando Latteri sowie Nino Todaro mit einigen Minuten Rückstand wenig erfolgversprechend gesteuert. Die Alfas waren nun ähnlich zweckdienlich-keilförmig wie die 908/03 gestaltet und wurden spöttisch „Tipo Tedesco“ genannt. Zu Nino Vaccarella, Toine Hezemans, Andrea de Adamich und Rolf Stommelen kamen zwei neue Fahrer ins Teams. Gijs van Lennep und Leo Kinnunen sollten ursprünglich einen weiteren Porsche 908/03 für das Martini Racing Team von Hans-Dieter Dechent fahren. Der Wagen wurde jedoch nicht rechtzeitig fertig und beide Fahrer erhielten die Freigabe, bei Alfa Romeo an den Start zu gehen. Da Henri Pescarolo das Straßenrennen nicht bestreiten wollte, wurde van Lennep Partner von Andrea de Adamich. Leo Kinnunen, seit 1970 der ewige Rundenrekord-Halter der Targa mit 33:36, war Ersatz für Nanni Galli, der nach seinem Unfall beim Training zum 1000-km-Rennen von Monza noch nicht einsatzfähig war. Unterstützung durch Personal und Material erhielten die beiden Porsche-Teams von John Wyer und Hans-Dieter Dechent vom Werk in Zuffenhausen, zumal diese sonst nur 917 einsetzten und kaum Erfahrung mit den 908 und den Verhältnissen in Sizilien hatten. Im Vorjahr war der Porsche 908/03 mit großem Aufwand für die Targa Florio 1970 und die vier Wochen später ausgetragenen 1000 km Nürburgring mit Merkmalen des leichten Porsche 909 Bergspyder entwickelt wurden; beide Rennen wurden „programmgemäß“ mit dem flinken 908/03 gewonnen, nicht mit dem wuchtigen 917K. Hatte man 1970 noch ein gutes halbes Dutzend Werksautos von JWA und Porsche Salzburg im freien Training bewegen lassen, waren 1971 nur drei Werks-/03 vor Ort, zumal dieses Baumuster schon zwei Wochen später am Nürburgring wieder benötigt wurde. Für 1971 hatten die 908/03 größere Überrollbügel bekommen, zudem Heckflossen, auf denen die britische oder deutschen Flagge für das Land des Einsatzteams Flagge zeigte. Für die Targa 1971 erhielten Jo Siffert und Pedro Rodríguez neue Teamkollegen. Der Partner von Siffert war mit Brian Redman ein alter Bekannter. Redman war nach seinem überraschenden Rücktritt Ende der Saison 1970 und Tätigkeit als Geschäftsmann für die Targa wieder zu Wyer zurückgekehrt. Teamkollege von Rodríguez war der Schweizer Herbert Müller, Sieger von 1966 (und 1973). Den einzigen Martini-908/03, das in vier WM-Einsätzen dreimal siegreiche Chassis 008[1], fuhren Gérard Larrousse und Vic Elford (Sieger 1967). Bei Porsche gab es bereits Probleme im Training, das wichtiger war als sonst, denn erstmals starteten die Wagen nach Klassen getrennt in der Reihenfolge ihrer Trainingszeiten, so dass Schnelle weniger mit Langsamen zu tun hatten. Redman hatte in seiner ersten Trainingsrunde einen Reifenschaden und musste lange Zeit auf den Abschleppwagen warten. Der brachte den mit zwei orangen Pfeilen markierten 908/03 zwar zurück an die Boxen, aber auch eine rekordverdächtig schlechte Rundenzeit von 85 Minuten, was Startplatz 7 als letzter der sieben Dreiliter-Prototypen bedeutete, denn Siffert übernahm den Wagen und hatte bald darauf einen Unfall, so dass keine Verbesserung erzielt wurde. Auch Elford hatte mit der silbernen Martini-Nr. 8 einen Unfall und beschädigte dabei die Vorderradaufhängung des Porsche, konnte aber mit einer Zeit von 35:22 auf Platz 4 vor Rodriguez/Müller mit 35:48 bleiben. Damit starteten die drei Werks-Alfas mit ihren 34er Zeiten vorneweg, Lokalmatador Nino Vaccarella mit der Nummer 5 als Erster, jedoch nach langer Verzögerung wegen allgemeinem Verkehrschaos und noch im Stau steckenden Offiziellen. Die Startflagge schwenkte die Mutter des im Januar tödlich verunglückten Ferrari-Werksfahres Ignazio Giunti. Es gab keine Einführungsrunde, bei der sich die Piloten mit den Streckenverhältnissen hätten vertraut machen können, nachdem Tausende Zuschauer angereist waren und PKW den Streckenrand säumten, was die Sichtverhältnisse veränderte. Bereits in der ersten Rennrunde fiel eine Vorentscheidung, da drei Mitfavoriten ausfielen. Rolf Stommelen kam wenige Kilometer nach dem Start mit seinem Alfa Romeo Nr. 6 von der Strecke ab und musste aufgeben. Brian Redman hatte im Gulf-Porsche Nr. 7 einen Unfall, bei dem der Wagen Feuer fing und völlig ausbrannte; Redman erlitt Brandwunden im Gesicht und im Nacken. Auch Pedro Rodríguez hatte in der ersten Runde mit Nr. 4 einen Unfall, somit waren beide Wyer-Gulf-Porsche schon knapp nach dem Start ausgefallen und der Martini-908 die einzige Herausforderung für zwei Werks-Alfas da der Brescia-Corse-Alfa in Runde 5 ausschied. In der dritten Runde verunglückte Alain de Cadenet und wurde von einem am Streckenrand stehenden Soldaten aus dem brennenden Lola T210 gerettet. Am schlimmsten endete der Unfall von Fulvio Tandoi im Alpine A110. In der Nähe von Caltavuturo kam der Wagen von der Strecke ab und prallte auf der Fahrerseite gegen einen Baum. Tandoi war lange im Fahrzeug eingeklemmt und starb im Hubschrauber auf dem Flug in ein Krankenhaus in Palermo[2]. Bis zur siebten Runde führten Elford/Larrousse im Martini-908/03. Elford erzielte die schnellste Rennrunde mit 33:45, dann kam es zu Reifenschäden hinten, in deren Folge beendete ein Aufhängungsschaden nach einer Kollision mit einem Randstein die seit 1966 andauernde Siegesserie von Porsche. Vaccarella/Hezemans und de Adamich/van Lennep feierten nach über 6 Stunden und 35 Minuten einen Doppelsieg für Alfa Romeo. Dritte mit knapp über sieben Stunden Fahrtzeit sowie Klassensieger bei den Zweiliter-Prototypen wurden Jo Bonnier und Richard Attwood im Scuderia Filipinetti-Lola T212 mit ebenfalls 11 Runden. Mit einer Runde Rückstand sicherte sich ein Schweizer Porsche 911S Platz vier und Klassensieg der GT über zwei Liter; die gleiche Distanz legten auch je zwei weitere Lola T212 und 911S zurück. Diese Augenhöhe von 911 und Prototypen über die Targa-Renndistanz gab einen Vorgeschmack auf das Endergebnis von 1973. ErgebnisseSchlussklassement
1 zurückgezogen 2 nicht gestartet 3 nicht gestartet 4 nicht gestartet 5 nicht gestartet 6 nicht gestartet 7 nicht gestartet 8 nicht gestartet 9 nicht gestartet 10 nicht gestartet 11 nicht gestartet 12 nicht gestartet 13 Fahrzeug illegal 14 nicht gestartet 15 nicht gestartet 16 nicht gestartet 17 Achsgetriebe im Training 18 nicht gestartet 19 Trainingswagen 20 Trainingswagen 21 Trainingswagen 22 Trainingswagen 23 Trainingswagen 24 Trainingswagen Nur in der MeldelisteHier finden sich Teams, Fahrer und Fahrzeuge, die ursprünglich für das Rennen gemeldet waren, aber aus den unterschiedlichsten Gründen daran nicht teilnahmen.
KlassensiegerRenndaten
Literatur
WeblinksCommons: Targa Florio 1971 – Sammlung von Bildern
Einzelnachweise
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