Targa Florio 1973Die 57. Targa Florio auch 57° Targa Florio, Palermo, Piccolo Circuito delle Madonie, Sicilia, auf Sizilien fand am 13. Mai 1973 statt und war der sechste Wertungslauf der Sportwagen-Weltmeisterschaft dieses Jahres. Vor dem RennenSchon vor dem Rennstart war den Veranstaltern der Targa Florio bekannt, dass die 57. Ausgabe dieses Straßenrennens die letzte Targa mit einem Weltmeisterschaftsstatus sein würde. Die Funktionäre der Commission Sportive Internationale hatten unmissverständlich klargemacht, dass diese Entscheidung endgültig sei. Die erste Targa fand 1906 statt und endete mit einem Sieg von Alessandro Cagno auf einem Itala 35/40HP. Itala, das Unternehmen, das das Siegesfahrzeug gebaut hatte, stellte 1935 die Produktion von Automobilen ein. Die Sicherheitsvorkehrungen, die in dieser Frühzeit des Motorsports als ausreichend galten, waren in den 1970er-Jahren völlig inakzeptabel geworden. Während die Veranstalter von Rundstreckenrennen zunehmend versuchten die Streckensicherheit zu verbessern, geschah am Piccolo circuito delle Madonie in dieser Hinsicht so gut wie nichts. Dem Veranstalter war jedoch zugutezuhalten, dass es fast unmöglich war, einen 72 Kilometer langen Straßenkurs komplett zu sichern und abzusperren. Immer wieder liefen Zuschauer auf die Strecke, einige von ihnen nutzten das Rennen zu Mutproben, standen mitten auf der Straße und sprangen erst zur Seite, kurz bevor die Wagen ankamen. Auch 1973 standen während des Trainings Fahrzeuge, darunter Lastkraftwagen, am Streckenrand und damit auf der Fahrbahn der Rennwagen. Auslaufzonen waren kaum vorhanden und Streckenposten eine Seltenheit. Das RennenDer Unfall von Charles BlythDie Rennwoche begann mit dem ersten fatalen Unfall. Der britische Privatfahrer Charles Blyth hatte für sich und seinen Freund und Teamkollegen Robert Cuthbertson einen Lancia Fulvia HF gemeldet. Bei der technischen Abnahme vor dem ersten Training am Mittwoch, den 9. Mai, wurde der Tank des Lancia von den Kommissären als illegal erklärt und dem Briten aufgetragen, die notwendige Reparatur bis zum Rennstart vorzunehmen. Blyth und Cuthbertson fuhren von der Strecke auf die Straße, die Palermo mit Buonfornello verbindet und die für den normalen Verkehr geöffnet war. Dort kollidierte der Lancia mit einem Fiat 1100, der von Antonio Guagliardo gefahren wurde. Guagliardo saß mit seinem fünfjährigen Sohn Domenico und dem Mechaniker Vincenzo Sollazzo im Auto. Auf einem Anhänger zog der Fiat einen Porsche 911S, den Guagliardo für das Rennen gemeldet hatte. Der Lancia prallte in hohem Tempo auf den Fiat und während die drei Fiat-Insassen nur leicht verletzt wurden, brachte ein Notfallkrankenwagen die beiden Briten in kritischem Zustand in das Ospedale Neurochirurgico in Palermo. Einer der Ersten, die an der Unfallstelle eintrafen, war Arturo Merzario, der im Werks-Ferrari 312PB von der technischen Abnahme kam. Er leistete sofort Erste Hilfe (Merzario hatte in seiner Karriere mehrmals versucht, Fahrerkollegen nach Unfällen zu helfen und dabei auch Leben gerettet. Beim 1000-km-Rennen von Buenos Aires 1971 versuchte er vergeblich, den im brennenden Ferrari 312PB eingeklemmten Ignazio Giunti zu befreien. Beim Großen Preis von Deutschland 1976 auf dem Nürburgring befreite er Niki Lauda aus dem ebenfalls brennenden Ferrari 312T2). Während Cuthbertson überlebte, starb Charles Blyth einen Tag später. Die Kosten für den Rücktransport des Leichnams übernahm der britische Rennfahrer Vic Elford[1]. Teams, Fahrzeuge und FahrerDie Abwesenheit von Matra Sports und von Gulf Research machte auf die Sizilianer wenig Eindruck. 700.000 Zuschauer sollen laut Angaben des Veranstalters das Rennen an der Strecke verfolgt haben. Ihr Interesse galt den italienischen Werkswagen von Ferrari, Alfa Romeo und Lancia. Ferrari meldete zwei 312PB für die Fahrerpaarungen Arturo Merzario/Nino Vaccarella und Jacky Ickx/Brian Redman. Für die Sizilianer war der in Palermo geborene Vaccarella ein Volksheld, der die Targa Florio – 1965 mit Lorenzo Bandini im Ferrari 275P2 und 1971 mit Toine Hezemans im Alfa Romeo T33/3 – bis dahin zweimal gewonnen hatte. Jacky Ickx gab im zweiten 312PB sein Targa-Florio-Debüt[2]. Autodelta meldete zwei Alfa Romeo T33/TT/12 für Clay Regazzoni/Carlo Facetti und Rolf Stommelen/Andrea de Adamich. Auch Lancia war mit einem Werkswagen vertreten. Den Stratos fuhren Sandro Munari und Jean-Claude Andruet. Die stärkste Konkurrenz für die italienischen Wagen kam von Porsche. Drei Carrera RSR-Prototypen wurden nach Sizilien gebracht. Gefahren wurden die Porsche von Herbert Müller, Gijs van Lennep, Leo Kinnunen, Claude Haldi, Günter Steckkönig und Giulio Pucci. Giulio Pucci war der Sohn von Baron Antonio Pucci, der die Targa 1964 als Partner von Colin Davis im Werks-Porsche 904 GTS gewonnen hatte. Weitere schwere UnfälleAuch das Rennen war von schweren Unfällen und dem Tod von drei Zuschauern überschattet. Knapp vor dem Start kam es zum ersten Zwischenfall. Bei der Anfahrt zum Rennstart kam der Chevron B23 von Stefano Buonapace und Matteo Sgarlata in der Nähe der Stadt Cefalù von der Strecke ab und überschlug sich in eine zu nahe am Streckenrand stehende Zuschauergruppe. Der Wagen fing Feuer und brannte aus. Während die beiden Fahrer mit leichten Verletzungen überlebten, starben die beiden jungen Sizilianer Sebastiano di Natale (20 Jahre) und Antonio di Scilipoti (17 Jahre) noch an der Unfallstelle. Mehrere Personen wurden mit Knochenbrüchen in umliegende Krankenhäuser eingeliefert. Ein weiterer junger Sizilianer, Santi Siracusa (19 Jahre), überlebte schwer verletzt. In der siebte Runde kam der Sarde Ferruccio Deiana, der einen Alpine A110 fuhr, im Dorf Scillato von der Strecke ab und fuhr ebenfalls in eine Zuschauergruppe. Zwei Männer wurden schwer verletzt: Giuseppe Bono (60 Jahre) und Giuseppe Mazzola (33 Jahre), beide aus Montelepre. Mazzola überlebte und konnte wieder vollständig genesen. Giuseppe Bono erlag am Abend im Krankenhaus von Termini Imerese seinen Verletzungen.[3] Der RennverlaufAlfa Romeo musste am Renntag auf den Einsatz eines Fahrzeugs verzichten. Clay Regazzoni hatte im Abschlusstraining einen Unfall im Wagen mit der Nummer 7. Er kam im bergigen Teil der Strecke von der Fahrbahn ab, der Wagen überschlug sich und blieb mit den Rädern nach oben in einem Acker liegen. Regazzoni blieb unverletzt. Vom Start weg führte der Trainingsschnellste Arturo Merzario im Ferrari 312PB vor Rolf Stommelen im Alfa Romeo und seinem Teamkollegen Jacky Ickx. Dahinter folgten Sandro Munari im Lancia und Herbert Müller im Porsche. Noch bevor die dritte Runde zu Ende ging, waren beide Ferrari und der verbliebene Alfa Romeo ausgeschieden. Arturo Merzario hatte am Ende der ersten Runde einen Reifenschaden. Anstatt den platten Reifen durch das mitgeführte Reserverad zu ersetzen, fuhr er bis zu den Boxen auf der Felge weiter. Dort wurde der Reifen endlich gewechselt. Als Merzario wieder auf der Straße war, brach die Hinterradaufhängung, die bei der Fahrt auf der Felge beschädigt worden war. Jacky Ickx touchierte mit dem Ferrari in der zweiten Runde eine Mauer, wobei der Vorderwagen so schwer beschädigt wurde, dass er kurze Zeit später aufgeben musste. Rolf Stommelen hatte Ende der zweiten Runde den Alfa Romeo an Andrea de Adamich übergeben. De Adamich kollidierte im Alfa in der dritten Runde mit dem Lancia Fulvia Sport von Ugo Locatelli. Dabei ging die Aufhängung des T33/TT/12 kaputt. Ein problemloses Rennen hatten Herbert Müller und Gijs van Lennep im Porsche Carrera RSR, die mit einem Vorsprung von sechs Minuten auf Sandro Munari und Jean-Claude Andruet im Lancia Stratos gewannen. ErgebnisseSchlussklassement
1 Motorschaden im Training 2 Unfall im Training 3 nicht gestartet 4 nicht gestartet 5 Ölverlust im Training 6 Unfall im Training 7 tödlicher Unfall von Blyth 8 Trainingswagen 9 Trainingswagen 10 Trainingswagen 11 nicht qualifiziert 12 nicht qualifiziert 13 nicht qualifiziert 14 nicht qualifiziert 15 nicht qualifiziert 16 nicht qualifiziert 17 nicht qualifiziert 18 nicht qualifiziert 19 nicht qualifiziert 20 nicht qualifiziert 21 nicht qualifiziert 22 nicht qualifiziert 23 nicht qualifiziert 24 nicht qualifiziert 25 nicht qualifiziert 26 nicht qualifiziert 27 nicht qualifiziert 28 nicht qualifiziert 29 nicht qualifiziert 30 nicht qualifiziert 31 nicht qualifiziert 32 nicht qualifiziert 33 nicht qualifiziert 34 nicht qualifiziert 35 nicht qualifiziert 36 nicht qualifiziert 37 nicht qualifiziert 38 nicht qualifiziert 39 nicht qualifiziert 40 nicht qualifiziert 41 nicht qualifiziert 42 nicht qualifiziert 43 nicht qualifiziert 44 nicht qualifiziert 45 nicht qualifiziert 46 nicht qualifiziert 47 nicht qualifiziert 48 nicht qualifiziert 49 nicht qualifiziert Nur in der MeldelisteZu diesem Rennen sind keine weiteren Meldungen bekannt. KlassensiegerRenndaten
Literatur
WeblinksCommons: Targa Florio 1973 – Sammlung von Bildern
Einzelnachweise
|