Die Ortschaft liegt in der historischen Region Ostpreußen, etwa 47 Kilometer nordöstlich der Stadt Kaliningrad(Königsberg) und zwölf Kilometer nördlich von Gwardeisk(Tapiau).
Geschichte
Als Gründer des bis 1946 Goldbach[2] genannten Dorfes soll Helwig von Goldbach gewesen sein[3]. Er stammte aus dem namensgleichen Dorf Goldbach bei Gotha in Thüringen, war Konventsbruder in Christburg (heute polnisch: Dzierzgoń) und wohl bei der Gefangennahme des Herkus Monte dabei. Aufgestiegen zum Landmeister in Preußen ließ er zwischen 1300 und 1302 das Dorf und die Kirche Goldbach anlegen. Eine – wohl bestätigende – Handfeste stammt aus dem Jahre 1375.
Kurfürst Georg Wilhelm verpfändete 1636 Goldbach an Simon Janßen. 1652 kam es auf gleiche Weise an Anschatz von der Trenck, dessen Familie noch 1692 Pfandgläubiger war.
Am 13. Juni 1874 wurde Goldbach namensgebender Ort und Amtssitz eines neu errichteten Amtsbezirks[4], der bis 1945 bestand und zum Kreis Wehlau im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte. Am 7. Juni 1889 wurde das kommunalfreie Etablissement Mühle Goldbach[5] eingegliedert. Bis zum 30. April 1910 unterschied man zwischen den Ortschaften Groß Goldbach und Klein Goldbach, die sich dann zur Landgemeinde Goldbach zusammenschlossen. Diese zählte im gleichen Jahr insgesamt 750 Einwohner[6].
Am 30. September 1928 vergrößerte sich Goldbach um die Orte Garbeningken (nicht mehr existent) und Groß Köwe (russisch: Sowchosnoje, ebenfalls erloschen) sowie Karpau (heute russisch: Jarki), die eingemeindet wurden. Die Zahl der Einwohner wuchs auf diese Weise bis 1933 auf 1.017 und betrug 1939 noch 952[7].
Im Jahre 1945 wurde Goldbach in Kriegsfolge zusammen mit dem nördlichen Ostpreußen von der Sowjetunionbesatzungsrechtlich in eigene Verwaltung genommen. Der Ort erhielt 1947 die russische Bezeichnung Slawinsk.[8] Der Ort war bis 2005 Verwaltungssitz eines Dorfsowjets bzw. Dorfbezirks und anschließend bis 2014 Verwaltungssitz einer Landgemeinde. Seit 2014 gehört der Ort zum Stadtkreis Gwardeisk.
Amtsbezirk Goldbach 1874–1945
Zum 1874 errichteten Amtsbezirk Goldbach gehörten anfangs zwölf Gutsbezirke (GB) bzw. Landgemeinden (LG)[9]:
Aufgrund der Umstrukturierungen gehörten am 1. Juni 1945 lediglich noch die vier Gemeinden Goldbach, Groß Keylau, Kuglack und Roddau-Perkuiken zum Amtsbezirk Goldbach.
Slawinski selski Sowet/okrug 1947–2005
Der Dorfsowjet Slawinski selski Sowet (ru. Славинский сельский Совет) wurde im Juni 1947 eingerichtet.[8] Nach dem Zerfall der Sowjetunion bestand die Verwaltungseinheit als Dorfbezirk Slawinski selski okrug (ru. Славинский сельский округ). Im Jahr 2005 wurden die verbliebenen Orte des Dorfbezirks (mit der Ausnahme von Prigorodnoje, das in die städtische Gemeinde Gwardeiskoje gorodskoje posselenije eingegliedert wurde) in die neu gebildete Landgemeinde Slawinskoje selskoje posselenije übernommen.
Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Talalichino (Талалихино)
Klein Uderballen, 1938–1945 „Kleinudertal“
Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Wekowoje (Вековое)
Klein Grünlauken
Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Wolkowo (Волково)
Michelau
Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Wolnoje (Волное)
Klein Birkenfeld
Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Slawinskoje selskoje posselenije 2005–2014
Die Landgemeinde Slawinskoje selskoje posselenije (ru. Славинское сельское поселение) wurde im Jahr 2005 eingerichtet.[12] Die Fläche der Landgemeinde Slawinskoje betrug 219,5 km² und umfasste etwa 3.000 Einwohner.
Zur Slawinskoje selskoje posselenije gehörten 20 jeweils „Siedlung“ (russisch: possjolok) genannte Ortschaften, die bis 2005 den beiden Dorfsowjets Slawinski bzw. Borski zugeordnet waren. Im Jahr 2014 wurden diese Orte in die kommunale Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Gwardeisk eingegliedert.
An das Straßennetz ist die Ortschaft über die russische Fernstraße R 512 angebunden. Innerorts enden zwei Nebenstraßen, die von Polessk(Labiau) über Iwanowka(Adlig Bärwalde) bzw. von Ossinowka(Stampelken) über Demidowo(Augstupöhnen, 1938–1946 Uderhöhe) kommen.
Die Kirche Goldbach[13] war ein 1706 wiederhergestellter auf das 14. Jahrhundert zurückgehender Saalbau als Feldsteinen und Ziegeln mit vorgesetztem Westturm. Altar, Kanzel und auch Taufengel und Beichtstuhl sollen der Werkstatt des Christian Klodssey entstammen. 1859 wurde die Orgel von Scherweit in Königsberg (Preußen) erstellt.
Die Kirche kam unversehrt durch den Zweiten Weltkrieg[14]. Danach wurde sie jedoch zweckentfremdet und als Lagerhalle genutzt. Der Verfall war vorprogrammiert: das Dach ist in den 1970er Jahren eingefallen, Mauerteile des Kirchenschiffs verschwanden, und so steht heute nur noch die Turmruine mit einigen zu erahnenden Mauerfragmenten.
Kirchengemeinde
Goldbach war bereits in vorreformatorischer Zeit ein Kirchdorf,[15] in das die Reformation schon bald – bereits 1527 war hier ein lutherischer Geistlicher tätig – Einzug hielt. Mit seinem weitflächigen Kirchspiel gehörte die Pfarrei bis 1945 zum Kirchenkreis Wehlau (heute russisch: Snamensk) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. 1925 zählte das Kirchspiel 3.300 Gemeindeglieder.
Goldbach Ostpr. (früher Groß und Klein Goldbach), Dorf, links der Deime, Kreis Wehlau, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Goldbach (meyersgaz.org)
Adolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Band 2: Die Bau- und Kunstdenkmäler in Natangen. 1898, S. 97–98 (Google Books).
Agathon Harnoch: Chronik und Statistik der evangelischen Kirchen in den Provinzen Ost- und Westpreußen, Nipkow, Neidenburg 1890, S. 251–252 (Google Books).
↑Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
↑Michael Rademacher: Landkreis Wehlau (russ. Snamensk). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑ abDurch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
↑Der Ort Lindenau wurde 1947 auch zusammen mit den Orten Adlig Wißritten und Klein Sittkeim als "Kustowka" in den Dorfsowjet Slawjanski im Rajon Polessk eingeordnet.
↑Durch das Закон Калининградской области от 24 февраля 2005 г. № 502 «О наделении муниципального образования «Гвардейский район» статусом муниципального района и об установлении границ и наделении соответствующим статусом муниципальных образований, находящихся на его территории» (Gesetz der Oblast Kaliningrad vom 24. Februar 2005, Nr. 502: Über das Ausstatten der munizipalen Bildung "Rajon Gwardeisk" mit dem Status eines munizipalen Rajons und über das Festlegen der Grenzen und das Ausstatten mit dem entsprechenden Status der munizipalen Bildungen, die sich auf seinem Gebiet befinden)
↑Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band II: Bildnisse ostpreussischer Kirchen, Göttingen, 1968, Seite 82–83