Zu Dalneje gehören auch die Überbleibsel der ehemaligen Orte Drusken (russisch zunächst Bykowskoje), Groß Aßlacken (Klewernoje), Guttschallen (Sarutscheinoje) und Szorkeninken/Schorkenicken.
Dalneje liegt etwa 25 Kilometer nordöstlich der Rajonstadt Gwardeisk(Tapiau) an der Föderalstraße A216 (auch Europastraße 77) auf dem Wege von Talpaki(Taplacken) nach Bolschakowo(Groß Skaisgirren/Kreuzingen). Eine Bahnanbindung ist nicht vorhanden.
Ungewöhnlich ist, dass nur fünf Kilometer weiter nordöstlich von Dalneje an der Straße nach Bolschakowo, allerdings bereits im Rajon Polessk, ein weiterer Ort gleichen Namens liegt: Dalneje(Bittkallen/Bitterfelde). Ein dritter Ort gleichen Namens lag nur sieben Kilometer weiter westlich – bei Olchowka(Köllmisch Damerau): Dalneje (bis 1946 Pettkuhnen), ist jetzt aber nicht mehr existent.
Geschichte
Für Groß Schirrau liegen zwei Gründungsdaten vor: um 1400 sowie eine Zweitgründung im Jahre 1534.[2] Von 1874 bis 1945 war der Ort namensgebend für einen neu errichteten Amtsbezirk,[3] der zum Kreis Wehlau im Regierungsbezirk Königsberg der preußischenProvinz Ostpreußen gehörte.
Im Jahre 1910 zählte Groß Schirrau 358 Einwohner.[4] Am 30. September 1928 wurde durch Zusammenschluss umliegender Ortschaften die Landgemeinde Schirrau gebildet, in die neben dem Hauptort Groß Schirrau die Ortschaften Drusken (russisch nach 1945 zunächst Bykowskoje), Eichenberg, Espenhain, Klein Schirrau (Surikowo, nicht mehr existent), Neu Schirrau (Kawkasskoje, nicht mehr existent) und Reußwalde eingemeindet waren.[5] Im Jahre 1933 waren hier 493 Einwohner ansässig, im Jahre 1939 waren es 492.[6]
Zum 1874 neu geschaffenen Amtsbezirk Groß Schirrau gehörten anfangs 19 Landgemeinden (LG) bzw. Gutsbezirke (GB):[3]
Name
Russischer Name nach 1945
Bemerkungen
Eichenberg (LG)
später zur LG Schirrau gehörig
Groß Aßlacken (LG)
Klewernoje
1928 umbenannt in LG Aßlacken
Groß Papuschienen (LG), 1938–1945: Groß Grauden
Romaschowo
1931 umbenannt in LG Papuschienen
Groß Schirrau (LG)
Dalneje
1928 umbenannt in LG Schirrau
Guttschallen (LG)
Sarutscheinoje
Klein Aßlacken (LG)
Klenewoje
vor 1883 in die LG Groß Aßlacken eingegliedert
Klein Papuschienen (LG), 1938–1945: Kleingrauden
Tichoje
1931 in die LG Papuschienen eingegliedert
Klein Schirrau (GB)
Surikowo
1928 in die LG Schirrau eingegliedert
Lapischken (LG), 1938–1945: Fuchshügel
Dubrowskoje
Lieneballen (LG), 1938–1945: Liene
1931 umbenannt in LG Stadthausen
Neu Schirrau (LG)
Kawkasskoje
später zur LG Schirrau zugehörig
Pareyken (LG)
Bolschije Topki
1928 in die LG Reinlacken (Amtsbezirk Parnehnen) eingegliedert
Pesseln (LG)
1928 in die LG Reinlacken eingegliedert
Puschienen (LG), 1938–1945: Reimersbruch
1928 in die LG Reinlacken eingegliedert
Schorkeninken (LG), 1938–1945: Schorkenicken
Stadthausen (GB)
Doroschnoje
1928 in die LG Lieneballen (ab 1931 Stadthausen) eingegliedert
Ußballen (LG), 1938–1945: Warstädt
1928 in die LG Reinlacken eingegliedert
Ußjauern (GB), 1938–1945: Michelsheide
1928 in die LG Lapischken eingegliedert
Wachlacken (GB)
Malyje Topki
1928 in die LG Reinlacken eingegliedert
Aufgrund der mannigfachen Umstrukturierungen bildeten am 1. Januar 1945 lediglich noch sieben Gemeinden den Amtsbezirk Groß Schirrau: Aßlacken, Fuchshügel, Grauden, Guttschallen, Schirrau, Schorkenicken und Stadthausen.
Kirche Groß Schirrau
Kirchengebäude
In den Jahren 1908/1909 erhielt Groß Schirrau eine eigene evangelische Kirche[8], die am 21. Dezember 1909 feierlich eingeweiht wurde[9]. Zu diesem Bau hatte die Gastwirtschaft Ragnit das Grundstück gestiftet und von vielen Bauern stammte das Baumaterial. Kaiserin Auguste Viktoria vermachte der Kirche eine wertvolle Altarbibel mit eigenhändiger Widmung.
Den Zweiten Weltkrieg überstand die Kirche[10] weitestgehend unbeschadet. 1994 begann man zwecks Beschaffung von Baumaterial das Kirchenschiff abzureißen. Heute steht nur noch der seitwärts gesetzte Turm als Ruine[11][12]. Die Kirche Groß Schirrau (russisch: Кирха Гросс Ширрау[13]) soll restauriert werden und steht unter staatlichem Schutz.
Kirchengemeinde
Bis 1902 war Groß Schirrau in das Kirchspiel der Kirche in Plibischken (heute russisch: Gluschkowo) eingepfarrt.[14] Erst dann wurde hier eine eigene Kirchengemeinde errichtet, die aber noch bis 1909 mit Plibischken verbunden und durch einen Hilfsprediger von dort versorgt wurde. Im Jahre 1911 wurde das Pfarrhaus neben der Kirche errichtet. Die Kirche Groß Schirrau war patronatlos. Im Jahre 1925 zählte die Pfarrei 2.506 Gemeindeglieder, die in 40 Kirchspielorten wohnten. Bis 1945 war die Kirchengemeinde Groß Schirrau dem Kirchenkreis Wehlau in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union zugeordnet. In der Zeit des Dritten Reiches war die Gemeinde der Bekennenden Kirche zugehörig.
Das im Jahre 1902 geschaffene Kirchspiel Groß Schirrau[16] wurde durch Umpfarrung von Orten aus den Kirchspielen Petersdorf (heute russisch: Kuibyschewskoje) und Plibischken (Gluschkowo) gebildet. Es gliederte sich in 40 Ortschaften, darunter auch das Dorf Köllmisch Damerau (bis 1931 Königlich Damerau, russisch: Olchowka), wo 1911 eine eigene kleine Kirche errichtet wurde (* = Schulorte):
Bis 1911 war Groß Schirrau eine Hilfsgeistlichenstelle der Kirche Plibischken (russisch: Gluschkowo). Danach amtierten bis 1945 an der Kirche Groß Schirrau eigene evangelische Geistliche[17]:
↑Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
↑Michael Rademacher: Landkreis Wehlau (russ. Snamensk). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 17. November 1947)
↑Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band II: Bilder ostpreussischer Kirchen, Göttingen 1968, S. 84