Seelitz und die umliegenden Dörfer sind slawischen Ursprungs. Obwohl es keine schriftlichen Quellen gibt, die das flächendeckend bezeugen, erkennt man es z. B. an Keramikfunden (Scherben von Gefäßen), den slawischen Wallanlagen wie z. B. Fischheimer Borstel und Kötterner Porschel, den Flur- und Ortsnamen und schließlich an der Form und Größe der jeweiligen Ortsfluren.
Urkundlich erwähnt wird der Ort erstmals im Jahr 1174 als Seliz in einer Schenkungsurkunde des Markgrafen Dedo der Lausitz. In dieser schenkte er vier Seelitzer Hufen dem damals gegründeten Kloster Zschillen.
Die Schreibweise des Ortsnamens variierte seitdem nur geringfügig.[2]
1174: Seliz
1205 und 1378: Selicz
1489: Zelitcz
1548: Selietz
1791: Seelitz
Der Name ist altsorbischer Herkunft. Die ursprüngliche Bedeutung ist nicht zweifelsfrei zu klären.
Möglich ist der Personenname Žel als Kurzform zu Želidrog, Seliz wäre also die Siedlung eines Žel gewesen.
Eine andere Deutung geht von zel - grün aus, Siedlung, wo es grünt.[3]
Im Dreißigjährigen Krieg und auch späteren Kriegen hatte Seelitz unter durchziehenden und marodierenden Truppen sowie unter Seuchen zu leiden. Verwaltungsmäßig gehörte Seelitz seit dem späten Mittelalter zum Amt Rochlitz.[2] Durch Einpfarrungen der benachbarten Dörfer bildete es einen kirchlichen Mittelpunkt. Bezüglich der Grundherrschaft gehörte Seelitz um 1548 anteilig dem Rat zu Rochlitz und der Pfarre zu Seelitz. Um 1764 gehörte der Ort als Amtsdorf zum kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Amt Rochlitz.[4] Eine 1839 gegründete, aber nur etwa 2 Jahre bestehende Ansiedlung deutscher Auswanderer in Missouri wurde nach dem Ort benannt.[5] Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert wurde in und um Seelitz nachweislich Bergbau betrieben. Die bedeutendste Fundstelle befand sich am „Vogelsang“ im Erlbachtal zwischen Seelitz und Biesern.[6] In dessen Nähe wurde von einem Verein der „Stolln St. Johannes“ restauriert.
Durch die zweite Kreisreform in der DDR im Jahr 1952 wurde die Gemeinde Seelitz dem Kreis Rochlitz im Bezirk Chemnitz (1953 in Bezirk Karl-Marx-Stadt umbenannt) angegliedert, der ab 1990 als sächsischer Landkreis Rochlitz fortgeführt wurde und 1994 im neu gebildeten Landkreis Mittweida bzw. 2008 im Landkreis Mittelsachsen aufging. Der kirchlichen Konzentration im Hauptort Seelitz folgte im 20. Jahrhundert die administrative. Durch stufenweise Eingemeindungen ab 1950 hat Seelitz heute 24 Ortsteile. Die Gemeindeverwaltung befindet sich im Ortsteil Gröblitz.
Gemäß der „Meißnischen Chronika“ soll die Geschichte der Seelitzer Kirche
angeblich bis ins 8. Jahrhundert zurückreichen.[13][14]
Um 1000 entstand die Pfarrei Seelitz, die dem Bistum Meißen zugewiesen wurde[15] nachdem das Land um Rochlitz von den Deutschen in Besitz genommen worden war, die von Franken her in das Gebiet kamen. Um diese Zeit war die ganze sorbische Bevölkerung getauft, hatte formell den christlichen Glauben angenommen. Gewaltsame Ereignisse im Zusammenhang mit der Missionierung sind in unserer Region nicht bekannt.[16]
Verlässlich sind die in Stein gehauenen Jahreszahlen 1516 und 1529 an der Dorfkirche St. Annen selbst.[17] Gemäß Dehio wurde in dieser Zeit an Stelle einer romanischen Kirche, die im 11. Jahrhundert entstanden sein könnte, der heutige Bau als spätgotische Hallenkirche errichtet.[18] Um 1430 war Seelitz vom Einfall der Hussiten betroffen, wobei auch die Kirche zerstört wurde. Seelitz schloss sich relativ früh der Reformation an. Die 1527 in Seelitz entstandene Schule ist wahrscheinlich schon evangelisch gewesen.[19] Seelitz entwickelte sich als gewisses kirchliches Zentrum der umliegenden Dörfer. Heute ist Seelitz mit 23 Orten die größte Kirchgemeinde Sachsens.
Von 1769 bis 1771 wurde die Kirche unter Leitung des Wiederauer Zimmermeisters Michael Mäßig in einen barocken Emporensaal umgebaut. Die Ausstattung mit Altar, Kanzel (beides 1770/71) und Rokokotaufe (1773) schuf der zu dieser Zeit in Penig ansässige Bildhauer Johann Gottfried Stecher (1718–1776).[14]
Die B 107 (Rochlitz–Chemnitz) führt durch den Osten des Gemeindegebietes und auch die B 175 verläuft im Norden des Gemeindegebietes (Rochlitz–Geringswalde). Die durch den Ortsteil Steudten führende Bahnstrecke Glauchau–Wurzen („Muldentalbahn“) ist nicht mehr in Betrieb, auch die durch den Ortsteil Döhlen führende Bahnstrecke Waldheim–Rochlitz wurde stillgelegt.
Eine Reaktivierung der Strecke ist derzeit politisch in der Diskussion.
Seelitz liegt am Mulderadweg.
Bahnhof Steudten (2016)
Haltepunkt Döhlen (2016)
Literatur
William Clemens Pfau: Grundzüge der älteren Geschichte des Dorfes Seelitz und seiner Kirche. Verlag Bode, 1902.
Neue Sächsische Kirchengalerie. Band: Die Parochie Seelitz. Verlag Strauch, Leipzig 1909. (Digitalisat)
Richard Steche: Seelitz. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 14. Heft: Amtshauptmannschaft Rochlitz. C. C. Meinhold, Dresden 1890, S. 90.
Weblinks
Commons: Seelitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑The State Historical Society of Missouri: Perry County Place Names. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. März 2016; abgerufen am 25. September 2015.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/shs.umsystem.edu
↑ abcdefghijklmnStatistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
↑ abcdefghijMinisterium des Innern des Landes Sachsen (Hrsg.): Verzeichnisse der seit Mai 1945 eingemeindeten Gemeinden und Nachweis über die Aufgliederung der selbständigen Gutsbezirke und Staatsforstreviere. 1952.
↑Richard Steche: Seelitz. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 14. Heft: Amtshauptmannschaft Rochlitz. C. C. Meinhold, Dresden 1890, S. 90.
↑Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen II, Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz. München 1998, ISBN 3-422-03048-4, S. 911.