(Johann) Peter Dickel entstammte einer Orgelbauerfamilie. Der Großvater Johann Heinrich Dickel (* 25. Februar 1745 in Berghausen bei Bad Berleburg; † 1796 in Mosbach) war Geselle bei Knaut in Heidelberg und heiratete 1769 Margarethe Friederike Müller, die Tochter des Orgelbauers und Knaut-Nachfolgers Johann Friedrich Ernst Müller aus Heidelberg.[3] Von Mosbach aus baute er ab 1771 mindestens 15 neue Orgeln. Dem Ehepaar wurde (Philipp) Heinrich Dickel (* 21. Februar 1783 in Mosbach; † 15. Februar 1870 in Treisbach) geboren, der ab 1809 in Wingeshausen als Orgelbauer nachweisbar ist. Er reparierte Orgeln und schuf etwa ein Dutzend Orgelneubauten, die als minderwertig galten. So sei das gebrauchte Instrument in Ginseldorf, das Dickel 1833 lieferte, „ein erbärmlich Werk, das die Gemeinde einem unerfahrenen Orgelflicker, Dickel aus Treisbach, abgekauft hatte.“[4] Von ihm sind nur die Prospekte in Treisbach und Amönau erhalten. Am 26. März 1812 heiratete er die Witwe Elisabeth Gertraud Dickel. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Philipp Heinrich Dickel am 18. Juli 1819 Anna Catharina Immel († 3. August 1844) und ließ sich in Treisbach als Orgelbauer nieder.[5] Sein Schwiegervater Johann Jost Immel war dort Gemeindevorsteher. Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor.[6]
Keine acht Wochen nach der Hochzeit wurde Peter Dickel am 8. September 1819 geboren. Erstmals ist er als Orgelbauer bei einer Reparatur 1842/1843 in Kleinseelheim zusammen mit seinem Vater nachgewiesen.[7] Er übernahm bereits im Jahr 1845 die Werkstatt des Vaters, der sie ihm aufgrund seiner schwachen Gesundheit vorzeitig übergab.[3] Am 18. Februar 1849 heiratete Peter Dickel in Treisbach Karoline Sophia Häuser, eine Tochter des Ebsdorfer Schulmeisters Johann Häuser. Unter der Leitung von Peter Dickel nahm die Werkstatt einen deutlichen Aufschwung; bis Ende der 1880er Jahre entstand jährlich etwa eine neue Orgel. Bisher sind 32 Neubauten nachgewiesen. In der Regel verfügen seine Dorforgeln über bis zu zehn Register auf einem Manual und Pedal. Nur vereinzelt baute Dickel zweimanualige Werke. In Westhessen war Dickel der meistbeschäftigte Orgelbauer seiner Zeit.[8] Zwei Kinder starben im Säuglingsalter. Die Tochter Amalie (* 24. Oktober 1853) heiratete 1884[9] den Landwirt und Schreiner Johannes Acker, der in der Orgelwerkstatt mitarbeitete.[10] Der Sohn Heinrich (* 3. März 1856 in Treisbach; † 15. August 1877[11]) verstarb mit 21 Jahren und konnte die Werkstatt nicht übernehmen, die mit dem Tod von Peter Dickel erlosch.[5] Dickel arbeitete mit dem kurhessischen Bezirkskonservatoren und Orgelforscher Ludwig Bickell aus Marburg zusammen, der den Prospekt für die Kirche in Großseelheim entwarf.[2]
Werkliste
Kursivschreibung gibt an, dass die Orgel nicht oder nur noch das historische Gehäuse erhalten ist. In der fünften Spalte bezeichnet die römische Zahl die Anzahl der Manuale und ein großes „P“ ein selbstständiges Pedal. Die arabische Zahl gibt die Anzahl der klingenden Register an. Die letzte Spalte bietet Angaben zum Erhaltungszustand oder zu Besonderheiten.
Gerhard Aumüller, Eckhard Trinkaus: Orgelbau im Landkreis Waldeck-Frankenberg. In: Friedhelm Brusniak, Hartmut Wecker (Hrsg.): Musik in Waldeck-Frankenberg. Musikgeschichte des Landkreises. Bing, Korbach 1997, ISBN 3-87077-098-8, S.144–202.
Franz Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band7,1). Band2: Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden. Teil 1: A–K. Schott, Mainz 1975, ISBN 3-7957-1307-2.
Franz Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band7,2). Band2: Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden. Teil 2: L–Z. Schott, Mainz 1975, ISBN 3-7957-1370-6.
Franz Bösken, Hermann Fischer: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band29,1). Band3: Ehemalige Provinz Oberhessen. Teil 1: A–L. Schott, Mainz 1988, ISBN 3-7957-1330-7.
Franz Bösken, Hermann Fischer: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band29,2). Band3: Ehemalige Provinz Oberhessen. Teil 2: M–Z. Schott, Mainz 1988, ISBN 3-7957-1331-5.
Peter Brusius, Dieter Schneider: Die Orgelbauerfamilie Dickel. Marburg 2013.
Willi Dickel: Ein Orgelbauer Dickel aus Berghausen. In: Blätter des Wittgensteiner Heimatvereins. Band 86, 1998/1, S. 2–3.
Hermann Fischer: 100 Jahre Bund Deutscher Orgelbaumeister. Orgelbau-Fachverlag, Lauffen 1991, ISBN 3-921848-18-0, S. 341.
Dieter Grossmann: Orgeln und Orgelbauer in Hessen (= Beiträge zur hessischen Geschichte. Band12). 2. Auflage. Trautvetter & Fischer, Marburg 1998, ISBN 3-87822-109-6.
Eckhard Trinkaus: Orgeln und Orgelbauer im früheren Kreis Ziegenhain (Hessen) (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Band43). Elwert, Marburg 1981, ISBN 3-7708-0713-8.
↑Grossmann: Orgeln und Orgelbauer in Hessen. 1998, S. 108.
↑Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 2, Teil 1. 1975, S. 375 f.
↑Gabriel Isenberg: Orgellandschaft im Wandel. Die Geschichte der Orgeln in den südwestfälischen Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein zwischen 1800 und 1945. Ein Beitrag zur Orgelgeschichte Westfalens. Hochschule für Musik Carl Maria von Weber, Dresden 2017, S.281, urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-167184 (Dissertation).
↑Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 2, Teil 2. 1975, S. 681.
↑Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 2, Teil 1. 1975, S. 412.
↑Trinkaus: Orgeln und Orgelbauer im früheren Kreis Ziegenhain (Hessen). 1981, 296.
↑Erwin Knauß: Die Geschichte der Kirche in der Rabenau. In: Erwin Knauß (Bearb.): Das 1200jährige Londorf und die Rabenau. Ein Heimatbuch. Verlag der Gemeinde Londorf 1958, S. 169–197, hier: S. 192.