Panzergrenadierbrigade 16
Die Panzergrenadierbrigade 16 „Herzogtum Lauenburg“ war eine Brigade der 6. Panzergrenadierdivision mit Sitz in Wentorf bei Hamburg und Elmenhorst (Lauenburg). Die Brigade war vor allem im Kreis Herzogtum Lauenburg stationiert und wurde am 5. Mai 1994 aufgelöst. Auftrag und OperationsplanGemäß General Defense Plan hatten Deckungskräfte der PzGrenBrig 16 in der Phase I den Auftrag, den Bundesgrenzschutz an der Innerdeutschen Grenze abzulösen[2][3][4]. Darüber hinaus soll in dieser Phase aus vorgeschobenen Stellungen und Teilen der PzBrig 18[2] das Gefecht gegen Kräfte des Warschauer Paktes ostwärts des Elbe-Lübeck-Kanals geführt werden. Im Süden bildet die Elbe die Grenze des Gefechtsstreifens, wo mit dem rechten Nachbar I. NL-Korps (3. Panzerdivision, 4. NL-Division und 5. NL-Division) Verbindung[2] gehalten musste. Im Laufe der Kampfhandlungen sollte die 1. UK-Infanteriebrigade[5], als Teil der UK Mobile Force im Rahmen der Operation „Cover Point“, die PzGrenBrig 16 ablösen, wobei Letztere in den Verfügungsraum der Brigade um Hamburg-Duvenstedt verlegt werden sollte. Raum- und KräfteaufteilungGemäß GDP aus dem Jahr 1985 hatte die PzGrenBrig 16 folgende Raum- und Kräfteeinteilung vorzunehmen:
FeuerplanDer Feuerkampf der Brigadeartillerie wurde durch den Brigadeartillerieführer im Brigadegefechtsstand PzGrenBrig 16 gemäß Feuerplan geführt[2]. Dazu mussten Teile des Raketenartilleriebataillons 62 (RakArtBtl 62 mit dem Waffensystem Mehrfachraketenwerfer 110 SF LARS) und Feldartilleriebataillon 61 (FArtBtl 61 mit Feldhaubitzen FH155 mm und Haubitzen 203 mm/M 110 A2)[2] unterstützen. Die Artillerie unterstützte durch Feuer Minenauffangsperren/Wurfminensperren im Bereich Bröthen und Lauenburg[2]. Als Konterbatterien bekämpfte die Brigadeartillerie aufgeklärte Feindartillerie-Feuerstellungen im Raum Greven – Lüttenmark – Gresse. Des Weiteren sollten die Räume um die Zonengrenze bei Langenlehsten, Waldränder um Bröthen, möglicherweise feindliche Annäherungen aus dem Raum Bickhusen, sowie die ELK-Übergangsstellen um Siebenbüchen, Dalldorf und Witzeeze durch Feuer abriegeln[2]. Panzer- und HeeresflugabwehrDie Panzerabwehr wurde durch zwei Schwärme PAHs unterstützt. Die Heeresflugabwehr wurde im Kern durch den aus 12 Flakpanzer Gepard bestehenden Flugabwehrkampfverband 62 (FlaKpfVbd 62)[2] gewährleistet. Dazu schützte jeweils eine PzFlakBttr den Verteidigungssektor des Panzergrenadierbataillons 162[2] mit den Übergängen bei Büchen und der Siebeneichener Schleuse und eine weitere für das PzGrenBtl 163 und PzBtl 164 durch einen FlaRiegel gegen Luftangriffe (Jagdbomber, Erdkampfflugzeuge etc.). Für die PzFlaBttr herrschte bis Auslösung der höchsten Alarmstufe “General Alert” aus Sicherheitsgründen Feuerverbot. SperrplanFür die Umsetzung des Sperrplans der PzGrenBrig 16 waren das Pionierbataillon 61 (PiBtl 61) und die Panzerpionierkompanie 160 (PzPiKp 160[2]) eingeteilt. Der Übergang über den ELK bei Siebeneichen wurde durch eine MLC 60[7]-Kriegsbrücke gewährleistet, um beidseits des Kanals zu gewährleisten. Im Raum Schwarzenbek wurden Pionierkräfte bereitgehalten, um der eigenen Truppe Marschbewegungen zu ermöglichen und Stellungen für das Panzerartilleriebataillon 165 (PzArtBtl 165) auszubauen. Weitere Aufträge waren das Sperren von Übersetzstellen über die Elbe zwischen Lauenburg und Geesthacht und Zugänge zur B5. Wurfminensperren mit entsprechenden Wirkzeiten sollten auf Befehl des Kampftruppenführers[2] (BrigKdr) ausgelöst werden. Zünd- und Schließtrupps der Pioniere hatten an den Sperren zu verbleiben, um diese zu schließen bzw. auszulösen. ABC-AbwehrDie PzGrenBrig 16 hatte bei Grande, Havighorst und Fahrendorf Hauptentstrahlungsplätze[2] für die Dekontamination eingerichtet. Weitere Truppenentstrahlungsplätze liefen unter der Verantwortung der einzelnen Truppenteile. LuftunterstützungDie Hauptaufgabe der Luftunterstützung lag in der Bekämpfung von feindlichen Gefechtsständen, Artilleriestellungen, Verfügungsräumen, Nachschubseinrichtungen etc. durch Gefechtsfeldabriegelung (BAI) und Luftnahunterstützung (CAS). GeschichteVorgeschichte als Kampfgruppe in der Heeresstruktur 1Zur Einnahme der Heeresstruktur 1 wurde die Kampfgruppe A 6 zum 2. Januar 1958 mit Standort des Stabes in der Flensburger Briesen-Kaserne neu aufgestellt.[8][1] Die Kampfgruppe A 6 war zunächst Teil der 3. Panzerdivision.[8] Als Teil der 3. Panzerdivision war die Kampfgruppe A 6 zunächst einem Arbeits- und Verbindungskommando unterstellt, das als Aufstellungsstab der 6. Grenadierdivision diente.[9] Zum 25. September 1958 wurde das Arbeits- und Verbindungskommando in den Stab und die Stabskompanie der 6. Division umgegliedert.[1][9] Der Stab der 6. Division führte die Kampfgruppe A 6.[9] Die Kampfgruppe A 6 gliederte sich frühestens ab Oktober 1958 in folgende Truppenteile:[A 1][8][9][1]
Heeresstruktur 2Zur Einnahme der Heeresstruktur 2 wurde zum 16. März 1959 die Kampfgruppe A 6 in die Panzergrenadierbrigade 16 umgegliedert.[8][1] Teile der Kampfgruppe A 6 wurden zur Aufstellung der Panzergrenadierbrigade 17 verwendet.[10] Die Panzergrenadierbrigade 16 war der 6. Panzergrenadierdivision unterstellt. Zur Brigade gehörten damals eine Stabskompanie, die Panzergrenadierbataillone 161, 162 und 163, die Panzeraufklärungskompanie 160, die Panzerjägerkompanie 160, die Panzerpionierkompanie 160, die Flugabwehrbatterie 160, das Versorgungsbataillon 166, das Panzerbataillon 164, das Feldartilleriebataillon 165 und das Feldersatzbataillon 167. Heeresstruktur 3Ab 1969 verlegt die Brigade nach Elmenhorst und Wentorf.[11] Die Stadt Flensburg verließ die Brigade offiziell am 12. Oktober 1969.[12] Heeresstruktur 4Das Einsatzgebiet der Panzergrenadierbrigade 16 „Herzogtum Lauenburg“ umfasste das südliche Schleswig-Holstein (Stormarn, Herzogtum Lauenburg und Lübeck) an der innerdeutschen Grenze, welches gegen Angriffe des Warschauer Paktes mit Stoßrichtung auf den Elbe-Lübeck-Kanal verteidigt werden sollte. Vorgesehen war eine Ablösung des Bundesgrenzschutzes und Sicherung des Kanalgebietes samt seinen Gewässerübergängen. Weiterhin sah der NATO-Verteidigungsplan vor, das Territorium östlich von Hamburg zu sichern und feindliche Verbände, eingebunden in das grenznahe Konzept der Vorneverteidigung im Raum Trittau und Mölln zu zerschlagen. Es wurden mit stark überlegenen Feindkräften gerechnet, die an der Abwehrlinie des Kanals so lange aufgefangen werden sollten, bis Divisionsreserven eingreifen konnten.[13] In der Heeresstruktur 4 unterstanden der Brigade um 1981:
1987 wurde der Brigade als erstem Bundeswehrverband überhaupt ein Beiname („Herzogtum Lauenburg“) verliehen. Sie war während der Zeit ihres Bestehens die größte Brigade.[15] Die Brigade umfasste im Herbst 1989 in der Friedensgliederung etwa 3615 Soldaten.[16] Die geplante Aufwuchsstärke im Verteidigungsfall lag darüber.[16] Zum Aufwuchs war die Einberufung von Reservisten und die Mobilmachung von nicht aktiven Truppenteilen vorgesehen.[16] Zum Ende der Heeresstruktur 4 im Herbst 1989 war die Brigade weiter Teil der 6. Panzergrenadierdivision und gliederte sich grob in folgende Truppenteile:[16][17][A 2]
Heeresstruktur 5 bis zur AuflösungNach der deutschen Wiedervereinigung wurde zuerst beschlossen, die meisten Verbände der Brigade aufzulösen und Stamm-/Aufwuchsbeziehungen zu bilden. In einer Nachsteuerung zur Heeresstruktur 5 wurde dann 1992 beschlossen, die Brigade vollständig aufzulösen. Die Brigade wurde zum 5. Mai 1994 außer Dienst gestellt. Angenommene Gliederung der ersten Version:
Vor der Auflösung der Brigade wurde Ende des Jahres 1993 der „Traditionsverband Panzergrenadierbrigade 16“ gegründet, der als Dachverband der Ehemaligenverbände der Brigade fungiert und seinen Sitz in einem ehemaligen Gebäude der Bismarck-Kaserne in Wentorf bei Hamburg hat. In ihm gliedern sich neben Traditionsverbänden der Bataillone auch zivile Vereine aus dem Umfeld. Sitz des Verbandes ist die „Alte 16“, ein Strohdachhaus, das als ältestes Gebäude Wentorfs gilt. ÜbungenNeben diversen Truppenübungsplatzaufenthalten in Munster, Bergen-Hohne, Sennelager nahm die PzGrenBrig 16 als Gesamtverband oder mit einzelnen Bataillonen unter anderem an folgenden Übungen teil[18]:
KommandeureDie Kommandeure der Brigade waren (Dienstgrad bei Kommandoübernahme):[8]
VerbandsabzeichenDie Blasonierung des Verbandsabzeichens für den Dienstanzug der Angehörigen der Panzergrenadierbrigade 16 lautete:
Das Verbandsabzeichen ähnelte in der Motivwahl dem Wappen Schleswig-Holsteins. Es zeigt die Schleswigschen Löwen für den Landesteil Schleswig und das Nesselblatt für den zweiten Landesteil Holstein. Die Löwen sind Hauptmotiv im Wappen Dänemarks; mit den dänischen Streitkräften kooperierte die Division eng im Rahmen des deutsch-dänischen Korps LANDJUT. Die Verbandsabzeichen der Division und der unterstellten Brigaden waren bis auf die Borde identisch. In der Tradition der Preußischen Farbfolge erhielt das Verbandsabzeichen der Panzergrenadierbrigade 16 als „erste“ Brigade[A 3] der Division einen weißen Bord. Da sich die Verbandsabzeichen der Brigaden der Division nur geringfügig unterschieden, wurde stattdessen gelegentlich auch das interne Verbandsabzeichen des Stabes bzw. der Stabskompanie pars pro toto als „Abzeichen“ der Brigade genutzt. Es zeigte wie im Verbandsabzeichen das Nesselblatt auf grünem Schild. Grün war die Waffenfarbe der Panzergrenadiertruppe. Der aufgelegte Schild mit dem schwarz-weiß gestückelten Bord (die Farben Preußens) und dem Pferd folgte der Darstellung im Wappen des Kreises Herzogtum Lauenburg, das auf das Wappen des preußischen Herzogtums Lauenburg zurückgeht. Das Pferd auf roten Grund ist das Sachsenross ähnlich wie im Wappen Niedersachsens. Siehe auch
Weblinks
Anmerkungen
Einzelnachweise
Koordinaten: 53° 29′ 21,7″ N, 10° 15′ 35,9″ O |