Aufgrund der COVID-19-Pandemie kam es im Vorfeld der Weltmeisterschaft zu Diskussionen, was die Austragung angeht. So wurde der für die Ranglisten relevante Dartsport bei der PDC am 15. März 2020 ausgesetzt. Erst mit dem Neustart der Super League Darts am 16. Mai 2020 wurde wieder ein Qualifikationsturnier für die WM ausgespielt. Wiederaufnahmetermin des PDC-Spielbetriebes war mit der PDC Summer Series der 8. Juli 2020. Zudem wurde ab dem 18. Juli 2020 mit dem World Matchplay wieder ein Major-Turnier ausgetragen.[1]
Am 23. November 2020 veröffentlichte die PDC auf ihrer Website die Daten und Pläne für die World Darts Championship. Das Turnier startete am 15. Dezember 2020 und war mit dem Finale am 3. Januar 2021 die Erste seit 2017, deren Endspiel nicht direkt am Neujahrstag ausgetragen wurde. Außerdem wurde bestätigt, dass das Turnier im Alexandra Palace in London stattfindet.[2] Des Weiteren gab die PDC Anfang Dezember bekannt, dass pro Session bis zu 1.000 Zuschauer, die ausschließlich aus Großbritannien kommen durften, den Spielen beiwohnen können. Untersagt waren jedoch Verkleidungen und Gesänge.[3] Diese Möglichkeit wurde aber ab dem 16. Dezember wegen der Einstufung der britischen Behörden von London in eine höhere Risikostufe ausgesetzt.[4] Mit Ausnahme des ersten Spieltages fanden somit alle Partien ohne Zuschauer im Alexandra Palace statt.
Am 3. Dezember 2020 wurden die Partien von Wayne Mardle ausgelost und am Folgetag terminiert.[5] Nachdem der Schotte Gary Anderson Kontakt zu einer positiv auf das Coronavirus getesteten Person gehabt hatte, wurde dessen Partie vom 20. auf den 23. Dezember verlegt.[6]
Turnierverlauf
Durch seine Teilnahme wurde Paul Lim aus Singapur ältester Spieler bei einer PDC-Weltmeisterschaft. Der 66-Jährige gewann zudem auch, nach einem 0:2-Rückstand, sein Spiel in der 1. Runde gegen Luke Humphries aus England.[7] In der zweiten Runde scheitere er schließlich am amtierenden World-Matchplay-Sieger Dimitri Van den Bergh aus Belgien, der gegen Lim einen Average von 105,61 spielte. Im Achtelfinale kam es dann zum Duell mit dem Engländer Dave Chisnall. Auch hier spielte Van den Bergh einen Average von über 100 Punkten, jedoch war Chisnall in starker Form und hatte zwischenzeitlich eine Doppelquote von 75 Prozent und sicherte sich somit die Viertelfinalteilnahme.[8]
Im gleichen Abschnitt des Turnierbaums spielte sich der Niederländer Michael van Gerwen mit Siegen über Ryan Murray und Ricky Evans ins Viertelfinale. Gleich in seinem Auftaktmatch gegen Murray spielte er den höchsten Average der WM (108,98 Punkte). Im Viertelfinale traf er auf den Engländer Joe Cullen. Cullen, der im gesamten Spiel 19 mal 180 Punkte warf, führte bereits mit 3:1-Sätzen, ehe er im sechsten Satz einen Matchdart auf das Bullseye vergab. Van Gerwen glich daraufhin zum 3:3 in Sätzen aus. Im siebten Satz vergab Cullen erneut einen Matchdart auf das Bullseye und unterlag schließlich im siebten Satz im Entscheidungsleg.[9]
Im Duell zwischen van Gerwen und Chisnall kam es dann zu einer der größten Überraschungen der Weltmeisterschaft. Van Gerwen, der seit 27 Spielen gegen Chisnall nicht mehr verloren hatte, schied mit 0:5-Sätzen aus dem Turnier aus. Einen Sieg über van Gerwen ohne Satzverlust war zuvor nur Phil Taylor gelungen.[10]
Im zweiten Teil der oberen Turnierhälfte schieden in der zweiten Runde mit Michael Smith und Rob Cross die Nummer 4 und 5 der Setzliste bereits früh aus der Weltmeisterschaft aus. Auch für Adrian Lewis, der an Position 21 gesetzt war, war nach seiner Niederlage gegen den US-Amerikaner Danny Baggish in Runde zwei Schluss. Geschichte schrieb hingegen Diogo Portela aus Brasilien, der als erster Südamerikaner überhaupt ein Spiel bei einer PDC-Weltmeisterschaft gewinnen konnte.
Der zweifache Weltmeister Gary Anderson, der in Runde zwei den Letten Madars Razma besiegen konnte, traf anschließend auf Mensur Suljović aus Österreich. Auch hier ging Anderson als Sieger hervor, jedoch übte der Schotte in einem Interview nach dem Spiel harte Kritik an der Spielweise des Österreichers.[11] Infolgedessen schalteten sich auch ehemalige Spieler wie Wayne Mardle oder Rod Harrington ein und kritisierten Anderson für seine Äußerungen. Anderson konnte sich jedoch weiter zum Finale vorkämpfen, so schlug er im Achtelfinale den Südafrikaner Devon Petersen und konnte im Viertelfinale Dirk van Duijvenbode, der zuvor Glen Durrant und Rob Cross besiegt hatte, aus dem Turnier nehmen.
Im ersten Teil der unteren Turnierhälfte kam es nach dem Erstrundensieg von Nico Kurz über Andy Hamilton zu einer WM-Premiere. So trafen mit Kurz und Gabriel Clemens erstmals in der WM-Geschichte zwei deutsche Spieler aufeinander. Trotz vier Highfinishes, davon drei in Folge zum Gewinn des zweiten Satzes, von Kurz ging am Ende Clemens als Sieger aus der Partie hervor und traf in der dritten Runde auf den Titelverteidiger Peter Wright aus Schottland.[12] Der Schotte, der am ersten WM-Tag als Grinch verkleidet auf die Bühne kam, hatte jedoch das Nachsehen gegen Clemens und unterlag mit 4:3-Sätzen. Clemens schrieb somit Dartsgeschichte, da er als erster Deutscher in ein WM-Achtelfinale bei der PDC einzog. Gleiches galt für seinen Gegner Krzysztof Ratajski, der als erster Pole in einem Achtelfinale stand. Die beiden Spieler lieferten sich ein ausgeglichenes Spiel und so kam es im letzten Satz zu einem Entscheidungsleg. Der Pole spielte sich schnell bis auf 56 Punkte herunter, während Clemens noch 287 Punkte übrig hatte, konnte jedoch durch eine 180 nochmals Druck auf Ratajski ausüben. Dieser vergab seine ersten beiden Matchdarts. Doch auch Clemens konnte seine Chance durch einen Treffer auf die Doppel-16 nicht nutzen. Infolge vergaben beide Spieler jeweils sechs Matchdarts und standen am Ende beide bei zwei Punkten Rest. Der Pole konnte schließlich als Erster die Doppel-1 treffen und somit ins Viertelfinale einziehen.[13] Dort traf er auf Stephen Bunting, gegen den er mit 3:5-Sätzen unterlag. James Wade spielte in der dritten Runde gegen Bunting ein Nine dart finish, das erste bei einer Weltmeisterschaft seit 2016.
Im letzten Teil des Turnierbaumes konnte sich der an Position 3 gesetzte Waliser Gerwyn Price mit Siegen über seinen Landsmann Jamie Lewis, Brendan Dolan aus Nordirland und den Engländer Mervyn King, zum zweiten Mal in Folge für das Viertelfinale qualifizieren. Sein Gegner war der Nordire Daryl Gurney, der jedoch schnell mit 0:2 in Sätzen zurücklag. Gurney kämpfte sich jedoch wieder ran und zwang Price im letzten Satz zu einem entscheidenden Leg. Dort nutzte der Nordire seine Matchdarts allerdings nicht und Price entschied das Spiel zu seinen Gunsten.[14]
Das erste Halbfinale spielten Gerwyn Price und Stephen Bunting untereinander aus. Gleich zu Beginn konnte Bunting durch ein 120er Finish das erste Break spielen. Price konnte sich mit zwei gewonnenen Legs in Folge zurückkämpfen, jedoch spielte Bunting im vierten Leg mit 117 Punkten erneut ein High-Finish. Im Decider hingegen war Price überlegen und sicherte sich den ersten Satz. Es folgten zwei weitere Legs zugunsten des Walisers, wovon er eines durch ein 140er Finish gewann. Bunting jedoch konnte diesen Satz für sich entscheiden. Auch Satz 3 ging an Bunting, der zu diesem Zeitpunkt eine Checkout-Quote von 80 Prozent hatte. Auch zu Beginn des vierten Satzes war Bunting überlegen und checkte 136 zum 1:0. Price jedoch glich mit einem Finish von 137 aus. Die zwei folgenden Legs sicherte sich aber erneut Bunting und ging somit mit 3:1 in Führung. Erst im fünften Satz schwächelte Bunting auf die Doppelfelder und Price glich zum 3:3 in Sätzen aus. Im siebten Satz vergab Price zwei Setdarts, was Bunting mit einem Finish von 118 Punkten ausnutzte und wieder in Führung ging. Doch Price kam erneut zurück und sorgte mit einem Set-Average von 113,08 Punkten für das 4:4. Es folgte das 5:4 für Price, der schließlich auch den letzten Satz gewann und ins Finale einzog. Mit diesem Spiel wurden zwei neue Rekorde bei einer Weltmeisterschaft aufgestellt. Zum einen 13 Finishes über 100 in einem Spiel und zum anderen 8 Finishes über 100 von einem Spieler während einer Begegnung.[15]
Als Sieger des zweiten Halbfinales ging Gary Anderson hervor. Dieser konnte sich gleich zu Beginn den ersten Satz sichern. Im zweiten Satz spielte sein Gegner Dave Chisnall ein 170er Finish und glich im Decider zum 1:1 in Sätzen aus. Der dritte Satz ging wiederum über die volle Distanz, jedoch war es dieses Mal Anderson, der den Satz gewann. Auch im darauffolgenden Satz hieß der Sieger Anderson. Chisnall konnte daraufhin zum 2:3 verkürzen. Erneut in den Decider ging es im sechsten Satz, in dem beide Spieler Doppelfelder verfehlten und der Schotte erneut siegreich war. Chisnall verkürzte erneut auf 3:4, konnte Andersons fünfte Finalteilnahme am Ende jedoch nicht verhindern.[15]
Im Finale zwischen Gerwyn Price und Gary Anderson konnte der Schotte zu Beginn mit 2:0-Legs in Führung gehen, verlor jedoch die drei Folgenden und damit auch den ersten Satz. Im zweiten Satz machte es Anderson besser und glich in Sätzen aus. Price kam besser aus der Pause zurück und entschied die ersten beiden Legs für sich, zwar checkte Anderson 170 Punkte aus, konnte jedoch den Satz nicht mehr drehen. Auch in den zwei folgenden Sätzen behielt der Waliser die Oberhand und ging mit 4:1 in Führung. Seine Checkoutquote lag zu diesem Zeitpunkt bei 80 Prozent. Auch der sechste Satz lief für Price sehr gut, nachdem er 161 gecheckt hatte, verfehlte er die Doppel 12 für ein Nine dart finish nur knapp. Nach erneutem Satzgewinn für Price konnte Anderson auf 5:3, nachdem Price bereits Matchdarts vergeben hatte, verkürzen. Auch im neunten Satz zeigte Price Nerven, konnte sich aber nach zwölf vergebenen Matchdarts zum Weltmeister krönen.[16] Er wurde damit der erste walisische Weltmeister bei der PDC.
Modus
Das Turnier wurde im Modus Best of Sets und der Spielvariante Double-Out gespielt.
Ein Set gewann der Spieler, der als erstes drei Legs für sich entschied. Ein Leg gewann der Spieler, der als erstes genau 501 Punkte warf. Der letzte Wurf eines Legs musste auf ein Doppelfeld erfolgen.
Anders als bei den bisherigen Auflagen, griff beim Stand von 2:2 Legs in einem entscheidenden letzten Set die Two-clear-Legs-Regel nicht. Das fünfte Leg war in diesem Fall das entscheidende Leg.[17]
Teilnehmer
Qualifikation
Wie im Vorjahr nahmen an der Weltmeisterschaft 96 Spieler teil. Das Teilnehmerfeld setzte sich aus den 32 bestplatzierten Spielern der PDC Order of Merit, den Top 32 nicht qualifizierten Spielern der PDC Pro Tour Order of Merit und 32 internationalen Spielern der World Championship International Qualifiers zusammen.
Die gesetzten Spieler (Top 32 der PDC Order of Merit) stiegen erst in der zweiten Runde ins Turnier ein.
IrlandCiarán Teehan (PDPA UK Tour Card Holder Qualifier)
NiederlandeNiels Zonneveld (PDPA Rest of the World Tour Card Holder Qualifier)
1
Martijn Kleermaker wurde vor seinem ersten Spiel positiv auf SARS-CoV-2 getestet und konnte deshalb nicht antreten. Ursprünglich war als Ersatz Josh Payne, der höchstplatzierter Spieler der sechs finalen Runden der Qualifiers war, vorgesehen. Da Payne jedoch Kontakt zu einer positiv auf SARS-CoV-2 getesteten Person hatte, durfte er ebenfalls nicht antreten. Aufgrund dieser Umstände erhielt der Südafrikaner Cameron Carolissen ein Freilos.[18]
2
Ursprünglich hatte sich Kim Viljanen als Erster der PDC Nordic & Baltic Order of Merit für die Weltmeisterschaft qualifiziert, er musste jedoch seine Teilnahme aus gesundheitlichen Gründen absagen. Für ihn rückte sein Landsmann Marko Kantele als Dritter der PDC Nordic & Baltic Order of Merit nach.[19]
Preisgeld
Bei der Weltmeisterschaft 2021 wurden – wie bereits in den zwei Jahren zuvor – insgesamt £ 2.500.000 an Preisgeldern ausgeschüttet. Erstmals seit 20 Jahren gab es kein zusätzliches Preisgeld für einen Nine dart finish. Hätte ein Spieler allerdings zwei Nine dart finishes während der Weltmeisterschaft gespielt, hätte er einen Bonus in Höhe von £ 100.000 erhalten.[20] Sollten mehrere Spieler Anspruch auf die Boni haben, werden sie gleichmäßig aufgeteilt.
Das Preisgeld wurde unter den Teilnehmern wie folgt verteilt:[21]
Position (Anzahl der Spieler)
Preisgeld
Gewinner
(1)
£ 500.000
Finalist
(1)
£ 200.000
Halbfinalisten
(2)
£ 100.000
Viertelfinalisten
(4)
£ 50.000
Achtelfinalisten
(8)
£ 35.000
Verlierer der 3. Runde
(16)
£ 25.000
Verlierer der 2. Runde
(32)
£ 15.000
Verlierer der 1. Runde
(32)
£ 7.500
Gesamt
£ 2.500.000
Ergebnisse
Die Zahl hinter dem Namen gibt den 3-Dart-Average an, also wie viele Punkte im Schnitt mit drei Darts/Würfen erzielt wurden.
Die Tabelle nennt alle Spieler, die in einem Match einen Average von mindestens 100 erzielten. Bei mehrfach vertretenen Spielern wird dies durch die Zahl in Klammern angegeben.
Für die Produktion der Fernsehbilder war der britische Privatsender Sky Sports verantwortlich. Folgende Sender zeigten die Weltmeisterschaft in verschiedenen Ländern:
Die WDC wurde 1992 in Konkurrenz zur BDO gegründet und trägt seit 1994 ihre eigene Weltmeisterschaft aus. Im Juni 1997 änderte sie ihren Namen zu PDC. Die BDO wurde im Jahr 2020 aufgelöst, demnach trägt sie keine Weltmeisterschaft mehr aus. Stattdessen richtet nun die WDF eine eigene Weltmeisterschaft aus. Der mitunter ebenfalls als Weltmeisterschaft bezeichnete WDF World Cup wird nicht als World Professional Darts Championship gezählt.